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About Google Book Search Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web at |http : //books . google . com/ über dieses Buch Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. Nutzungsrichtlinien Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 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SEKRETARIAT IN ROM IN ATHEN Herr E. Petersen, Erster Sekretär. „ Ch. Hülsen, Zweiter Sekretär. Herr W. Dörpfeld, Erster Sekretär Zweiter Sekretär fehlt zur Zeit. MITGLIEDER DES INSTITUTS I EHREN-MITGLIEDER Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit Erzherzog Rainer. Seine Königliche Hoheit Prinz Rupprecht von Bayern. Seine Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen. Seine Hoheit Prinz Friedrich Kari von Hessen. Seine Durchlaucht der Fürst Johann von und zu Liechtenstein. Seine Durchlaucht Fürst von Radolin, Paris. Herr R. von Keudell, Berlin. ^ H. Lehmann, Halle a. S. „ Graf von und zu Lerchenfeld, Berlin. Donna Ersilia Caetani, contessa Lovatelli, Rodi. Herr Graf von Plessen-Cronstern, Athen, „ J. von Radowitz, MadM. „ A. von Swenigorodskoi, Aachen. II ORDENTLICHE MITGLIEDER Herr F. Adler, Berlin. Herr M. R. de Berlanga, Malaga. „ Conte A. Antonelli, Terracina. I „ J. J. Bernoulii, Basel. B. Arnold, München. j „ H. Blümner, Zürich. E. Babelon, Pai'is. F. Barnabei, Rom. Barone G. Barracco, Rom. A. de Barthelemy, Paris. 0. Benndorf, Wien. J. Boehlau, Cassel. L. Borchardt, Cairo, E. Bormann, Wien. R. Borrmann, Berlin. M. Botkin, St. Petersburg. Herr E. Brizio, Bologna. A. Brückner, Berlin. F. Böcheler, Bonn, F. Bulic, Spalato. R. Cagnat, Paris. ' F. Calvert, Dardanellen. A. Castellani, Rom. ' G. Calderini, Rom. , W. von Christ, München. \ March. B. Chigi, Siena. I M. Collignon, Paris. i S. Colvin, London. ! A. Conze, Berlin, F. Cumont, GtTi^ H. Dessau, Berlin. | n. Diels, Berlin, C. Dilthey, Göttingen. \V. Dittenberger, ^cr/fe a. S. \V. Dörpfeld, /l^Ä^n. A. von Domaszewski, HeiMbeiy, i 0. Donner-von Richter, Frank- \ fuH a. M. I J. Dragatsis, Pirdus. St. Dragumis, Athen. i H. Dressel, Berlin. ' L. Duchesne, Ro7n. ' F. V. Duhn, Heidelberg. F. Ehrle, Rom. R. Engel mann, Berlin. A. Erman, Berlin. A. J. Evans, Oxford. E. Fabricius, Freiburg i. Br. I J. Ficker, Strassburg i. E. j A. Flasch, Erlangen. ; R. Förster, Breslau. ' P. Foucart, Paris. M. Frank el, Berlin. \ L. Fried 1 ander, Strassburg i. E. \ W. Fröhner, Pa^ns. A. Furtwängler, München, , Herr R. Gädechens, J^na. „ G. F. Gamurrini, -^r^e^ö. ^ E. A. Gardner, London. ,, P. Gardner, Oxford, ^ G. Gatti, jRaw. „ G. Gherardini, Padua, ^ \V. W. Goodwin, Cambridge^ Mass. „ H. Grimm, Berlin. „ W. Guriitt, Grae. ^ 0. Hamdy-Bey, Konstantinopel. „ J. Hampel, Budapest. „ A. Harnack, Berlin. „ W. von Hartel, If^t^. „ B. Haussoullier, Paris. „ B. V. Head, London, „ R. Heberdey, Smyrna. „ J. L. Heiberg, Kopenhagen. „ W. Heibig, Äom. „ Th. von Heldreich, Atlien. „ E. von Herzog; Tübingen. „ F. Hettner, Trier. „ L. Heuzey, Paris, „ F. Hiller von Gärtringen, Berlin, „ 0. Hirschfeld, Berlin. „ A. Holwerda, Leiden. „ Th. Homolle, Athen. „ E. Hübner, Berlin. ^ Ch. Hülsen, 7?om. „ L. Jacobi, Homburg v. d. H. „ F. Imhoof- Blumer, Winterthur. „ C. Justi, Bonn. „ G. Kaibel, Göttingen. ^ E. Kaiinka, Czeimowitz. „ A. Kalkmann, Berlin. „ P. Kavvadias, Athen. „ R. Kekule von Stradonitz, Berlin, „ F. Kenner, IVt^n. „ G. von Kieseritzky, St. Peters- burg. — 6 — Herr A. Kirchhoff, Berlin. W. Klein, Prag. U. Köhler, Berlin, F. Koepp, Münster L W. G. Körte, Rostock. R. Koldewey, Berlin. A. Kondostavlos, At/ien. W. Kubitschek, Wien. Sp. Lambros, Athen. R. A. Lanciani, Ro7n. Graf C. Lanckoronski, Wien. B. Latyschev, St. Petersburg. H. Lehner, Bonn. F. Leo, Göttingen. V. Leonardos, Athen. G. Löschcke, Bonn. E. Löwy, Äom. 0. Lüders, ^^A^w. G. Lumbroso, jRom. 0. Marucchi, Rom. G. Maspero, Paris. A. Mau, Ä07W. A. Meletopulos, Pirdus. E. Meyer, i?o/fc a. S. A. Michaelis, Strassburg i. E. L. A. Milani, Florenz. A. Milchhüfer, Kiel. A. Mommsen, Hamburg. Th. Mommsen, Berlin. 0. Montelius, Stockholm. J. II. Mordtmann, Sahnik. K. Mowat, Paris. N. Müller, J3e/-/m. E. Müntz, Paris. A. S. Murray, Lomlon. K. Mylonas, ^^Ä^i. G. Niemann, TI^?V?72. B. Niese, Marburg. W. Nissen, Bonji. Gh. E. Norton, Camb)*idge, Mass. Herr F. Ohlenschlager, München. „ J. Oppert, Paris. „ P. Orsi, Sgrakus. „ J. Pandasidis, Athen. ^ E. Pais, Neapel. „ F. C. Penrose, London. „ E. Pemice, Berlin. „ G. Perrot, Pam. „ E. Petersen, Rom. „ G. de Petra, Neapel. „ Flinders Petrie, London. „ D. Philios, Athen. „ L. Pigorini, Äowi. „ W. Pleyte, Leiden. „ C. Popp, München. „ E. Pottier, Pa)*is. „ A. Prachov, Kiew. „ 0. Puchstein, Freiburg i. Br. „ W. M. Ramsay, Aberdeen. „ E. Reisch, Wien. „ R. Richardson, Athen. „ 0. Richter, Berlin. ^ C. Robert, //a// L. Pallat. Vai^a: 2. Bulgarien. Herr W. Dobrusky. „ H. Skorpil. „ K. Skorpil. n 7J 0. Rubensohn. H. Schmidt. H. Schrader. L. Stern. R. Zahn. 3. Dänemark. Kopenhagen: Herr Ch. Blinkenberg. Bamberg : Bonn: n J. Führer. C. Künen. H. Lehner. A. Philippson. H. L. Strack. „ C. Jacobsen. „ S. Müller. ?5 79 4. Deutschland. r> A. Wiedemann. Berlin: Herr E. Assmann. Braunschii -eig'^ r> P. J. Meier. „ C. Bardt. Breslau: » 7) C. Masner. „ Ch. Beiger. Calw: 7> P. Weizsäcker. — 8 Clevc: 1 Herr F. Schneider. i München: Ileri • F. von Reber. Deutz: r) F. Wolff. n F. von Thiersch. Dresden: r) P. Herrmann. n H. L. Urlichs. r> F. Hultsch. Oberlahnstein n R. Bodewig. n L. Otto. Oldenburg: r> H. Stein. •n C. Wörmann. 1 Potsdam: r> R. Schillbach. Elberfcld: •n L. Martens. ■ Rostock: 7) 0. Kern. Frank/urta.AJ, •• 7) A. Hammeran. ! Schwerin: r> F. Schlie. 7i G. Wolff. i Stettin: n G. Kawerau. •^ J. Ziehen. \ Strassburgi.E B. Keil. Freiburg i.B/\: ' n F. Baumgarten. 1 n E. Schwartz. Gebweiler: r> J. S« hlumberger. 1 Stuttgart: n G. von Alten. Güssen: r» Br. Sauer. n J. Merz. Glückstadt: •n D. Detlefsen. n E. Paulus. Gotha: n B. Pick. ! ^ G. Sixt. V C. Purgold. Tübingen : n K. Lange. Göttingen: « W. Meyer. ! Wiesbaden: « E. Ritterling. Greifswald: « A. Gercke. 1 Wittenberg: V II. Guhrauer. 7) A. Körte. Worms: n C. L. Koehl. » A. Preuner. 1 r? A. Weckerling. Gr. Lichter- i felde: » R. Oehler. 1 Halberstadt: « H. Röhl. 5. Frankreich. Hannover: T) H. Graeven. Paris : Herr " IL Daumet. Jena: r> H. Geizer. i V P. Decharme. r) F. Noack. n S. Reinach. Karlsruhe: n H. Luckenbacli. Algier: 7> St. Gsell. Kiel: ri A. Schöne. ?? V. Waille. Königsberg i.P. • n 0. Rossbach. Pordeaux: n C. Jullian. Leipzig: r> E. Kroker. Constantine: T> A. Poulle. n F. Marx. Embrun T) A. Schneider. (Hauten Alpes) „ J. Roman. Liegnitz: n P. Wilski. (Jlermont- Lübeck: ^ C. Curtius. Ferrand (Pug Marburg LH.: T) E. Maass. de Donw): n A. Tardieu. Metz: « B. Kenne. Ljjon : T) P. Dissard. 7> C. Wich mann. n M. Ilüllcaux. München: V P. Arndt. n H. Lcchat. 7i E. Bodeusteiner. Moidins: r) A. Bertrand. » U. Bulle. Narbonne: n L. Berthomicu. — — Nizza: Herr F. Brun. Poitiers: „ C. de la Croix. Saintes: „ L. Audiat. St, Mai^ent: „ E. Esperandieu. Athen: Chalkis : Delphi: Mykonos : Faros: Syra : Tliera: Trikkala : Tripolis: Volo: London: 6. Griechenland. Herr D. Vikelas. -, Vyzantinos. „ M. Deffner. „ M. Dimitsas. ., E. Gillieron. ^ K. Karapanos. ^ P. Kastriotis. ^ J. Kokidis. -, K. Kuruniotis. ^ J. A. Londos. „ A. Philadelphevs. „ N. G. Politis. ^ H. von Prott. „ A. Schiff. „ A. Skias. „ G. Sotiriadis. „ J. N. Svoronos. „ E. Ziller. ^ A. Matsas. ^ A. Kondoleon. „ D. Stavropulos. „ J. Navpliotis. „ P. Serlendis. ., A. V lastos. - E. Vassiliu. ., M. Krispis. „ N. Stephanopulos. „ N. Georgiadis. „ D. Tsopotos. Orosshritannien. Herr J. Thacher Clarke. Sir J. Evans. London: Herr F. Cambridge: Sir R. Miss J. Manchester: Herr E. Newcastle- upon-Tyne: „ T. Oxford: „ F. Salisbury : „ J. South'Shields : „ R. Swanscombe: „ G. M. Nichols. le Page Renouf. . C. Perry. C. Jebb. Harrison. L. Hicks. Hodgkin. Haverfield. Wordsworth. Blair. C. Renouard. 8. Italien. Rom: Herr R. Ambrosi. ., W. Amelung. „ Fr. Azzurri. „ G. Boni. „ L. Borsari. ^ G. Calderini. „ L. Cantarelli. „ Conte A. Cozza. „ D. Gins. Cozza- Liizi. „ D. Farabulini. „ A. Galli. „ G. B. Giovenale. „ P. des Granges. ., F. Halbherr. „ P. Hartwig. ., A. de Lorenzo. „ E. Piccolomini. ^ L. Pollak. „ L. Savignoni. „ C. Stomaiuolo. ^ G. Tomassetti. „ P. di Tucci. „ D. Vaglieri. — 10 — Alatri: Herr de Persiis. laola delLiri: Herr G. Nicolucci. AHnssola- Macer ata: •7 Conte A. Silveri- Marina : 7) St. Grosso. Gentiloni. Anagni : 7) E. Martinelli. Feltria: 77 March. G. Antimi- Ancona: r» C. Ciavarini. Clari. Appignano (bei Marsala : 77 S. Struppo. Macer ata^: n ConteE.Tambroni- Marzabotto : rs Conte Aria. Armaroli. Messina : 75 G. Tropea. Aquila: V N. Persichetti. Milano: n S. Ricci. Arce: m F. Grossi. 75 C. Ruga. Ascoli Piceno : n G. Gabrielli. Monopoli dl r> G. Paci. Valdarno: 77 J. Falcbi. Bari: 75 M. Mayer. Montenero di 7> G. Milella. Bisaccia: 75 G. Caraba. Benevento: r> A. Meomartini. Muro: 75 L. Maggiulli. Bergamo: Ti G. Mantovani. Neapel: 77 A. Bourguignon. Bologna: » L. Frati. 77 Principe F.Colonna- n A. Zannoui. Stigliano. Brescia: r> P. da Ponte. 77 D. de Guidobaldi « P. Rizzini. 75 C. Mancini. Bnndisi: fl G. Nervegna. 77 G. Patroni. Cagliari: 7) F. Nissardi. 77 M. Spinelli, Prin- Caiazzo: n G. Faraone. cipe di Scalea. Chieti: 7) R. Cavarocchi. 77 P. Stettiner. Chitm: n P. Bonci-Casuccini. NajTii: 75 March. G. Eroli. Este: V A. Prosdocimi. Nocera Umbra • 77 R. Carnevali. Florenz: n D. Comparetti. Orvieto: 77 Conte E. Faina. » F. Corazzini. 75 R. Mancini. 15 G. Pellegrini. Osimo: 77 G. Cecconi. » March. Ridolfi. Padtia : 79 F. Cordenons. Forli: 79 G. Mazzatinti. Palermo: 77 L. Mauceri. n A. Santarelli. Palestrina : 1) V. Cicerchia. Formia: n A. Rubini. Pai-ma: T) G. Mariotti. Fossombrone: 77 A. Vernarecci. Pavia: 77 G. Canna. Genua: 77 G. Oberziner. 75 L. Mariani. Gesualdo: 77 F. Catone. Periu/ia: 75 G. Bellucci. S. Giovanni 77 Conte G, B. Rossi- Incanco: 77 D. Santoro. Scotti. Girgenti: 77 G. Picone. Pesaro: "-i March. C. Antaldi. Grosseto: 7» A. Barbini. Portici: 77 F. Salvatore Dino. 11 Reggio (Cala - Wien: Herr W. Wilberg. brta): Herr G. Caminiti. ^ F. Zamboni. 7i A. de Lorenzo. Btulapest: „ V. Knzsinsky. Savona : V V. Poggi. Cittavecchia: „ S. Ljubic. Ruvo: V A. Jatta. Czemotoitz: „ H. Dell. Sangiorgio a „ W. Judeich. Liri: n G. Lucciola. Görz: „ H. Majonica. Scafati: n F. Morlicchio. Graz: „ F. Pichler. Sezze: n F. Lombardini. „ J. Strzygowski. n G. Porri. Klagenfurt: „ K. V. Hauser. Siena: t) F. Donati. Prag: „ H. Swoboda. T) L. Zdekauer. Ragusa : , G. Gelcich. Spoleto: n G. Sordini. Sarajevo: „ C. Patsch. Spongano: « F. B. Castiglioni. Triest: „ A. Puschi. Svlmona : n A. de Nino. Zara : „ G. Alacevic. Tarent: n L. Viola. ^ L. Jelic. Terranova Fau- Santa: n P. Tamponi. Turin: 7i E. Ferrero. 11. Portugal. Trevico: n A. Calabrese. Lissabon: Herr A. Coelho. Umbertide: V A. Lupatelli. „ J. L. de Vascon- Urbisaglia: n F. S. Palazzetti. cellos. Venafro: n S. Vitali. Braga : „ J. J. da Suva Verona: T) A. Spagnuolo. Pereira Caldas. Volterra: r> E. Solaini. Guimaraens: „ F. Martins Sar- mento. 9. Niederlande. Oporto: „ J. de Vasconcellos Haag: Herr J. Rutgers. Amste^'dam: r> J. Six. 12. Russland. Groningen: 7» U. Boissevain. St, Peters- burg: Herr J. Jernstedt. 10. Österreich-Ungarn. „ N. Kondakoff. Wien: Ilcri • S. Frankfurter. „ R. Löper. r) M. Hörnes. „ A. Papadopulos y) P. Kretschmer. Keramevs. n E. Reinisch. „ Pomialowsky. n A. Riegl. „ M. Rostowzew. T A. Schindler. „ A. Stschukareff. ?i E. Szanto. „ T. Zielinsky. 12 — Dorpat: Herr W. Malmberg. 17. Türkei. Hehingfors: „ B. Graser. Constan- Moskau : „ Buslaieff. tinopel: Herr Halil-Edhem. Odessa: „ k, Nikitsky. r) A. Mordtmann. Warschau: „ N. Novossadsky. Äidin: f) M. Pappa-Konstan dinu. 13. Schweden und Norwegen. Alea:andrien: T) G. Botti. Upsala: Herr S. Wide. Artake: n N. Limnios. Söderhamn : „ J. Ccnterwall. Beimt: rt P. Schröder. Cairo: n F. von Bissing. 14. Schweiz. Candia : n J. Cliatzidakis. Basel: Herr E. Bethe. Chalki: •n 0. N. Askitis. ^ H. Dragendorff. Chios: n G. J. Solotas. „ J. Wackernagel. Kalymnos: r> W. R. Paton. St, Bernhard, • „ H. Lugou. Rhodos: n A. Casilli. Lausanne: „ W. Cart. r> St. Saridakis. Samos: n Th. Sophulis. 15 Serbien. Tf A. Stergioglidis. Belgrad: Herr M. Waltrowitz. n E. Stamatiadis. Samothrake : 1 N. B. Phardys. 16. Spanien. Smymn : 5? A. Fontrier. Madrid : Herr R. P. Fidel Fita. 7) P. Gaudin. „ J. R. Melida. V G. Sotiriu. ^ Marques de Mon- salud. 18 . Tanis. „ I. F. Riano. Carthago: Hen ' A. L. Delattre. „ E. Saavedra. Tunis: n P. Gauckler. Barcelona : ^ A. Elias de Möllns. Cadtjc: „ F. A. Vera. 19. Vereinigte Staaten von Amerika Elche: „ P. Ibarra y Ruiz. Berkeley: Herr B. J. Wheeler. Granada: „ M. G. Moreno. Chicago : T) W. G. Haie. Mahon : „ S. D. G. Llabres. Meadinlie, Malaga: „ G. Loring. Penns. : V G. F. Comfort. Medina St- Amherst^ Mass • • V .J. R. Sterrett. donia : „ M. Pardo de Fi- Princeton, gueroa. K J.: r) A.L. Frothingham. Vittana : „ F. Baraibar. Washington: n van Marter. — 13 — Publikationen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. h. P. = herabgesetzter Preis (nur bis auf Weiteres gültig). A. Periodische Publikationen. 1. ♦Monuraenti inediti. 12Bäiide. Rom 1829— 1885. Supplemente Berlin 1891. Gr. Folio. Berlin, Geor^^ Reimer. — Jeder Jahrgang bis 1860 M. 12, h. P. M. 6, von 1861 — 1885 M. 20, h. P. M. 10. Das Snpplementheft M. 40, h. P. M. 20. Die ganze Serie M. 444. 2. »Annali. 54 Bände. Rom 1829— 1885. 8«. Berlin, Georg Reimer. — Jeder Jahrgang bis 1860 M. 8, h. P. M. 4, von 1861 ab M. 15, h. P. M. 7,50. Die ganze Serie M. 303,50. 3. ♦Bullettino. 55 Bände. Rom 1829—1885. 8^ Berlin, Georg Reimer. — Jeder Jahrgang bis 1860 M. 4, h. P. M. 2, von 1861 ab M. 5, h. P. M. 2,50. Die ganze Serie M. 122,50. Annali, Bulletino und Monumenti 1854 u. 1855. — Je M. 24, h. P. M. 12. Annali und Monumenti 1856. — M. 24, h. P. M. 12. 4. •Repertorio universale (Inhaltsverzeichnis zu 1, 2, 3). Berlin, Georg Reimer. — Band I, Rom 1834—1843. 8«. M. 8, h. P. M. 4. Band II, Rom 1844— 1853. 8«. M. 8, h. P. M. 4. Band III, Rom 1854—1856. Folio. M. 2,40, h. P. M. 1,20. Band IV, Rom 1857—1863. 8». M. 4,80, h. P. M. 2,40. Band V, Rom 1864—1873. 8o. M. 5,60, h. P. M. 2,80. Band VI, Rom 1874 — 1885 und Supplement, Berlin 1891. 8^. M. 4,60, h. P. M. 2,30. 5. •Memorie. Rom 1832. S«. Berlin, Georg Reimer. — M. 12, h. P. M. 6. 6. *Nuove Memorie. Leipzig 1865. 8^ Berlin, Georg Reimer. — M. 18, h. P. M. 9. 7. Archäologische Zeitung. Berlin, Georg Reimer. 1843 — 1885. 43 Bände. 4^ — Jeder Jahrgang M. 12, soweit noch vorhanden. Die ganze Serie M. 600. Register dazu 1886. M. 12. 8. Antike Denkmäler. Berlin, Georg Reimer. 1886 ff. Imp.-Folio. — Jedes Heft M. 40. ßisiier erschienen Band I, Heft 1—5. Band II, Heft 1—3. 9. Jahrbucli und Anzeiger. Berlin, Georg Reimer. 1886 ff. S^, — Jeder Jahrgang M. IG, Der Anzeiger von 1896 an allein M. 3; ab 1901 Jahrbuch M. 20, Anzeiger M. 4. 10. Jahrbuch, Ergänzungsiiefte. Berlin, Georg Reimer. I, J. Strzygowski, Die Calenderbilder des Chronographen vom Jahre 354. 1888. 8^. M. 30. II, R. Bohn, Alterthümer von Aegae. 1889. 8<^. M. 24. III, IL Wiunefeld, Die Villa des Hadrian. 1895. S^ M. 20. Einzelne Bände und Einzelserien nur nach Massgabe des Vorraths. — 14 — IV, C. Humann, C. Cichorius, W. Judeich, F. Winter, Alterthümer von Hierapolis. 1898. S«. M. 24. 11. Mittheilungen. Römische Abtheilung (Bullettino, Sezione Romana). Rom, Loescher & Comp. 1886 ff. 8«. — Jeder Jahrgang M. 12. 12. Mittheilungen. Athenische Abtheilung. Athen, Karl Wilberg. 1876 ff. 8®. — Jahrgang I— X M. 15. Jahrgang XI ff. M. 12. 13. Ephemeris epigraphica, Corporis Inscriptionum Latinarum Supplementum, edita iussu Institut! Archaeologici Romani. 8 Bände. Berlin, Georg Reimer. 1872 ff. — Band I, M. 6. Band II, M. 8. Band 111, M. 10. Band IV, M. 16. Band V, M. 20,20. Band VI, M. 8. Band VII, M. 18. Band VIII, M. 25. B. Serien-Publikationen. 14. 1 Rilievi delle Urne Etrusche. Band I von H. Brunn. Rom 1870. 4''. Berlin, Georg Reimer. — M. 60, h. P. M. 40. — Band II, 1 von G. Körte. Berlin 1890, Georg Reimer. 4*. — M. 40, h. P. M. 30. — Band II, 2 von G. Körte. Berlin 1896. M. 40. 15. E. Gerhard, Etruskische Spiegel. Band V, bearbeitet von G. Körte und A. Klügmann. Berlin, Georg Reimer. 1884—1897. 40. M. 144. 16. R. Kekule, Die antiken Terrakotten. Berlin und Stuttgart, W. Spemann. Fol. Band I, Die Terrakotten von Pompeji, bearbeitet von H. von Roh den. 1880. M. 60. — Band II, Die Terrakotten von Sicilien, bearbeitet von R. Kekule. 1884. M. 75. 17. C. Robert, Die antiken Sarkophagreliefs. Band II, Mythologische Cykleu. Berlin, Grote. 1890. Fol. M. 225. — Band III, erste Abtheilung. 1897. Fol. M. 160. 18. A. Furtwängler und G. Loeschcke, Mykenische Thongefässe. Berlin, 1879. Georg Reimer. Fol. M. 40, h. P. M. 30. 19. A. Furtwängler und G. Loeschcke, Mykenische Vasen, vorhellenische Thongeißisse aus dem Gebiete des Mittelmeeres. Berlin, 1886. Georg Reimer. Fol. M. 115, h. P. M. 75. 20. E. Curtius und J. A. Kaupert, Karten von Attika. Berlin, Dietrich Reimer. Gr. Fol. 1881—1895. — Heft I, mit Text von E. Curtius, G. von Alten und A. Milchhöfer, M. 12. Heft II, mit Text von A. Milchhöfer, M. 16. Heft III, M. 12. Heft IV, M. 10. Heft V, M. 8. Heft VI, mit Text zu Heft III— VI von A. Milchhöfer, M. 7. Heft VII, M. 6. Heft VHI, M. 13. Text zu Heft VII— VIII von A. Milchhöfer, M. 2. Heft IX (Übersicht- und Gesamtkarte von Attika) im Massstab 1 : 100000. Mit Text und Register. M. 17. C. Einzelwerke. 21. Steffen, Karten von Mykenai. Berlin, Dietrich Reimer. 1884. 4^ Text von Steffen und Lolling. — Mk. 12. 22. R. Koldewey, Antike Baureste der Insel Lesbos. Mit 29 Tafeln und Text- abbildungen, 2 Karten von H. Kiepert. Berlin, Georg Reimer. 1890. Fol. M. 80, h. P. M. 40. — 15 — 23. Das Kuppelgrab von Menidi. Athen, Wilberg. 1880. 4°. — M. 8. 24. G. B. de Rossi, Plante Iconografiche e Prospettiche di Roma anterior! al Secolo XVI. Roma 1879. 4». Berlin, Georg Reimer. M. 32, h. P. M. 18. 25. R. Schöne, Le Antichita del Museo Bocchi di Adria. Roma 1878. Berlin, Georg Reimer. 4^. M. 24, h. P. M. 12. 26. Kellermann, Yigilum Romanoriim latercula duo Caelimontana. Roma 1835. 40. Berlin, Georg Reimer. M. 6,40, h. P. M. 3,20. 27. W. Henzen, Scavi nel bosco sacro dei Fratelli Arvali. Roma 1868. Fol. Berlin, Georg Reimer. M. 16, h. P. M. 8. 28. IL Jordan, De formae Urbis Romae fragmento novo. Roma 1883. 4°. Berlin, Georg Reimer. M. 1,60, h. P. M. 1. 29. A. Michaelis, Geschichte des Deutschen Archäologischen Instituts 1829 bis 1879. Berlin 1879, Georg Reimer. 8^. M. 6, h. P. M. 3. — Italienische Ausgabe M. 4,80, h. P. M. 2,40. 30. J. L es sing und A. Mau, Wand- und Deckenschmuck eines römischen Hauses aus der Zeit des Augustus. Berlin 1891, Georg Reimer. Fol. M. 40, h. P. M. 25. 31. Alexander Iwanoff, Darstellungen aus der heiligen Geschichte. 14 Liefe- rungen zu je 15 Blatt. Berlin, Georg Reimer. Fol. — Jede Lieferung M. 80, h. P. M. 20. (Lieferung 2 ist vergriffen.) 32. Sergius Iwauoff, Architektonische Studien. Heft I. Aus Griechenland. Mit Text von R. Bohu. Folio und Quart. 1892. M. 96. — Heft II. Aus Pompeji. Mit Text von A. Mau. Folio und Quart. 1895 Dazu Nachtrag. Folio und Quart 1898. M. 40. — Heft III. Aus den Thermen des Cara- calla. Mit Text von Chr. Hülsen. Folio und Quart. 1898. M. 120. 33. M. Botkin, Biographie A. Iwanoffs. Berlin, Georg Reimer. I88O1 4<>. M. 10, h. P. M. 5. 34. A. Mau, Katalog der Bibliothek des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts in Rom. Band L Rom, 1900. Loescher . M. 6. D. Schul-Wandtafeln. 35. Grabstele der Hegeso. 36. Sog. Alexander-Sarkophag aus Sidon. 37. Augustus-Statue von Prima Porta. Deutsche und österreichische Unterrichtsanstalten, welche ihre Bestellungen an den Generalsekretär des Instituts (Berlin W. Corneliusstr. 2) richten, erhalten jede dieser Tafeln zum Preise von 5 Mark 80 Pfennigen (einschliesslich der Ver- packung, ausschliesslich des Porto) direkt von der Verlags- Anstalt Fr. Bruckmann AG.-München zugesandt, an welche dann auch der Preis direkt einzuzahlen ist. Bei Bestellung mehrerer Exemplare für dieselbe Adresse ermässigt sich der für Ver- packung berechnete Betrag. DIOSKÜßEN IN TAßENT Von den zahllosen Terracotten welche zu Beginn der achtzi- ger Jahre dieses Jahrhunderts in Tarent zutage kamen, sind nur die auf den Ahnenkult (^) bezüglichen genauer besprochen und in Auswahl abgebildet worden. Von einer besonderen Gruppe von Thonreliefs, die bei keinem der drei in A. Evans Plan markierten Punkte, weder bei dem sanctuary of Kora and chthonic Bio- nysos im Nordwesten der grossen Unterstadt, noch im Nordosten derselben beim sanctuary of Persephone , noch endlich im Süd- westen bei den Thermen gefunden ist, scheint nirgendwo, die Bede gewesen zu sein, und die Terracotten selbst Evans nicht bekannt geworden zu sein (2). Es wird das mit den Wechselßllen des Ta- rentiner Museums zusammenhängen, wo ich diese Terracotten im J. 1889, dank der Liberalität Violas, welcher damals an der Zu- sammenfügung zusammengehöriger Bruchstücke arbeiten liess, sehen und für mich skizzieren konnte. Danach vermochte ich in diesen Böm. Mitth. 90 S. 216 die Haupttypen jener Thonreliefs namhaft zu machen und durfte die Hoffnung aussprechen, dass dieselben durch die Direcition des Ta- ren tiner Museums bald würden veröffentlicht werden. Das geschah nicht, sondern als ich etliche Jahre später das Museum wieder besuchte, fand ich nur ein ziemlich vollständig zusammengesetztes Belief im Museum ausgestellt, die übrigen Bruchstücke dagegen (») S. Viola, Notizie 81 S. 402, 404, 408, 425; Heibig, BulL d. Inst, 81 S. 196; Lenormant, Gaz. arch. 81/2 S. 148; Wolters, Arch. Zeit. 82 S. 285; DOmmler, Ann. d. Inst 86, 192, Mon. d. L XI Taf. LVf.; Furtw&ngler, Samml. Saburoff I S. 27 ; München. Sitz. Berr. 1897 TL S. 132. A. Eyans, Joum, hell, St. 86, 1. (*) Vgl. unten S. 50. Auch Fturtw&ngler erwähnt sie in seinem gedrängten Bericht, Berl. Phil. Woch. Sehr. 88 S. 1452 nicht 4 E. PETERSEN io einem Magazinraum, der noch allerlei andere Dinge enthielt, in einen Winkel zusammengekehrt. Nur in unbequemer Stellung konnte ich die Hunderte von Scher- ben Stück für Stück in die Hand nehmen und wieder auf einen Haufen legen, nachdem ich alle Stücke die mir beachtenswerth schienen ausgewählt hatte. Diese befestigte ich gruppenweise auf einen mit Stoff überkleideten Eistendeckel und photographierte sie alle in gleichem Abstände auf sieben Platten, nach deren Copien (0 diese Abbildungen gemacht sind, so viel wie möglich mit Zusam- mensetzung der verschiedenen Stücke. Sie nunmehr zu veröffentlichen darf ich wohl wagen, ohne mich dem Vorwurfe einer Indiscretion auszusetzen. Nach geßlliger Mittheilung Violas sind sowohl die Thonreliefs, von denen hier gesprochen werden soll, als auch eine ganze Anzahl von nicht für den Gebrauch gearbeiteten, nicht bemalten, sondern in grauer Thonfarbe belassenen Amphoren gefunden worden in dem Winkel des Platzes, der südwestlich von der Chiesa del Carmine in Violas Plan, Notizie 81 T. VI, im Nuovo Borge angegeben ist. Auch hier Hesse sich wie bei den Terracotten des fondo Giovinazzo streiten (2), ob es sich hier um sei es Verkaufs- sei es Ausschass- ware einer Töpferei oder um Weihgeschenke eines Heiligthumes handele. Für die Bestimmung des Lokals wäre die Entscheidung, wenn überhaupt möglich, natürlich m'cht gleichgiltig ; für die Beur- theilung der Terracotten selbst macht es wenig aus, ob sie, als dem Zweck nicht genügend ausgeschieden, in der Fabrik geblieben oder weggeworfen wären ; oder ob ihren Zweck erfüllend an hei- ligem Ort aufbewahrt ; oder üeberfüUung halber ausgekehrt : der Zweck wäre ja derselbe gewesen, einerlei ob die gefundenen Stücke ihm nicht genügten, noch genügten, oder nicht mehr genügten, als sie an den Ort geriethen, wo sie gefunden wurden. Gefunden sind sie beim Fundamentgraben in einem fosso, dem man nichts Wei- teres angesehen hat. Bestimmt waren die kleinen Täfelchen augenscheinlich geweiht zu werden: sie haben ja meist die Form eines kleinen Naiskos, in dessen Giebel, wenn nicht am Gebälk, mehrfach die Löchlein (^) Sie sind von der hiesigen Anstalt zu beziehen. («) Vgl. Heibig, a. a. 0. S. 196, Lenormant, a. a. 0. S. 167. DIOSKUREN IN TA REN T 5 erhalten sind zum Annageln an Pfosten oder Wand des Heilig- thums. Natürlich sind auch diese Pinakia aus Formen gewonnen, die von frei modellierten Originalen abgenommen waren; an Abb. IX 3 Pho. VI sind die Conturen der Vorderbeine des rechten Pferdes (nur in der Photographie zu sehen) doppelt; schwerlich durch ein in die Form und deren Ausgüsse übergegangenes pentimento am Original, sondern vielmehr durch eine Verrückung der Form auf dem Ausguss. Auch finden sich Wiederholungen nicht selten, wenn auch nur in kleinen Stücken. Derselbe Typus existierte aber auch in verschiedenen Grössen, die zur Herstellung des Typus immerhin dienen können. Für die Grössenschätzung genügt zu wissen dass 1, 1 , das vollständigste Stück, 0,21 hoch ist, VI mindestens 0/26 hoch war. Natürlich fehlte den Reliefs die Farbe nicht — sofern sie wirklich geweiht wurden oder werden sollten ; aber Spuren, und zwar nur von der üblichen weissen Grundierung habe ich nur bei einem Stück bemerkt; in der Photographie erkennt man sie mit der Lupe noch an vielen. Die Ausführung, an den Photographien besser zu beurtheilen als an den Zeichnungen, ist ungleich, mehr wohl durch verschiedenes Geschick des Künstlers als durch weitauseinanderlie- gende Entstehungszeiten. Darüber ist am Schluss noch ein Wort zu sagen; jetzt gilt es den Kreis der Darstellungen selbst erst einmal kennen zu lernen. Immer sind zwei Jünglinge dargestellt, beide wesentlich gleich an Gestalt und Tracht, im Thun, in Haltung oder Bewegung ; mit nur so viel Verschiedenheit, als am Ende auch zwei Brüder in lebendiger Wirklichkeit zeigen würden. Und dass sie Brüder sind, das lässt schon die stetige Verbindung und die allgemeine Gleich- heit ihrer Erscheinung erkennen ; deutlicher noch offenbart sich ihre innige Zusammengehörigkeit darin, dass öfter einer dem andern den Arm um den Hals legt; und ein sicheres Anzeichen dessen sind auch die schlanken Amphoren, welche in der Zweizahl, wie die Jünglinge selbst, immer dabei sind ('), meist an jeder Seite eine stehend, bald höher bald tiefer, seltener beide zusammen an einer Seite (^). (') Die Vasen fehlten wohl auch V 4 nicht; denn wie auf X 1 konnten sie tiefer vor der glatten Fläche stehen. («) So gewiss Vn 4 und VIII 1, vielleicht auch IV 3. E. PETERSEN Denn in ihrer oflFenbar symbolischen Bedeutung, über welche später zu sprechen sein wird, auf die Jünglinge bezogen, stellen sie durch ihre Gleichheit auch die Gleichheit und Zusammengehörigkeit der Jünglinge ausser Zweifel. Dasselbe gilt wohl von den Schalen, die immer im Vollrund dargestellt sind : auch sie werden vor unseren Augen zu Symbolen, wo sie nicht in Händen gehalten werden, son- dern wie Sterne oben am Grunde befestigt scheinen; so in IV 1, VII 2 und 3 (?), IX 3 und X 2. Dass die zwei Jünglinge die Dio- skuren sind, wird durch alle Umstände ausser Zweifel gestellt, die später zusammengefasst werden sollen. Ich zähle im Folgenden die Typen durch, indem ich geringe Varianten, zumal wenn nur an kleinen Bruchstücken wahrgenommen, ohne dass über das Ganze zu urtheilen ist, nicht besonders zähle, sondern nur nebenbei anmerke. Zu den beistehend abgebildeten Typen ist ausser der Nummer der Abbildung in Anmerkung auch diejenige der Photographie (I-VII) gesetzt. Die Nummern der nicht hier abgebildeten Typen sind eingeklammert; wenn wenigstens in Photographie vorliegend, mit Zahl I-VIl der Photographie versehen, ohne solche wenn nur in meinen Notizen Die Zahl der in den Fragmenten nachweisbaren Exemplare eines Typus in einer oder verschiedenen Grössen wird zu jedem Typus an merkungs weise an- gegeben. Es braucht kaum gesagt zu werden, dass eine mit mehr Müsse und unter günstigeren Umständen vorgenommene Nachprüfung die Zahl der Exemplare modificieren, vielleicht auch noch einen oder den anderen neuen Typus ergeben mag. A. Die Dioskuren stehend ohne Bosse. 1. Abb. I 1 ('). Nur mit der Chlamys auf der r. Schulter bekleidet, stehen sie links und rechts von einem Altar. Beide stützen sich mit der äusseren Hand leicht auf ihre Amphoren, deren Zu- (*) Phot. II 1, war schon im Museum aus vielen Stücken lusammenge- setzt. Zwei Lücken sind aus drei Stücken Ph. II 4, 9, 17, III 5 in der Zeichnung ergänzt. Mit einem nur in Skizze vorliegenden Stück gehören sie zu mindestens vier Exemplaren gleicher GrOsse. Von einem wenig variierten Typus scheint ein Stück Ph. II 14 herzurühren, nur ein Theil von a, der die Rechte auf die Hüfte zu stemmen scheint. Die Vase musste, wenn unten befindlich, erheblich niedriger stehen. DIOSKUREN IN TARRNT gehörigkeit damit noch besonders deutlich ausgesprochen ist. Die- selben haben hier einen sehr hohen Fuss ; fast möchte man diesen für einen besonderen Untersatz halten, in welchen die Vasen mit spitzer Endigung hineingestellt wären, womit freilich ein Anlehnen an dieselben noch unstatthafter wurde. Aus seiner Schale giesst b — ich werde immer a den links, b den rechts befindlichen bezeich - I. Typus 1 und 2. nen — die Spende so eben auf den feuerlosen Altar; a hält die seine, das Vollrund zeigend, in der Linken ; er ist also schon nach vollbrachter Spende zu denken. Doch vgl. Typus 10 und 11. 2. I 2(0, die Jünglinge zu beiden Seiten eines tischähnli- chen Gestells, das aus Stein, natürlicher aber wohl aus Holz gedacht werden kann. Daneben stand a, soweit noch zu sehen, ähnlich wie im vorigen Bilde, nur mit tiefer herabhängendem Ge- wand, die Schale fast ebenso haltend, wie dort; b, vollständiger erhalten, mit vom Bücken her über beide Arme hängender Ghlamys oder Himation, lässt die Linke mit den Schale hängen und lehnt sich mit dem r. Arm auf das Gestell und hält in der r. Hand eine Stlengis, wodurch die Scene, die im vorigen Bilde an jedem (^) Ph. n 10, 12, Fragmente von zwei Exemplaren; vielleicht von einem dritten grosseren ein Theil Ph. VII 30, durch die auf der r. Schulter geknüpfte, die 1. Brust deckende Chlamjs von 1 abweichend. E. PETEKSKN heiligen Orte gedacht werden konnte, in Gymnasium oder Palaestra verlegt scheint. (3) Phot. VII 17 f. sind nur zwei Stücke von zwei auch in der Grösse nicht ganz gleichen Exemplaren, heide von grösseren Ver- hältnissen als die meisten Typen: beidemal die Rechte von b, ähnlich gehalten wie die Linke von a in 1 und 2, verschieden durch Gewandüberdeckung des Armes beim zweiten Exemplar. II. Typus 4, 8 und 10. 4. II 1 (0. Beide stehn mit gleich umgehängter Chlamys oder Himation, beide die eingehüllte Linke in die Seite stemmend neben- einander, a in der Rechten, nahe dem Kopfe die Stlengis hebend, b die Rechte auf des andern 1. Schulter legend. (6) Die allein erhaltene 1. obere Ecke mit Giebelanfang und Akroterion hat nur den erhobenen r. Arm von a mit der Stlengis ; dabei aber die Amphora oben, dicht unter dem Gebälk. (6) Gleichfalls nur die 1. obere Ecke mit auflfallend hohem markiertem Säulenhals unter, und Abacus über dem Gapitell, aber ohne Giebel über dem Epistyl, daher auch mit Nagelloch (eines ist erhalten) unter diesem, im Ganzen 125 mm. hoch. Nur im (}) Ph. II I ; aasserdem a theilweise von drei Exemplaren in Ph. I 611 Vn 32 (mit der Hand Ton a aaf seiner 1. Schalter) and in Notizen, davon eines ein wenig variiert Bei dem letzten habe ich den spitzen in einen Knauf endenden Deckel der Amphora angemerkt. DIOSKLREN IN TARENT Obertheil erhalten, wendet a den Kopf nach rechts, den n Arm ähn- lich wie in 1 haltend (ob auf die Amphora gestützt, ist nicht mehr zu sehn); ebenso auch die 1. Schulter in Gewand, aber emporge- drückt, wie wenn der Ellbogen sich auf Altar oder Gestell gestützt hätte, wozu auch die vor der 1. Brust sichtbare Linke mit nach oben gehaltener Stlengis passt. Im Ganzen ähnelt also hier a dem b von Typus 2. (7) Linke obere Ecke mit Giebeltheil und Akroter 85 mm. hoch, darin Obertheil von a nackt (ohne L Schulter und Arm) den r. Arm über den Kopf legend. 8. II 2(0- Beide Jünglinge haben das Gewand ähnlich wie in den Typen 2 und 4 ; a hält in der Linken das Schwert in der Scheide, an welcher auch eine Schleife des Riemens sichtbar wird ; der r. Oberarm ist nach aussen gehoben, so dass der (Interarm abwärts wieder zum Körper ging: vielleicht stützte sich der Ell- bogen ähnlich wie bei a in 1, oder bei b in 2. Denn auch b stützt in diesem Typus offenbar den 1. Ellbogen auf die faltige Masse der Gewandes, die nur auf einem Pfeiler aufliegend gedacht werden kann. Mit beiden Händen fasst b ein axoinor, an dem eine Spitze oben rechts nie vorhanden gewesen ist(-). Aber die Haltung mit beiden Händen, ähnlich wie bei Jüthners (a. a. 0.) Figuren 39 und 41 links, mit schräger Lage von unten links (hin- teres Ende) nach oben rechts, wie in Jüthners Fig. 39-43, endlich besonders das Fassen der r. Hand mit gestrecktem Zeigefinger, fast genau wie in Jüthners Fig. 42 (^), so dass der Pinger in der frei- lich nicht ausgedrückten dyxvkr] zu denken ist, das alles macht den Wurfspeer in der Hand von b gewiss. Die Amphoren, von denen auf keinem der Bruchstücke irgend ein Theil kenntlich ist, waren wohl auf den Pfeilern, auf welche die Jünglinge sich stützen, ste- hend gebildet. (9) Fast nur der Rumpf von a oder b, mit der vor der Hals- grübe geknüpften Chlamys, ähnlich wie das zu 2 in Anmerkung zu- (*) Ph. II 3, 5-7 Stücke von mindestens drei Exemplaren, und von einem vierten vielleicht ein Theil von b Ph. VII 26, variiert. («) Vgl. Jüthner, über antike Turngeräthe S. 37 f. pj Der eingebogene vierte nnd fünfte Finger, die anch in den Thon- reliefs anter dem Speerschaft sichtbar werden, sind vom Zeichner, wie von mir selbst bei der Revision nicht bemerkt worden. 10 K. PETERSEN letzt angeführte Stück (*), aber abweichend durch über die Wagrechte hinaus gehobenen r. Obei*arm, und namentlich dadurch, dass neben der 1. Planke die von der Linken gehaltene Schwertscheide sicht- bar wird: 'die gehobene Rechte muss das Schwert geschwungen haben ', notierte ich mir 1889 {-). Vgl. 10. (9*) Ph. II 8, 11 zwei Stücke, welche von allen Typen höchstens mit 2, 3 oder 11 b, wenn dies nicht zu 11 a gehört, zu verbinden eine gewisse Möglichkeit zugegeben werden muss ; aber sie kön- nen auch als besondrer Typus gezählt werden, oder eigentlich als zwei, da, von den verschiedenen Verhältnissen abgesehen, die Va- riation zu gross ist. Beidemal ist es ein Stück vom linken Rande, wo im kleineren ein glatter Pilaster, im grösseren — ganz unge- wöhnlich — ein cannelierter Säulenschaft den Naiskos abschloss; daran a im kleineren Typ ganz von vorn mit 1. Standbein, in gesenkter Rechter der Diskos vor Hand und Unterarm, und erhal- ten ausser diesem die r. Seite des Rumpfes und der grösste Theil der Oberbeine; vom grösseren a blieb fast nur der r. Arm mit Diskos dahinter. 10. Pig. II 3 (3). In der Mitte ist wieder jenes Gestell, auf welchem hier die beiden Amphoren stehen. Von a ist nur die 1. Hand übrig, welche die Schale wie spendend nicht über sondern vor dem Obertheil des Gestells hält. Allerdings ist hier nichts von der Schale Abfliessendes zu bemerken wie in 1, und Spenden mit der Linken ist wohl nicht correkt ; aber auch in Abb. I 1 und 2, III 1 in den Typen 1 2 und 20 findet sich die Schale in der Linken von a oder b, allerdings wohl nach erfolgter Spende, aber doch schwerlich dann erst aus der Rechten in die Linke übergegangen. Vielmehr wird das Geremoniell aus Rücksichten der Gomposition hintenan- gesetzt sein. Der andre, b steht nach links gegen die Urnen und den Genossen gewandt. Ueber den 1. Unterarm, den er hinten gegen 0) Vielleicht richtiger als StOck eines zweiten Exemplares von diesem Typus ist ein kleines Stück derselben Figur aus Ph. VII 7 anzusehn, das zuerst mit b in III* war zusammengezeichnet worden. (*) Neben zwei öfter wiederholten Typen eines Pyrrichisten bei Hauser, Neuatt Reliefs S. 22 flf. die abweichen, käme ein drittes, Ann. 1863 L abge- bildetes unserem Tjpus nahe. (») Phot. II 2, 13, III 10, 15 16 fQnf Fragmente von mindestens vier Exemplaren, davon eines in kleineren Verhältnissen. DIOSKUREN IN TARKNT 11 die Hüfte zu stemmen scheint, hängt die Chlamys herab, die oben am 1. Oberarm und auf der Schulter, wo man sie voraussetzen muss, nicht sicher erkannt wird. Dagegen hängt über jede Schulter eine breite Binde herab, die am Hinterkopf eine Schleife bildend, ums Haupt geknüpft ist. In der erhobenen Rechten hält er wieder die schon in 2 4 5 6 gesehene Stlengis, deren Griff unter der Hand hervorkommend gesehen wird. 11 (') Abb. III* 2. Auch hier ist zwischen a und b ein Unter- satz mit den Amphoren oben darauf; verschieden von dem ' Gestell *, Iir\ Typus 26 und 11. wie wir es in 2 und 10 gesehen haben und in Abb. VIII noch wiedersehen werden, nicht sowohl durch seine Höhe, die zwar grösser als in 2 und 10, aber nicht als in Abb. VIII, wie durch seine Form. Denn hier erkennen wir an dem allein erhaltenen oberen Theil nicht den einfachen Querbalken, der sich übergreifend über zwei senkrechte legt, sondern eine compakte Masse, oben mit zwei wie durch eine Hohlkehle getrennten Platten mit abgeschrägtem Profil: man wird diesen Gegenstand also, da er mit dem Altar in 1 zwar die Doppelplatte mit Profil gemein hat, aber der Voluten ent- behrt, auch schon seiner, bis an die Schultern der Jünglinge rei- chenden Höhe wegen, nicht einen Altar, sondern eher einen Pfeiler nennen dürfen, wie er für die einzelnen oder die vereinten Ampho- (») Ph. VII 4, C, 16, 19 vier Stücke von drei Exemplaren nicht glei- cher Grosse, nicht sehr geschickt zusammengezeichnet. Die ZngehOrigkeit des vierten Stückes mit der 1. Schulter von b habe ich erst während des Schrei- bens erkannt. Ich habe sie also nicht durch Anpassen prüfen können, aber sie erscheint nach den Photographien so gut wie zwingend. 12 E. PETERSEN ren auch z. B. in Abb. VII 4 vorkommt Ja vielleicht war sogar auch noch ein Altar oder Opfertisch vor dem Pfeiler aufgestellt, auf den b die Spende aus seiner Schale (auch hier Fliessendes nicht plastisch ausgedrückt) zu giessen scheint. Denn unter der Schale rechts ragt ziemlich genau in der durch die Amphoren bestimm- ten Mitte des Bildes, ein konischer Gegenstand auf, der mit dem Mittelstück der Opfertische in Abb. IX zu vergleichen ist. Der Opfernde neigt sein Haupt, wie derjenige von Abb. I, 1, und sein Haupt ist wie in Typus 10 mit der umgeknüpften, hier seitlich eine Schleife bildenden, Binde geschmückt, deren eines Ende über der rechten, das andre über der 1. Schulter flattert. Der erhobene 1. Arm stützt sich auf den Speer, mit diesem vor dem Pfeiler sicht- bar, während über dem Kopf das Gebälk des Naiskos kenntlich ist. Sein Genosse a lehnte den allein erhaltenen 1. Oberarm gegen den die Amphoren tragenden Pfeiler, und die hängende Linke hält einen Gegenstand, der wieder in der Photographie leichter als in der Zeichnung für eine Stlengis erkannt wird, die ja auch schon auf 6 in der Linken des gleichfalls angelehnten b erschien. (12) Ein linkes oberes Eckstück mit Giebeltheil und Akroter und vor dem Pilaster eine von der rechten Hand von a gehaltene, oben nach rechts eingebogene Palme, ein Stück von der rechten Seite mit einer nach links eingebogenen Palme und daneben der mit Binde geschmückte Kopf von a mögen zusammen genannt werden, obwohl, bei der vorwaltenden Neigung die Brüder zu diffe- renzieren, die Uebereinstimmung im Hauptmotiv die beiden Stücke vielmehr zwei verschiedenen Typen zuzuschreiben anräth (13) Der mittlere Theil eines Giebels mit Mittelakroter und Nagelloch grade darunter, ein erhobene Linke (von a) mit schräg gehaltenem, wie geschwenktem Palmzweig dicht neben der Mitte dürfte auch von einer Darstellung der Stehenden herrühren. (14, 15) Phot. VII 9-11, 22-24 sechs Fragmente deren jedes nur einen kleinen Theil einer Manteliigur mit Stab zeigt. Drei davon scheinen denselben Typus in verschiedener Grösse darzustellen : die herabhängende Linke von b kommt zwischen den senkrecht hängen- den Falten des Gewandes hervor, das wohl nur ein Himation sein kann. Die Hand hält einen von den stark gewundenen kurzen Spa- zierstöcken wie sie in Athen schon früh im 5. Jhdt Mode waren. Ein viertes Stück variiert diesen Typus nur ein wenig, und ein fünftes DIOSKURKN IN TARENT 13 könnte, wenn ich es recht verstehe, ein Stück des zu diesem oder jenem b gehörigen a sein : der hängende 1. Arm, bis auf die Hand vom Himation überdeckt, und, unter die Achsel gestemmt, ein langer grader Stab; auch ein Theil des 1. Beines mit gebogenem Knie (0- Jenes sechste Stück aeigt wieder den gewundenen kurzen Stock, aber daneben rechts ein eigenthümliches Schmuckstük, drei neben- einander grad herabhängende Streifen, Riemen oder Binden, von deren Enden je mehrere sich kräuselnde Schnüre wie Fransen ziemlich lang herabhängen ('). Auf jenen drei graden Kiemen liegt oben, wie alle drei deckend, die rundliche Endigung einer glatten, wie vor ihnen hängenden breiten Binde. (16) Ein Stück der linken Seite : neben dem Pilaster ein ganz nackter Jüngling, der in der Rechten ein Plektron hält; dazu zog ich ein andres Stück mit einer Leyer, an welcher das Oberste fehlte, und neben welcher rechts tief das Oberstück einer Amphora sichtbar wurde. Ein andres Fragment (Phot. YII 15) zeigt grade den oberen Theil einer Leyer, aber mehr als an jener fehlt, und von nicht ganz demselben Typus. (17-19) Ph. VII 1, 31, 21 wieder nur drei kleine Stücke, die weder zu einem anderen Typus gehören, noch miteinander verbunden werden können. Denn zwei davon, 17 und 18 sind von bedeutend grösseren Verhältnissen als das dritte, unter sich aber grade an ent- sprechender Stelle von einer sonst nie vorkommenden Verschieden- heit. Vom ersten 17 ist nämlich neben dem erhaltenen linken Rand, einem sehr dünnen Pfeiler- oder Säulenschaft, also von a, nur ein nacktes r. Bein eines lebhaft Ausschreitenden erhalten, in einer Bewegung, wie sie in keinem der bisher beschriebenen Typen zulässig wäre, auch nicht mit 9 vereinbar. Von 18 dagegen steht, nahe dem rechten Plattenrande, also zu b gehörig, ein linkes etwa wie ein Spielbein gebogenes Unter- bein; aber vor dem Rande, der als Pfeiler, wenn auch in dem kleinen erhaltenen Stück nicht sicher zu erkennen, doch zu denken ist, erscheint unten ein niedriger Untersatz, über welchem ein (0 Noch ein Fragment Ph. VII 29, 1. Unterarm and Hand, aas dem Hi- mation hervorkommend, aber mit nicht so deutlichem Stock scheint za diesen Typen gehöriy. (*) Sie Haaben an verkennbare Aehnlichkeit mit den freilich kürzeren Rie- men des Panzergnrts von Imperatoren. 14 E. PETERSEN düQQer, unten fussartig ausladender Schaft steht, der schwerlich etwas andres als ein Amphorenfuss ist. Zwischen diesem und dem Bein sind ganz schwache senkrechte Riefen sichtbar, so schwach, dass sie vielleicht für zufällig zu halten sind. Da auf 17 an ent- sprechender Stelle Untersatz und Vase fehlen, kann es nicht vom selben Typus sein. Auf 19 sieht man, in bedeutend kleineren Verhältnissen, ein 1. Oberbein stark noch rechts schreitend, also wenn überhaupt in diese Reihe gehörig, wohl Yon a ; dazu einen Theil des Unterleibes mit dem Gliede, und über dem Bein senkrecht herabhängende Falten, die auf einen vorgestreckten 1. Arm schliessen lassen. B. Die Dioskuren stehend neben ihren Rossen. 20. III 1 (0- Die Dioskuren stehen diesseits neben ihren wie sie selbst rechtsgewandten Rossen. Für die Rosse dieses Typus charakteristisch ist die nicht kurz geschorene sondern kraus abste- hende Mähne, die namentlich über dem Kopf buschig zurückgestri- chen ist. Die Dioskuren haben in diesen Typen immer das Hima- tion, nicht die Chlamys, um den Unterkörper und über die 1. Schulter gelegt Durch das Himation wird als zugehörig erkannt das Stück von a, der die Rechte mit mehr attributiv gehaltener Schale auf der Amphora ruhen lässt; die Amphora ist mit dem Deckel ge- schlossen. In gleicher Weise hält auch b die Schale, aber mit der Linken und weiter ab von der nicht miterhaltenen Amphora. Ich habe das Stück von a dazuzeichnen lassen, obgleich es von einer etwas modificierten Verkleinerung desselben Typus herstammt, mit Säule statt eines Pilasters. Vielleicht gehört dies vielmehr zu ei- nem andern Stück (^) mit der Schale in der Linken von b und 0) Ph. I 2, 5 zwei Stücke von zwei Exemplaren: auf 2 Kopf von a und Kopf seines Pferdes, Kopf von b; auf dem andern Kopf des Pferdes Ton a und Kopf von b; dazu Ph. HI 17, mit Schale haltender Hand von b und Vorder- theil des Pferdes ; zugehörig wohl auch 18 (nicht mitgezeichnet), vielleicht auch I 9 ; Ph. VU 27 Kopf des Pferdes von b und rechts daran die Ante des Naiskos. Der rundliche Körper unter dem Pferdekopf kann nur der Deckelknauf der Amphora sein (vgl. 4). (') Ph. III 14. Ein etwas vollständigeres, worauf rechts auch noch der Säulenschaft und davor die Amphora erhalten ist, giebt Ph. 18; dasselbe ist aber von einem kleineren Exemplar; und zu diesem konnte nach den Ver- DIOSKL'REN IN TARENT 15 dahinter Brust und Hals seines Pferdes. Die hängende Rechte von b und die den Zügel haltende Linke von a sind in Fragmenten klei- nerer Exemplare erhalten. (21) Ph. lil. Nicht sehr verschieden ist ein andrer Typus, der auch in verschiedenen Grössen geformt scheint, aber nur sehr m. Typus 20 und 22. fragmentarisch erhalten (i). Die Dioskuren etwas mehr seitlich ge- wandt: auf einem Stücke der ins Himation gehüllte Unterkörper von a nach rechts schreitend und links von ihm 6 die hinteren hältnissen wohl ^ Stück von auud seiner Amphora Ph. IQ 11 und 12 auch 1 10, von drei gleichen, und 7, von einem kleineren Exemplare, gehören. Auch die zu jenen grosseren Exemplaren fehlenden Theile Ton a und b scheinen in zwei Bruchstücken Ton wiederum yerschiedenen Verh<nissen Ph. m 9 (a) und 8 (b) erhalten. (0 Ph. III 6 und 8, 13, von zwei gleichen Exemplaren und 9 von einem grosseren. 16 E PETEKSEN Beine des Pferdes (also anders als in Typus 20), rechts noch ein vorderes ; auf einem andern Stücke etwas mehr gegen den Beschauer gedreht b, der die Linke ohne Schale, vielmehr wohl den Zügel seines Bosses haltend, so wie im vorigen Typus a, wenig vorstreckt. 22. III 4(0 (2 und 3 sind cassiert). Erhalten ist immer nur Kopf und mehr oder weniger vom Oberkörper von b zwischen den Vordertheilen beider Pferde (abwärts bis zum Anfang der Beine) und der linke aus dem Himation weiter (als bei a in den vorher- gehenden Typen) vorgestreckte 1. Unterarm, nicht nur von a sondern auch von b, vor den Hälsen der Thiere. Wie die Rechte von b grade herabhängt, allem Anschein nach ohne Schale, so that es gewiss auch die von a. Der Kopf von b ist mit leiser Neigimg zurückge- wandt. Er ist, wovon bei Typus 20 und 21 nichts zu sehn war, deutlich mit einer Binde geschmückt, deren Enden freilich nicht herabhängen. (23) Ph. VII 20 und 8 (2), ein ganz abweichender Typus, so- viel ist trotz sehr fragmentarischen Zustandes klar : ein Pferdekopf nach links, über welchem fast die Hälfte einer mit Rosette ge- schmückten Schale erhalten ist, wie am Grunde haftend ; sodann der hoch gehobene 1. Arm eines der Jünglinge, dessen fehlende Hand nicht etwa die Schale gehalten hat; aber sich auch nicht, wie in Typus 11, auf eine Lanze stützen konnte, da kein Schaft sichtbar ist ; auch nicht wohl einen Kranz, wie in Typus 26 die Binde, em- porhalten, da keine Binden herabhängen : also vielleicht eine Palme wie in Typus 13. Denn allerdings hängt, vom fehlenden Kopfe her eine breite Binde über die Schulter, und es kann nur das umgelegte Ende derselben sein, was auf dem Oberarme liegt. Das andre Bruch- stück enthält einen gehobenen rechten Arm, der aber mehr gegen den fehlenden Kopf eingebogen ist, und über den sich ebenfalls eine Binde von gleicher Breite wie jene legt, die vom Kopf her (^) Ph. I 3 aus mehreren StQcken schon im Museum zusammengeklebt; dazu noch zwei Fragmente von zwei andern Exemplaren von etwas kleineren Verhältnissen Ph. I 3, 15, von denen aber doch eines zur Ergänzung in Abb. III 4 benützt ist. Das grossere Exemplar hat ein Mitt^lakroter (die kleineren nicht), und statt zweier NagellOcher im Giebelfeld nur eines, dies natfirlich erst nach der Ausformung durchgestochen. (•) Nur zwei Fragmente, von denen eines nicht einmal sicher zugehOrt DIOSRUREN IN TARENT 17 nicht grade niederhing, sondern wie vom gehobenen Arm auf gehalten erscheint. Für eine Reconstraction des Typus scheint dies zu wenig z sein, und doch muss erwogen werden, was sich mit Berücksichti- gung der Compositionsart unserer Täfelchen daraus machen lässt Ein Pferd von rechts her, eines von links, dazwischen in Vollan- sicht die Dioskuren, das wäre eine ohne alle Analogie da stehende Anordnung, zu breit gegen die Höhe, mit Leeren über den Pferde- rücken, die durch die Amphoren nur ungenügend gefüllt sein könn- ten. Die, wo die Rosse dargestellt sind, stets (0 beobachtete theil- weise Deckung der Figuren durch einander kann hier unmöglich gefehlt haben ; und sicherlich werden, wie in den vorhe rgehenden Typen, die Rosse auch hier beide gleiche Richtung gehabt haben. Also nehme ich an, dass das erstbeschriebene Bruchstück den 1. Arm von a neben dem Pferd von b giebt, und dass im zweiten Stück neben dem rund, wie längs der Mähne eines Pferdes (von b) verlaufenden Bruch, der r. Arm von b erhalten ist : mit der Hand würde er sich sehr wohl den mit der Binde geschmückten Kranz (vgl. Typus 26) auf den Kopf setzend gedacht werden können. Wei- teres erzählen zu wollen wäre verkehrt (-). C. Die Dioskuren reitend. 24 Abb. IV 2 (^), verhältnissmässig vollständig, aber aus sehr abgenutzter Form, so dass z. B. nicht recht zu unterscheiden ist, ob Säulen oder Pilaster den Naiskos tragen. Die Amphoren stehen oben innen neben den Säulen; aber man sieht nicht, worauf sie stehen. Die Dioskuren galoppieren nach links, einer wie der andere (1) Aasgenommen in Typ. 34 ff. mit den ganz klein dargestellten Reitern ; dies auch die einzigen Beispiele von nicht in gleicher Richtung dargestellten Pferden. (<) Besser nicht als Typus zu zählen ist ein für mich räthselhaftes Bruchstück Ph. VII 28, mit einem nach links stehenden Pferde, neben wel- chem links unverständliche KOrpertheile (weder als Bein noch als Arm ver- ständlich) und darüber ein senkrechter Schaft, oben mit einem Qnerschaft versehen, sichtbar sind. P) Ph. y 5 im Museum schon aus drei Stücken zusammengesetzt. Von einem andern, vielleicht etwas grosseren Exemplar ist ein Stück im Museum von Reggio. 18 K. PETERSEN mit Chiton und flatternder Chlamjs(0 bekleidet, a den Kopf halb zum Genossen umwendend. 25. IV 1 und ?on einem etwas grösseren Exemplar VII 8 (^). Wieder im Galopp nach links, aber nur mit der Chlamys (nur a so- weit erhalten) bekleidet, die hinter eines jeden Kopfe rückwärts em- porweht. Ungefähr über den Pferdeköpfen die Schalen am Grande, nicht gehalten. Die Haltung der Köpfe fast gleich, bei a ein klein wenig zurükgewandt. IV. Typus 25, 24, 29, (25), 26, 29. 26. III* 1. Phot. I 12 und V 2 die Ante rechts oben durch die Amphora, unten durch den sie tragenden Pilaster gänzlich verdeckt Die Dioskuren, nackt bis auf das um 1. Arm und Schulter geschlun- gene Gewand, galoppieren nach links ; b, von dem allein Kopf und (^) Die linke Zügelhand verbietet, darin einen am Arm hängenden Rand- schild zu erkennen. (*) Jenes Pho. VI 2 dieses V 3. Wenn nicht von einem ganz verlorenen Typus, muss auch lY 4 von einem erheblich grosseren Exemplar herstammen weil 25 allein von Gruppe C eine Amphore unten links haben konnte. DI08KURKN IN TARENT 19 1. Arm erhalten oder sichtbar ist, schultert in der Linkeo eine Palme, während er mit der Rechten wie triumphierend eine flatternde Binde, in der Mitte gefeisst, emporhält. Ausserdem schmückt eine Binde ihm schon den Kopf; und auch über der 1. Schulter von a sieht man das Ende einer Binde hängen. Die Zugehörigkeit des andern Stückes wird, ausser durch allgemeine Uebereinstimmung, ganz besonders durch Amphora und Untersatz erwiesen. Wie b die Siegerbinde, so schwenkt a einen Pokal, xdvd-aqoq, 27, VII 4(^). Oben vor der rechten Ante und links daneben stehen die beiden Amphoren auf gemeinsamem Untersatz. Dicht zusammengedrängt dann nach links (im Galopp?) die Dioskuren, die Köpfe mit dicken Kränzen geschmückt, von denen breite Binden auf die Schultern herabfallen. Beide sehen gleichmässig auf den Beschauer; b scheint die Rechte auf die Mähne seines Pferdes zu legen (~) (nicht es zu kränzen), imd mit der Linken hält er ziem- lich niedrig einen kleinen Rundschild. 28. Abb. YII 2 minder vollständig, als ich die Stücke, um eines rechts vermehrt, im Museum skizzierte, mit der zweiten rechts am Grunde haftenden Schale und der rechten Amphora, an welcher ich nicht wie an der linken die zwei Rotellen oben am Henkelansatz notierte. Mit Binden ums Haupt, und (b) zurückwehender Chlamys, je in der Rechten hoch vor sich eine Fackel haltend, deren Flamme stark zurückweht können die Dioskuren nur reitend gedacht werden (^). Im Folgenden sind diejenigen Typen zusammengestellt, in wel- chen einer der Dioskuren die Kunst des Anabaten vorstellt, und zwar in vier auf einander folgenden Momenten, wenn wir Abb. V 1-3 heranziehen, obgleich sie nicht zu den Dioskurenreliefs gehören. Von diesen, insbesondere den hier in Betracht kommenden unterscheiden sie sich schon dadurch, dass sie keinen oder nur stellenweise Relief- grund haben, wie V 3 zwischen den Pferdebeinen, sonst aber rings am Umriss frei gearbeitet sind. Damit hängt das andre Unterschei- (^) Zusammengezeichnet aas zwei Stficken Pho. V 8 und 10 von zwei Tersehiedenen Exemplaren, zu denen wohl noch ein drittes kommt, durch ein kleines Stück auf Pho. VII 5 vertreten. (*) Aehnlich scheint es in dem kleinen Fragment VII 1 za sein, das zn einer Variante Ton Typas 80 gehören kann. {?) Drei Stücke in der Phot. VI 1 schon ungefUir so vereint. Im J. 1889 skizzierte ich mir noch ein viertes Stück oben rechts anschliessend. 20 E. PETERSEN dungsmerkmal zusammeD, dass diese verhältnissmässig voUstäDdig erhaltenen Reiterfigiiren nirgeadwo irgend einen Theil eines andren überschneiden ; also allem Anschein nach isolirt, nicht mit einer entsprechenden ßeiterfigur gepaart gewesen sind(^). In beiden Punk- ten stimmen sie mit den von Lenormant, Heibig, Wolters, Dämmler und Evans beschriebenen Figuren des Heros tiberein. Ihnen werden V. 4, 5 = Typus 30. wir also auch unsere drei Figuren, die alle drei schon durch ihre Grösse aus der übrigen Reihe (ausgenommen das einzige Abb. VI) herausfallen, zuzählen müssen. 29, IV 3 und 6 (2), welches zu geringer Vervollständigimg (^) Auch das wird man nicht unbeachtet lassen, dass die Mähne des Rosses, wo sie erhalten ist, wie bei VII 1 und 2, nicht vom Halse abstehend sondern an ihm anliegend und hängend gebildet ist. (*) Pho. V 6, 7, ein grösseres und ein kleineres Stück, von zwei gleichen Exemplaren, zusammen gezeichnet ; von einem dritten, kaum kleineren, aber ein wenig abweichenden Pho. I 14. DIOSKUREN IN TARENT 21 jener hätte dienen können, zeigen uns dagegen sicher die Diosku- ren unter dem von schlanken ionischen Säulen getragenen Giebel nach links galoppierend. Wie in Typus 24 (^) kann hinter dem Rücken von a nur die wehende Chlamys (im dritten Exemplar fehlend), nicht ein hängender Rundschild erkannt werden, um so weniger als die, wie es scheint, in beiden Varianten gleiche Haltung der 1. Armes von a mit einem daran hängenden Schilde unverein- bar ist. Hier ist nun der diesseits reitende Dioskur im Begriff VI. Typus 31. sein linkes, stark zusamengebogenes Bein von der rechten Seite des Pferdes herüberzunehmen. 30. V 4, zu vervollständigen durch das grössere Verhältnisse zeigende V 5 (*), bietet den nächsten Moment, wo von den nach (1) Eine Zügelhand, wie gezeichnet, ist freilich iii T3rpn8 29 unmöglich. (*) Jenes Pho. V 1, schon im Museum aus vier Stt&cken zusammenge- leimt; dieses V 9. Auffallend sind ausser anderem die deutlichen Capitelle und, schon bemerkt, der fehlende Giebel, der vielleicht weggelassen ist, weil durch den gestreckten Galopp die Tafel relati? zur Hohe zu breit geworden war. Zwef Nagellocher unter dem Epistvl sind auch bei der Revision übersehen worden, üeber die Amphoren vgl. S, 41. 22 K. PETERSEN links Reitenden wieder der diesseitige (b), gleich a mit Binde xan den Kopf aber nackt, während jener Chiton und Chlamys hat, schon beide Beine diesseits hinabstreckt und dabei den Oberkör- per sichtlich zurücklehnt, um beim Absprung in vollem Galopp nicht Yorüberzufallen, so wie wir es ja auch beim Abspringen von rasch fahrendem Tram zu machen pflegen. Und man braucht nur die Hinterbeine beider Pferde mit dem Galopp aller andren Ta- feln (ausser V 31. ob auch Y 1 und 2?), wo es möglich ist, zu vergleichen, um zu erkennen, dass hier geflissentlich ein rascheres Vn. Typus (30?) 28, (25), 27. Tempo genommen ist. Sehen wir nun den Anabaten hier wie in dem immerhin vergleichbaren Relief Abb. V 3 und möglicherweise in lY 3 und 6 mit dem kleinen Rundschild versehen, durch wel- chen die Eunstleistung gewiss nicht erleichtert wurde, so möchte man das auiTällige (in der Zeichnung nicht wiedergegebene) Zurück- lehnen des Schildreiters in Typus 27, Abb. YII 4 ebenfalls schon als allerersten Moment des Anabatenacts nehmen. 31. Abb. YI (^), das einzige Beispiel der zusammen rechtshin Reitenden, von grösseren Yerhältnissen als die meisten Tafeln. Die Composition scheint ungefähr die Umkehr von Abb. lY. (0 Das Hanptstück schon im Masenm ans fünf Bruchstücken zosammen- geleimt, mit dem andern auf Pho. V 11 und 12 beieinander. DIOSKUREN IN TARENT 23 D. Die Dioskuren fahrend. 32. Abb. VIII 1 (>), das zweite Beispiel eioer oben mit dem Epistyl abgeschlossenen Tafel, diese sogar ohne seitlich abschlies- sende Säulen oder Pilaster. Auf dem Rennwagen, ohne Antyx auf vier- speichigen Rädern, mit zwei mächtig springenden Rossen bespannt, stehen die Dioskuren, a die nicht plastisch ausgedrückten Zügel haltend, ohne das übliche Lenkerkostüm, vielmehr ganz nackt, b mit der Chlamys, die durch eine dick verschmierte Fuge im Hals wohl hier verschwunden ist, aber unter dem 1. Arm durch zum Vorschein -^7 Vm. Typus 32 und 33. kommend zurückweht. Er legt den r. Arm um des Bruders Nacken und neigt den Kopf ein wenig zu ihm. Als wäre es das zu umfah- rende Ziel, ragt jenseits der Pferdeköpfe jenes Holzgestell auf, hier aber höher als die Köpfe der springenden Rosse ; und oben darauf stehn, winzig wie nie, als ob der Perspektive halber, die beiden Amphoren. 83. Abb. VIII 2 (^), erhalten fast nur die Dioskuren, auch sie (^) Pho. IV 1. Aus T6T8chiedeneD Stücken un Museum zusammengeleimt, das Hauptstück ergänzt durch 2 und 5, Ton zwei anderen Exemplaren. (<) Ph. IV 8, zwei Stücke, schon im Mnseum zusammengefügt. 24 E. PETERSEN nicht mal ganz, in derselben Stellung, nur b ganz wie a her- ausschauend. Hier hat der Wagen die ävrv^, und an dieser liegt die Linke von a, ohne sie zu fassen. Die Köpfe scheinen von Binden umwunden, und b schultert am 1. Arm, der hier von der Chlamys umhüllt ist, senkrecht einen grossen Palmwedel. Vom Gebälk ist nur das rechte Ende da: ein freilich stumpfes Akroterion zeigt, dass diese Tafel einen Giebel hatte. ' IX. Typus (36?), 34, 35, 36. E. Die Dioskuren zu Boss von oben zum Gastmahl kommend. 34-36. Abb. IX 2-6, Pho. VI und V ; der fragmentarische Zu- stand erlaubt nur drei Typen zu scheiden, nach einem Hauptmerkmal, nämlich 34 (^), wo das den Dioskuren bereitete Gastmahl nur in (*) 34, Abb. IX 6, Ph. VI 8 und 5 im Museum aus sechs Stücken zu- sammengesetzt früher uoch vollständiger, mit dem Giebel und zwei Nagel- DIOSKUREN IN TARENT 25 dem Tisch mit Opfergaben besteht; 35, wo hinter dem Tisch, höher als er, auch das Ruhebett, die xiJvt] dargestellt ist ; 36, wo der Tisch weggelassen ist imd nur die Kline geblieben. Logisch richti- ger wäre vielleicht, das vollständigste 35 voranzustellen und die andeVn als Verkürzungen folgen zu lassen, oder aber 35 an den Schluss zu stellen. Ohne irgendwie entscheiden zu wollen, ob die Entwickelung dieser drei Typen vom Einfacheren zum Reicheren gegangen sei oder umgekehrt, habe ich nur den vollständiger er- haltenen Typus voranstellen wollen. In diesem (34) also erscheinen oben im Naiskos, entsprechend verkleinert die Zwillinge, nicht wie sonst fast immer in einer Richtung reitend sondern einander entgegen, zu unzweideutigem Ausdruck dessen, dass sie nicht vorüberreiten sondern eben hier ankommend zu denken sind, das bereitete Mahl zu geniessen. Zu welchem der drei Typen — wenn überhaupt zu einem von diesen drei, und nicht zu einem vierten — Abb. IX 1 gehört, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, wahrscheinlich aber zu 36. Denn hier ist nicht nur auch unter der Kline eine grosse Leere, sondern rechts, neben der Vase keine Spur von abschliessender Ante. Da nun Abb. IX 1 unter dem dicken Epistyl (die theilende Horizontale ist Interpolation des Zeichners) richtig ein Nagelloch angiebt, wie es sonst nur bei den oben nicht mit Giebel abgeschlossenen Pina- kia V 4 und VIII 1 vorkommt, und von diesen das eine ebenfalls keine Säule oder Stütze als seitlichen Abschluss hat, so wird man jenes kleine Stück IX 1 zu IX 5 ziehn dürfen. Auch hier aber werden wir den zweiten Dioskur nicht weiter rechts hinter dem theilweise erhaltenen herreitend zu denken haben, sondern ihm ent- gegenkommend links. Denn auch hier werden wir ^vie in den zwei andern giebellosen Pinakia zwei Nagellöcher annehmen. Wird das zweite links vom Bruch angesetzt, dahinter der Reiter wie rechts, so ist von einem Rossschweif bis zum andern ungefähr grade so weit wie von einem Ende der Kline zum andern, und bleibt jederseits oben noch Raum für eine Schale. Im kleinsten Exemplar von Ty- Ißchern im Feld ; etwas variiert in den Opfergaben auf dem Tisch IX 2, aus drei Stücken in Pho. VI 0, 7 und V 4 zusammengezeichnet. Wesentlich nur eine Verkleinerung von IX 6 ist IX 8, Ph. VI 9, schon im Museum aus zwei Stücken zusammengesetzt; 85, Abb. IX 4, Ph. VI 10; 36 Abb. IX 5, Ph. VI 11 im Museum bereits aus sechs Stücken zusammengesetzt. 26 E. PETERSEN pus 34 ist eine solche oben zwischen den Pferdeköpfen sichtbar; sie kann jedem von beiden gehören, wie ein Kopf zwei Thierlei- bern. Und doch könnte sie hier eher fehlen wie sie in der grösseren Variante des Typus fehlt, weil }a auf dem Speisetisch die zwei Schalen vorhanden sind, während im dritten Typus, ohne Tisch, die Schalen überhaupt fehlen würden. Die Amphoren stehn in 34 und 36 aussen neben dem Tisch oder der Eline, in 35 unter dem Tisch. Auf dem Tisch sind zu äusserst die Schalen, auch hier in YoUan- sicht dargestellt; nicht Brotlaibe; denn IX 4 steht an dem allein erhaltenen 1. Ende der Eantharos, auch aus III a 1 (IV 5) bekannt; zunächst jederseits ein Granatapfel; weiter in IX 3 und 6 und einer dritten. Variante Pho. VI 3 ein pyramidaler oder konischer Ge- genstand zwischen zwei rundlichen, die in 3 deutlich nicht Früchte sind, sondern Kuchen ; solche auch in jenem dritten Stück, wo ihre flache Rundung in der Seitenansicht dargestellt ist (0* Es wird also wohl auch das Mittelste ein Kuchen sein, und die Scheibe auf welcher alle drei liegen, ist das übliche Körbchen ('). In IX 2 (Pho.) scheinen zwei Pyramiden, und dazwischen eine grössere Schüs- sel zu stehn. Auch auf dem vor die Kline gestellten Tisch steht gleich neben dem Kantharos ein niedrigerer konischer Gegenstand, offenbar noch weitab von der Mitte, also auch er gewiss doppelt dargestellt. Der Tisch hat überall dieselbe Form; als dreibeiniger {^) ist er an der verschiedenen Stellung der Füsse nicht sicher kennt- lich, nur in IX 6 stellen sich die Beine oben ungleich dick dar. Die Kline mit der bekannten Beinform mit Doppelpalmette (aus Metall?) in der Mitte, mit einfacher oben, die hier nicht erhal- ten ist wie IX 5, hat am untersten Querleisten ein nicht mehr be- stimmbares Ornament. Die Kline in 36 ist ziemlich vollständig : über der Platte, welche über den Voluten liegt breitet sich die an beiden Enden rechtwinklich herabhangende Matratze, wie in einem andern Tarentiner Thonrelieftypus und grade so wie da muss das darüber eben noch Sichtbare ein Theil des Ruhepolsters sein. (!) Ph. VI 3. In diesem Punkt stimmt überein des Fragment (etwas we- niger als die Hälfte des Ganzen) im Berliner Museum, Arch. Anz. 1889 S. 91, 15 (Abbild.). (*) Vgl. Arch. Anz 90, 89, wo ein solches Körbchen auf dem Tische steht, eines gebracht wird; über die Kuchen Ath. Mith. 96, 852. (») Vgl. BlOmner, Arch. Zeit. 84, 179 und 285; 85, 287 ; Benndorf-Nie- maun, Heroon von GjOlbaschi S. 176. DIOSRUREN IN TAKENT 27 F. Die Dioskuren zum Mahle gelagert. 37. Abb. X 1 (1). Im Naiskos liegen die Jünglinge auf den linken Arm gestützt, nicht gegen — wie man nach der Polster- lage denken möchte — sondern nebeneinander; das Himation um Unterkörper und 1. Arm, Binden, wie es scheint, um den Kopf, strecken sie die Rechte mit der Schale vor, wohl nicht zur Spende X. Typus 37, 38, 39. sondern um die beiden Pferde zu tränken, die unverhältnissmässig gross mit Kopf und Hals links über den Liegenden zum Vorschein kommen, auf ihre Herren blickend. Die Säulen des Naiskos setzen sich nur bis zum Lager fort, dies aber stellt sich, weder oben noch seitlich charakterisiert, oben gar nicht, seitlich als wenig starker Pfosten dar, vor welchem tiefer die Amphoren standen : von der linken ist ein kleines Stück erhal- ten. Ungefähr in halber Höhe der Vasen ist unten am Bruchrand ^/7 (1) Znsammeugezeichnet ans zwei Exemplaren von nicht ganz gleicher Grosse, auf Pho. IV, das eine ans fünf, das andre ans zwei Stücken schon im Maseom zusammengesetzt. 28 E. PETERSEN eine undeutliche Spur von etwas, das etwa auf dem Fussschemel (?) gestanden haben könnte. 38. Abb. X 2(0- Aehnlich angeordnet, doch ohne die Pferde. Daher auch die Dioskuren nicht nach links sondern grad heraus gegen den Beschauer die Köpfe richten, und nicht in den Händen die Schalen halten. Vielmehr legt b den Arm um den Nacken von a ; das Himation deckt ihnen nur den Unterkörper, und beide Schalen haften links oben an Grunde. Die Kline erscheint hier nur als dicker Querleisten, an den die Amphoren heranreichten; darunter noch ziemlich tief erhalten glatte Fläche. 39. Abb. X 3 ('^). Das stark verschlissene Belief lässt bestimmte Formen der Kline nicht erkennen. Die Amphoren, von denen die 1. fast ganz erhalten ist die rechte genügend, um die Breite des Beliefs zu bemessen, reichen wie in 37 bis an die Kline. Die Diosku- ren lagen wieder nebeneinander, die Schalen in den Händen ähnlich und ziemlich an selber Stelle wie in 37 : auch hier sind es die zwei Polster von a (in Photographie deutlicher), über welche die Scha- lenhand von b sich hinlegt. Die Pferde, fehlten nicht, wie die in der Anmerkung erwähnte Berliner Variante zeigt und 4 a lässt sein 1. Bein aus dem Gewände heraus über die Kline hinabhängen. Die- ser Typus ist also 37 mehr als 38 verwandt. (40) nur ein Bruchstück, in der Pho. VII 12 unrichtig ge- stellt (^), steht wiederum 39 nahe, durch, die freiere Art zu liegen, (*) Pho. III 3 4. Aus Theilen von zwei Exemplaren zusammengezeichnet ; 3 ist nur ein Fragment, das andre ans sechs im Museum zusammengesetzt. (*) Pho. in 2, aus zwei Stücken echoji im Museum zusammengesetzt. Von einer Variante dieses Typus ist die Thonform fast vollständig erhalten im Berliner Museum, Jahrb. d. Arch. Inst. 1887, 201, 3, 'daselbst nach einem Ausguss abgebildet. Der moderne Ausguss giebt aber auch den vorstehenden Rand wieder, den die Form neben den Säulen und um dem Giebel hat, der den antiken Ausgüssen dagegen fehlt. Die Form ist nicht allein kleiner als das Tarentiner Stück X 3, dessen Maasse zu den Maassen jener sich ver- halten wie 3 : 2, wofern die Angabe unter der Abbildung genau ist ; sondern die Darstellung ist auch ein wenig abweichend: der hängende Fuss von a reicht nur eben bis oben an den Henkel der Amphora, statt in X 3 bis fast an den Fuss derselben. Die Beschreibung hebt die dicken Blumenkränze mit Bändern hervor. Letztere bilden offenbar die aus Abb. III* 2 bekannten Schleifen. Auf der Rückseite war eingeritzt MveAA. (3) Ob ein darunter in derselben Pho. VII 1 3 abgebildetes Fragment völlig umzudrehen sei, und ein ähnlich gebogenes nacktes 1. Bein, darüber das von DIÜSKURKN IN TARKNT 29 die auch hier a zeigt, indem er das 1. Bein nackt horizontal auf dem schwach (?) angedeuteten Polster einbiegt und, das von Palten über- deckte r. Knie hoch stellend, den Puss auf das 1. Unterbein setzt. Von der Hüfte aufwärts ist nichts von ihm erhalten, also auch nichts von dem weiter rechts liegenden b. — Dass die zwei Jünglinge überall die Dioskuren sind, braucht nicht besonders nachgewiesen zu werden; wohl aber müssen, nach der etwas umständlichen Einzelbeschreibung, die in dieser reichen Keihe von Darstellungen der Zwillinge uns gebotenen Züge ihrer Charakteristik nun auch in ihrer Gesammtheit betmchtet werden (^). Denn eben die Zusammengehörigkeit dieser Täfelchen macht ihren Hauptwerth aus. Zerstückelt wie sie sind, bilden sie doch ein ein- zigartiges Ganzes ; denn wenn auch einzelne Typen von mir über- sehen, andere ganz verloren sein sollten : der Kreis der Vorstellungen würde, kämen diese etwa noch hinzu, schwerlich wesentlich verän- dert werden. Und dass diese Bilderreihe in Tarent gefunden ist, der Tochter Spartas, eines Hauptsitzes der Zwillinge, wie sie uns selber noch nachdrücklich beweisen werden, das steigert den Werth dieser unscheinbaren Täfelchen. Der bekannte Homervers KdaroQa xf Innodafiov xal nd^ äya- &dv UolvJevxea war gewiss nicht so gemeint, wie ihn Spätere manchmal verstanden haben, so z. B. Ovid. Fast. 5, 700 hie eques nie pugil; wo durch die gegensätzlichen Pronomina unmöglich ge- macht wird, die Epitheta so zu verstehen, wie es bei Homer möglich, wenn nicht nöthig scheint, nicht als unterscheidende, sondern die beiden gemeinsamen Eigenschafteh vertheilt, um jedem ein ehrendes Beiwort zu geben. Denn dass jene Unterscheidung nicht so durchaus typisch in der Folgezeit blieb, das zeigen uns am besten unsere Tafeln, wo die Unterscheidung gegenüber der Aehnlichkeit der Zwil- linge so gut wie verschwindet. Kann man doch in Wirklichkeit bei Falten reichlicher bedeckte rechte darstelle, und das Fragment Ton einem ähnlichen Typus herstamme, muss ich unentschieden lassen. Sowohl mit Pho. VII 12 wie 13 ist der gelagerte Jüngling der Tarentiner Terracotta R. Mitth . 97 T. VII zu vergleichen. (^) Vgl. die, wie immer, ausgezeichnete Behandlung Furtwänglers in Roschers Lex. I 1154. 30 E. PETEKSKN keinem der Bilder sagen, wer Eastor, und wer Polydeukes ; vielmehr sind sie immer beide Castores, beide Polluces, wie ja aiii;h die Rö- mer, gewiss mehr durch ihre Bilder als durch Dichterworte be- stimmt, beide oft mit gleichem Namen nannten (0* Allerdings würde jene Unterscheidung, in einem Bildwerk verwirklicht und vor Augen gestellt, die Hauptsache, nämlich die Wesensgleichheit der Zwillin- ge stark verdunkeln. Der Dichter konnte ja neben jenen scheinbar unterscheidenden Beiworten in anderen Versen noch ihre Wesens- gleichheit genügend ausdrücken und hat es gethan, sowohl F 236 wie A 301. Den Bildneiii wäre das nur im symbolischen Beiwerk möglich gewesen; sie haben es kaum je gethan, am meisten viel- leicht der alte Exekias ; und darüber kann ja doch wohl auch kein Zweifel sein, dass jene Unterscheidung nur dichterische, nicht my- thologische Geltung hat. In unsern Tafeln also sehen wir die Jünglinge immer beide ohne Boss oder beide mit Boss. Sind sie ohne Boss, so sollen wir beide als die Meister der gymnischen Agone denken (2). In agonisti- scher Thätigkeit werden sie allerdings kaum dargestellt : die Stlen- gis, 4> 5, 6, 11 in der Hand von a, 2, 10 von b gehalten, und zwar mehr wie ein Symbol, genügt als Andeutung ; und in 4, dem einzigen von diesen Bildern, wo wir von jedem beide Hände sehn, gewahren wir, dass eine Stlengis in der That alles ist. Nur in 8 hat jeder ein Qeräth, Schwert der eine, Wurfspeer der andre ; und dieser fasst seine Waffe allerdings annähernd in der für den Beginn der Uebung charakteristischen Weise; aber man vergleiche die ange- zogenen Bilder bei Jüthner, und man wird erkennen, dass die Waflfe von dem Dioskuren nur wie spielend, man möchte sagen gewohn- heitsmässig, absichtslos so gehalten wird. Etwas ostensibler, aber noch weniger gebrauchsmässig hält der Bruder das Parazonion. Ebenso ist es mit dem Diskos 9 a. Wirkliche Action, wie sie ja auch die nur zu dürftigen Beste von 17 ff. vorraussetzen liessen, würde 9 zeigen, wenn wirklich die gehobene Hechte das aus der Scheide (in der Linken gehalten) gezogene Schwert hoch in der Luft schwänge: wir würden an die Ivonkog oQx^(n<; denken können, (») Man, Arch. Zeit. 85, 271. Athen. Mitth. 85, 85. («) Furtwängler 1156. Imcr. Gr. Sic. et iL 748; Collection TysxkiewicM XXVII ein Diskos den Dioskuren geweiht, im 6. Jhdt. ; dazu von Froehner angeführt ein zweiter Diskos und ein denselben geweihter dXtiJQ, DIOSKUREN IN TARENT 31 welche die Dioskuren erfunden haben sollten, und die einen Theil der spartanischen Gymnopädien bildeten ; an welche uns nach den Ausführungen von Wolters auch der nackte Leyerträger 16 denken lassen könnte, wäre nur mehr von ihm erhalten (<). Nun zeigen ja aber auch die Palmen in 7, 12, 13, desgleichen die Eopfbinden dass die Zwillinge nicht als Kämpfende sondern als Sieger dargestellt sein sollten ; und darauf mögen wir auch die Spende beziehen, die wir so oft dargestellt oder wenigstens angedeutet finden. Gewiss aber sollen die Schalen eigentlich etwas andres besagen ; das zeigt die Schaustellung derselben, ganz besondess da wo sie nicht in Händen gehalten, sondern am Grunde haftend wie Symbole erschei- nen : sie bedeuten die Cultusehren. Wie in den Händen der Götter, so sind wir gewohnt Schale oder Eantharos auch in den Händen der Heroen zu sehen, wovon weiterhin noch nahverwandte Bei- spiele zur Sprache kommen werden. Wir haben also auch den Altar in 1 als ihren eigenen anzusehn ; und dass sie am eigenen Altar spenden ist nicht widersinniger, als dass auch die Götter selbst das thun : sei es dass unüberlegt menschlicher Brauch über- tragen wurde, sei es dass eben die Absicht war, nur das Spenden- recht deutlicher zum Bewusstsein zu bringen (^). Darum sind die Dioskuren nan auch nicht in gymnastischer Action dargestellt, weil die Würde der Cultusempfänger gewahrt werden sollte ; und wenn in Darstellung der Pyrriche 9 und des gleichfalls zu den Gymno- paedien gehörigen Leyerspiels davon abgewichen sein sollte, so ist wohl zu bedenken, dass das eben beides selbst, wie das Spenden, Cultushandlungen sind. In Darstellung der ritterlichen Dioskuren scheint nun aller- dings grössere Bewegimg zu herrschen, von 20-23 abgesehen, wo die Jünglinge ruhig neben ihren ruhigen Pferden stehen, entweder wieder mit den spendemässig gehaltenen Schalen, oder als ago- nistische Sieger charakterisiert. Aber im Grunde sind es doch nur (») Vgl. weiter unten S. 38. (*j Vgl. Jahn, Griech. Bilderchroniken S. 49. Die daselbst gegebene, von Wolters, Bausteine 427 angenommene Erkl&ning der archaisierenden Re- liefs mit Apoll and Nike fände eine genaue Analogie an nnserem Typus 1, falls der Altar den Dioskuren gehört Eine andre Möglichkeit kommt weiter un- ten zur Sprache. Vgl. auch t. Fritze, Ath. Mitth. 96, 258. 82 £. PETERSEN die Rosse, die so lebhaft bewegt sind: die Jünglinge lassen nur in drei Fällen etwas mehr von eigener Bewegung sehen. In 30 führt uns der diesseitige (b) den Agon der Anabaten vor, welcher von der in Olympia nach Pausanias von der 71. bis zur 84. Olympiade gebräuchlichen (^) xaA/Dj nur durch das Geschlecht des Thieres sich unterschied. Denn die xcikTirj war eine Stute, deren Reiter beim letzten Umlauf in vollem Rennen absprang und das Thier am Zügel haltend neben her lief. Die noch zu Pausanias Zeiten gesehenen dvaßarai leisteten dasselbe mit Hengsten (-), und auf einem Hengst scheint auch der Dioskur zu sitzen. Der erste Sieger der xdknr^ in Olympia war ein Achaeer von Dyrae. Im Westen kennen wir Anabaten ausser in Tarent, (woher wohl auch die schon früher von mir verglichene Vase bei Miliin I 47 mit ihrem Ge- genstück 46 stammt), am Tempel des epizephyrischen Lokri, auf Münzen von Himera. alle diese Beispiele ungefähr derselben Zeit angehörig, in welcher die xdXnr^ in Olympia noch auf dem Programm stand. Aus Grossgriechenland kam wie nach Rom, so auch nach Etrurien wenigstens der Sport: auf Grabgemälden von Cometo und (^) Warum sie im Oxyrynchos-Papyros bei eben diesen Olympiaden fehlt, sagt Robert, Hermes 1900 S. 143. (*) Paus. Y ^ Hy 6k ri ukv {xäXTirj) &t'ßfia l'nnog^ xal «7i' avtioy dnonrj- düßyteg inl no iaxätio (fgofÄio avyi&eoy ol dyaßdiai jaTq l'nnoig eiXrjfifiiyoi Ttiy /«Aii'cü»', xaf^d xcd sg ifii In ol dyctßdrat xdXovfjLSvoi ' SiuffOQa tfä roig ttyaßdt€(ig ig trjg xdXnr^g roV dgofioy xd iB crjfisTd ian xcd äqasyBg atfiaiy ö»- teg ol i'nnoi. Die Apobaten (s. Leiica und Inschriften, Mommsen Heortol. S. 158) thun dasselbe vom Rennwagen. Die berühmten Tagtcyityot, sind nicht Agonisten, sondern Krieger, InnaxoyTiarai mit einem Pferd, oder (cfAg^innotf diese nur durch Verschreibung den ajutrinot gleichgesetzt, in Wirklichkeit das Gegen- theil davon; indem dies Fussgänger sind, die einem Reiter beigegeben, ge- legentlich hinter ihm aufsitzen, also ein Pferd mit zwei Mann draaf: jene da- gegen Reiter, je mit zwei Pferden, die sie in vollem Reiten wechselten; (Aeneas Tact. II 2, 4 ctfÄqinnoi und 13 Tagayit^yoi), Dies wurde allerdings nach Hygin fab. 80 auf Pollux zurückgeführt, unde etiam Eomani servant insti- tutum cum desultorem mittunt. Aber auch für die Tarentini ist das Reiten auf zwei Pferden von Livius 35, 28 bezeugt, und über Tarent könnte man es von Sparta nach Rom gekommen geglaubt haben (s. Woelfflin in diesem Heft). Desultores heissen aber wenigstens bei Isidor 18, 39 nicht blos, in der von Friedl&nder (Marquardt, R. Staatsv. III* 524, 5 allein angenommenen Bedeu- tung, die ttfAffLTinoi, sondern auch die Anabaten. Vgl. S. 50. DIOSKÜREN IN TARENT 33 Chiusi sehen wir Anabaten (0- In Corneto sind es, wohl zu beach- ten, zwei symmetrisch einander gegenüber gestellte, wie die von Lokri, ob man sie nun mit mir für Giebelfiguren oder mit v. Duhn und Eoldewey-Puchstein für Akroterien hält (^) ; in Chiusi hat der Anabat einmal noch ein lediges Handpferd, und man könnte ihn darum fQr einen afitpmnoq^ desultor im gewöhnlichen Sinne halten, nur dass der Maler ihn aus Bequemlichkeit nach der verkehrten Seite hätte umsitzen lassen. Das andre Mal trägt auch das zweite Pferd einen Reiter: die Gruppe wäre also mehr wie auf den Ta- rentiner Dioskurentafeln ; doch ist im Wandgemälde der Anabat ein Gerüsteter, der andre vielmehr wie ein Knappe (oder Schütze?) costümiert. Nicht minder deutlich ist der Absprung des Gerüsteten, neben einem leichten Reiter auf zweitem Rosse, auf zwei Seiten einer volcenter Kylix (^). Diese mag aus dem Osten stammen, wo wir das charakteristische Anabatenschema jedenfalls auf Münzen des kyprischen Eelenderis aus dem 5. und 4. Jhdt. finden {% Ganz abgesprungen und neben dem am Zügel, besser am Halfter gehal- tenen Pferd herlaufend, sehen wir den Bewaffneten dann auf einer Münze von Erythrai, allein, also wohl im Agon ; gegen drei feindli- che Fussgänger, zum Kampf, auf einer Vase von Kameiros; sym- metrisch je einen von links und rechts gegen einen Krieger in der Mitte auf einem Sarkophag von Klazomenai (^). Der Abgesprungene hält zwei Rosse am Zügel wie ein äfi^mnog, fünfmal wiederholt auf einer Vase von Rhodos, offenbar nicht zum Kampf sondern ago- nistisch; die zwei Kämpfer einer ander Vase von Rhodos haben dagegen jeder einen gleich gewappneten Reiter hinter sich, der aus- (1) Lokri: Ant. Denkm. I 52, Rom. Mitth. 90 IX S. 214. Himera: P. Gardner Types U 38, Zeitschr. f. Nura. 95 m, IV; Corneto: Mon. ined. d, L I. 32; Chiusi: V 14 und 15. (•) Koldewey u. Puchstein, Die griech. Tempel S. 8. Zu dem Anabaten, welcher rechts neben einer Kämpfergruppe vom Pferde springt, seheint ein entsprechender links hinzugedacht werden zu müssen auf einer Tasse bei Micali, Mon. ant. XVIII (München ?). (3) Mus. Gregoriano n Taf. 72 (A). (*) P. Gardner Typet Taf. IV 26 und X 12. (*) Erythrai : P. Gardner Typet IV 32 ; Kameiros, Salzman 55 ; Klazome- nai, Fondation Piot IV (1897) pl, VII (Murray) ; auf demselben wie es scheint Apobaten (vom Wagen) pL IV, V, VI, und Anabaten pl. VI. 34 E. PETERSEN ser seinem eigeDen noch ein Handpferd führt (*). Es kann in diesem und vielen ähnlichen Bildern nicht zweifelhaft sein, dass diese Bitter in die Schlacht nicht fahren, wie die Homerischen sondern rei- ten ; dass sie von ihrem Rosse springen, wie die Homerischen vom Streitwagen, und dass, wie hinter diesen der Lenker mit dem Wagen, so hinter jenen der Genoss mit dem ledigen Pferd hält, be- reit, ihn jederzeit wieder aufzunehmen. Es ist die Vereinigung des a^iifiTinoq und des afunnog, und dasselbe ist bei den Dioskuren der Fall, aber nur agouistisch (-). Die beiden anderen Typen, wo die reitenden Dioskuren sich stärker bewegt zeigen, sind 28, wo beide in der Rechten hoch die brennende Fackel halten, also im Fackelrennen zu Pferde, das wir für Tarent auch durch Münzen bezeugt sehen werden (^); sodann 26, wo sie die Siegeszeichen triumphierend in erhobener Rechter halten, b in der Linken auch noch die Palme hält. Denn wie die von b gehaltene Binde, möchte ich den Pokal in der Rechten von a nicht als Heroenattribut verstehen, da die Situation dafür zu ungeeignet ist; auch nicht etwa als Andeutung des nachfolgenden Siegesbanketts, sondern als Preis. Schon Achill theilt bei Patroklos* Leichenfeier unter anderem auch Kessel, mit und ohne Dreifuss, einen Krater, eine ^läkrj und einen Pokal mit Doppelhenkel als Preise aus ; von Sikyon kehrten auch zu Pindars (N. X 80 vgl. IX 51) Zeiten die Sieger von den Agonen heim dqyvQfad'ävtBq üdv otvrjqatq (pidkaigj ja Kastor selbst schmückt I. I 17 if. sein Haus mit Preisen xai XeßrjxeCfnv tfidkaiai xs XQVtJov^ und wie dort mögen wir auch in Tarent den Pokal bei der Sieges- feier weingefüllt und eingeweiht uuh denken. Also auch hier leb- haftere Bewegung nur bei dem sicher cultlichen, wahrscheinlich für die Lichtnatur der Dioskuren selbst bedeutsamen Fackelrennen (1) Joum. of hell st. 84, T. XLIII agonistisch, XLII Ernstfall. (*) Die "Avaxeg iatütTeg in Athen waren eher rifÄinnoi, wenn, ihre ntu6$g (Paus. I 18, 1) xa&tjfAeyol atpiciy Ajp' Xnnmv je nur ein Pferd hatten. (3) Unten S. 49. Die Dioskuren stehend mit Fackeln in den Händen auf einer Münze von Abydos. Münch. Akad. Abh. 1890 Phil. CL 18, S. 622, n. 201 f. Taf. \TI 21. DIOSRUREN IN TARENT 35 und im Triumph ; denn bei dem Anabaten ist sogar eher die rela- tive Ruhe bei Ausführung der nicht leichten Aufgabe als wesent- lich zur Leistung gehörig beachtenswerth. Dasselbe erkennt man bei den zwei Bildern der Fahrenden, von denen wieder in einem der Sieg betont ist. Ganz besonders charakteristisch für die Dioskuren ist Gruppe E, an welche die nächste wie eine Fortsetzung sich anschliesst : eine neue Illustration der im griechischen Festland wie in Ost und West weitverbreiteten Sitte, einzelne Götter, namentlich aber Heroen und ganz besondei*s die Dioskuren zu Gaste zu laden, anfangs in Familie und Geschlecht, an einzelnen Orten, wie in Athen und Faros, dann auch von Gemeinde- und Staatswegen (^). Weniger als die meisten Heroen an ein Local gebunden, viel- leicht schon von ihrem mythologischen Ursprung her wandernd, auf ihren Rossen rasch zur Rettung über Land und Meer herbei- kommend und so denn auch zur Einkehr geladen, kennen wir sie in mancher Legende« die an Legenden von christlichen Heiligen erinnern mag ("^). Zum Dank für verliehenen Sieg in schwerem Kampf oder in der Hoffnung auf zu verleihenden wird ihnen der Tisch gefüllt und das Lager bereitet (3), und KttdtoQOi d^iX^oyrog inl ^eyiay nao JlafAfparjy xtd x€«nyyiJTov JloXvSivxBoq, ov &€tvfAa atfiaiy i/yeyh ififÄsy fie&'Atjraig ayaSoi'aiy, inei evqv/OQOv rafAiai Inaqxag dytaytoy fAuiQfty 'Fqu^ xttl avy 'HQaxXet ^iinoyti ^dXeiay singt Pindar. N. X 49 den Ringer Theaios aus Argos an (^). Sie ver- (0 Vgl. Deneken de theoxeniis. Furtwängler, Roscher's Lei. 1 1171 ; Pick, Jahrb. 98, 145 über Theoienien auf thrakischen Münzbildern, der Dioskaren S. 153; da die Kline daselbst fehlt, stellen sich die Münzbilder zu Typus 37 ff. («) Vgl. üsener, Rhein. Mus. 1900 S. 290 f. (3) Jenes zeigt die Geschichte des Pheraeischen Jason bei Polyaen VI, 1, Ton ihm zwar geschwindelt, von andern aber geglaubt; dieses die yon dem Hilfsgesuch d er Lokrer in Sparta und von der auf dem heimfahrenden Schiff bereiteten Kline, auf welcher man die Dioskuren (unsichtbar gelagert) mit- zubringen, oder gebracht zu haben glaubte. (*) Worte wo Purtwanglor 1157, Deneken a. 0. S. 13, wie schon ein Scho- liast und ich selbst früher, fAoTqay irrthümlich vom Mahle yerrtehn, statt es 2nit dy^y(ay zu verbinden. 36 E. PETERSKN leihen athletische Tüchtigkeit, im Biogen wie im Wi^enrennen, Toi^ yaQ initQtiTrey (HQuxX^g) OvXvfAnoyd^ Uav ^tjroy aytSua vifiny sagt Pindar Ol. III 36, und stellt, auch hier wieder dies als den Lohn hin, der Therons Geschlecht von den Tyndariden zutheil wird^ ori nXelaraiai ßgotwy (iwUtg iQanilimg avtovg inol^oytai XQanitiatg. Auch in Tarent sind die Dioskuren augenscheinlich vornehm- lich als Vorsteher der Agone und Siegverleiher gefeiert, und mochte der Einzelne sich begnügen ihnen die ^€iv(a tganel^a im Bilde {}) zu weihen, so muss es doch auch eine wirkliche Theoxenienfeier gegeben haben, vielleicht wie die von Faros (Deneken S. 10) im Qymnasium und öffentlich. Die Darstellungen sind wesentlich so wie die. zwei schon bekannten, nämlich der attischen Lekythos von Kameiros und des Beliefs von Larissa. Jene, etwa derselben Zeit wie die Tarentiner Beliefs, stellt, wie von diesen Typus 36, nur die Kline (^), ohne Tisch, dar. Erheblich jünger ist das Belief von Larissa, wo zur Kline nicht nur der Tisch kommt, sondern vor diesem auch noch ein Altar steht. Der Tisch ist im Belief spärli- cher besetzt, nur mit grossen runden flachen Broden und den pyra- midalen Kuchen (^) ; es fehlen die Granatäpfel, es fehlen die Scha- (*) Vg. Reisch, G riech. Weihgeschenke S. 9. (<) Auf dem Polster rechts liegt ein Fächer. (3; Vgl. über diese x. Fritze, Ath. Mi. 96, 352. Tische dieser Art z. B. Schreiber Atlas 96, 2, Koschers Lex. I 2575 ; neuerdings des Men, Bull, corr, hell, 96 XV. Die Granaten spielen eine grosse Rolle auch in den Grabgemftlden Unteritaliens ; z. B. Mon d. /. X 55; Afon, ant, Line. I S. 953. Die von v. Fritze a. a, 0. S. 347 unter 1 hingestellte Erklärung der Todtenmahle, die ich sel- ber früher vertreten habe, ist ja unhaltbar ; die andern beiden : 2. der He- roisierte sei im Jenseits, die Freuden des ewigen Schmauses geniessend, 3 die Opfergaben seiner Verehrer geniessend dargesteUt, dürfen aber nicht, wie dort geschieht, als Alternative gestellt werden. Wie die Götter das ihnen auf Er- den gebrachte Opfer sowohl nah wie fern geniessen können, so ist das dem Heros hienieden Dargebotene ein Symbol des dort Genossenen. Auch v. F.^s Beweisführung ist nicht bündig. Dass Weihrauch vom Todtencult ausgeschlos- sen sei, hat er (Rauchopfer S. 50 f.) nicht bewiesen, und es wäre ein Wider- spruch, wenn der Weihrauch vom Cult ausgeschlossen wäre, und dennoch die Heroen beim ewigen Schmaus sich daran erfreuen sollten. Dass die Tische mit Kuchen u. s. w., die regelmässig das Mahl des Heros (und gelegentlich. DI08KUREN IN TARKNT 37 len; ähnlicher an Ausstattung sind andre Tische, immer jener eigen- thümlichen Form mit drei Beinen, die ihre platte Breitseite und den Thierfuss je nach einer andern Seite kehren, schon fast wie die später an die Stelle tretende runde tripes mensa. Die Sich- tung der Dioskuron ist in beiden früher bekannten Darstellungen abweichend, indem die Zwillinge beide rechtshin reiten, was trotz einem Anziehn des rechten Zügels — nur im Belief, nicht im Va- seubild — wie gesagt mehr den Eindruck des Vorüberreitens macht. Beachtenswerth ist, dass im Theoxenion des Reliefs der Helios mit seinem Viergespann im Giebel des Naiskos die später anerkannte Be- ziehung der Zwillinge zu Auf- und Untergang anzudeuten scheint (^), und dass die Nike mit dem Kranze, der nur den Dioskuren gelten kann, unter statt über ihnen fliegt. ViTir werden, um dies nicht widersinnig zu finden, denken müssen, dass sie den Kranz, gewiss für bescheideneren Sieg als kriegerischen, auf den pulvinus legen wird, dahin wo auf dem Vasen bild der Fächer liegt, wie Deneken richtig verstand ; aber der wahre Grund das Flügelmädchen anzubringen war der, dass sie die Dioskuren zu tragen schiene (^) ; oder besser wohl noch, ihr Reiten durch die Luft veranschaulichen möchte, mit Ver- wendung eines altherkömmlichen Motivs, wie es der den Lokrischeu Dioskuren tri^ende Triton oder der unter Paionios Nike durchflie- gende Adler darstellt. In der letzten Giuppe X sehen wir dann die Dioskuren auf der Kline gelagert Obgleich der Tisch in diesen Bildern fehlt, dürfen wir sie doch, namentlich wo die Rosse zugegen sind, wie in 37 und 39, als eben aus der Höhe zu den ^ivux heiubgekommen verstehen, die in der vorigen Gruppe bereit standen. — der Gotter) darstellen, nicht die divtiqa xQanB^tt sind, zeigen nnwidersprechlich die Theoxenia der Dioskuren; denn diese Heroen sind eben erst ankommen, und man wird nicht denken, dass sie zwischen dem ersten and zweiten Gang lieh eine Motion gemacht haben. Anders Fartwängler, Tgl. die letzte Anm. (}) Henzey, mimon en Mucidoine S. 420 zieht Kabirendarstellnngen heran, ohne Grund, wie mir scheint. (*) Aehnlichen Dienst yersehen in hellenistischer Zeit verschiedene Flü- gelwesen. Das frfiheste Beispiel ist wohl, wenn ich recht verstehe, der anfs Proskenion des athenischen Theaters gemalte Demetrios (Phalerens) inl xrjg (UxovfAiwfig oxovfityog (Athen XII 536 vgl. DOrpfeld-Reisch. Gr. Th. S. 291). Die Oikamene ist geflügelt aaf der Tafel des Archelaos von Prione. Dazu etwa Clarac pL 180, 381. 38 K. PETERSEN So schliesst sich die Beibe, und Ende verknüpft sich mit An- fang. Denn auch dort schon sahen wir die Zwillinge spendend, nur nicht liegend sondern stehend bei dem Altar. Haben wir in dem durchlaufenen Kreise so oft Hinweise auf Agonen und agonistische Siege gefunden, so müssen wir eine mit Agonen verbondene Feier denken, an welcher die Dioskuren theilhaben. Im üppigen, festfrohen Tarent ist es wahrscheinlich, dass dieselbe mit einem allgemeinen Festschmaus geendet habe, wie die ^eo^avia in Argos (Deneken S. 10) oder die Dioskurenfeier der Spartaner (Paus. IV 27), also ein Festmahl, bei dem wir die Tyndariden, wie sie in Kampf und Sieg als Vorbilder und Vertreter der Landesjugend dastehen, auch des Mahles nicht allein geniessend denken würden, sondern eine dtjfio&oivia, gemeinsam Menschen und Göttern oder wenigstens Heroen. Anschauliche Vorstellung von solchem gemeinsamen Mahle mögen wir aus elniskischeu Wandgemälden ge\^ innen wie in der tomba della Pulcella von Gorneto (^), in deren Hintergrund die tempelartige Nische ein separates Buhebett enthält, zu dessen Schmuck ein Mädchen von links Zweige herbei bringt, wie auf dem Buhepolster der Dioskuren (s. oben S. 37) der Fächer lag, und alsbald auch der festliche Kranz liegen sollte. Wir mögen dort den Ehrenplatz für den letzt verstorbenen Geschlechtsgenossen be- stimmt denken oder für die Götter; an beiden Seiten wänden aber sind schon die Paare der Männer und Frauen gelagert, auch sie schon gestorben aber geringeren Gi-ades, und geniessen der Freuden des Festmahls. Aber da die Dioskuren, nach Tarent von Sparta gekommen sind, was uns sogleich noch augenscheinlicher werden wird, so könnte auch an eine andre spartanische Feier gedacht werden. An die Gymnopaedien erinnerten nämlich zwei leider unvollständige Typen; 9 der Waffentänzer und 16 der Leyerspieler. Beziehung der Dioskuren, der Vorbilder spartanischer Jugend, die bei jenem Feste die Hauptrolle spielt, darf man auch ohne ausdrückliches Zeugniss voraussetzen ; auch deswegen, weil das Fest Todten zum (>) Vgl. Dennis, Cities I S. 313. Bull d. L S. 73, 98 ff. Photogr. Mo- scioni 8618. Vgl. auch die tomha delle hcrizioni, Dennis I 364, Muteo Gre- gor I Taf. CIII. wo auch die Polster gelegt sind, und nun mit Zweigen das Lager geschmückt wird; Tischbein II 56, Müller- Wieseler D. a. K II 617. DIOSKIREN IX TARKNT 39 Gedächtniss gefeiert wurde (Herod. I 82), den im Kampfe um die Thyreatis Gefallenen. Die aus Athen. XV 678 bekannten Thyrea- tischen Kränze, welche an diesem Feste die Epheben trugen, hat uns Wolters, Jahrb. 96 S. 7 f. durch eine in Amyklai gefundene Bronze anschaulich gemacht. Dem hohen Kranze dieses Jünglings vergleicht Wolters mehrere Beispiele. Aehnlicher scheinen mir ein par andre, von denen hier besondei-s das alterthümliche spartani- sche Relief hervorzuheben ist, auf welchem die Zwillinge einander gegenüberstehen, und der zur Linken einen Kranz jener Art in der Hand hält (^). Die Dioskuren unserer Tafeln haben öfter einen Kranz über der Binde, besonders hoch und deutlich in 27. Aber auch Schmaus und Bewirthung ist für die Gymnopaedien in Sparta bezeugt von Xenophon M. S. I 2, 61. In Sparta wurden die Tänze dieses Festes auf einem Theile des Marktes aufgeführt, der deshalb XoQog genannt wurde ; in Tarent sind die Dioskurentafeln da gefunden wo man den Markt ansetzt, mit welchem zusammen Strabo VI 278 das Gymnasium und den Koloss des Zeus nennt, wie Zeus Agoraios auch auf dem Markte Spartas stand. Also könnten die Dioskuren in I 1 auch am Altar des Apollo spendend verstanden werden. Doch lassen wir es dahingestellt sein, welcher Feier man bei Weihung jener Täfelchen in Tarent gedachte: soviel ist gewiss, dass wo bestimmte Nachrichten über Tarentiner Feste der Dioskuren fehlen, wir auf spartanische schriftliche Tradition zurückgreifen dürfen, und dass diese wiederum unerwartetes Licht erhält durch die nunmehr soviel vollständigere bildliche Tradition der Tochter- stadt. In Sparta giebt es zwar einige Dioskurendarstellungen die älter sind als alle unsere Tarentiner {-\ aber weder da noch sonst, wie gesagt, giebt es eine so vollständige Reihe, und diese noch aus bester (>) Athen. Mitth. 83 T. 18. Augenscheinlich derselbe Kranz ist es femer, der in einem antiken Anathem als Votiv, in einen Rahmen (iy nXaialto9 vgl. den Kleiderschatz der Braaronia C. J. A. II 751, 4, 18 a. s. w.) eingespannt, im Heiligthnm aufgehängt zu denken ist, zwischen dem Athleten und dem Bilde des Zeus, vor welchem jener eine zwar nicht genügend deutliche aber gewiss heilige Handlung vornimmt. Von den zwei Wiederholungen dieses Reliefs l&sst dasjenige im Conservatorenpalast (Bull, comun. 84 T. 23, Heibig Führer I n. 613) den Zeus weg; das andre, in Wiltonhouse (Michaelis Anc, marbles S. 681, Arch. Zeit. 78. T. II) den Kranz. («) Vgl. Furtwängler Ath. Mitth 83 S. 372. 40 K. PETERSEN Zeit. Auch um diese zu bestimmeD, ist Dun noch ein Wort über die besonderen Symbole unserer Täfelchen zu si^en(i). Schalen yiaXai, entweder glatt um den ofi^aXdg oder xa- Qvanai, sehen wir wie S. 31 gesagt wurde, vor imsem Augen zu Symbolen werden, wenn sie nämlich auch da, wo sie durch die Art, wie die Dioskuren dargestellt sind, eigentlich ausgeschlossen wären, wie z. B. IV, 1 VII 2, dennoch erscheinen, als ob sie an der Wand des Naiskos hafteten ; noch mehr Symbol vielleicht IX 3. wo im selben Bilde ausser den zwei auf dem Opfertisch aufgestellten Phialen noch eine, die gleich zweien gilt, in der Mitte zwischen den Zwillingen angebracht ist. Die Bedeutung der symbolisch oder attributiv gewordenen Schalen ist selbstverständlich aus den andern Darstellungen zu entnehmen, wo sie zu lebendigem Gebrauche da sind, d. h. von den Dioskuren, den zum Mahle gelagerten oder beim Altar stehenden I 1, III* 2 gehalten werden wie zur Spende oder das Boss zu tränken. Dass wir die Spende als ihnen selber geltend, die Schale also wie in Götterdarstellungen attributiv als Andeutung des Spenderechts und der Gultusehren zu verstehen ha- ben (^), das erhellt wohl am besten aus den Bildern von Gruppe IX, wo die Schalen, und einmal der gleichbedeutende Kantharos, nebst den andem Opfergaben auf der Seivia tQÜneCcc aufgestellt sind. Damit vereint sich sehr wohl noch ein weiterer Gedanke. Den Pokal nämlich, welchen in Typ. 26 (III* 1 und IV 5) der eine galoppie- rende Dioskur wie triumphierend in der Hand hält, glaubten wir als gewonnenen Siegespreis verstehen zu sollen, wie es Pindar (Isthm. 1 18 ff.) von Kastor (u. Polydeukes?) rühmt, dass sie mit Dreifüssen die sie als Preise gewonnen ihr Haus geschmückt hät- ten. Als Preise gab man diese Geisse, weil sie den Heros ehren, (>) 0. Lessing, die Gestalt der Dioskuren und ihre Attribute (Diss. München 91) hat mancherlei zusammengetragen aber ohne historischen Ge- sichtspunkt. Paton, de cultu Dioscurorum 1 (Diss. Bonn 93) behandelt die Bildwerke nur beiläufig. (*) In Euripides Hei. 16^ yerheissen die Dioskuren nach dem Tode, ^co; xtxAfTtftc xal Jiwtxovqmy uixa ffnoyStäy fAei^i^ng u. s. w. Die Schalen als Sym- bole der Cultusehre hat y. Fritze in der Zeitschrift f. Numism. 97 S. 66 und besonders 69 besprochen. Er weist besonders auf die tpulXai als Verziening heiliger Architektur hin, an Tempelfriesen, und Grabcippen. Vgl. die über hängenden Festons nachgebildeten der Ära Pacit, desgl. an den Heroa Taren- tinischer Grabyasen, Watiinger vatc. pict. tarent. S. 8, 2. DIOSKUREN IN TARENT 41 ja gab sie der Heros selbst; und so dürfen wir nun die Sobalen nebenher noch als Sieges- und Ehrenpreise verstehen. Die Amphoren, die man auf Münzen und Beliefs schon oft gefunden, nie so regelmässig und in so verschiedenartiger Aufstel- lung wie auf unsem Tafeln, und deren Erklärung bisher verschie- den ausgefallen ist (i), sie erklären sich jetzt auf dieselbe Weise wie die Phialen: in den Händen gehalten wie diese kommen sie allerdings nicht vor ; aber in den Bildern der IX. Gruppe, wo sie neben dem Opfertiscb stehn, oder in einem Fall IX 4 sogar unter dem Tisch (ebenso auf dem Spartanischen Dioskurenrelief Athen. Mitth. 77 S. 887 F), während die Phialen oder der Kantharos oben darauf gestellt sind, da kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die Amphoren — oder vielleicht sollten wir nun Krater sagen — den Trank enthalten, der zu der Phialen gehört. Wie diese dürfen wir sie zugleich auch agonistisch nennen und mögen vermuthcn, dass wie in Athen Oel (^), so in Tarent und wohl auch anderswo Wein als Preis gegeben wurde. Solchen Zweck haben sie ja auch in den Heroen -Todtenmahlre- liefs, wo es meist durch das Schöpfen daraus, um die Schale zu füllen, noch deutlicher gemacht wird; ebenso in dem Tarentiner Terracotta- relifif, Rom. Mitth. 97. VII (vgl. unten). Dass sie auf unseren Tafeln, meist deutlich durch einen Deckel geschlossen sind, so besonders in Gruppe IX, spricht keineswegs dagegen : das Mahl hat ja noch nicht begonnen: wo das der Fall ist wie in X, da vermag ich, auch auf der Photographie, die Deckel auf den Amphoren nicht zu erkennen (^). Unmöglich kann man nun dieselben zwei Vasen in den andern Bildern in einem ganz andern Sinn nehmen. Sepulcral kann man sie ja auch so immer noch nennen, nur nicht als die irdischen Beste (*) Mit Gerhard Gr. My. I. 484 versteht sie Lessing S. 49 als Aschen- geftoe. Fragweise deutet Fnrtwängler 1174 die richtige Erkl&rnng an. Die Lutrophoros (s. Wolters, Ath. Mitth. 91, 371 und 93, 66) kommt, als attisch, ja nicht in Betracht, so gross im letzten Grande die Analogie sein mag. Die *Ayäx(ay v^giai C, I. A.H 679, 10 sind Tempelgeräth wie die Hydrien andrer Götter 681. («) Vgl. C. Smith im HI Annual report Brit. school Athens zu Taf. XVI a. (') Dass die Henkelansätze ohen öfters Rotellenform haben, w&hrend wir eigentlich Voluten über dem Kraterrand erwarten soUten, müssen wir doch als thatsächliche Vasenform hinnehmen. 42 E. PETERSEN des Todten euthalteud, sondern das was diesen auch nach dem Tode noch ehrt und erquickt (^) Dass in andern Denkmälern öfters (in unsern Tafeln niemals) Schlangen d. h. die Geister der Heroen die Amphoren umwinden, verträgt sich ja mit dieser Deutung der Amporen nur um so besser. Sehen wir doch auch sonst die Schlange die Eschara umwinden, und von ihr fressen, nach den Speisen auf dem Tisch oder dem Trinkgefäss verlangend sich winden und recken. Auchiauf dem inie- ressanten Relief des Argenidas in Verona (bei Furtwängler 1171, Wiener V. B. IV, IX 8) kann es nicht absichtslos sein, dass die Schlange, welche vom Lande herkommt, nach der Mündung der frei- lich auch hier verschlossenen Amphoren den Kopf reckt. Gewiss versteht man richtig, dass Argenidas für Rettung aus Meeresgefahr den Dioskuren eine Stiftung macht, wenn auch nur im Bilde, d. h. zwei Amphoren, die der Stifter zu berühren scheint, vor sei es mit- geweihten sei es vorher vorhandenen Standbildern der SanijQeg auf- stellt. Die Schlange kann nicht wohl etwas anderes bedeuten als dass die Dioskuren die Weihung annehmen. Sie muss aus einem bekannten Heiligthum herüberkommen, ähnlich wie auf einem Medaillon des Antoninus Pius die Schlange des Asklepios vom Schiff, das sie von Epidauros brachte, zu ihrem Heiligthum auf der Tiberinsel hinüber gleitend dargestellt ist (2). Welches Heiligthum mit jenem seltsamen Bauwerk gemeint sei, hatte man vielleicht richtig errathen. Die Bestätigung bringen unsere Tafeln. Hier sehen wir in zwei Typen, sowohl der Dioskuren ohne Rosse I 2(?) II 3, als der fahrenden VIII 1 jenes eigenthümliche ' tischartige Gestell ' (^), und beide Male darauf die Amphoren stehn. (I) Auch Amphoren oder Krater sieht man wie auf Grabpfeilern so auch im Inneren der Aedicula tarentinischer Grabyasen. Vgl. Watzinger de vasc. pict. tar. S. 16 ff., auch die Tische mit Vasen, die zur Prothesis des Arche- meros gebracht werden, daneben auf der Erde stehend eine mit Deckel ge- schlossene Amphora, Gerhard Aic. Abh. I Taf. ü. Etwas besonderes ist es mit der Bonner Vase S. 24, 1, wo rechts und links von der trauernden Frau in der Aedicula je eine schlanke Amphora steht. Ob es eine Priesterin der Diosku- ren ist ? («) K«m. Mittheil. 86 S. 168 mit der Erklärung t. Duhn's. (?) So wird auch in der Beschreibung des Spartanischen Dioskurenreliefs T (Ath. Mitth. 77 S. 393) das Geräth genannt, welches zwischen den Dioskuren steht. Da aber die undeutlichen Gegenstände darauf nicht wie in II 3, Vm 1 DIOSKIREN IN TA REN T 48 Man braucht nun nur ein schriftliches Zeugniss zu vergleichen, um zu erkennen, dass wir hier endlich Anschauung der spartani- schen doxava haben. Td TiaXaid räv JioaxovQvav dg^^QifiaTa ot ^na^iatai ioxava xaXovCi' icu di 6vo ^vXa naqdXXrjXa övcl nXaymg iTis^evyiiäva^ xai doxei tfp (fiXadsX^o) riav v^ecSv olxsTov eivca xov dvuxhijiicnog xo xoivov xal ddiaiQsrov sagt Plutarch de frai. am, 1. Die ethische Auslegung des Symbols können wir einstweilen auf sich beruhen lassen ; sie bestätigt aber die Beschrei- bung : zwei parallele Balken — so hat man die tiXa immer schon verstanden (') — durch zwei Querbalken verbunden, das ist genau was wir an unserem Gestell sehen, am besten YIII 1, wo es am grössten und vollständig erhalten ist (-), und wo es mehr noch als in dem andern Beispiele selbständige Bedeutung zu haben scheint. Die einfachste Auifassung dieser Darstellung ist nun doch die, dass diese doxava im Hippodrom stehn und hier von den idealen Vorbildern des Rennsports umfahren werden gleich wie von den wirklichen Rosselenkern in Tarent. Da die Tarentiner Balken aber nur dffiiQVfAata der spartani- schen sind, wie diese selbst, genau verstanden (^), nur Nachbilder andrer Originale — man darf vermuthen derer in Therapnai — so mag man, was für Tarent nicht bezeugt ist, aus Sparta ergän- zen. Dort erfahren wir wenigstens soviel, dass die Dioskuren als *Äq>€Triqioi, offenbar Bilder, frei oder in einer Kapelle, am Beginn des Dromos standen, nqdq d^ rov jQOfiov rrj dgx'S ^ioCxovQoi re eiaiv U(f€Tr^Qioi (Paus. III 14, 7), und dass dieselben, die Meister und III* 2 die Amphoren sein können, weil diese unter dem Tisch stehn, wird es richtig als Tisch gedeutet sein, vgl. Abb. IX 4. (*) Vgl. (foxd;, P 744 vom grossen, doch wohl anbehanenen Holz; r 38 von den behanenen Hohem der Saaldecke. Joxayai al cjaX^xi^ atg tcrayrai u( Xiya bei Hesych, von Welcker, Gr. Gott. II 421 vom Webstuhl verstanden, der in der That ähnlich, S. Blämner Techn. I 1, 38. Schon lange hat man die Bemerkung gemacht, dass das Sternzeichen der Zwillinge de«! doxaya gleiche, Winckelmann G. d. K. I 1,8; Albert le cuUe de Castor et Pollux S. 96. (*) I 2 ist in zwei Punkten etwas abweichend, erstens durch wenn auch schwache Einwärtsneigang der senkrechten Pfosten, zweitens dadurch dass Aber dem oberen Querbalken in geringem Abstand noch ein dünnerer gleich- gerichteter Leisten liegt, der links, also wohl auch rechts, wo es durch den Arm von b verdeckt ist, in einen rundlichen Zapfen eingefügt ist. (3) Vgl. K. ßötticher Tektonik II 159. 44 E. PETERSEN der gymnischen und der hippischen Agone, auch in oder bei dem Hippodrom in einem Tempel standen. Dieser lag im Phoibaion, und dieses OeQonvrjg ov noqqw, . . . rotyrov dh ov TtoXd lloaeiJw' vog dq>äarrjxsv hqov inUkrjCiv Faiaoxov nach Paus. III 20, 2. Der Gaiaochos aber war nach Xenophon Hell. VI 5, 30 im Hippo- drom. Damit dürfen wir vergleichen, dass im Olympischen Hippo- drom, wo die ' Ausgrabungen ' ja leider versagen mussten, nach Paus. V 15, 4 ^y iihv Tfp vrraid-Qfp r^g *A^ä(f ecag xard fitCov nov ndha%a üofSsidSvo; "^Inniov (und der Hera) Altäre standen, nqog dh Tfo xCovi Jkhtxovqwv (^). Können wir nun schon aus dem, was Pau- sanias VI 20, 7 über die Signalisierung der ümfahrten durch stei- genden Adler und fallenden Delphin sagt, erkennen, dass der römi- mische Circus vom griechischen Hippodrom manches entlehnt hat, so werden wir berechtigt sein, mit den doxava in Tarent (und Sparta) zu vergleichen das von zwei Säulen getragene Epistyl mit runden Körpern darauf, welches die vollständigste Darstellung des Circus (^) gleich zunächst der Hippaphesis zeigt. Auch ausserhalb des Circus kennt man femer solche von zwei (auch mehr) Stützen getragene Epistyle, auf denen oben Gefässe aufgestellt zu sein pflegen, und die man allgemein für heilig hält, so eines in Böttichers Baum- cultus Fig. 36, Schreibers Atlas XI 14, aus einem pompejanischen Wandgemälde, mit zwei Vasen, ein andres mit drei und mehr Vasen in den bekannten Philosophenmosaiken von Sarsina und Pompeji Rom. Mitt. 97 S. 328 («). Diese mit Vasen geschmückten Epistyle sind z. Th. gewiss sepulcral ; wie es auch für das Philosophenbild vorstanden wurde, obgleich der Regel nach nur eine Vase, bald dieser bald jener (^) Leider sagt Pausanias nichts genaueres Ober diese Säule. Wemicke, Jahrb. 94, 203 hatte sie links neben der Hippaphesis im freien Raum fixiert. H. Schoene macht ebda 97, 151 dagegen geltend, dass Pausanias den Altar der Dioskuren zwar i»^ vnai&Qt^ aber doch iy tw \'nntj¥ rg dtpiüH ansetzt. Er stand also, und mit ihm die 8&ule, jedenfalls an der Aphesis. (*) Ann, 1870 LM, wo S. 243 auf noch zwei Beispiele verwiesen wird, TOQ denen aber nur Gerhard A. B. 120, 2 einigermaassen gleicht. (') Beide mit dem heiligen Baum daneben oder dazwischen. Vielleicht darf erinnert werden an Darstellungen der Dioskuren mit einem Baum, zwi- schen ihnen. Vgl. Wide, Lak. Kulte 316 f. Das Pompejanische Mosaik (vgl. Diels, Arch. Anz. 98, 120) jetzt Mon. ant, Line. Vm Taf. Xu, und Sp. 403 f. auch das Wandgemälde. DIOSRUREN IN TARENT 45 Form, auf natürlich auch nur einem Pfeiler oder Säule als Grab- aufsatz steht ('). Es ist schon bei Phialen und Amphoren gesagt, dass die sepnlcrale und agonistische Bedeutung derselben in einan- der fliessen ; die Agonen werden zu Gedächtniss des Heros gefeiert ; er selbst war darin Sieger, gewann als Prototyp desselben die Preise, und Preise gleicher Form werden in seinem Namen Sterblichen ausgetheilt. In diesem Doppelsinn verstehen wir also auch die Am- phoren, wo sie, meist einzeln, einmal gepaart, auf einzelnen oder Doppelpfeilern neben den Dioskuren unserer Täfelchen stehen. Den Pfeiler sah man als ungeformtes Bild selbst von Göttern an, also doch wohl auch des Heros, z. B. wo ihm ein Helm aufgesetzt ist (-) ; für die Zwillinge gebührten sich folglich zwei Pfeiler, die in ältester Zeit natürlich aus Holz waren. Da die Tarentiner diese Form bei der Auswanderung als äfpidQVfiaTa mit sich nahmen, ist ihr hohes Alter genügend verbürgt Die sepulcrale Bedeutung der doxava sodann wird uns noch durch eine grammatische Erklärung des Wortes be- zeugt. Im Etym. M. heisst es Joxava [xdq>oi xivhg] iv Aaxsdai' fAOvitfy naqä vo dä^aci>ai rodg Tvvdaqidaq^ tfavxaciav i^owa (^) xdifiüv dv€(fyiiävuiv. Auch diese Erklärung wird uns durch die von unsern Täfelchen gewährte Anschauung verständlich (^) : nicht Gräber (*) Vgl. speciell aus tarentinischem Gedankenkreise Watcinger de vasc. pict larent. S. 15 f. (<) Vgl. die Wandgem&lde bei Heibig 159 ff.: Hera, 773 f: Pallas; mit Waffen der Gestorbenen: Watzinger de vasc. pict. tarent, 17. (') Es scheint mir klar, dass das überlieferte ixovaag nicht in l/oi^e$^ wie bei Paton de cultu D. S. 31, sondern in exot^Ttc zu ändern ist, weil nicht von den rtitpoi, sondern nar von den doxaya gesagt werden kann, dass sie den Anschein von Gräbern haben. Mir scheinen die eingeklammerten Worte ein schlechter Zusatz ; vgl. die nächste Anmerknn?. Die Verschreibung rag Tvyd. zog ixovcag nach sich. Schon Zoega orig. et vs. obelisc. 225, 1 besserte ex^yr«. (*) Durch sie wird die Erklärung von Curtius, die sich an Bötticher Tekt. II 318, 66 a anlehnt . ' Thfire des heiligen Grabtempels ' beseitigt^ die z. 6. von Furtwängler 1170 Lessing 48, 2, Paton 31 gutgeheissen wird, obgleich sie selbst am Etymologicum keinen Anhalt hat, ausser in dem von mir beanstan- teten ratpoi riyig. Denn wenn die doxara nur die (fat^taaia jat^utv dysi^fid- yaty hatten oder gewährten (Tra^c/oKra ?) so konnten sie unmöglich wirkliche Gräber sein, die ja auch nicht offen gestanden haben würden. Der Gedanken- gang des Erklärers, der natürlich wie Plutarch eine Vorstellung von den doxayn hatte, war dieser: die doxara gleichen einer offenen Thür, das Wort ist abzu- leiten von dixBc^ai (wie IloXvddxttjg), die Thür welche die gestorbenen Diosku- 4G E. PETERSKN (richtiger ein Grab) sondern eine Grabesöffnung dachte man, ge- wiss theils durch die absurde Etymologie, theils durch den sepul- cralen Charakter des Ganzen bestimmt. Dieser liegt aber eigentlich erst in dem Zusatz der Vasen oben darauf. Obgleich im Verhältniss zu den Dioskuren die Soxava in II 3 80 viel kleiner sind, kann an der Identität doch nicht gezweifelt werden, und hier wird die Heiligkeit des Gestells ja auch durch die unzweideutige Spendegebärde von a nahegelegt. Etwas anders steht die Sache I 2 theils wegen der bemerkten Abweichungen in der Form des Gestells selbst, theils namentlich darum, weil hier die Amphoren nicht darauf sondern auf Pfeilern zur Seite stehen, und wieder anders III* 2, wo die Amphoren wohl auf dem Gestell stehen, aber dieses oben anders gegliedert scheint. Und doch ist die Spende von a hier so durchaus gleich wie in II 3 von b ; dazu die Heiligkeit des Gestells, wie es scheint, durch den Altar oder Tisch davor bestätigt, so dass hier eher üngenauigkeiten des Künst- lers vorliegen dürften (^). Werfen wir nun noch einen Blick auf das Relief des Arge- nidas, so kann das seltsame Bauwerk, von welchem die Schlange, als von ihrem eigentlichen Wohnsitz herkommt, durch sein Bal- kengefüge nicht umhin an die doxava zu erinnern, obgleich die Querverbindung verschieden und das Ganze verdoppelt ist. Dazu kommt, dass die Bezeichnung des Stammheiligthums als ^Avaxslov eher nach Athen als nach Sparta weist. Trotz alledem sind die zwei Amphoren auf gemeinsamem Untersatz mit Altar davor, wie es III* 2 schien, und die absonderliche Form des Stammheilig- thums, von welchem jenes als ein äifidqviia durch die herüber- kommende Schlange bezeichnet wird, so schwerwiegende Ueberein- stimmungen, dass man die Abweichungen wohl auf Misverständ- nisse des Bildhauers zurückführen darf. ren aafnahrn ist die Grabesthör. Also im Grunde setzt der Wortlaut der Erklä- rung so gut wie Plutarchs vielleicht ganz richtige Auslegung nur die vier Höher. Lessing theilt eine Erklärung v. Chrlsts mit : die doxnya symboli- sierten Therapnai, nach Grammatikern = cta&fiol. Also ein archaischer Rebus in Holz! Auch Paton macht merkwürdige Dinge daraus. (*) Der Dioskur lehnt sich in I 2 und III* 2 an sein altes Holzidol, 80 wie man vom 4. Jhdt. ab gern den lebendig gedachten Gott an sein natür- lich archaisch gehaltenes Bild sich lehnen Hess. DIOSRt•RE^ IN TARENT 47 In den Tarentiner Yotiftafein fehlt die Schlange, gewiss nicht durch Zufall ; sie fehlt, so viel ich sehe, auch in den Grabesbildern der Tarentiner Vasen, nicht aber in den etruskischen Grabgemäl- den. Wollte man etwa diesen unheimlichen Zug nicht in die hellen heiteren Bilder der lebensfrohen ritterlichen Zwillinge einmischen ? Ein chronologischer Schluss ist jedenfalls daraus nicht zu ziehen. Eher aus dem ebenso constanten Fehlen der Kappen und Sterne. Diese später meist verbundenen Attribute werden bekanntlich erst seit dem dritten Jahrhundert allgemein gebräuchlich, und zwar die Sterne früher als die Kappen ('). Ein Tarentiner Stater, der nach Violas Angaben über den Bestand des Münzfundes, welchem er an- gehörte, von Evans horsem. S. 98 dem Ende des vierten Jahrhun- derts zugeschrieben wird, Taf. IV 10, zeigt die Zwillinge reitend, ähnlich unsern III* 1, nur auf ruhigeren Rossen und mit Sternen über den Köpfen (ohne Kappen), während auf einem andern Stater desselben Fundes V 9 die Sterne noch fehlen. Auf imsern Thon- täfelchen wurden nur mitunter die Phialen Sternen gleich neben ihren Köpfen am Grunde sichtbar. Dadurch wird die Zeitschätzung Furtwänglers bestätigt, der (S. S. Einl. 27, 9) die Berliner Thonform (Typ. 39) dem vierten Jahrhundert zuschrieb, eine Schätzung, der man auch für die Gesammtheit unserer Votive beitreten wird, unter denen Typus 1, 31, 26, 35, 39, besonders aber 8 und 11 hervorra- gen, andre wie 27, 30, 38 unter das Mittelmaass herabsinken, so dass wir die gesammte Masse etwa dem dritten bis vierten Viertel des 4. Jahrhunderts zuschreiben dürfen. Es ist unvermeidlich hiernach einen vergleichenden Blick auf drei andere zeitgleiche Arten von Tarentiner Monumenten zu werfen, von denen Einzelnes schon verschiedentlich herangezogen wurde, nämlich die Münzen, die Terracotten aus dem Heiligthum des Dio- (^) Vgl. Furtw&ngler, Lex. 1171 Gegen Ende des 4. Jahrhunderts kennt Enripides (Uel. 140), die Dioskuren nargotg ofxono^iyti (ygl. 1495 und El. 970). Zur selben Zeit weiht Lysandros ihnen Sterne (Plut. 18), wie sp&ter Flami- ninas (Plut 12) silberne Schilde, allerdings acnidaf genannt, nicht tpLaXas. Es wird aber doch verstattet sein, wie an den Rnndschild in V 3, 4 VII 4, so auch an den wechselnden Gebraach beider Worte für dieselbe Sache zu erinnern. Vgl. Benndorf, Jahreshefte I 8. Watzinger vasc. pict. S. 3, 2. Ln Osten finde ich die Sterne zuerst auf Mflnzen Seleukos I. 48 E. PKTERSEN njsos (und der Eora, fondo Giovinazzo) und die Vasen mit Grab- darstellungen. Von Münzen sind hier nicht die mit Dioskuren zu yergleicheo, sondern die gewöhnlichsten Typen des Delphinreiters und der Bitters. Augenscheinlich ist jener mehr mythischen, dieser mehr historischen Gepräges, also trotz der scharfsinnigen Beweisführung Studniczkas (') jener der Sohn des Meergotts, dieser der Führer der spartanischen Auswandetiing, jener der Bepraesentant des zur See, dieser des zu Lande mächtigen Tarent. Was hier in Betracht kommt ist, dass diese Heroen durch ihre Darstellung und Ausstattung den Tynda- (*) Nach Studniczka, Kyrene S. 175 war der Delphinieiter ursprünglich Phalanthos und wurde erst später durch Verwechselung Taras. Ihm haben zugestimmt Dümmler, Philol. 97, 19; Busolt Griech. Gesch. I« 408, 1; Pais, Storia della Sicilia I 216, 1, Usener Sintfuthsagen S. 158, widersprochen K. Element, Arion Wien 98 S. 56. Mir scheinen die Fäden, die Studniczka verknüpft, zu fein gesponnen. Phalanthos mag neuerer Forschung sich als my- thisches Wesen erweisen so gut wie Taras: den Alten war er historisch; so gewiss schon Antiochos von Syrakus. Vgl. auch Paus. X 10 und 13, wo Taras beidemal neben dem ganz menschlichen Phalanthos als 6 ^gtog bezeichnet wird. Onatas, der als Hauptzeuge für Phalanthos' mythische Natur aufgerufen wird, hatte den Kampf der Tarentiner und Peuketier dargestellt, in der Mitte die Leiche des gefallenen Opis, umstritten von Peuketieni auf der einen, von Ta- rentinern auf der andern Seite : Taras und Phalanthos, beide an oder über dem Todten stehend xal ov noQQUß rov 4>aX€ey&ov d8Xq}ig. Jedenfalls ist ersterer vorangenannt ; stand er darum auch ein wenig vor, und war der Delphin dem andern ein wenig näher, so ist doch dessen Zugehörigkeit zu Ph. vielmehr als zu T. nur der localen Exegese, nicht Onatas selbst zu zuschreiben. Daran knüpft Pausanias die Legende von Phalanthos' Rettung durch den Delphin, als ob er die gleiche Geschichte von Taras nie gehört hätte. Ausser Aristote- les bezeugt sie ja aber Probus zu Georg. II 197. Freilich ist es da überlie- fert, dass nicht Taras sondern sein Sohn vom Delphin gerettet worden, wie Usener S. 159, 2 sagt, aber gleichnamig ? Der Sohn wird gar nicht genannt, und es wird gar nichts von ihm gesagt ; Anfang und Ende des Scholions klappen nicht zusammen ; durch eine Verschreibung, die eine Interpolation nach sich zog, ist Tarentus sein eigener Sohn geworden : Dicitur autem Ta- rentuSt Neptuni filiuSy Lacedaemonia civitate ex Saturia, Minois Creten- sium regis filia, procreatm esse (codd. procreasse filium). Hunc proiectum naufragio facto delphinus in ICaliam evexisse dicitur: cuim hodie quoque testimonium manet Nam in municipio Tarentinorum hominis effigies in delphino sedens est. A Saturia matre (codd. uxorej eum locum Saturium appellasse fertur et postea ei loco ex suo nomine nomen Tarentum im- posuisse. So etwa muss es ursprünglich geheissen haben. DI03RUREN IN TARENT 49 riden ähnlich sind, nnr dass Taras auch jünger, auf dem schönen Stater mit seinem Vater Poseidon zusammen sogar knabenhaft, Pha- lanthos auch älter, schon bärtig vorkommt (0- Von ihrer Ausstattung mit Attributen, die mythologisch zu vei-werthen, wie Usener will (2), mir allerdings unthunlich scheint, geht ein grosser Theil auf die Thätigkeit der Tarentinischen Be- völkerung zu Lande und zu Wasser, in Handel und Gewerbe, wie das Fischstechen des Taras, die verschiedenen in seiner Hand ge- haltenen Seethiere, Traube und Aehre, Spinnrocken und Helm, wohl auch Vasen, Ruder und Akrostolion. Den Dioskuren vergleicht sich Phalanthos schon gleich als Reiter, mehr noch, wenn er sich als Anabaten mit dem kleinen Rundschild in denselben Schemata zeigt wie einer der Zwillinge ; dann auch als agonistischer Sieger. Als Fackelreiter erscheint er erst später (Evans Type VII M). Mannigfaltiger sind die Tarasdar- stellungen : auf seinem Delphin, auf welchem er anfangs in norma- ler Weise reitet, macht er dann Beinbewegungen, die ich schon R. M. 90 S. 217 als Nachahmung des Anabaten ansah. Thatsäch- lich sitzt er dann häufig auch seitwärts. Auch er zeigt sich ferner als agonistischer Sieger mit dem Palmzweig ( Type V D) und viel- leicht durch Dreifuss uad das häufigste, freilich auch mehrdeutige Attribut des Eantharos, namentlich wo es sich mit Schild oder Schild und Dreizack in der andern Hand verbindet, gar mit Palme oder Kranz, oder mit dem Ruder, wo man an Rudersport denken mag, wie er später denn gleich Phalanthos auch die Fackel trägt. Auch den Wurfspeer hat er mit den Dioskuren gemein, an Mannig- faltigkeit der Bewaffnung den Dioskuren überlegen. Ist dies andre Heroenpaar und namentlich Taras, seinem Namen nach der Haupt- vertreter der Seestadt, den Dioskuren an reicher Ausgestaltung {}) So Evans S. 14, der nur auch den Ritter, wenn anbärtig, für Taras halten möchte, und gelegentlich (VIII 10 S. 159, X 7 S. 195) für einen ein- zelnen Dioskuren, ohne Grund, so viel ich sehe. (*) Sintü. S. 154 fL Hier werden einige Attribute als agonistisch aner- kannt; aber kann man Eantharos nnd Spinnrocken in der Hand des Taras anders erklären als in derjenigen des Demos (Evans T. 17)? Oder soll dies Zeus sein, und derselbe dann etwa auch der Demos auf dem Markt von Sparta? Würde nicht schon die Menge der Attribute eines Gottes an einem Orte be- fremdlich sein ? Wo gäbe es eine Analogie dafQr ? 4 50 E. PETERSEN nicht so sehr künstlerischer Motive als der Attribute überl^en, so liegt das daran, dass die ritterlichen Zwillinge, wie am Ende auch der nach gemeinem Glauben von Sparta gekommene Phalan- thos nur einen kleinen Theil der Bevölkerung vertreten, jener da- gegen das Volk im Ganzen. Dass unter den Thonvotiven des fondo Giovinazzo, deren ^Haupttypus, der gelagerte Mann oder Jungling allein oder mit JFPrau und Kind, von Wolters und Dümmler auf den Heros, von Lenormant, Evans, Furtwängler auf Dionysos, Eore oder Perae- pkone und Jakchos bezogen wird, auch die Dioskuren gefunden artOB» firird von Lenormant und namentlich von Evans behauptet JBeiddnhlljen nämlich auch den einzelnen Reiter als Dioskuren an- erkennen, liras völlig unzulässig ist um so mehr als derselbe ebenso wie der gelagerte Heros, sowohl bärtig als unbärtig vorkommt (^). Lenormant a. a. 0. S. 164 (s. oben S. 3, 1) räumt ausdrücklich ein, dass die Reiter an jener Stelle nur vereinzelt vorkämen ; auch Evans a. a. 0. S. 13 sagt they occur as a rule in Single figures, aber er erwähnt wenigstens ein Fragment, mit a youth on horse-^ back and pari of the over-lapping anterior part of another horse (weiterhin S. 22, n. 33), so dass die Zwillingsreiter unverkennbar seien. Darauf ergeht er sich S. 14 ff. Ober die Beziehungen der Dioskuren zu den Unterirdischen, und greift in seinem trefflichen Aufsatz über die horsemen of Tarentum im Numismaiic chro- nicle 89, 17 darauf zurück, wo er ungenau sagt in some cases we have identical figures of the Dioscuri. Es war doch nur ein Pal l, (*) Wolters wies fQr seinen Typus 48 den Gedanken ab, eben wegen der bärtigen neben bartloser Darstellung. Lenormant nannte das detix pendants compUtant le couple, ein Unding, wie auch die ß&rtigkeit eines Dioskuren in Werken dieser Zeit, für die der Kypseloskasten und die von Blinkenberg Rev. arch, 98 II 399, 403, 1 erläuterte protokorinthische Lekythos nicht maassge- bend sind. Man hat allerdings auch auf Münzen Öfters einen einzelnen Dio- skuren erkennen wollen wie z. B. Italy {Catal. Brit, Afus.) S. 121 : Nuceria Alfatema; Centr, Greece S. 10: Lokri opunt; Sicily S. 235: Tyndaris (Tgl. Sallet, Z. f. N. 76, 27) ohne allen Grund. Etwas andres ist ein Dioskurenkopf zwischen zwei Sternen, Troas etc. S. 160: Lesbos, oder eine Amphora zwischen zwei Kappen: Peloponnesm S. 122. Der etruskische Spiegel Gerhard (Körte) E. Sp. V 76 selbst wenn richtig gedeutet, beweist nichts. Für das Relief T in Athen. Mitth. 77, 393 wird man die dort getroffene Entscheidung für einen Dioskuren kaum gutheissen. DIOSKUREN IN TARENT 51 lind diesen dürfen wir zuversichtlich streichen: auch der einzelne Reiter, der ja hier allein bezeugt ist, pflegte in der Truppe qtios Tarentinos vocabant equites (Liv, 35, 28 bei Evans, horsemen S. 21, 36 angeführt, vgl. oben S. 32, 2) ausser dem eigenen Pferd noch ein Handpferd zu führen ; und auf das von Evans Taf. III 7 abgebildete Mönzbild mit einem solchen aiAfpinnog passt jene Beschreibung (over-lapping) genau ('). Die Dioskurenbilder d^egen, wie horsemen Taf. V 9 f., auf welche Evans verweit, desgl. VIII 9, IX 5, lassen, ganz entsprechend unseren Typen 24 ff., von dem ersten Pferde (und Heiter) vor dem zweiten viel mehr vortreten. Ich hatte also Böm. Mitth. 90, 221 Recht zu sagen, dass die Fundstätten der Dioskuren und des Heros in Tarent getrennt seien. Aus diesem Terracotten- funde sind Proben in verschiedene öffentliche (London, Paris, Berlin u. 8. w.) wie private Sammlungen zerstreut. Von einer ganzen An- zahl, die in den Besitz des Marchese Chigi-Zondadari in Siena gelangt waren, hat das Institut alsbald Abbildungen anfertigen las- sen, die erst jetzt auf Taf. I, II diesem Aufsatz beigegeben sind, obgleich fast alle unlängst von 6. Pellegrini in Milanis Siudi e Materiali I S. 152 abgebildet und beschrieben sind. Von den zwei weiterhin erwähnten Stücken II 1, 2 abgesehen, sind es ein Eopf des bärtigen (II 3), drei des jugendlichen Heros I 1 ==P. 114 (?), 2 = 125, 3 = 115. Des Heros, sage ich — denn allerdings glaube ich, dass Wol- ters* Deutung der Terracotten Giovinazzo auf den Heros, und nicht die andre auf Dionysos als die richtige bestätigt wird durch den Vergleich unserer Dioskurentafeln. Wolters betonte S. 316 mit Recht den Zusammenhang der verschiedenen von ihm erläuterten Typen und gründete eben auf den ganzen Kreis seine Erklärung (^). unsere Dioskurentafeln bieten uns einen ähnlichen Kreis von Vorstellun- gen: gelten hier alle die verschiedenen Situationsbilder zweifellos den heroischen Zwillingen, so werden auch diejenigen des andern Kreises alle auf dasselbe Wesen, auf den einzelnen Heros zu be- ziehen sein, mag er nun jugendlich allein oder mit seinem Weibe, (0 Ueber die tcfdtpinnoi ygl. unten den Aufsatz WOlfiSins. (*) Die Einwendungen, welche von Evans S. 11 gegen diese Erklärung gemacht werden, sind nicht treflFend. Pellegrini a. a. 0. S. 162, 2 neigt offenbar auch zu der hier angenommenen Auffassung. 52 E. PETERSEN mag er bärtig, allein oder mit Weib und Kind erscheinen. Von den sechs Hauptgnippen der Dioskurenbilder haben vier ihre Ge- genstücke in jenem andern Kreise: zu A, den Dioskuren mit Waffen oder Turngeräth, stellt sich der Heros mit Helm und Schild, oder gepanzert und, wenn auch vereinzelt darum nicht minder beweisend, der Jüngling ( W. 53) mit dem Granatapfel Q) in der Rechten, dem Salbkrüglein am 1. Handgelenk und demselben gewundenen Stock wie im Dioskurentyp. 14 f.; stehend neben dem Boss erscheint der Heros wie die Dioskuren in Gruppe B. ; reitend gleich jenen (in Gruppe C) der Heros in den von Lenormant und Evans sogar für einen vereinzelten Dioskuren gehaltenen Figuren. Ja grade auch die Anabatenkunst stellte der Heros schon in den Y 1-3 abge- bildeten Stücken und andern von Evans, Lenormant, Wolters be- schriebenen dar. Endlich gelagert zum Mahle auf der Eline, mit Trinkgefäss in der Hand, zeigt sich der Heros wie jene; und auch das Boss bekommt dabei seinen Theil vom Heros Monum. Taf» LY, wie bei den Dioskuren in Abb. X ; und ist beim Heros allerdings das Fehlen des Bosses das Gewöhnliche, so stellte wenigstens ein Typus (38) auch die Dioskuren gelagert ohne ihre Bosse dar. Ist nun das Wesen, das in diesen verschiedenen Situationen uns vorgestellt wird, immer dasselbe, wie die Dioskuren in den pa- rallelen Darstellungen, so kann es unmöglich Dionysos sein : es ist der Heros, nicht weiter individualisiert denn als Jüngling, Gatte Yater, in Krieg oder Friedenskleid. Dass diese Individualisierung so erheblich hinter derjenigen der Dioskuren zurückbleibt, das liegt an dem so viel persönlicheren Wesen, das den Zwillingsheroen die Phantasie des Yolkes, seiner Dichter und Künstler in Jahr- hunderten, schon vor dem Entstehen unserer Dioskurentäfelchen, verliehen hat. Doch die Terracotta mit dem bärtigen Kentauren, der auf sei- nem Bücken den gekränzten Heros, in den Händen Krater und Leyer trägt, welche ich Bö. Mitt. 97 S. 137 T. VII bekannt gemacht habe, sie soll nach Furtwängler {-) eine Bestätigung seiner Deutung des Heros als Dionysos liefern. In seiner tief eindringenden Be- handlung der Heroen, in der Einleitung zur Sammlung Saburoff (>) Dieser auf den Speisetischen der Dioskuren in Abb. IX nie fehlend («) Neue Denkmäler alter Kunst, Münch. Sitz. Ber. 97 II 134, 1. DIOSRUREN IN TARENT 53 S. 28, 1 hatte FurtwäDgler schon Fragmente derselben Darstellung oder einer Variante (0, in denen aber der Kentaurenkopf für den eines Silens gehalten wurde, in diesem Sinne geltend gemacht. Ist denn nun aber der Jüngling wegen des Kentauren (nicht Seilenos) wirklich Dionysos? Dass die Kentauren und Silene nur zwei local verschiedene bildliche Ausprägungen der vorher schon im Wort (Mythos) ausge- drückten Mischung von Boss- und dämonischer Menschnatur sind, das ist, ob auch bald so bald so gefasst, wohl allgemein aner- kannt (2). Aber in den berühmtesten Werken der besten Zeit verra- then die Kentauren, ob sie auch gleich Seilenen lüstern nach Wein und Weib sind, nichts von Verbindung mit Dionysos : wo und wie sind sie zu den bacchischen Wesen geworden, als welches sich auch der Kentaur der Tarentiner Terracotta zeigt, selbst wenn er nicht Bakchos selber trägt ? Es scheint dass eben italisch-griechische Kunst daran stark betheiligt war. Pholos, des Seilenos Sohn, der Herakles be- wirthete und das\ Weinfass hatte, war Stoff einer Epicharmischen Komoedie. Die Buccherostempel bei Micali StoriaXlX 1 und XX 13, schwerlich so 'willkürlich und beziehungslos*, wie Sauer in Boschers Lexicon II 1056 meint, zeigen uns den Kentaur friedlich bei Helden und Trank spendenden Frauen. Eine sf. Volcenter Vase in München (Jahn 957) lässt einen Satyr hinter zwei Kentauren her tanzen ; und ganz bacchantisch scheint der Kentaur, welcher ausgelassen seinen einen Menschenfuss in die Luft schwingt auf einer sfg. Vase der von Dümmler in Böm. Mitt. 88, 174 ff. behandelten Gattung, daselbst n. 8 ausMicali Ant. Mon. 39, wo es beachtenswerth ist, dass dieser Kentaur unter, und ein Flügeljüngling über einer Darstellung des Todtenbetts und der Leidtragenden sich findet. Nicht als etwas so Neues erscheint danach die unteritalische Vase Tischbein Hamil- ton I 42 = Müller- Wieseler D. a. K. II 589, wo Pan und Kentaur (») Bei Lenormant S. 158, Heibig S. 189, Evans S. 12 f. (vielleicht auch Wolters n. 50 and 69 geben andre Stücke davon). Sicher eine Variante ist das von Pellegrini {Stud, e mat I. S. 154) richtig bestimmte Fragment Chigi, wo dem Kentaur eine seltsame Kappe gegeben ist, welche an die hohen Motzen von Orgiasten und Kriegern unteritalischer Vasenbilder erinnert. Vgl. Diet€rich, Pulcinella S. 159 ff. Das Chigische Stück auch auf unserer Tafel 11 1 ; die Kappe des Kentauren ist wohl dieselbe die der Heros selbst trägt (I 2). («) Vgl 1. B. von Wilamowitz, Euripides' Herakles * zu V. 364. 54 E. PETERSEN als Bacchanten hintereinanderher ziehn. Wir müssen uns aber auch des aus dem unteritaiischen (eher als dem pontischen) Herakleia herstammenden Zeuxis und seiner Eentauren&milie erinnern, nicht blos weil hier die Kentauren ebenfalls in überraschend neuer Weise dargestellt waren, sondern weil von da die bacchischen Eentau- rinnen neben Kentauren der berühmten Pompejanischen Wandge- mälde (auch eines vatikanischen Beliefs) und Silberbecher (auch von Bernay) sich herleiten. Erkennen wir nun aber auch den Kontauren der Tarentiner Terracotte als einen der frühesten von bacchischem Charakter an, so ist damit weder die Bedeutung des Trägers noch die des von ihm Getragenen schon ganz erklärt, und namentlich der Getragene keineswegs als Dionysos erwiesen. Denn nicht mit Bakchos son- dern mit Heroen bringt die Sage die Kentauren in Verbindung : den Herakles bewirthet Pholos ; den Sohn des Peleus erzieht Cheiron, den ein berühmtes Werk, kaum zwei Menschenalter jünger als unser Thonrelief, darstellte, wie er den Knaben Achilleus im Leyerspiel unterwies (0; ein dritter endlich, Nessos, dient als Ferge durch den Stinkfluss, Euenos der als ünterweltsfluss unschwer erkannt wird(^), wie die Kentauren dann ja ausgesprochenermassen im Vorhof der Unterwelt hausen bei Vergil. Sind in diesen Heroenbildem nicht alle Elemente jenes Thonreliefs gegeben ? der Heros, das Weinge- fäss, die Leyer und der tragende Kentaur? Und zugegeben nun, dass der Kentaur ein Diener des Bakchos ist, muss darum der von ihm Getragene grade Bakchos selbst sein ? Wohin würde denn Bak- chos sich tragen lassen ? Kann der Kentaur nicht den Heros zum Bakchos tragen nach den Gefilden der Seligen? Reiht sich nicht auch diese Herosgestalt an jene andern, die ja auch gelagert — meinetwegen auch auf Rind(?) Widder, Schwan, und gar Kameel! (nach Pellegrini a. 0. Abb. 117; wenn es nicht eher ein Esel ist, sofern das Abgebrochene ein Ohr ist, das in der faltigen Masse am Unterarm seiner Stelle wegen schwerlich zu erkennen igt. S. unsere (') Es war ein krasses Versehen, den capitolinischen Kentaurenkopf, ein Originalwerk perganienischer oder nahverwandter Kunst des ausgehenden 3. Jhdts, für den Lehrer des Achill im Leyerspiel zu halten, statt ihn vor den Wagen des Bakchos gespannt, oder einen Bacchanten auf seinem Rücken tra- gend zn denken. Vgl. Heibig Führer I« n. 598, Roschers Lex. II 1083. («) Vgl. Gruppe in Bursians J. ß. 99 III 213; üsener Sintfluthsagen S. 191. DIOSKUREN IN TARENT 55 Abbildung T. II 2) — auch mit der Amphora, auch mit der Leyer (*) sich zeigten, wie gleichfalls die Dioskuren. und bietet sich nicht die beste Parallele in einer andren Tarentiner Terracotte, bisher, so viel ich sehe ohne Gleichen in jenen Massen, in der gleichfalls Chigi- schen, von Pellegrini S. 155, Fig. 119 abgebildeten? Auf den ersten Blick glaubt man den Heros wieder als Anabaten zu sehn, aber es ist ja nicht sein gewohntes Boss, auch nicht der Delphin des Pha- lanthos oder Taras, sondern ein Hippokamp. Können wir da umhin, uns des Meeresthiasos (^) der Sarkophage zu erinnern und seines be- rühmten Vorbildes der Geleitung Achills über den Okeanos oder zu den Inseln der Seligen von Skopas. Ungefähr auf denselben Punkt führt nun auch der Vergleich der unteritalischen Vasendarstellungen mit Heroa und Heroenkult (3), die, weil gleichfalls tarentinisch, hier auch mit einem Worte zu berühren sind. In Naisken, vorherrschend ionischer Bauweise (^), sehen wir da Männer und Frauen einzeln oder zu mehreren, die Männer, welche wir allein zu vergleichen haben, in vielen Stücken den Dioskuren unserer Thontafeln und den Herosfiguren der andern Terracotten gleich (^). Auf den Einfluss attischer Vorbilder, dem Watzinger a. a. 0. mit eifrigem Bemühen nachspürt, dürfte es vor allem zurückzuführen sein, dass der Heros dieser Bilder nie liegend sondern, wo er nicht steht, nur sitzend dargestellt wird, obgleich, der Typus des Liegenden seit dem 6. Jhdt. im selben Tarent in den Thonvotiven gebräuchlich war und blieb. Stehend (1) Heibig S. 198; Lenormant S. 158. (*) Neben dem bacchischen Thiasos ist auch der poseidonische als An- deutung der Heroisierung auf Sarkophagen anerkannt. Vgl. Ann. d, I, 1860 S. 396 ; Michaelis ebda 75, 180 ; Fredrich, Sarkophagstadien S. 38 f. (•) Vgl. C. Watzinger, De vasculis pictis Tarentinis (lateinisch nur der Titel). Bonn. Dissert. 1899. (*) Watzinger der sich S. 13, 2 Mühe giebt, das Vorherrschen ionischer Architetktur in dorischer Umgebung zu erklären und gewiss richtig einen alten Einfluss ionischer Cultur voraussetzt, hatte von dem ionischen Tempel in Lokri und den darüber in ROm. Mitt 90 S. 184 und 226 f. gemachten Bemerkun- gen, wie es scheint, keine Kenntniss. (^) Mau vergleiche z. B. Gerhard Myst. Bild. III die beiden Jünglinge, die, abgesehen davon dass einer sitzt, einer steht, in unsere Gruppe A gehö- ren konnten. 56 E. PETERSEN also oder sitzend zeigt sich Jüngling oder Mann mit Schild und Speer oder Schwert, stehend bei seinem Pferde oder darauf sitzend, auch im Himation mit dem Stabe ; er spielt die Leyer oder lässt sich dieselbe reichen. Hält er die Palme, so ist natürlich an irgend- welche Agone zu denken, und wie die Stlengis in der Hand der Dio- skuren, so weist hier das Luterion, an welches der Heros lehnt (9 d)^ auf das Gymnasium und seine Hebungen; endlich ist er Schale oder Eantharos schon haltend oder empfangend dargestellt; desglei- chen Waffen oder Kranz, welche Darstellungen (wie Watzinger S. 30, 12 thut), als besondere * Heroenmotive * hinzustellen, im Hin- blick auf die attischen Grabreliefs gerechtfertigt sein mag; zum Vergleich mit den Votiven für Dioskuren und Heros bieten sich diese nicht mehr als jene vorher genannten. Auch in diesen Darstellungen nun hat Patroniy^), und ihm fol- gend Watzinger, die Versetzung des Heros unter die Seligen, d. h. in den Thiasos des Bakchos, wohin den Heros der Kentaur zu tragen schien, zu erkennen geglaubt. Daran ist sicher etwas Wahres, und richtig dürfte auch der Gedanke Patronis sein, dass die mythischen Darstellungen auf apulischen Wasen ähnlich wie später auf Sarko- phagen in vorbildlichem Sinne oder als Spiegelung eigenen Schick- sals verstanden sein wollen (2). Aber der Beweis hätte mit mehr Kritik und Methode geführt werden müssen, wenn er schon als ge- nügend gelten sollte (^). Watzinger hat sich Patronis Gedanken angeeignet ohne ihre Begründung zu verbessern. Eine gewisse theils in der Sache, d. h. in den Vorstellungen vom Tode, theils in der (*) La ceramica antica nelV Italia meridionale, Napoli 1807. (*) S. 171. Der Versuch freilich, solche sepulcrale Verwendung den Itar lioten zu vindicieren nimmt sich gegenüber Gjölbaschi nnd dem Mausoleum, um nur diese zwei zu nennen, eigenthfimlich aus. (3) PatToni S. 164 findet die um das Heroon zum Todtencult Versammel- ten, wie begreiflich, im Diesseits zu denken nOthig; ganz entsprechende Ver- sammlungen ohne Heroon dagegen nimmt er als jenseitige. Die Beweiskraft des S. 57, 1 erwähnten Eros ist zweifelhaft: dass Stelen auch sepulcral sind weiss man, ob aber immer ? Ebenso ist es mit der ErderhOhung S. 169 als Sitz oder per colonnine S. 169 f., Fig. 116, und gar dem Luterion in F. 120, das doch sicher in sepulcrale oder meinetwegen jenseitige Darstellungen (inner- halb des Heroons) nur deshalb aufgenommen ist, weil zum Leben gehörig. Verlangt man nun es immer nur sepulcral zu verstehen, so stellt man die Sache auf dem Kopf. DIOSRUHEN IN TARENT 57 Kunstart jener Vasenmalerei liegende Verschwommenheit wird aller- dings meist keine scharfe Bestimmungen zulassen. Hier genügt es zu sagen, dass der den Todten bei ihrem Heroon gewidmete Cultus unverkennbar bacchischen Charakter hat ; dass, wie die üe- berlebenden als Bacchanten erscheinen, so auch die Gestorbenen es zeitlebens gewesen sein müssen; dass zwar eine Unterscheidung zwischen menschlichen und dämonischen d. h. wenigstens männli- chen Bacchanten, wie Satyrn und Panen, existiert, aber nicht überall aufrechterhalten zu werden scheint, so dass wohl um das Heroon, wo doch ein Bild des Diesseits sich darstellt, nie, so viel ich weiss, dämonische Bacchanten unter den zum Todtencult Versammelten sich finden (^), aber sonst die Unterscheidung wenig strenge genom- men wird. Nicht nachgewiesen ist in diesen Vasenbildern der unter die dämonischen Bacchanten aufgenommene Todte oder Heros. In Watzingers Beispielen S. 31 fehlen, wo der Heros gewiss ist, wie 2 : W. V. E (.), 1 und etwa Ann, XII die Bacchanten ; wo diese vorhan- den, wie 2 : Bull. Nap. n. s. I 7 oder Millingen 24, sind wir nicht gezwungen den Jüngling für einen andern als für Bakchos selbst zu halten. Und dennoch wird Patronis Ansicht durch eine Reihe von Umständen empfohlen, das sind : der bacchische Charakter des Heroencultus ; die oft verschwindende Unterscheidung zwischen menschlichen und heroischen Bacchanten, ja vielleicht zwischen Bacchus selbst und seinem menschlichen oder schon heroischen Verehrer; endlich die Häufigkeit dämonisch bacchischer Darstellun- gen gegenüber oder oberhalb der Heroonscene oder sonstwo an der- selben Vase. Sofern nicht modern interpoliert, könnte aber wohl die Vase bei Millingen II 49-51 zu besserem Beweise dessen dienen; hier um so mehr hergehörig, weil sie zugleich die nahe Verwandschaft der Dioskurenbilder mit den Tarentiner Heroonsvasen besser als viele andre ins Licht stellt. Auf der einen T. LI ganz abgebil- deten Seite des Volutenkraters ist nämlich ein Heroon zu sehn, dessen Basis, die Trapeza (vgl. Watzinger S. 4, 8), mit Triglyphen (>) Etwas anderes ist, wenn bei einer Stele einmal allein ein Satyr steht, aach das jedoch kanm ohne Bedeatnng, Patroni Fig. 74 ; ähnlich ist wenn Fig. 115 ein Eros an der Stele spendet, ein Vorl&afer des Sarkophag-Todes- genios, und schwerlich ohne grosseres Vorbild. 58 E. PETERSEN verziert ist, und das im Inneren nur ein Lorberreis enthält. Bechts daneben sitzt, an eine Stele gelehnt, eine Frau mit Spiegel, links steht, den Fuss auf einen Stein setzend, ein Jüngling, der einen grossen Palmzweig mit der Linken aufstützt. Auf der Kehrseite dieses Gefässes nun ist zu unterst ein schlafender Silen darge- stellt (Oi zu Oberst Dionysos auf einer Eline, den Eantharos einem Satyrbuben zum Füllen hinhaltend. Zwischen diesen dämonischen Bacchanten der unteren und oberen Sphaere sind in der mittleren drei Jünglinge dargestellt, aber nicht die gewöhnlichen Mantelfi- guren sondern in der Mitte ein bekränzter Jüngling, nackt bis auf die von Oewand umwickelte Linke, die er in die Seite stemmt, indem er mit der Rechten einen Thyrsus aufstützt, von dem eine lange Binde herabhängt. Gegen ihn gekehrt steht links ein ganz ein- gehüllter Jüngling, rechts ein gleichfalls grösstentheils eingehüllter, der den einen Fuss hoch stellend mit der Linken einen Stab, in der Hechten hoch eine Stlengis hält. Bei diesen Jünglingen, die durch ihre ganze Erscheinung wie durch ihre Ausstattung mit Binde, Stab, Stlengis, Palme an unsere Dioskuren erinnern, und von denen einige, wenn auch nicht ganz unmittelbar in dämonische Bacchantenumgebang versetzt sind, dür- fen wir nun auch des obersten Heros, des Herakles und seiner Auf- nahme in der Thiasos gedenken. In älteren Darstellungen (^) wird er von Athena in den Olymp eingeführt und vor Zeus gebracht. Dass dem unter die Götter aufgenommenen schon in archaischen Dar- stellungen sich Dionysos besonders gerne gesellt (Furtw. 2220) ist gewiss nicht absichtslos und leicht zu verstehen. In jüngeren Dar- stellungen f^hrt Herakles dann auf dem von Athena oder Nike ge- lenkten Viergespann von der Pyra zum Himmel empor. Er der in den Aldes hinabstieg, den Kerberos heraufzuholen galt in Attika dann auch als in Eleusis eingeweiht, wie aus ähnlichem Grunde wohl die Dioskuren, und attische Vasen stellen die Einführung des einen wie des andern dar, wobei Dionysos nun nicht als olympi- scher sondern als unterweltlicher zugegen ist. Der bacchische Thiasos ist es endlich, in welchem etwa vom Ende des vierten Jahrhunderts (») Etwa im Schema der zwei im Lateran (Heibig, Führer I* n. 679 f.). (•) AUes Wesentliche findet sich bei Furtwängler in Roschers Lex. I 2217, 2238, 2249. DIOSRUREN IN TARENT 59 an Herakles der Seligkeit thielhaftig wird; davon geben zwei un- teritalische Vasen Zeugniss (^). Auf der einen ist der Typus der Himmelfahrt beibehalten, aber damit ist, bedeutsam und von Furt- wängler 2240 mit Eecht hervorgehoben, unten im Vordergrunde und in ausgesprochener Beziehung dazu Bacchus mit Ariadne auf einer Kline dargestellt, die Götter ruhig, während ein Satyr links und eine Mänade rechts (wenn richtig ergänzt) über die vor ihren Augen geschehende Apotheose in Aufregung gerathen. Wie die Fortsetzung dieses Bildes erscheint das andre, wo mit Dionysos und Ariadne im Verein auch Herakles ruht, aber wie ein Hinzu- gekommener. Man sieht dass die Himmelfahrt ein zu den neuen Vorstellungen eigentlich nicht mehr passender Typus war. In die- sen zwei Bildern haben wir also Herakles, im vorhergehenden ge- wöhnliche Todte heroisiert, im Verein mit Bakchos(2). Obgleich also eine vollgiltige Beweisführung noch aussteht, darf man es doch wohl schon aussprechen, dass die Aufnahme des Abgeschiedenen in den bacchischen Thiasos, wie später in den Sarko- phagreliefs, so früher schon in den Tarentiner Vasenbildern dar- gestellt ist. Dass man dieselbe auch bei jenen Thonfiguren des fondo Giovinazzo zu verstehen hat, ist am deutlichsten in jenem vom Kentauren getragenen Jüngling ausgesprochen ; nicht undeutlich (^) Die erstere bei Millingen I 36, die andre bei Miliin I 37. (') Doch wohl eher ein namenloser Seiiger ist es, der bärtig neben dem unbärtigen Bakchos auf der Kline liegt (Mon. ined, d. /. VUI 51,2: Kuchen, Granaten, der Krater (hier glockenförmig) der Tr^r^, die sitzende Frau, das ist alles normal, aber durch das Kottabosspiel und ein Tamburin in der Hand der Frau ist die Scene belebter. Hauser (Neuatt. Rel. S. 198) möchte den Bär- tigen für Ikarios halten. Man vergleiche aber das Todtenmahl einer Terra- cottaform bei Furtwängler, S. S. XXX, Textvignette, das, links unvollständig, ebenfalls zwei Männer auf der Kline zeigt, den unbärtigen rechts als Dionysos nicht charakterisiert, links statt der Paukenschlägerin eine Fötenbläserin. Aehnliche Individualisierungen giebt es in den Todtenmahlen auch sonst, theils durch Mehrzahl der Gelagerten theils durch andre Zusätze, wie z. B. den Mann im Kahn, die drei Schauspieler mit Masken (Ath. Mitth. 82 XIV), den einen Mann mit Maske (ebda 96, 360), wo dagegen v. Fritze in den Gelagerten die Unterweltsgötter, in dem Maskenträger einen Functionär der Eleusinien sieht. Eine andre Art der Individualisierung giebt der attische Krater Arch. Anz. 90, 89, dessen Bild v. Fritze a. a. 0. zu einseitig auslegt. Auch auf die hier berührten Darstellungen findet Anwendung was Wolters (Ath. Mitth. 91 402) von andern gleichfalls sepulcralen gesagt hat. 60 E. PETERSEN aber auch in der dem Dionysos — man vergleiche eben die letzt- besprochenen Yasenbilder — so ähnlichen Darstellung des gela- gerten Jünglings oder Mannes; und dessen Weihung in das Heilig- thum des Dionysos Q) werden wir so zu verstehen haben, dass die Angehörigen, die je nach Verhältniss den Jüngling oder Gatten und Vater, den Gewaffneten oder den im Bürgerkleide, den Eeisigen oder den Fussgänger mit Stab und Salbfläschchen wählen mochten, damit den frommen Wunsch, wenn nicht gar die Thatsache der Vereinigung des Todten mit dem Gotte aussprechen wollten {^). Ebenso hat man ja andei*swo dm'ch die Todtenmahlreliefs unmittel- bar nur die Thatsache der Heroenehre des Verstorbenen aussprechen wollen oder durch Aufstellung derselben, wenn nicht von Standbil- dern, im Heiligthum die Verbindung der Todten mit der Gottheit, Asklepios, Isis, auch Dionysos und den Musen (3). Deutlicher noch wurde die vollzogene Gemeinschaft allerdings, wenn wie in jenen Vasenbildern im Bilde selbst der Heroisierte mit dem Gott ver- bunden wurde, so mit Asklepios und Hygieia, mit Herakles und den Musen, in etwas andrer AVeise mit Dionysos in dem vielbe- sprochenen Pariser Relief, wo ein specieller Verehrer des Dionysos, als Heros an der Schlange kenntlich, nicht zum Gott kommt, sondern den Gott bei sich scheint aufnehmen zu sollen (^), wie ja auch Asklepios im angeführten Relief neben dem gelagerten Heros noch stehend gebildet war. Auch die grossen eleusinischen Mysteriengöt- tinnen sitzen in dem bedeutungsvollen Relief neben dem im Schema des Todtenmahls gelagerten Heros mit seinem Weibe, denen Oeog und ^ed beigeschrieben ist, womit nicht Pluton und Persephone gemeint »ein können, weil in dem von Reichel und Heberdey wieder zusam- mengesetzten, ebenfalls eleusinischen Relief auch Pluton noch zu jenen zwei Paaren hinzukommt als in der Mitte thronende Haupt- (») Dafür hat Furtwängler in Berl. Phil. W. S. 1885. S. 14. einem besseren Beweis beigebracht in einer Inschrift, die ich nicht gesehen habe. ;*) Vgl. Deneken 2581; F. Gardner. Journ. h. stud, 84, 120. (3) Testament der Epikteta s. Inscr, ins. M, Aeg. fasc. III 330. Benn- dorf Niemann, Heroon S. 44; Hiller v. Gaertringen, Thera S. 170. (*) Trotz Hauser, Neuatt Rel. S. 197 möchten die Ikariosreliefs mit jenem unter einen Hut gehen; auch da besucht der Gott seinen Verehrer, aber im Leben; man denkt an Theoxenien, und dass der Gott die Ehre die ihm hier erwiesen wird, dort dankend anerkennt. DIOSRUREN IN TARENT 61 persoD (0- Freilich kann es nicht wohl irgend ein beliebiger Todter sein ; aber vielleicht einer für alle, ein Paar für alle. Aus griechi- schen Vorbilde stammt es doch auch gewiss, dass in zwei etrus- kischen Gradgemälden, deir Orco in Corneto Mon, ined. d. L IX, XV und Golini II in Orvieto : Conestabile pitlure murali VIII-XI den beim Bankett Versammelten Hades mit Persephone gewisser- massen praesidieren. Der letzte Schritt war endlich den Heros dem Gott und zwar dem Bakchos selber anzugleichen, was bekanntlich in einer ganzen Reihe von Todtenmahlen geschehen ist (^) wenn man bei dem Polos nämlich lieber an Bakchos, wie er z. B. Moriy ined. d. I. VI, VII Taf. 37 und, gleichfalls als Cultbild, auf bacchischen Sarkophagen dargestellt ist, als an Sarapis denkt. Dioskuren, Phalanthos und Taras, endlich heroisierte Sterb- liche in den Taren tiner Terracotten und Vasenbildern zeigten also durchaus verwandte Erscheinung ; die erstgenannten allerdings auch deshalb weil im Ganzen derselben Zeit angehörig: höher hinauf gehn nur die Herosbilder. Sie beweisen uns auch, dass, so viele Vergleichungspunkte Etrurien und selbst Bom bieten mochten, hier im Norden doch verschiedene Strömungen zu unterscheiden sind : in Tarent sitzt die Frau neben dem liegenden Eros, in Etrurien liegt die Frau wie der Mann, so schon in dem prächtigen Caeretaner Sarkophag der Villa Giulia, Mon. ant. Line. VIII Taf. XIII, dem ersten einer langen Beihe; und dass dies ionische Sitte und Kunst war, werden wir Savignoni, daselbst Sp. 521, 534 gern geauben. E. Petersen. (1) 'Etffifi. 83 T. 3, 1. Gegen die Gleichsetiung mit Pluto und Perse- phone sprach sich Furtwängler M. W. 561, 1 aus, bereits mit Berufung auf das andre Relief, das jetzt in der Festschrift für 0. Benndorf T. IV S. 111 vorliegt. Doch versteht auch er wesensgleiche Götter. Rohde Psyche I* 210, 1 nennt es eine * scheue Bezeichnung \ Vgl. den Altar "Hquiog in Olympia. In Attika nannte man schon im 5. Jhdt. den Heros auch ^sog, so grade der in diesen Fragen corapetente Sophokles: Ol. 65 Kolonos, Ant. 834, El. 150 Niobe, Ant. 986 Oreithyia; Trach. 714 Cheiron; so Eupolis fr. 32 Kock Akademos. (*) Pick, a. a. 0. (S. 35, 1) möchte umgekehrt die Darstellung von einem chthonischen Gott auf beliebige Heroisierte übertragen glauben. Er befindet sich dabei in Uebereinstimmuug mit Furtwängler, Münch. S. B. 97, 401 ff. Auf dem daselbst S. 403 abgebildeten Relief aber scheinen mir die den Göt- ternamen seltsamerweise beigegebenen Verwandtschaftsbezeichnungen eben die dahinter steckenden Todten zu verrathen. SICÜLI E GEECI IN LEONTINOI Tre soüo le alture che dal lato dl mozzogiomo chiudono il panorama di Lentini, formaDdo degli spaziosi baluardi di roccie, coperti di vegetazione ed intersecati da profondi ed angusti val- lari, dove al riparo dei venti prosperano i boschetti di limoni ed araDci; a levaate Taltara snlla cui testa spianata si adagia Car- lentini, al centro il Castellazzo ed il Tirone col rampante setten- trionalo digradante a scaglioni, e piü indietro verso mezzodi la dominante posizione di Roccia Sandola; ad ovest Ciricö. Sullo sfondo il pittoresco ed elevato monte Pancali, che nel nome tut- tora greco ricorda la bellezza delle sue forme e della sua vege- tazione, ammirate dai Calcidesi della sottostante e non discosta Leontinoi. Chi per poco conosca le consnetudini dei Siculi in fatto di nbicazione dei loro abitati avviserä tosto, come non nel sito dei- r attuale Lentini e della greca Leontinoi, distesa al pie* dei colli, ma Sülle alture indicate si debbano cercare le reliquie di quelli indigeni che primi vennero a contatto coi coloni calcidesi. Se non che altnre e cave hanno subito attrayerso 25 secoli profonde, ra- dicali trasformazioni ; le roccie calcari di sedimento poco tenaci e resistent! di per so, intaccate nei fianchi dai lavori dell' uomo, agi- tate dalle convulsioni sismiche hanno subito franamenti enormi, sopratutto nei margini delle colline, le quali dai Greci solo in parte erano state fortificate e coperte di fabbriche; e sopra di queste sorse la Lentini medioevale, coi suoi poderosi castelli, con- tesi un tempo fra Chiaramontani ed Aragonesi, ogni cosa messa a terra dal disastro dei 1693, depo il quäle risorse la borgata piü in basso, nel sito deir attuale. Infinite grotte e grottoni di uso ed etä i piü svariati intaccano ed incidono i fianchi scoscesi delle cave; cave di pietra greche (latomie), laure cristiane, spaziose P. OKSI, SICULI E GRECl IN LEONTINOI 68 abitazioni bizantine e medioevali hanno menomato la consistenza 6 la resistenza di quelle roccie, rendendole piü e piü franose. Se cosi ö, e si tenga 11 debito conto delle offese recate sempre ed ovunque dairuomo ai monumenti, non sorprende che nulla resti della Leontinoi calcidese e mono della sicula. Tanto piü che i Sicnli non mui-avano, ma sole orme indelebili da essi lasciate sono le grotte a forno e le camere funebri aperte nelle roccie. E giä al Cavallari era venuto fatto di metter le mani sopra nn piccolo gruppo di esse nella contrada Rocca Buccia sotto Carlen- tini; ma altre, ne meno importanti, sono quelle da me esplorate a 8. Aloe nel maggio del 1899, mercd la squisita cortesia del proprietario sig. Benedetto Perrota. a). Necropoli Sicule. La Cava di s. Aloe (= s. Eligio) ö una delle gole di breve percorso (circa 1 Vi kilom.) che metton capo alla borgata, coi fianchi squarciati, coperti di fichi d*India e di lussureggianti agrumeti sul fondo, dove scorre un rigagnoletto povero d' acque ; il lato occidentale, sotto il monte Ciricö, e formato, come tutto il resto, da banchi di calcare arenario friabile e franoso, con pen- denza assai ripida, in alcuni punti con piccole pareti a piombo, dove gli strati erano piü spessi e compatti. Qui venne aperta una piccola necropoli sicula, che comprende a stento un centinaio di camere, distribuite a gruppi di 6 a 10, parecchie delle quali spaccate e scivolate in basso. I padiglioni delle celle visibili da lungi, e la vicinanza immediata della cittä greca (siamo ad un kilom. dal centro del paese) esposero • ab antiquo * i sepolcri a yiolazioni radicali; ma i violatori cercavano metalli preziosi, almeno bronzo, nö curavano i poveri vasi, i quali rotti e calpe- stati con rabbia vennero lasciati sovente sul sito e poi coperti di masse di terra da lente e secolari filtrazioni; e fu Ventura, chd per tal modo andö salvo un materiale ceramico se non intrinse- camente certo scientificamente pregevole. lo ho esplorato 26 sepolcri, quanti cioe presentavano pioba- bilitä e speranza di successo; in molti la lastra di chiusa mono- lita rettangolare era abbattuta davanti la porta o nelVinterno; parecchi aveyano Tingresso ed il padiglione completamente ma- 64 P. ORSI scherato da frane di terra. Quanto alle forme ci soccorrono gli schizzi planimetrici e di sezioni qui uniti. La gran maggioranza delle camerette e di forma quadra (rettangolare o trapezia), eccezionali le circolari a volta piatta (fig. 1 B) ; una sola circolare con volta a cupola e grande nicchia Fig. 1. (fig. IC in sezione) sembra portarci al 2° periodo, ma era com- pletamente sterile, quindi senza elementi che valgano a confer- mare codesta cronologia. Del paro eccezionali due grandiose tombe, yere camere precedute da un profondo atrio o protiro; in ambedue la parete di fondo era occupata da im alto banco o letto funebre (in una munito di capezzale e di bordatura) per stendervi uno o due cadaveri (fig. ID); sepolcri di persone cospicue, disgraziata- mente trovati colmi di terra, senza verun oggetto. 8ICUL1 E GRECl IN LEONTINOI C5 Ecco il resocooto dello scavo nei sepolcri piü ricchi. I. Cella quadra, seQza tracce dl ossa visibili ; di bronzo solo due robusti anelli di mezzane dimensioni. I fittili eraDO alquanto numerosi, ma tutti in frammenti ; si potä ricomporre la capedon- cola riprodotta ad Va <^u*ca alla fig. 2, di creta rossastra con pel- licola bigia, che la awicina ad un bucchero; v^erano poi gli avanzi di almeno due altri vasi eguali ; uno dei quali decorato di quella tecnica a straluoido con impiego di resina, e con motiro a girandola, che io ho giä segnalato nelle necropoli di Cassibile, Pantalica (Gruppo Cavetta) e M. Finocchito (0- Frammenti di >ig. 2. un boccale decorato cogli stessi motiri e nella stessa tecnica del vaso precedente; sul fondo graffita la sigla X. Metä superiore di un askos quasi identico alFesemplare Pantalica-Cavetta (o. c, tav. XI, fig. C), ed al corrispondente del Finocchito {Bull. Pal, ItaL, XX, tar. Y, 3), cioö con denti di lupo rossi sulle spalle. Avanzi di due scodelloni affatto grezzi del noto tipo di M. Fi- nocchito. La tomba per quanto misera h istruttiva; essa h una delle piü antiche del gruppo, poiche contiene elementi ceramici propri oltre che al 3", alla fine del 2" periodo. II. Forma consimile. Conteneva due scheletri adagiati subito depo ringresso, col cranio a nord, e le gambe, non si pote ben dire, se distese o leggermente piegate. Attorno ai morti v' era una fuseruola tittile, tre perle di ambra, un coltellaccio in ferro come (0 Orsi, Pantalica e Cassibile, necrop, sicule del 2^ per., pag. 45, 78 o segg. 114. (In Monumenti antichi d, Lincei, vol. IX). 66 P. ORSI quello del Fioocchito ('), ed una spirale dello stesso metallo (fig. 3). Kicchissimo era il corredo dei vasi, parecchie dozzine, ma quasi tutti in pezzi. Quello che si potd ricaperare mediante restauri, o tenendo conto dei frammenti maggiori, h qiianto segne: a) Cera^ Fig. 3. mica locale rustica: 3 scodelloni, uno con 4 anse rudimentali, o meglio bitorzoli, an secondo con labbro a cordoni ed ansa yerti- cale, sul fondo la sigla A, nn terzo con ansa anulare obliqua. Bicchiere cilindrico rozzissimo. Piccolo gnttus con 3 appendici (fig. 4, ad V« vero). b) Ceramica locale bigia, cioe 6on incami- ciatura bigio-plumbea : uno stamnos piccolo; quattro boccaletti (oenochoai) a collo stretto o largo; i tre esemplari piü caratteri- stici, dati a metä nelle fig. 5, 6, 7, mostrano come la decorazione cohsistesse in baccellature, cordonature e lische, ottenute, quelle a stecco, queste a gräffito. c) Ceramica locale con ptUura geo- metricd su fondo chiaro. Tre anfore a corpo globare e coUo corto, una delle quali, a. cm. 24, con ricca decorazione a tremoli, e ri- prodotta a fig. 8. Altra simile e di pari altezza, quanto alla de- (») Bull Fall Ital, XX, tav. V, 7. SICULI E GRECI IN LEONTINOI 67 corazione, d quasi identica all* esemplare leontinese da me edito in queste Roem. Mitth., 1898, pag. 342, fig. 58; nell' interno del Fig 5. , Fig. 6. Fig. 7. coUo essa porta graflita la sigla X. Di gran lunga piü impoi-tante 6 la terza anforetta, a. cm. 20, data a fig. 0; la creta ne h de- P. ORSI purata, la pittui-a rosso-sanguigna ; 1 motivi, oche schematiche separate da swastiche e circoli, ci portano in pleno Dipylon, ed il vaso ha tutta 1* aria di essere articolo di importazione ; se oon che, esaminato ripetute volte, e fattolo esaminare anche da altri, risulta che la pittura ö matta, senza vernice, la quäl cosa secondo i nostri criteri starebbe a deporre per UDa fabbrica siciliana. Lo stamnos fig. 10, a. cm. 14, oltre che essere imovo per la forma. Fig. 8. presenta an motivo niiOTO nella decorazione cioe una serie di punti 6 gocciole. La oenochoe fig. 11 a. cm. 20, con tenie e spezzata 8Ü1 coUo; due altre a pittura perduta, di cui una e data a fig. 12. Aggiungansi due capeduncole, una monocroma come fig. 2, V altra identica a fig. 25 del sep. 5^. Y*erano ancora 9 scodelloni*della forma consueta e tutti monoansati ; in tre esemplari la decorazione Consta di semplici cordonature; in cinque la partizione del coUo ö a triglifi coi campi ora vuoti, ora occupati da tremoli o da serie di angoletti (come fig. 20); il meandro corrimi-dietro ap- SICULI £ 6RBCI IN LEONTINOI b\ß pare per la prima volta nelU esemplare (diam. cm. 25) qui sotto riprodotto a fig. 13. d) Ceramica greca d' importazione, ncono- scibile dal colore a vernicie: frammenti di due diverse tazzine, e di kylikes protocorinzie geometriche, come Roem. Math., 1898, pag. 336, fig. 51. III. Simile per forma ai precedenti, conteneva tre scheletri, sul petto di uno dei quali un coltellaccio in ferro; attorno ad Fig. 9. essi due fuseruole fittili, e neir interne una massa di vasellame, in gran parte ridotto a pezzi. a) Cer. loc. bigia. Dne boccali a coUo stretto, ed avanzi di un terzo. b) Cer. loc. a pitt. geom, Due boccali, dei quali uno a. cm. 17 col segne | sul fondo, i di- segnato alla fig. 14. Avanzi di uno stamnos con serie di triglifi. Mezza dozzina di grandi anfore; la maggiore (a. cm. 27) e piü completa h data alla fig. 15; di due altre prive dei collo (a. cm. 14 e 15) riproducono esattamente i particolari decorativi le figg. 16 70 P. ORSI e 17; infine in iina quai-ta, assai incompleta e siii frammenti di una quinta appariscono i motivi nuovi dei • chevrons « o denti Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. di lupo, trattati in modo diverso (figg. 18 e 19). Cinque gli sco- delloni interi, ed almeno altrettanti in frantumi ; la fig. 20 ripro- 8ICULI E ORECI IN LEONTINOI 71 duce il migliore tra essi (diam. mm. 285); gli altri ripetono nella decorazione motivi ovvii e notL üna completa novitä ä invece il Fig 13. Fig. 14. biccbiere fig. 21, alto mm. 75; delle oche od uccelli acquatici a lunghe gambe sono dipinti all* esterno, e separat! da rombi, mentre tZ P. 0R8I la metä del cavo interno e decorato di cordonature, il tutto in rosso matto ; le due anse biforate doyevano reggere un coperchietto, tenuto a posto mediante fili. La forma al tatto nuoya nella fa- miglia geometrica sicula del 4^ periodo, ma specialmente la de- corazione indicano im modo esplicito i modelli greci da cui il vaso deriva. Fig. 15. lY. Conteneya un solo scheletro accompagqato da un vasetto nero, un prokoos (?) a bocchino (forma simile a Fui-twängler Berlin V. S. fig. 247), da una fibuletta in bronzo a piccola na- vicella piena (fig. 22), da una pinzetta (volsella) pure in bronzo, da un anello in bronzo e da uno in ferro. Conviene perö notare che lo scheletro non era a posto, ma sconrolto, che la fibula era in un angolo, che nella cella non si trovö un solo vaso o fram- mento di vaso geometrico, ma soltanto una mezza pignatta bizan- tina. il dunque chiaro che la tomba fii sgombrata per dar posto ad una seriore deposizione di qualche yillico greco, se non anche, SICULI E 6RF.CI IN LEONTINOI 73 forse piü tardi, ad uno bizantino. La fibula h V unico avanzo della piü antica deposizione, e connene egualmente bene al YII come airVIII secolo (Pinocchito, Fusco, Cuma). V. Conteneva due scheletri, due perle di ambra, un coltel- laccio di ferro in frantumi e numerosi vasi interi e rotti. a) Cer, loc. grezza: Tre piccoli boccali. Frammenti di una olletta cipol- Fig 16. liforme ad anse acuminate, decorate di fregi a stecco e di circoli concentrici a stampo fig. 23; h una forma precipuamente se non assolntamente propriä del 2? per. (Plemmirio, Thapsos, Cozzo Pan- tano ecc), piü rara nel 3" (M. Pinocchito, Noto Vecchio), nella quäle h poi nuovo il particolare degli occhi di dado; esaminando lo stato di estremo logoramento dei frammenti sarei tentato a cre- dere che essi sieno colä penetrati a caso trainati daU'acqua, esclu- dendo il loro sincronismo col resto del vasellame, che per stile e tecnica costituisce un insieme tutto omogeneo. Ove non piaccia tale 74 p. oRSi interpretazione, i frammenti in parola rappresenterebbero uno dei tanti anelli di congiunzione fra il 2^ e 3** periodo. b) Cer. loc. bigia: Rottami di una capeduncola come fig. 2, nel cui fondo sono tracciati i segni )))). c) Cer. loc. geometrica: Due scodel- looi interi ; il piü riccameDte decorato (diam. cm. 28) vedesi nella fig. 24; altri sono in frammenti. Una capeduncola, riprodotta ad -^ Fig. 17. ^/s alla fig. 25, e di creta finissima, decantata (importata ?!). Quattro sono i boccaletti; di fattura estremamente rozza quello dato alla fig. 26, alto cm. 10 Vt^ U quäle per la foggia della bocca obliqua rammenta an po* gli esemplari ciprioti. Uno rozzo con cordonature plastiche ripete, con piccolo divario, la decorazione deir esemplare fig. 5. Ma sono nuovamente in dubbio coi due che, ridotti a circa Vsi veggonsi nelle figg. 27 e 28 ; in essi la creta ben polita si direbbe quasi creta figulina, ed il colore per quanto smorzato pare (?) conservi riflessi lucidi; se ogni dubbio in pro- posito fosse eliminato, dorremmo riconoscere in questi vasi due esemplari geometrici di importazione. Frammenti di parecchie an- 8ICULI E GRBCI IN LEONTINOI 75 fore. d) Cer. geom. greca: Frammento di una grande tazza con triglifi airorlo; il colore ö a vernice. rtf*-- y / Fig. 18. VI-XIV. Negativi. XV. Bettangolare, con capezzale al lato sud, esigue tracce di ossa umane sconvolte, e numerosi rottami fittili delle classi a, b, c; &ÄK^>*5^'® Fig. 19. di interi si ricnperarono uno scodellone pressochä identico a fig. 20, una oenochoe bigia a forti cordonature, ed una capeduncola pure bigia, identica a fig. 2. 76 P. ORS( Compiuto il rendiconto dello scavo, ho poco da aggiungere per definire il valore del gruppo sepolcrale di s. Aloe e della cera- Fig. 20. mica che esso contiene; ove si ponga mente alla circostanza che il mio 4^ periodo siciilo e specialmente caratterizzato dalla pre- seuza di yasi greci dello stile corinzio e nero (Licodia Eubea), i Fig. 21. quali mancano per intero nel 3* (M. Finocchito), se si aggiunge ancora che ad ambedue codesti strati h comune la ceramica imi- tante il geometrico greco, ma che gli esemplari del 4^ sono di uno Stile piü libero (Calvario) che non quelli del 3^ (Schifazzo, SICULI E GRECI IN LEONTINOI 77 Finocchito), dove invece si contano a dozzine gli scodelloni acromi di fattura locale, ed i loro succedanei, arriviamo alla conclusione cbe la necropoli di s. Aloe, malgrado la ricchezza del »uo vasellame geo- metrico non entra ancora nel 4° per., ma sta a cavaliere fra il B"" ed il 4°. Non discoDOsco che circostanze locali peculiari debbono aver influito a con- ferire un carattere individuale a questa 6 quella necropoli; ed io ho giä rilevata la differenza che inter- cede in fatto di tinte di civiltä fra le necropoli costiere e le mon- tane del 2^ per. ('); ora a Lentini uoi ci troviamo a brevissima Fig. 22. Fig. 23. distanza dagli scali marittimi, e quando la nostra necropoli era in esercizio, i primi sbarchi di Qreci, non con intenti coloniali, ma commerciali si stavano giä effettuando ; se presse Lentini sbar- cassero Caicidesi o Dori non cerco per ora, ma non v i dubbio che il facile contatto coi primi Greci che toccavano la Sicilia de- terminö nella Lentini sicula un peculiare sviliippo della ceramica geometrica, la quäle qui appunto, anche per precedenti scoperte, ci si palesa di una ricchezza di forme e di decorazione tutta unica. E questa circostanza indurrebbe persino a sospettare, come altri ha giä fatto ('), che il centro di diflfusione della ceramica (>) Orsi, Pautalica e Cassibile, pag. 74, 88. («) Petersen, Roem. Jl/itth., 1899, pag. 173-174. 78 P. OKSI geometrica greca, che determioö lo svilappo della sicula, poiche essa manca nei piü antichi sepolcri di Siracusa e di Megara, si Fig. 24. abbia a ricercare in una colonia ionica. lo fo voti che presto si abbiano a trovare i sepolcri del sec. VIII in Catana, Naxos, Leon- Fig. 25. Fig. 26. tinoi, i quali indubbiamente risolverebbero la questione, ma pur troppo tutto fa credere che essi sieno irreperibili, perche o distrutti, per sempre celati sotto le lave di bronzo. SICULI E 6RECI IN LEONTINOI 7V II chmo prof. Petersen (0« sottoponendo ad uoa analigi cri- tica le mie scoperte, eleva qualche riserva inlla opportumtä di distinguere il 3° da uo 4^ per. siculo, i quali due, per lui, si do- vrebbero fondere in un solo dair 8^ al 5*» »ec. So che nel 8^ e 4*» periodo, oltre all*apparizione del geometrico In senso strotlo, a?- viene la presa di contatto fra Siouli e Sicelioti; ma appunto perchö tali contatti, dapprima deboli e limitati alle regioni co- stiere, poi piü e piü intensi, penetrarono fin nel centro deir isola, determinando via via una pib radicale trasformazione della cd- tura indigena, non vedo perche non si abbia a mantenere la di- visione da me proposta, per qnanto molteplici i nessi fra il S° e 4"" per. Cosl resterebbero indici cronologici nel 2^ per. i vasi mi- cenei, nel 3** i protocorinzl geometrici, nel 4° i corinzi e gli attici (2). (») Ibidem, 1899, pag. 172-173. (*) II pijif. Pottier nel sno veramente prezioso catalogo ragionato dti 80 p. OKSi Ed ora qualche breve osservazione suUa novitä ceramiche di s. Aloe ; nella ceramica grezza abbiamo le sollte forme owie degli scodelloni; quella bigio-plumbea ben polita presenta delle taz* zine ad alto manico o capeduncole, eguali ad altre in precedeoza trovate a Lentini e Paotalica; e poi una bella serie di fiaschi od oenochoai a collo cordoDato, che sembrano una specialitä del sito. Piü ricchezza vi ha nei vasi a pittura geomctrica; svariatissima la Serie degli anforoni io due dei quali appaiouo (figg. 18 e 19), Fig. 28. nuovi elementi, i denti di lupo, che del resto occorrono in cera- miche geometrico-cipriote di quel periodo « miceneo tardo e greco fenicio » (^), il quäle ha una quantitä di vasi intimamente af- Vases du Louvre I, pag. 290, 306, 868 e segg., facendo un « excanns n snlla civilta e ceramica dei Siculi, ha pronniiciato d«i giudiz! molto naoTi dal punto di vista etnografico, i quali non mi h dato qui di discutere; e, forse mancandogli la conoscenza « de visn » del materiale, non ha potuto evitarc qualche errore (attribuite al periodo di Stentinello torobe a ^oXog; geome- trico del 4^ per. emanazione della ceramica precedente, ed indipendente dalla Grecia; geometrico delVApulia piü antico di quelle di Sicilia), che va asso- Intamente rettifieato. (0 Myres, Catalogue of Cyprus Museum, ta?. IV e V. — 0. Richter, Verhandlungen der BerL Gesellschaft für Ethnographie, AnthropoL und Urgeschichte, 1899, pag. 57, fig. VIII, 12. 8ICUM £ GB£CI IN LEONTlNOl 81 fini per forma (anforoni) e decorazione ai nostri geometrici ; trian- goli propri anche al geometrico greco di varie regioni (0^ ed al geometrico deir Italia meridionale (^); nel 3'* per. siculo invece si avevano sin qui dei denti di lupo non a colore ma tracciati a punta (3). ÜDa gradita apparizione furono i due vasi coUe ochette sche- matiche; nel geometrico dei Siculi esse si eran vedute una sola volta in un boccale di M. Tabuto (^), invece abbondano nel geo- metrico greco non pure delVAttica, ma anche della Beozia ecc. (^); e forme consimili di boccali, colla stessa decorazione di ochette äfilanti suUe spalle, si hanno anche in Etruria nelle tombe a fossa dei c. d. per. protoetrusco, che il Montelius coUoca fra 1000 e 900 (^). Ma tale cronologia, come fu dimostrato dal Karo (^), va rettificata, ed anche secondo i miei calcoli fatti sugli orizzonti siciliani codesti vasi, qui, stanno meglio portati di un buon secolo e mezzo piü in giü. LMntima connessione poi deU'anfora leonti- nese coi geometrici attici h confermata dalla presenza di cerchi a punto e di swastike, che occupano i vuoti. Dairesame dei materiale di s. Aloe si vede chiaro che la necropoli cessö d'essere in attivitä, e scomparve V abitato ad essa soprastante, verso la fine dei sec. VIII od ai primordi dei YII ; § questa una conferma ai dati tradizionali. Tucidide (VI, 3) asse- risce che i Calcidesi con Tucles verso il 728 « AsovtCvovq rs no- ia/i^r) %ov^ 2ixsXoiq i^ekdaavtsq otxiCovaiv », mentre per Polieno .'llji Pabbl. Istr. per vendita abu- siva di oggetti antichi. 8ICULI E GRP.CI IN LEONTINOI 83 desi di Leontini sooo proprietä del B. Moseo di Berlino (^). Ma noQ tutto ciö che possedeva la famiglia Pisano passö a Berlino; quindi non sarä inatile che io dia an catalogo sommario di ciö che si rinvenne, pur non insistendo nella illustrazione di quei ci- meli assunta dal dott. Winnefeld. AI momento della scoperta una parte, e non minima, degli oggetti preziosi andö dispersa e trafugata dagli operai, ai quali il proprietario dovette contendere il meglio col revolver in pagno. II Cavallari obbe tutto Tagio di esaminare il materiale nel 1884, ma la sua descrizione e insufficiente, anzi egli omette qualche pezzo importante, tenuto forse celato dai proprietär!; io rividi ogni cosa nel 1894, ma mi fu impedito di prendere schizzi e di- segni, e do?etti accontentarmi di rapidi appunti, coi quali, e col sussidio di due vecchie fotografie, rappresentanti Tinsieme degli oggetti poco dopo la scoperta, ho redatto il seguente catalogo (^) : Oro. 1-2. Bobusto anello di oro liscio. Altro anello digitale con castone rettangolare alle cui estremita globuli (fig. 29 d). Pa- recchi consimili ma in arg. provengono da Megara Hyblaea (inediti). 3. Frammento di tenia in sottil lamina decorata ad impres- sione delFavTi;? iCnXa^\ era molto lunga, ma gli altri pezzi vennero rubati dai contadini scopritori; formava certamente un 4. « Vasetto di oro purissimo della forma di un cilindro, in « cui un altro cilindro egualmente d* oro si compenetra e Io chiude « quasi ermeticamente » (Cavallari). Da me non visto e giä sparito alVepoca della mia visita. La necropoli di Megara Hyb. ha dato im certo numero di codesti tubetti d'argento a doppio bossolo, scorre?ole; si trovavano di solito appesi al collo delle donne e Credo servissero per aromatart (inediti). Argento. 5 Grande anello elittico (fig. 29 b), asse circa mm. 115, da portare al polso o forse meglio appeso sul petto ; conserva an- cora il castone di un grande scarabeo, che andö perduto o trafu- gato al momento della scoperta. Simili di grandi dimensioni, con (0 Ne k destinata la illustrazione per opera del Winnefeld al 59® JVin- kelmannsprogramm della Soc. Archeol. di Berlino, nscito darante la revi- sione del presente artieolo, col titolo Archaisches Broniehecken aus Leon- tinoi (Berlin, 1899). (*) Segno con [B] gli oggetti del Museo Reale di Berlino. 84 P. 0R8I scarabeo d' oro al Fusco in Siracusa {Notizie 1893, pag. 469), ed a Megara Hyb. (sep. 321, inedito) (*). 6. Grande spirale di arg. a sei avvolgimenti, finiente a teste di serpe; ser^iva da armilla bracchiale {ifjähov, e qui piü pro- piamente offtq), Fig. 29 a [B]. 7. Altra simile a tre avvolgimenti, formata da un cartoccio convesso-concavo fiancheggiato da due fili cilindrici; finisce pure a testa di serpe [BJ. Fig. 29. 8. Scodelletta o calotta di assai piccole dimensioni, formata di una sottil lamina, rotta e mancante di alcune parti, decorata a martello e punta di un fiore di loto ad otto petali acuminati, tra r uno e V altro dei quali una palmetta. A me parve fosse una piccola patera o ^^dXri della nota categoria delle patere di Nim- roud, Cipro, Greta, Preneste ecc. e sarebbe la prima del genere rinvenuta in Sicilia e nella Magna Grecia ; ma, piü esattamente, essa e la metä inferiore di un aryballos, di cui a Berlino si riconobbe anche la bocca a disco [B] (2). Bronzo. 9. Grande bacino o lebete in lamina di bronzo con orlo piatto ribattuto, del diametro massimo di cm. 54, alt. cm. 19, non tenendo conto del fondo, quasi per intero mancante. Conte- neva una quantitä di ossa cremate [B]. (1) n Winnefeld (o. c, pag. 80) confonde, e non so come, 11 disco boc- chino deiraryballos, col grande anello. (*) Una pateretta in bronzo, con decorazione simile a foglie acuminate stiliiate, si rinvenne nella Bosnia, nella necropoli di Ossovo, assieme ad altro articolo greco del VII-VI sec, an bacile-lebete, identico a quelli del Fasco ( Wissenschaftliche Afittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina, VI Bd. (1899) pag. 40). SICULI E GHKCl IN LKONTINOl 85 Analoghi lebeti-ossuari si ebbero in Sicilia da Megara Hyb., Siracusa (Pusco), Gela, Seliniinte. 10-13. Spettavano alla decorazione periferica del bacino 4 grosse e süperbe teste di ariete di dimensioni un po* diverse e grandi quanto un pugno di uomo, in bronzo fuso, ed a giudicare dal peso rilevante (Kg. 1,78) se non massiccie, di gran spessore ; variano tutte V una dair aitra nel profilo del muso, nello sviluppo delle coma, nella posizione delle orecchie, non che nei particolari indicati a punta (anelli delle corna. sopraciglia ecc), e tutte sono di un naturalismo meravigliosamente efficace. Esse fungevano di decorazione ed al tempo stesso di maniglie al grande lebete, al cui orlo erano saldate mediante una forte impiombatura, che si osserva ancora nel cavo del collo [Bj. 14. Ad altri minor yasi spettavano sei piccoli mezzi cilindri costolati ed un po* curvi (3 forati pel lungo, 3 no), evidentemente reggi-maniglie od appoggia mano (fig. 29 f). II Cavallari erronea- mente credette che fossero i piedi del lebete [B]. 15. Leoncino di bronzo fuso lungo cm. 9, accovacciato in profilo coUa testa in prospetto e le gambe anteriori distese; ri- tocchi a bulino nella giubba trattata a raggiera, nel muso etc ; ha pareti molto spesse ed il cavo inferiore h riempito di bronzo per saldarlo sulVorlo di qualche bacino od altro. Da notarsi che lo stesso Schema e la stessa composizione si osserva in terrecotte ar- caiche, come, a mo* d* esempio, nell* esemplare fuscano da me edito in Notizie 1896, pag. 472, il quäle, salvo la posa delle zampe anteriori e identico al bronzetto leontinese (Fig. 29 e) [B], Porcellana. 16. Ary bailos in mezza porcellana, diventata fa- rinosa, la cui invetriatura alla superficie h completamente perduta. Siracusa, Megara Hyb., Selinunte, Gela e tutte le necropoli ar- caiche deirisola hanno dato, come la Grecia (^), di codesti arti- coli vascolari, di origine rodia. Alabaslro. 17. Una mezza dozzina di alabastra. Greta. 18. Zuppiera o stamnos di stile corinzio, a. cm. 17, con fascia di animali, quadrupedi e volatili; forma ovvia nelle necropoli delVest e del sud deirisola. (1) Veggasi Pottier, Vases antiques du Louvre, I, pag. 150, che rias- sume tutta la precedente letteratura. 86 p. oRSi 19. Statuetta in forma di scimmia seduta yerticalmente sulle coscie; eguale da un sepolcro di Megara Hyb. (n. 436, inedito). II Cavallari ricorda ancora « molti frammenti di braccialetti d'argento di yario diametro « e poi « parte di uno scudo circo- lare di bronzo; e quindi una corazza di bronzo molto ossidata e rotta in pezzi ». Di tutto ci6 nel 1894 ]a famiglia Pisani nalla piü conseryava, ma probabilmente il Cavallari non interpretö esat- tamente i rottami. II materiale che ho qui rapidamente descritto non proviene da im solo sepolcro ma da un gruppetto di sepolcri sincroni, ne d per- ci6 grave iattura che sieno state confuse e mescolate le provenienze dalle diverse tombe. lo non ho voluto qui indugiarmi nella illu- strazione tecnica, stilistica e cronologica dei singoli pezzi e so* pratutto dei piü cospicui, compito che ormai spettava di diritto al Winnefeld. Farö solo brevi osservazioni per stabilire il posto cronologico che spetta al sepolcreto Pisani in rapporto alle altre necropoli leontinesi. II pezzo principe, lo comprende ognuno, ä il lebete in bronzo coUe teste di ariete (Fig. 30) ; il pensiero ricorre senza fatica a quel cratere descrittoci da Erodoto IV, 152 offerto dai Samii a Delfo ed ornato al labbro di teste di griffoni e retto da figure in ginocchio. Era un sontuoso donario di arte ionica, da cui si copiarono poi le teste di griffoni in bronzo, numerose ad Olimpia (0, e nume- rose ancora in bronzo, trasformate in leoni, ed in terra cotta nel- r Etruria (-), in una regione cioö che sentl potentemente 1* influenza ionica {^). L*apparizione di siffatti bronzi in Leontinoi, cittä calcidese, ä piü che naturale; n^ si dura fatica a riconoscere in essi un prodotto delle officine bronziere di Galeide, la quale, monopoliz* zando le rieche miniere dellEubea, alimentava delle industrie metalliche famose neir antichitä (^), i cui articoli diffusi larga- (^) Furtwängler, Olympia die Bronzen, (taT. 46-49, pag. 114-126). (*) Regulini Galasdi etc. (Martha, L' art Strusque, 107-, Röscher, Lexikon, I. pag. 1763). (5) Savignoni, Bronsetto arcaico delVAcrop, di Atene e di una classe di tripodi di tipo greco-orientale, pag. 42-44, 98-101 (in Monumenti Antichi d, Lincei VIT); Petersen, Bronzen von Perugia in queste Roem. 3fitth.,Di, pag. 295 e seg. (^) Pottier, Vases antiquen du Louvre, l, pag. 552-553. SICULI E GREOI IN LEONTINOI 87 o CO 88 p. ORSi mente dovevano sopratutto trovar accoglienza nelle sue colonie. quäle era appunto Leontinoi (0- Per ciö che spetta alla cronologia il nostro lebete sta a cavaliere dei secoli VII e VI, forse piut- tosto dentro la fine di quello che sul principio di questo, coi quali dati di massima convengono aoche i pochi vasi raccolti. Tra le argenterie ed oreficerie di uso personale vi sono articoli fenici greci feoicizzanti ; sono in massima le stesse foggie riconosciute a Megara Hyb. ed a Siracnsa, le quali dimostrano la concorrenza che anche in codesti articoli si facevano nel VII e VI secolo Semiti ed Elleni. Certo ö che la persona combusta e piamente i*accolta nel lebete e quelle che vennero deposte nei ricchi circostanti sepolcri doveyano appartenere ad una delle piü ragguardevoli casate leon- tinesi sul finire del sec. VII o dei primi del VI, e vollere esser sepolte, distinte dalla massa del volgo in an loro terreno par- ticolare. In fatti per vedere se questo gruppo sepolcrale si coUegasse coUa necropoli B, di cui parle subito, io feci eseguire nel terreno interposto, proprietä del sig. Michelangelo Aletta, delle accurate esplorazioni saltuarie durate una intera settimana, senza rintrac- ciare verun sepolcro greco, ma soltanto una tomba romana super- ficiale, con un morto in nuda terra accompagnato da un vetro a fuso. Dunque fra il gruppo Pisano e la vera necropoli esiste una larga area archeologicamente sterile. B. Necropoli in contrada la Maddalena presse la Corderia proprietä del barone Beneventano. Lungo il margine occidentale di questo fondo corre una larga « trazzera », o via campestre detta strada del Corso, che reputo sia un*arteria stradale antica (cfr. la strada oggi ancora denominata Dromo, che attraversa da nord a sud T antica Locri Epiz. nella sua parte bassa) contermi- nante la necropoli a ponente, mentre a settentrione si osservano ancora gli avanzi di un rozzo muro a gran pezzi, specie di ma- ceria terminale i^Qog Ttjg vexQonokeoyg), analoga a quella che (^) Non voglio diffondermi in raffronti giä fatti dal Winnefeld; roa noto cos\ di passata, V intimo nesso fra le nostre teste di ariete e quelle a sbalzo di una lamina in bronzo ionica di Perugia {Roem. Ä/itth., IX, pag. 311). E la strctta analogia fra il leoncino fuso edito dal Savignoni (Bronxetto ar- caico etc fig. 19) ed il leontinese n. 15. SICULI E ORKCI IN LEONTINOI 89 chiudeva una buona parte della necropoli di Megara Hyb. (inedita). Che in questo terreno esistessero numerosi sepolcri si sapeva giä per antica voce popolare e per nnvenimenti fatti in varie epoche. Nelle esplorazioni a salto che vi condussi trovai 12 sepolcri, fosse scavate nella roccia calcare superficiale, in direzione nord-sud, estrovest alquanto irregolare, coperte in origine dai consueti lastroni ; erano perö tutti frugati da tempo an- tico, nö vi recnperai alcun oggetto. Da rottami di vasi raccolti nel sopras- suolo e nella terra smossa arguisco che la necropoli era arcaica, cioä anteriore al secolo Y, e lo conferma Tunico vaso intatto, Tanforetta che qui propongo (corinzia?), decorata a fascie e gocciole bnine e pavonazze alternate (fig. 31 a Va dal vero). La necropoli della Maddalena si stendeva anche in direzione di levante verso lo stradale Lentini-Stazione, anzi fin presse e sotto le prime case del paese, alFuscita del quäle, aprendo una strada anni addietro, s' imbatterono i lavoranti in un centinaio di sepolcri (se ne vede ancora qualcuno) ma tutti negativi. Non di meno questa ampia necropoli era nettamente separata e distinta, per un Intervalle di circa un buon kilom., dalFaltra grande: C. Necropoli di Pisciiello, delle Balate di Zaco, o di Ca- tacauio. Circa kilom. 1 V« ad Oriente di Lentini, seguendo la « trazzera » che porta ad Agnone, e salendo il fianco di un'arida collina, si arriva alla localitä che porta i nomi suddetti; quivi per oltre a 200 metri veggonsi sul gretto roccioso della strada aperti numerosi sepolcri a fossa, i quali continuano anche nei campi limitrofi a destra e sinistra. Sono in tutto parecchie centi- naia di sepolcri, che mai furono oggetto di sistematiche esplora- zioni, ma esposti alla mercö dei villani che sovente vi istituirono scavi clandestini, disperdendo e vendendo il materiale raccolto; da attendibili informazioni non risulta che codesto materiale fosse 90 p. oRSi abboodante e pregevole. Per la cronologia del griippo coDviene intanto tener conto dei seguenti rinTenimenti colä fatti in prece- denza : diie grandi crateri a f. r. di fiibbrica italiota, con rappre- sentanze di toletta e di ipXvaxeg, conservati ora al Municipio di Leiitini e giä da tempo editi (0; piccolo cratere della stessa fab- brica, rinvenuto nel 1897 e da me visto sul mercato antiquario di Catania; altri dne vasi a f. r. tardi, sommariamente descritti in Notizie 1879, pag. 82-83. Tutti codesti vasi non sono ante- riori al sec. IV. I miei sca^i, eseguiti nel terreno del bar. Giovanni Corvino per la durata di due settimane col generoso consenso del proprie- tario, mi portarono alla esplorazione di 184 sepolcri, la maggior parte dei quali chiusi ed intatti. Sicoome essi presentano nna grande monotonia di forma e di contenuto, risparmio a me ed al lettore la noia del diario dettagliato dello scavo, procedendo invece in modo riassuntivo. Ho detto che i sepolcri sono grandi fosse incise nella roccia, quasi tutte munite di controfossa superiore, sulle cui guancie pog- giavano le lastre di copertura; esse fosse hanno di solito dimen- sioni normali per comprendere un cadavere, qualche volta piü grandi sembrerebbero destinate a piü individui, sebbene non una sola volta qui, a .di^^rsitä di Megara e Siraciisa, mi sia imbattuto in deposizioni plnrime; Torientazione delle fosse e dei cadaveri e resa evidente dallo specchietto che segue: Orientazione delle fosse E-0 n. 29 » » » N-S »65 NO-SE » 11 Orientazione degli scheletri cranio a S n. 51 (quante volte fa possibile » ad E »15 constatarla) » ad »5 » a N »3 a NE »1 a SEeSO » 10 Deposizioni individuali tutte Combustioni in fosse 4 • in cinerario 1 (*) Benndorf, Oriech. und Sicil. Vatfnhilder, 40. 8ICULI B ORECt IN LKONTINOI 91 Per ciö che riflette la forma dei sepolcri aggiungo ancora i particolari seguenti. Le coperture erano quasi sempre tre, ed in esse si constatö an fatto che io prima non avevo riconosciuto in nessuna necropoli siceliota ; voglio dire che esse erano calate, messe a posto e commesse con tanta esattezza, che non era possibile aprire im sepolcro, senza romperne una ; i fossori erano riusciti a o--^. Fig. 32. tanta perfezione di lavoro, coUocando a posto dapprima senza dif- ficolta le due lastre laterali e poi calando la centrale col mezzo di due funi che scorrevano per quattro fori cilindrici, i quali vennero no- tati nella copertura di quasi tutti i sepolcri. Le fosse con cadaveri arsi in situ erano di pochissima profonditä (fig. 33) ciö che giä io aveTa in precedenza awertito in parecchie altre necropoli della re- gione siracusana (Siracusa, Not. 1898, pag. 478, 481; Netum, No- tuie 1897, pag. 80). In un solo caso le pareti della fossa apparvero diligentemente rivestite di stucco, ed in un altro le coperto erano rappresentate da tegole ; di cippi o stele soprastanti ai sepolcri nessuna traccia, causa la mancanza di un forte strato di humus. Due soli sepolcri dovevano ayere carattere monumentale, ed essere sormontati da edicole; degli avanzi delle fondazioni del primo presento planimetria e sezione (fig. 34); un'area rettango- lare di roccia spianata (m. 2,50 X 0,30) era circondata da una fossetta pure scavata nella roccia (cm. 30 X 40), dentro la quäle si trorarono parecchi cocci di vasi (notevoli le anse di un gran Fig. 33. 92 P. ORSI vaso a colonnette di stile nero) e pezzi di squadretti e cornici stuccate spettanti alla elevazione ed al coronamento deir edifizio ; un frammento di cantonale aveva la profilatnra che qiii si osserva (Fig. 35); se si yuol ammettere qui im sepolcro, allora convien pen- sare che il morto sia stato deposto in una tomba contigua ; ma poteva anche cssere una grande ara sa- crificale (Brandopferaltar) per le cerimonie funebri. Di dimensioni alquanto piü grandi era un altro monumento, di cui pure do la planimetria e la se- zione (Fig. 36). Era, come vedesi, soltanto la fondazione, formata di grossi bloc- chi in calcare arenario piazzati suUa roccia spianata; monumenti consimili, per non uscire dalla Si- cilia, erano giä stati segnalati da me a Siracusa {Notizie 1897, pag. 480-81) ed a Hybla Heraea {Notisie 1899, pag. 414). Veniamo ora alla suppellettile funebre, non abbondante n^ ricca, ma utile tuttavia a darci una buona orientazione suU'etä Fig. 35. della necropoli ; dai pochi vasi prima d* ora rinvenuti, o sopra se- gnalati, risulterebbe che essa spetta al sec. IV; ma gli Ultimi scavi moditicano sensibilmente ed amplificano tale cronologia. StCULt E OREGI IN LEONTINOI 93 Una buona parte degli scheletri erano nudi; nuUa di oma- menti muliebri; in 2 sep. due strigili di bronzo a portata della mano destra, ed in altri due di ferro ai piedi ed alla mano, ^msC^^fiillg^l^J^^^f^ 5E2 AB Fig. 36. aghi di bronzo su sei scheletri e sempre al cranio ed alle spalle ; in un sol caso un coltellaccio di ferro, ed in altra fossa alla mano una piccolissima cuspide di bronzo. In due sepolcri una lucerna aperta ed ombelicata, a pie' del morto, ed in altri due, due piccole sfingi tittili. Tutto il resto piccolo vasellame, nel quäle preponderano le lekythoi, distribuito 94 P. 0R8I alle spalle ed ai piedi, meno freqnentemente alle mani. Ecco un quadretto statistico dei vasi raccolti, esclusi gli esemplari in frantnmi : Skyphoi neri 14 » a fascie brune su fondo chiaro (reminiscenze del corinzio) 2 Kylikes n. a basso piede, senza gambc ) 3 Piccole kylikes-skyphoi 3 Scodelline nere 3 Lekythoi, in totale 43 [L. a fig. nere 5 L. a palmette nere siil venire 11 L. n. a palm. n. suUe spalle 3 L. n. con strali n. ^ ^ 14 L. a fig. rosse 8 L. a fascie rosse 1 L. a fondo bianco 1] Stamnoi a fascie brune 5 Boccaletti (holpai) neri o grezzi 6 1» a bocchino (Furtwängler fig. 248) 2 Patelle grezze 4 Lucerne aperte ombelicate 2 Alabastra di alabastro 5 Totale 92 Sono omessi parecchi piccoli vasi grezzi insignificanti. Da questo prospetto rilerasi anzitutto come la necropoli di Piscitello non contenga materiale ceramico corinzio, del quäle sono appena una reminiscenza due skyphoi a fascie brune su fondo chiaro; rilevasi ancora come in essa sia rappresentato il finire della pit- tura nera ed 11 principio di quella rossa, per modo che a quella parte da me scavata devesi ragionevolmente assegnare uno svi- luppo cronologico da fine VI e mezzo V sec. a. C. ; in tale tomo di tempo si adagiano comodamente tutte le forme sopracitate, e sopratutto le lel^thoi nella loro successione svariata di tipi e disegni. 8ICULI E ORSa IN LEOKTINOI 95 Le 5 lekythoi a fig. n. sono tutte di stile pessimo, andante 6 negletto, con figure a « Silhouette • , che talvolta sono dei veri Fig 37. sgorbi ; il corpo allungato cilindrico ö indizio che volgiamo al line della pittora nera. I soggetti sono: Dionisio ed Arianna in qua- driga preceduti da un Sileno. Quadriga in corsa montata da auriga bianco-chitonato. Idem. Gara di due bighe. Eracle ed un Centauro 96 H. ORSI nel momento che precede la lotta alla cantina di Pholos, indicata da UD pithos, e tiancheggiata da due figure. Sulla cronologia delle piccole lekythoi a palmette nere sul ventre negli orizzonti sicelioti mi sono occupato a longo in queste stesse Roem. Mittheil. 1898, pag. 821, nota 1, fissandola nella « seconda metä del sec. VI « . Di alquanto piü recenti, circa mezzo secolo, sono le lekythoi nere a palmette ioniche sal dorso, in quanto preludiano alla pittura rossa, anzi sono di essa caratteri- stiche. Ma coUe lekythoi a strali entriamo di nuovo nella seconda metä del VI sec. e primordi del Y, avendocene dato Megara Hybl. alcune dozzine, takolta associate alle ultime manifestazioni della pittura corinzia. I vasi a f. r., all* infuori di quattro, sono tutti di minuscole dimensioni ma di stile beUo un po* severe : 11 piü grande a. cm. 32 porta una fig. muliebre vestita di chitone e mantello con patera e fiaccola (fig. 37); un secondo h in frantami; il terzo presenta Artemide sacrificante all'ara (fig. 38); 11 qnarto una danzatrice; elegante la decorazione di uno con dne fascie di palmette affron- tate ed oblique (fig. 39). Sui piccoli: donna sacrificante, cerva o antilope, Nike alata, e doppia zona di palmette adagiate. Sem- plici frammenti di vasi rossi di grandi dimensioni si trovarono in 3 altri sepolcri, che subito descrivo. Tntto il resto della ceramica h dal punto di vista delVarte inconcludente. Per r associazione dei vasi mi limito a produrre il diario di scavo di pochissimi sepolcri: Sep. 27. Ermeticamente chiuso; ai piedi dello scheletro cocci di una hydria (?) con residuo della figura di Hermes; trattasi dunqne di rottura antica e rituale. Sep, 51. Fossa contenente uno scheletro col cranio a sud; alle spaUe la lekythos con Eracle presse Pholos, ed una lucerna aperta ombelicata; la cronologia di codesti tipi di lucerna cosl numerosi in Sicilia (tipo Roem. Mitth. 1898, pag. 317, fig. 22), viene portata fin dentro la seconda metä del sec. VI, sebbene essi abbian durato per tutto il V. Sep. 53. Fossa stuccata contenente uno scheletro col cranio a sud ; la condizione distinta del morto oltre che dalla stuccatura, unica fin qui, risultava anche dalla abbondanza della suppellet- tile vascolare ; eranvi in fatto 5 vasi ai piedi, 3 al cranio, 2 alle SICULI E 6RECI IN LEONTINOI 97 mani, e precisamente ; uno stamnos a fondo chiaro e fascie blanche, la grande lekythos a f. r. sopradescritta, an* altra a f. n. con quadriga, tre lek. nere (sulle spalle in una palmetta, in 2 strali), ^\ Fig. 39. due skyphoi neri con strali al piede, kyliz senza gambo, alaba- stron. £ istruttiva T associazione di questo vasellame, che segna proprio il passaggio della pittora nera alla rossa, e coUoca il se- polcro intomo a 500-480. Sep. 66. violato. Cocci di pelike e di lekythos a f. n. Sep. 88. Violato. Cocci di 2 crateri a f. r. Dal risultato dei miei scavi emerge che la necropoli di Pi- s?itello cominciö ad essere in attivitä nella seconda metä, direi 7 98 P. ORSI, StCULI E ORECI IN LBOKTINOt quasi in sul finire del sec. VI; perdnrö nel V, ed alcuni vasi trovati in precedenza indicano che le deposizioni, sebbene meno firequenti, vi continnarono anche nel IV. In qiiesto secolo e mezzo la cittä subisce vicende varie e strane; daU'autonomia passa Yerso il 498 sotto Ippocrate di Gela, poi sotto i Dinomenidi di Sira- cusa, e cacciato Trasibulo ritoma libera, prosperando nella seconda metä del sec. V. Di tale benessere eloquentemente attestatoci dalle belle monete, qui non vediamo alcun riflesso per la ragione OYvia, che la necropoli di Piscitello era di cittadini poveri, di Tolgari borghesi, mentre Y aristocrazia seppelliva altrove i snoi morti. Siracusa 12 dicembre Paolo Orsi. DI DÜE RILIEVI GLADIATORII I due marmi di cui preodo a trattare (tig. 1, fig. 2), noo ostante che abbiano sciilture mediocremente condotte, si meritano con tutto ciö la nostra attenzione, A pel soggetto che vi e rappre- sentato, come per gli epigranimi che si leggono incisi in sulla loro cimasa o comice. Avvertasi tuttavia che in quanto agli epigrammi, questi ci erano giä noti; e vennero altresl pubblicati dal Eaibel, siccome diremo a suo luogo. Provenienti da Tralles nella Lidia, sl fatti marmi furono acquistati in una casa turca dei vecchi quar- tieii di Costantinopoli, ed oggi trovansi collocati neV Museo Im- periale Ottomano di quella cittä. Offrono ambidue la medesima composizione (^). Diremo innanzi tratto del primo (fig. 1), sul quäle d scolpito un gladiatore di robusta corporatura, nell* atto consaeto di combat- tere. E che appartenga alla classe de* Secutori, si rende a colpo d'occhio manifeste all* armatnra ond* h vestito. Ha il capo coperto deir elmetto con visiera munita di forami, il quäle h notabile per la grandezza della parte destinata a proteggere il coUo del gla- diatore. II braccio destro ö difeso dalla manica, che poteya pro- lungarsi fin oltre il polso, e che consisteva in una rete di cor- reggiuoli cui a volte aggiungevansi sottili laminette di metallo ; e nella mano stringe un pugnale. Col braccio sinistro sostiene il grande scudo oblungo e concavo, arma difensiva tutta propria dei (1) Sono scolpiti in due lastre di marmo bianco, aventi il roTescio liecio. in gnisa che potrebbesi supporre che fossero stati incastrati in ana fabbrica. I profili, rozzamente intagliati, sono tra loro nn po' differenti. L' altezza delle lastre, ambedue intere nella parte superiore, h di cm. 63 incirca ; la larghezza del lato inferiore di cm. 35; la grossezza di cm. 14. 100 E. CAKTAM LOVATELLI Secutori, sopra il quäle e delineata, a foggia di oroamento, mia lo- sanga con le due diagonal! streite, nella loro intersezione, da un umbo in forma di borchia. Fi- 1. Porta r ocrea o schiniera alla gamba sinistra, e la destra ha fasciata da quelle bende o fanicelle che trovansi indistintamente ado- perate da tutti i gladiatori, a qualunque arma essi appartenessero ; DI DUR RILIEVI GLADIATORII 101 mentre intorno alla vita gli gira il balteo o cinturone che poteva essere di metallo o di cuoio, e da sotto il quäle esce il subligaculum corto grembiule i cui lembi passano per mezzo le gambe. Fig. 2. Sul fondo della scena campeggiano sei corone, alludenti, senza dubbio, alle vittorie o alle pugne del nostro gladiatore, conforme Tuso che si aveya in Grecia di segnare in cosl fatta guisa o le 102 E. CAETANI LOVATBLLI une le altre. A conferma di che ci limiteremo ad accennare e un manno proTeniente da Efeso, ora nel Museo di Berlino (0, 11 quale attorao airimagine del defunto gladiatore ha rappresentate quattro corooe, e i titoli sepolcrali de' due gladiatori Danao ed Eu- frate, ove il numero delle corone corrisponde esattameote a quello de' trionfi o dei combattimenti ('^). Imperocchö non si ö potuto finora ben definire, se le corono che s* incontrano in sui marmi sepolcrali greci, riferibili ai gladia- tori, servissero per denotare il numero delle vittorie ovvero quelle delle pugne, e quäl relazione precisamente passasse tra le vittorie e le corone, e finalmente se la Corona avesse potuto significare quäl- che cosa piü della vittoria oppure fosse data anche a chi non avesse vinto (3). Sembrerebbe tuttavia che non tutte le vittorie fossero ricom- pensate da una Corona, si bene soltanto quelle piü ciamorose e di maggior rilevanza. Due iscrizioni greche, Tuna di Taso, Taltra di Mileto {^), nelle quali ai due numeri dei combattimenti si premettono le pa- role vi[xri) Benndorf-Niemann, Reisen in Lykien und Karlen, I, p. 41. («) Rom, Mitth. 1890, p. 36. (3) (7. /. L, IX, nn. 465, 466. 104 B. CAETANI LOVATELLI alcune lettere al tutto analoghe a quelle de' predetti graffiti pom- peiani; laddove i gladiatori liberi sono enumerati senza altra ag- giunta. Ma valga ciö per una semplice congettura, la quäle io ho Yoluto proporre non per altro che per non lasciare afFatto inten- tata la spiegazione di coteste enigmatiche sigle. In sulla comice o cimasa del marmo, al di sopra della rap- presentanza, i inciso repigramma, cosl concepito: / / / / / / 1 1 1 B / K / «iüP e e A N O N C T A // /////// MOIP AN N€IKHCACMENn///// //////// GMOIPAKPATAIHHrAre//// ////NKAINYNTYNBYCinPOKGIMAI€CXAT€/// BIOTOYX€IPCINONIAICAMAPANTOY II quäle epigramma, di concerto con Taltro che daremo in appresso, fu giä, siccome da principio accennammo, divulgato dal Eaibel (>), che lo corredö di supplementi e la cui lettura e resti- tuzione trascrivo qui sotto: ^Ev xkcivoig MävTjfOQ i&avQv (TT(J[d(iHg navd fiyH^av vSMi^ag iikv [_ndv%OLq' iXovCa\ ik fioiQa nqatairj fffaye [^' elq ^'Aidrßvj xai vvv Ttifißv^fi nQÖxeifiM' Itf^a T^äXoq^ ß^oxov xeq^iv q>ov(aiq 'AfiaQÜvtov, ii pertanto da avvertire, che il Eaibel nel restituire A Tuno come r altro epigramma si seryl di copie imperfette ; ora dalla esatta e fedele lezione che qui pubblichiamo, il prof. Ignazio Guidi, avanti^le lettere (oq, crede di scorgere chiai*amente le tracce delle lettere BIKT, onde ne verrebbe di conseguenza che BUxwq anzichö MävrmQ fosse il vero nome del nostro gladiatore, perito, secondo ricavasi dair epigramma, per le mani micidiali di Ämaranto. Pe- rocchi cotesta ultima e sicura lezione non lascia luogo a dubitare che il nome del fortunato awersario Amarante non sia in genitifo. Eraci poi insino ad ora sconosciuta la parte forse pi& im- portante di si fatti marmi, voglio dire i rilievi, i quali, grazie al cortese permesso accordato da S. E. Hamdy Bey, direttore del Museo Imperiale Ottomano di Costantinopoli, ed alla gentile mediazione del (1) Bpigrammata Graeca, n. 290. DI DUE RIMEVI GLADIATORII 105 sig. dott Huelsen, io ho la fortuna di poter per la prima divulgare in questo pregevole Bullettino. Imperocchö il piccolo schizzo che del secondo ha dato il Fellows ('), h a dirittura insufficientc. E passiamo ora appunto al sdcondo rilievo (fig. 2). Qiiesto adun- que, ritraendo la medesima composizione dell*altro di cui ho testö ragionato, salvo qualche lievissimo cambiamento nelle parti accesso- rie, non porge in veritä materia a nuove considerazioni. II gladiatore espresso^i veste medesimamente le armi del secutore. Nella destra stringe il pugnale o corta spada, mentre col braccio sinistro im- braccia il grande scudo oblungo, che tiene piü aderente alla per- sona, e questa i la sola difFerenza rilevante che distingaa la perfetta simiglianza delle due figure. La palma distesa al suolo e qui rivolta nel senso opposto deiraltra. II numero delle corone ö identlco. Circa le enigmatiche sigle, che nel primo rilievo appariscono neirinterno di una delle corone, in questo per lo contrario sono impresse nella parte inferiore del grande scudo, della quäl cosa non saprei daFvero dar ragione. Non altrettanto dirö del numero di- verse B che accompagna le predette sigle, il quäle, ove si ammetta la mia congettura, potrebbe denotare un'altra truppa o compagnia dello stesso proprietario, cui sarebbe stato ascritto il gladiatore in discorso. £ tinalmente notabile la singolare particolaritä di trovare il medesimo numero di corone in ambidue i marmi, la quäl circo- stanza mi fece a prima giunta nascere il sospetto che si trattasse di un solo e medesimo gladiatore. Se non che anche in questo caso r identitä del numero non sarebbe facile a risolvere, perocche Ita tutti i marmi e monumenti appartenenti a gladiatori che i loro vari e successivi combattimenti riproducono, questi sono sempre enu- merati in ordine progressive. A s\ fatta diflScoltä si aggiung.jrebbe ancor Valtra del numero diverse che vediamo associato al pre- supposto nome del proprietario, il quäl numero, mentre, secondo me, indicherebbe che il gladiatore era ascritto ad un*altra truppa compagnia dello stesso proprietario, escluderebbe poi per con- seguenza Y identitä del personaggio. Ma intomo a ciö non intendo (*) Discoveries in Lyda^ p. 18. E da osservare Terrore in cui egli h caduto, neir attribuire ambiJue i rilicvi al tempo bizantino OTvero a queUo delle Crociate (!). 106 E. CAETANI LOVATELLl insistere piü del dovere; dirö piuttosto come il sig. dott. Hiielsen, la cui opinione dod pu6 avere se non im grandissimo valore, da im epigramma di Nicea in Bitinia (^), in cui un gladiatore ö cbiamato isvvsqoq naXoq^ congetturi che le predette problematicbe sigle po8- sano invece significare nc^Xog] devrcQog (Tuna volta con cifra, Tal- tra con la sola prima lettera d^evte^og']). Comunque si sia, e da sperare, che im qualche nno7o monumento gladiatorio venga im giorno o l'altro a gittare un po' di luce, ed a sciorre il presente difficile enigma. L' epigramma scolpito in suUa cornice del marmo, do qui ap- presso trascritto insieme con la sottostante lettura e restituzione del Kaibel, fatta tuttavia, come la precedente, su copie imperfette (^). ////// ///nYKT€YCACnOAAAKICGNC /// /// //T€MOYAABENOYA€IC • MOIPAA/// /// NenenpnTorAPOYTnc • €Y/// /// nAAAMAICINGMeNNGKYN €N0AtAHNAI 6 7rvx[y]€[yyrag []7rjo[AA]axig «V [ctaimg • älkd rd ttqIv &vr]idg vixrjv dn^fiov Xdßsv ovdeUj HoTqa d* ivixrjffev xqavsqfi '^ inänqioxo yccQ ovrcog, E\_ Tr^cckafÄaiCiv €fA[o2v växvv [ß^^O'a taifTjvai, II non aver nulla da aggiungere a quelle che piü addietro accennai circa 1* altro epigramma, mi dispensa dal ragionarnc ; del resto non potrei se non ripetere le cose giä dette. In quanto alVetä di questi rilievi, essi non meno per la medio- critä dello stile che deiresecuzione, non possono reputarsi anterior! alle scorcio del secondo secolo deir§ra nostra, ovvero al principio del terzo; ma per darne un piü giasto e adeguato giudizio, sarebbe d'uopo esaminare diligentemente gli originali, il che non mi e dato poter fare. Che poi s\ Y uno e si Taltro facessero parte del comune sepolcro di due rinomati gladiatori della classe de' Secutori (ovvero di un solo, qualora si accetti la predetta ingegnosa con- gettura deir Huelsen), parmi chiaramente risiiltare da tutto ci6 (1) Kaibel, Epigrammata Graeca, n. 350 ; cf. Meier, De gladiatura ro- fnanüf p. 53, n. 3. («) Op. cit., n. 291. DI DUE RILIEVI OLADIATORII 107 che ho sin qiii in succinto dichiarato. II quäl sepolcro, probabil- mente eretto dai coUeghi, dovette forse nella sua integritä esibire una composizione assai piii estesa. A ogni modo tutte le cose da me piü sopra accennate fanno de* nostri due marmi un monumento cui, fra gli altri di ugual soggetto, deve assegnarsi un luogo se- gnalato e distinto. •Mr '*f?^4^m. Fig. 3. Ed ora dnalmente, dopo i due marmi teste divulgati, stimo non al tutto inopportuno dare qui il disegno di un terzo (äg. 3), non perchö questo abbia una evidente relazione coi due precedenti, ma perche in certo modo vi si coUega e come rappresentanza gla- diatoria e come oggetto esistente nel medesimo Museo. Quantun- que assai corroso e malmenato per non so quali vicende, sarebbe mio desiderio occuparmene; ma non volendo io oggi dilungarmi piü oltre col presente mio ragionamento, rimetto il pubblicarlo ad altra occasione, se tuttavia il tempo e le circostanze me lo per- metteranno, imperocche pur troppo Vitae summa breois spem nos velat inchoare longam. Ersilia Caetani Lovatelli. LITEKATÜR UEBEK POMPEJI Pompeji vor der Zerstörung, Reconstructionen der Tempel und ihrer Um- gebung, entworfen und ausgeführt von C. Wkichardt, Architekt. Das Werk enthält: Zwölf Foliotafeln nach Aquarellen in Lichtdruck, Ferner loO Textillustrationen in Zinco- und Autotypie, darstellend kleinere Reconstructionen, Grundrisse, Ruinen und Einseifundstücke der Tempel, sowie Kopfleisten und Schlussvignetten. CummissionsTerlag von K. F. Köhler in Leipzig (1897). Gross Folio. Wer es anternimmt, antike Geb&ade in Zeichnung zn restauriren. hat eine doppelte Aufgabe vor sich. Erstens, aas den Resten nnd ans Analogien die Form des nur in Trümmern vorliegenden Baues zu ermitteln. Zweitens, zu zeigen, wie das Geb&ude in seiner alten, vollständigen Gestalt auf den Beschauer wirken musste, die Licht- und Schattenmrkungen, das Verhältniss zu der Umgebung vor Augen zu führen. Er^teres wird meistens besser durch geometrische Aufrisse und Durchschnitte, letzteres durch perspektivische An- sichten klar gemacht. Die Bedeutung dieses Buches liegt vorwiegend auf dem letzteren Gebiet. Und so erscheinen denn auch die Restanrationen fast ausschliesslich in perspektivischen Ansichten, die in vorzüglicher Weise eine lebendige Anschauung zu vermitteln geeignet sind. Wie sich das Forum trian- guläre mit dem dorischen Tempel von dem Fusse des hier steil anfragenden Stadthügels, ausnahm, von Westen und wieder von Südosten, wie auf der Fläche selbst der Tempel wirkte in dem mit Bäumen bepflanzten, von Portiken umge- benen Temenos, mit dem Blick auf die Ebene, das Meer, die Sorrcntiner Berge und Capri, wie sich der Apollotempel ausnahm, eng unrfasst vonhohen, zwei- stockigen Säulenhallen, wenn man aus eben diesen Hallen, aus grOsster Nähe zu ihm aufblickte, wie der Jupitertempel aus der zweistöckigen Säulenhalle ohne Zwischenboden vor dem Macellum, dies alles und noch so manches an- dere in trefiOich ausgeführten, lebens- und wirkungsvollen Aquarellen vor Augen zu sehen, ist eine Gabe, für die wir dem Verfasser dankbar zn sein allen Grund haben. Die Hauptbedeutung des Baches liegt in dieser malerischen Vorführung der restaurirten Gebäude. Nicht als hätte es der Verfasser an eigener For- schung fehlen lassen; es verdient hervorgehoben zu werden, dass das Buch durchaus auf eingehenden Studien an Ort und Stelle beruht. Aber die For- schung ist dilettantisch; die Umstände und Möglichkeiten werden nicht allseitig A. MAU» LITERATUR UEBER POMPEJI 109 erwogen, sondern meistens irgend ein Argument aufgegriffen, das dem Ver- fasser grade eingeleuchtet hat, und auf Grund dessen die Frage entschieden, meist mit wenig Glück. Es wird dem vortrefflichen ausühenden Künstler schwer, sich zum Forscher umzugestalten. Zweitens bietet ja der vom Ver- fasser gewählte Gegenstand, die Tempel, der restaurirenden Forschung nur ein beschränktes Feld: mit Hülfe einiger Keste ist ein Tempel nach dem bekannten Schema bald aufgebaut. Und endlich, von dem was innerhalb dieses Schema's der Forschung doch noch zu tun bleibt, ist leider das Wichtigste gänzlich bei Seite gelassen worden. Es ist dies ein schwerer Mangel des Buches : der Verfasser hat sich — abgesehen von dem dorischen Tempel — nirgends die Aufgabe gestellt, die sti- listische Individualität dts Gebäudes zu erfassen. Er sieht ein korinthisches Capitell, und erbaut einen korinthischen Tempel nach dem Muster etwa der am römischen Forum erhaltenen und anderer Tempel der Kaiserzeit. Und zwar mit möglichst reichem Detail; denn unverkennbar ist das Streben, in recht effectvoller Weise zu reconstruiren. Wenn ausser dem dorischen Tempel auch der Isistempel seinen besonderen Charakter zeigt, so verdankt er dies seiner besonders vollständigen Erhaltung. Nun aber gehören die beiden be- deutendsten der von Weichardt restaurirten Tempel (abgesehen von dem do- rischen) der spätoskischen Zeit (u Tuffperiode ») an. Den ganz eigenartigen Stilcharakter dieser Zeit — den vielleicht auch noch der kleine Tempel des Zeus Meilichios zeigte — zu erfassen und zur Anschauung zu bringen, ist kein Versuch gemacht. Und doch bieten teils die Reste zahlreicher Bauten, teils die durchaus architektonischen Wanddecorationen derselben Zeit hin- längliche Mittel ihn kennen zu lernen, in seiner etwas nüchternen und trok- kenen Eleganz, seiner gewollten Einfachheit und Formenarmut. Und eine lohnende Aufgabe wäre es gewiss, die beiden sich in Pompeji begegnenden Culturon in ihrer architektonischen Verkörperung mit Hervorhebung der cha- rakteristischen Unterschiede vorzuführen. Die Ansichten der restaurirten Tempel sind teils in Aquarell, teils in Federzeichnungen ausgeführt. Erstere sind weitaus die erfreulichsten. Ansichten in Federzeichnung, wie sie uns S. 39 und 45 vom Apollotempel, S. 63 und 69 vom Jupitertempel geboten werden, sind dem Gegenstande weniger an- gemessen. Dass hier auch die dem Auge am fernsten liegenden Details, jeder Stein des Pflasters und jede Palmette der Sima, scharf und deutlich schwarz auf dem weissen Grunde erscheinen, das wäre doch nur dann berechtigt, wenn es darauf ankäme, eben diese Details zu zeigen, d. h. wenn dieselben beglaubigt wären. Wo aber alles dies auf freier Erfindung beruht, da ist doch eine skizzenhaft andeutende Behandlung das einzig Sachgemässe, etwa wie in meinem weiterhin zu erwähnenden Buche R. Koldewey die oben genannten Tempel und noch andere Gebäude dargestellt hat. Den Restaurationen sind stets Ansichten der Ruinen zur Seite gestellt. Der Text, bald mehr bald weniger ausführlich die Restaurationen begründend und auch sonst den Leser belehrend, ist in populärem Ton gehalten. Eine concise technische Fassung wäre denen die den Text lesen zweifellos lieber gewesen, und hätte auch wohl manchmal zu sorgfältigerer Untersuchung ge- 110 A. MAU führt. Als Schlassyignetten der Kapitel erscheinen kleine Zeichnungen nach pompejanischen Wandbildern, die das Bach zieren aber freilich den Charakter der Originale sehr frei wiedergeben. Ehe wir die einzelnen Kapitel dorchgehen, scheint es zweckmässig, gleich einen Punkt hervorzuheben, in dem der Verfasser durch eigene Forschung unsere Kenntniss wesentlich gefördert hat. Es handelt sich um die Südostecke des sogen. Forum trianguläre. Jeder Kenner Pompeji*s weiss, dass diese Ecke in der Bildung des Südrandes der Stadt einen wichtigen Abschnitt bildet. Von hierab westwärts ragt der Stadt- hügel steil und hoch über die Ebene auf, ostw&rts liegt gleich die Gladia- torenkaseme viel niedriger, und senkt sich das Terrain weiter, bis es am Stabianerthor das Niveau der äusseren Ebene erreicht. Die Oberfläche der Stadtmauer vom Stabianer Thor bis an die EUske des Forum trianguläre lag daher wesentlich niedriger als die Fläche dieses letzteren, und die das Forum trianguläre stützende Futtermauer musste über die Oberfläche der nach Osten verlaufenden Stadtmauer aufragen. Die Art wie diese beiden Befestigungen, die höhere und die niedrigere, zusammenstiessen, ist sehr glücklich von Wei- ebardt aus noch vorhandenen Mauerresten nachgewiesen Die niedrigere Stadtmauer war mit ihren Westende der schmalen Südost seite des Forum trianguläre der Art vorgelegt, dass von diesem aus ihre Oberfläche wie eine Terrasse erschien, mit der hier der Stadtrand stufenartig gegen die Ebene abflel. Es ist nun wohl unvermeidlich, anzunehmen, dass dieser ziemlich genau 100 m lange Trakt der Stadtmauer, vom Stabianer Thor bis an diese Ecke, auch hier an seinem Westende irgendwie zugänglich war; denn zwischen den beiden Endpunkten war er es offenbar nicht. Als Weg nun von der Hübe des Tempelbezirks hinab auf die Stadtmauer bietet sich, wie Weichardt richtig erkannt hat, die schmale Terrasse zwischen dem Ostportikus des Forum trianguläre und den westlichen Kammern der Gladiatorenkaserne; und dass sie wirklich diesem Zweck diente, dafür spricht ein Umstand, der in dem hier übermässig kurzen Text Weichardts nicht zur Sprache kommt, obgleich er, wie sein Plan zeigt, ihn wohl bemerkt hat. Zwischen der bekannten grossen, zu den Theatern hinabführenden Treppe und dem Südende des Por- tikus ist der linke (nördliche) Pfosten einer Thür in der Portikusmauer, und dieser Thür entsprechend sind auf der Terrasse Mauerreste erhalten. Ohne Zweifel trugen diese Mauerreste eine kleine, aus dem Portikus zugängliche Platform, einen Treppenabsatz, von dem südwärts eine Treppe auf die Ter- rasse hinabführte. Dann aber ergiebt sich ganz von selbst, dass von dem Südende der Terrasse, eine Treppe oder Rampe auf die Stadtmauer hinab- führte. Ob einige hier, an der Südwestecke der Gladiatorenkaseme, erhaltene Maujrreste von dieser Treppe herrühren, wie Weichardt vermutet, wird sich erst nach vollständiger Ausgrabung derselben feststellen lassen. Diese wurde auf meine Bitte von der Direction der Ausgrabungen in Angriff genommen ; doch stellte sich die Aufgabe grosser heraus als es den Anschein hatte, und musste die Vollendung auf eine gelegenere Zeit verschoben werden, die hoffent- lich bald eintreten wird. Ich behalte mir vor, dann auf diese Frage zurück zu kommen. LITERATUR UEBER POMPEJI 111 Wir wenden uns nun zur Betrachtang der einzelnen Kapitel. Kap. I, Allgemeines und geschichtliche Notizen. Bedauer- licher Weise ist hier Fiorelli*8 seltsamer Plan mit Angabe der nach seiner Meinung in der « Ealksteinperiode n zerstreut in der Stadt liegenden ältesten Häuser als a hochinteressant » wiederholt; diese Verirrung sollte man doch der verdienten Vergessenheit überlassen. Die lange Anmerkung S. 14 über die Bauweisen verschiedener Zeiten wäre besser weggeblieben; dergleichen oberflächliche und ungenügende An- gaben stiften nur Verwirrung. Die Unterschiede der Perioden liegen viel mehr in der Bauweise als im Material, und wenn in der Kaiserzeit jemand mit Sarnokalkstein baute, so brachte er keineswegs u heillose Verwirrung in das von unseren Zeitgenossen mit viel Mühe und Scharfsinn aufgestellte System n . Vielmehr ist der Kalkstein das beliebteste Material im Incertum der letz- ten Zeit Es ist ein Irrtum, wenn S. 15 gesagt wird, der Vesuvausbruch habe drei Tage und Nächte gedauert. Er begann am 24 Aug. Morgens und am 25 vor Sonnenuntergang war wenigstens in Misenum alles zu Ende. In Pom- peji und Umgegend mochte der Aschenregen bis zum Abend dauern, so dass es am 25 garnicht recht Tag wurde, und der 26, an dessen Morgen die Leiche des älteren Plinius gefunden wurde, bezeichnet werden konnte als ab eo quem novitsime viderat tertius, Kap. II, wie Pompeji in der Landschaft lag. Enthält die Erläuterung zweier schönen Ansichten des Forum trianguläre von unten mit Blick auf die Landschaft nach Westen und nach Osten. Ausserdem Angaben über die Hohenverhältnisse. Hier ist die Höhe der Verschüttungsschicht — 7 bis 9 m — übertrieben : 7 m ist das äusserste Maximum. So lag denn auch die Ebene unterhalb Pompeji*s nicht durchschnittlich 8 m tiefer als jetzt. Hier haben wir doch die Terraindurchschnitte Ruggiero^s (Pompei e la re- gione iotterrata tav. II n. 1-8): sie ergeben 5, 5,80 und 6,20 m. Kap. III, kurze Polemik zur Südostecke des Forum trian- guläre. Wurde schon oben besprochen. Kap IV, der griechische Tempel und seine Umgebung. Was hier zu bemerken wäre, kann besser bei Besprechung des Buches von Puchstein und Koldewey (s. unten) gesagt werden. Die restaurirte Ansicht Taf. III ist die schönste des ganzen Buches. Kap. V, der Tempel des Apollo und sein Vorhof. Der Verfasser will Tempel und Vorhof in ihrer älteren, vorrömischen Gestalt zeigen. Da von dem ganzen Aufbau so gut wie nichts erhalten ist (die mo- dern aufgerichtete Säule ist nicht vollständig, also auch die Säulenhöhe un- bekannt) so giebt die Restauration einen beliebigen korinthischen Tempel mit möglichst reichem Detail (vgl. oben S. 109). Es hätte wohl Erwähnung verdient, dass, wie die Portiken, so auch der Tempel selbst nach 63 im Stuckstil der letzten Zeit umgestaltet war; die Verstümmelung der Kapitelle lässt darüber keinen Zweifel. Aus der Entfernung der Regenrinne vom Stylobat des Portikus schliesst der Verfasser, dass das Dach weit vorsprang und den an den Säulen stehenden 112 A. MAI- Statoen Schutz gewährte. Gewiss mit Unrecht. Dtr Zwischenraum, oder eine Stufe, zwischen Stylobat und Rinne findet sich noch Öfter, und zwar nur bei erweislich zweistockigen Säulenhallen. So in der Casa del Centenario und im Gebäude des Eumuchia. Am Forum fehlt die Rinne, aber die Stufe ist vorhan- den. Aus grosserer Hohe fiel eben das Wasser weiter vom Säulenfuss entfernt ; aus der Entfemng der Rinne auf ein in der antiken Steinarchitektur unerhör- tes Motiv zu schliessen, liegt keine Berechtigung vor. — Unrichtig sind femer die durch eine Brüstung verbundenen Basen, auf die Weichardt die Säulen des oberen Portikus stellt: dass sie unmittelbar auf dem Gesims standen, ohne Vermittelung von Basen, beweist die auf einem der Gesimsblocke erhaltene runde Standspur. Die Statuen hätten wohl etwas ktlrzer erledigt werden können. Dass die im Museum zu Neapel aufgestellte weibliche Herme nicht hier gefunden ist, dass femer der ihr frfiher aufgesetzte Kopf nicht zugehörig ist, hat G. Patroni entdeckt. Eine von ihm auf meine Bitte freundlichst eingesandte Notiz folgt gleich nach diesem Literaturbericht (S. 131). Die einst dem Hemies gegenüberstehende Herme ist, wie es scheint, nicht gefunden worden ; in den Ausgrabungsberichten finde ich sie nicht erwähnt, und auch Romanelli in der gleich nach der Ausgrabung erschienenen zweiten Ausgabe seines Viaggio a Pompei, 1817, weiss nichts von ihr. Sie erscheint bei Mazois (IV 18), der vermutlich durch die von ihm im Museum gesehene Herme irre geführt war, ein übrigens sehr begreiflicher Irrtum. Auf das Lavafundament rechts neben der Treppe des Tempels stellt der Verfasser einen Opfertisch. An sich ist dies möglich, aber die vorhandenen Standspuren werden durch diese Annahme nicht erklärt. Kap. VI, über antike und moderne Ausgrabungen in Pom- peji. Dies Kapitel ist einigermassen verunglückt. Von der Art, wie in Pom- peji nach der Verschüttnng die Häuser durchsucht und geplündert wurden, hat der Verfasser keine deutliche Vorstellung. Und doch ist dieselbe sehr wohl kenntlich. Man machte an irgend einer durch über die Verschüttnngs- masse aufragende Reste kenntlichen Stelle eine Gmbe. Seitwärts von dieser Hess man dann die starke, ein ziemlich solides Dach bildende Aschenschicht stehen und bahnte unter ihr Stollen in der leicht fortzuräumenden Lapilli- masse. Stiess man auf eine Wand, so durchbrach man sie, und die so entstan- denen Löcher sind noch jetzt die deutlichsten Zeugen der antiken Ausgra- bungen. Lehrreich sind hierfür die Ausgrabungen in Boscoreale: von der bekannten Villa mstica aus hat De Prisco durch lange Stollen unter der Asche ringsum das Terrain durchforscht; dieLapilli sind sehr leicht fortzu- räumen, stehen aber doch fest genug um nicht durch seitliches Zusammen- stürzen den Stollen ungangbar zu machen. Weiter belehrt uns der Verfasser, dass für die Ausgrabung z. B. einer Statue auf dem Fomm die Versenkung eines viereckigen kastenartigen Holz- gestelles zur Aussteifung des Schachtes zweckmässig gewesen wäre. Ich zweifle nicht, dass die antiken Ausgräber in viel kunstloserer Weise vorgin- gen: man wird einfach ein Loch gegraben haben, ohne viel Böschung — die Beschaffenheit der Verschüttungsmasse gestattet dies, wie wiederum in Bo- LITERATUR UBBBR POMPEJI 113 sGoreale zu sehen — mit einer Hampe an einer Seite zum Fortschaffen des Schuttes nnd der gefundenen Gegenstände. Man gruh ohne Zweifel mehr nach Materialien als nach Kunstwerken. Weiter folgen Betrachtungen üher die Art, wie durch das Erdbeben die Gebäudeteile und Statuen gefallen sein können. Hierbei ist dem Verfasser ein fundamentales Factum unbekannt geblieben, dass nämlich der erste stäi^ kere Erdstoss erst eintrat nach Beendigung des Fallens der Lapilli, als alles schon 2-3 m tief verschüttet war. Ich habe dies, sowie auch dass die Ge- bäude nach St&dost fielen, zuerst hervorgehoben Mitth. III, 1888, S. 121 ; spätere Beobachtungen haben es lediglich bestätigt. Ueber moderne Ausgrabungen giebt der Verfasser nichts neues. Kap. VII, der Tempel des Jupiter und seine Umgebung. Hier wird zunächst über das Forum und seine Säulenhallen gehandelt, we- sentlich im Anschluss an meine Darstellung Mitth. VI, 1891 S. 168, aber nicht ohne einige Irrtümer. Nach Weichardt (S. 66) bilden an den Forums- portiken die Balkenlocher des Zwischenbodens keinen Beweis für ein Ober- geschoss; « denn wir treffen z. B. an den Hallen des Forum trianguläre Balkenlagen an, auf denen direct der Dachsparren auflag n. Dies ist ganz unrichtig. In den Gebälkstücken des Forum trianguläre, in der Vorhalle und drinnen, sind gleich über dem Epistyl gewisse kleine Locher vorhanden, die wahrscheinlich zur Befestigung einer Felderdecke dienten. Mit den dichtge- reihten grossen BalkenlOchem des Zwischenbodens, wie wir sie am Forum und am Apollotempel finden, haben sie nicht die entfernteste Aehnlichkeit, können also auch nicht die Beweiskraft derselben in Frage stellen. Diese Balkenlocher kOnnen gar nichts anderes bedeuten, als einen Zwischenboden, beweisen also zweifellos die ZweistOokigkeit der Säulenhalle, die sich übri- gens in beiden Fällen auch aus anderen Umständen ergiebt. Fast nimmt es Wunder, dass ein kunstsinniger Architekt wie Weichardt nicht gesehen hat, wie auch die niedrigen, dem Geschmack der Tuffperiode sonst gar nicht entsprechenden Proportionen der älteren Forumssäulen sich nur dadurch erklären, dass sie eine obere Halle trugen. Der Travertinplattenbelag des Forums ist nur neben dem Jupitertempel und am Südende einigermassen vollständig erhalten, im übrigen nur geringe Strecken und hie und da einzelne Platten. Die einfachste Annahme ist, dass das Fehlende durch mehr oder weniger antike Ausgrabungen entfernt worden ist Nach Weichardt ist dies nicht wahrscheinlich. Aber warum denn nicht? Es ist doch bekannt genug, dass Pompeji überall, wo grosse Steine zu holen waren, als Steinbruch diente. Nach Weichardt wäre ein älterer Platten- belag « während des Umbaues der Forumshallen n (d. h. doch wohl wäh- rend des Baues der Travertinportiken) a entfernt worden, da er durch das Herbeischaffen der neuen Bauteile zerstört worden wäre ». Dann wäre in der letzten Zeit die Neupfiasterung begonnen, aber nicht fertig geworden, und für sie hätten die einzelnen Platten als Richtschnur dienen sollen. Ein Blick auf die Verteilung der vorhandenen Platten genügt, um die gänzliche Unhalt- barkeit dieser Hypothese zu beweisen. Und femer ist doch der Umbau der Säulenhallen nie fertig geworden: sollte also während desselben das Forum 8 114 A. MAU angepflastert bleiben, so w&re es bis zuletzt ongepflastert geblieben. Statt dessen ist das Pflaster grade links vom Tempel erhalten, wo ganz sicher der Nenban im Jahre 63 gänzlich unvollendet zusammenbrach. Natürlich hängt die Travertinpflasterung mit dem Bau des Travertinportikas zusammen ; man beendigte zuerst die Pflasterung, weil sie eben schneller erledigt werden konnte und vermutlich dringendes Bedürfniss war: vielleicht war der Platz vorher ungepflastert; es empfahl sich, lieber etwaige Beschädigungen später auszubessern, als die Pflasterung bis zur Beendigung des Pcrtikusbaues zu entbehren. Das ist doch alles unendlich einfach. Zu der Restauration der Säulenhalle vor dem Macellum, S. 63 und 67, ist zu bemerken, dass die Säulen der oberen Ordnung auf durch eine Brüstung verbundenen Postamenten standen. Dies ergiebt sich aus den Standspuren auf dem Gesimsblock S. 65 Fig. 79: die quadratische Grundfläche der oberen Basis ist grosser als die der unteren, was nur durch obige Annahme erklärt wird. Dadurch wird auch dieser Portikus etwas erhöht, was sehr erwünscht ist, da er doch wahrscheinlich dem hier das Forum abschliessenden Bogen an Hohe gleich war, wie ich in meiner Restauration, Pompeii, üs life and ort S. 49, angenommen habe. Nun also zu dem Tempel. « Man muss annehmen, dass der Tempel nach « d. J. 63 ebenso wieder aufgebaut, wenn auch nicht ganz vollendet wurde, « wie er früher war, also nicht, wie die Forumshallen, in einer verbesserten « Technik des Kaiserreichs n; d. h., wie weiterhin klar wird, er wurde nicht aus Marmor, sondern aus Tuff und Mauerwerk mit Stuck Verkleidung aufge- baut. Weshalb man dies annehmen a muss », wird nicht gesagt. An Mauerwerk und Säulen gehört alles erhaltene dem urprünglichen Bau an; von der Stuck - bekleidung ist der Sockel der Cella aus der Zeit des dritten, alles andere wahr- scheinlich aus der Zeit des zweiten Stils. Die Cella diente als Steinmetzwerk- stätte, zu welchem Zweck sie ganz oder teilweise mit einem provisorischen Dach versehen sein konnte. Der Cultus war anderswo untergebracht. Alles führt darauf, dass seit 63 der Tempel in Trümmern lag. Warum « muss n er denn nun, wiederaufgebaut gewesen sein? Es ist doch ganz unglaublich, dass man, nachdem der Bau stand, statt nun auch Wände und Fussboden der Cella fertig zu machen, diese erst als Steinmetzwerkstatt benutzt haben sollte. Ich kann es nicht unternehmen, die Frage nach Ursprung und Geschichte des Tempels hier von neuem zu behandeln; sie ist mit meinem Aufsatz Mitth. XI, 1896, S. 141 noch nicht abgeschlossen. Weichardt will also den Tempel als Stuckbau aus der Zeit nach 63 restauriren; aber von dem Stuckstil dieser Zeit, wie ihn der Isistempel zeigt, ist in seiner Restauration keine Spur ; alle Formen sind die allbekannten des Marmorbaues : es zeigt sich hier wieder das gänz- liche Fehlen stilistischer Individualisirung. Für die Annahme eines Hypaethron mag Weichardt die Verantwortung überlassen bleiben; neues bringt er zu dieser Frage nicht bei. Kap. VIII, Polemik über den sog. Triumphbogen des Nero und das Relief im Hause des L. Caecilius Jucundus. Die beiden Reconstructionen des Bogens Ostlich vom Jupitertempel 8. 63 und 78^ Fig. 98 stimmen nicht ganz überein : nur die letztere — Ansicht der Nord- LITERATUR UEBER POMPEJI 115 Seite — berücksichtigt alle erhaltenen Beste nnd Sparen. Freilich aber nicht mit genügender Genauigkeit. Die Halbsäulen waren nach deutlichen Sparen hoher. Auch sind die Fragmente der S. 79 Fig. 95 wiedergegebenen Mazois*8chen Zeichnung nicht richtig benutzt Was Weichardt S. 80 « Pilasterglied » nennt, ist nämlich ein Gesims. In der Tat giebt W. den Eckpilaster in ganz unmöglicher Weise ohne Kapitell, und lässt ihn ein Gesims (freilich nicht der von Mazois bezeugten Form) ohne Fries nnd Epistyl tragen, obgleich Mazois auch ein Friesfragment bietet. Gänzlich unantik ist die Rustica des oberen Teiles, und auch sonst würde wohl ein vergleichendes Studium anderer Triumphbogen zu abweichenden Resultaten führen. Der Bogen muss noch einmal besonders behandelt werden. Weiter unternimmt es der Verfasser, zu erweisen, dass das bekannte Relief im Hause des L. Caecilius Jucundns nicht, wie allgemein angenommen, die Nordseite des Forums darstellt, sondern « dass die ganze Darstellung tf nicht einen bestimmten Tempel aus Pompeji bringt, sondern ein Zusam- tt menwürfeln von mehreren, also eine freie Composition in Anlehnung an a bekannte Eindrücke. Femer muss hier behauptet werden, dass das frag- u liehe Relief dem Tempel der Fortuna Augusta ähnlicher ist, als dem u Jupitertempel ». Die bisherige Auffassung steht aber auf ausserordentlich festen Füssen. Es genügt auf folgende Punkte aufmerksam zu machen : 1, der Bogen liegt in gleicher Linie mit der Tempelfront. 2, er ist mit dem Tempel auf dem Relief wie auf dem Forum durch ein kurzes Mauerstück verbunden. 3, die Treppenwangen mit den Reiterstatuen liegen nicht in gleicher Flucht mit den Seitenfassaden des Tempels (wie beim Fortunatempel), sondern weiter auswärts, wie beim Jupitertempel. 4, der Altar liegt auf einer hohen und breiten Platform, zwischen schmalen Treppen, wie vor dem Jupitertempel; dagegen vor dem Fortunatempel auf einer niedrigen und schmalen Platform zwischen breiten Treppen. Dieser vollständig zwingenden Uebereinstimmmig gegenüber bemerkt Weichardt nur : « Eines aber ist wohl selbst einem Kinde tf nicht möglich : einen Tempel von sechs Säulen als viersäuligen aufzufassen u und ausserdem noch unter die Säulen viereckige Postamente zu setzen, wie u sie nur bei Profananlagen, nie aber bei Tempeln vorkommen ». Was soll uns eine solche Behauptung gegenüber der Tatsache, dass das bekannte Relief im Conservatorenpalast {J^on. d, InsL V 36) den zweifellos sechssäuligen Jupitertempel des römischen Capitols viersäulig zeigt, in ganz anders monu- mentaler Darstellung? Und wie frei auch sonst rOmische Reliefs Gebäude darstellen, ist doch bekannt genug; in unserem Falle kommt noch hinzu, dass vermutlich das Relief entstand, während der Tempel in Trümmern lag. Aus den Postamenten müsste ja Weichardt schliessen, dass Überhaupt kein Tempel dargestellt sei ; er vergisst die Tempelfassaden auf den Wänden des Hausflurs der Casa del Fauno^ deren Säulen auf Postamenten stehen. Uebrigens ist, wie mir aus persönlicher Mitteilung bekannt, diese Auf- fassung Weichardts nur das Rudiment einer älteren, in dem Buche nicht ausgesprochenen, dass nämlich das Relief den Fortunatempel und den Bogen der Mercurstrasse darstelle. Es ist nOtig, dies zu wissen, weil nur so begreif- 116 A. MAU lieh wird, weshalb ffir diesen Bogen, nicht für den links vom Japitertempel, die Motive des Reliefs verwertet sind. Kap. IX, der Tempel der Fortuna Angnsta nnd seine Um- gebang. üeber diesen Tempel habe ich Mitth. XI, 1896, 8. 269 ausführlich gehandelt Weichardt hat diesen Aufsatz nicht mehr benutzen kOnnen, und seine Darstellung ist durch denselben in einigen Punkten überholt. Recht hat er mir gegenüber darin, dass er (übereinstimmend mit Gell) das mittlere Inter- columnium der Front etwas breiter annimmt, als die beiden anderen; die Pl&tze der Säulen sind kenntlich. Lohnend w&re grade in diesem Falle auch eine Reconstruction der Inneren der Cella gewesen ; dass für eine solche hin- längliche Elemente vorhanden sind, habe ich a. 0. gezeigt, wo sie auch in geometrischen Durchschnitten versucht ist. Die lange Erörterung über die Reiterstatue vom Bogen der Mercurstrasse hätte der Verfasser lieber unterdrücken sollen. Seine Annahme, dass sie Clau- dius darstelle, wird wohl am besten widerlegt durch den Vergleich mit dem auf S. 93 wiedergegebenen wirklichen Claudiuskopf. Dass die Statue weder Caligula noch Nero gleicht, habe ich schon Mitth. XI, 1896, S. 155 bemerkt; es war aber ja auch nicht notwendig ein Kaiser, sondern vielleicht ein Prinz der kaiserlichen Familie. Kap. X, der Tempel des Vespasian. lieber diesen Tempel habe ich auf S. 133 in einem besonderen Aufsatze gehandelt und gezeigt, dass Weichardt's Restauration verfehlt ist. Im Einzelnen bemerke ich noch, dass nach fester Regel die Decke der Vorhalle gleich über dem Epistyl lag, wel- ches vermutlich hier etwas hoher war, als auf der Aussenseite. Bei Wei- chardt erscheint hier noch ein breiter Fries. Sehr mit Unrecht ist der Eiugangsportikus des Hofes zweistöckig restaurirt. Da kein Aufgang vorhanden ist, konnte man nur allenfalls an eine doppelte Säulenstellung ohne Zwischenboden denken. Aber auch diese ist unmöglich: ihr Zweck konnte ja nur ein decorativer sein, und es ist kein Standpunkt, kein vom Volke frequentirter Ort vorhanden, auf den diese deco- rative Wirkung berechnet gewesen wäre. Dagegen war offenbar die Umlas- sungsmauer des Hofes zweistockig, d. h. sie zerfiel, entsprechend der übli- chen Teilung der gemalten Wände, in einen unteren und oberen Wandt«il, von denen jener auch durch plastische Stuckarbeit, dieser nur durch Malerei decorirt werden sollte. Weichardt unterdrückt den oberen Teil, indem er die Mauer mit dem über den Pilastern hinlaufenden Gebälk abschliessen lässt, während doch seine Photographie Fig. 126 zeigt, dass sie noch hoher aufragte. Sie war zur Zeit der Verschüttung noch ohne Decoration; diese wäre wohl unter den Händen eines antiken Decorateurs beträchtlich anders ausgefallen, als bei Weichardt. Kap. XI, der Tempel der Isis und sein Vorhof. Die Restau- ration des ungewöhnlich vollständig erhaltenen Tempels selbst ist im üebri- gen richtig, aber durch ein seltsames Motiv bereichert, indem die Cella nicht unter demselben Dach mit der Vorhalle liegt, sondern sich als viereckiger Kasten über sie erhebt. Der Verfasser sagt S. 110, dass einige Spuren antiker Aufmauerung über dem Hauptgesims an der Nordseite diese Vermutung nahe LITERATUR UBBER POMPEJI 117 l^gen. Ich habe dort nar moderne Aufmaoerung constatiren kOnnen. In Betreff des Portikus ist zu bedaaem, dass sich Weichardt so wenig in die Decorations- weise, den Stnckstil, der letzten pompejanischen Zeit eingelebt hat, dass er es ermöglicht, ihm ein regelrechtes dorisches Gebälk mit Triglyphenfries zu geben. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass das Laubgewinde, wie wir es am Tempel und auf den Portikus wänden (Weichardt Fig. 132) finden, auch auf dem zwi- schen beiden liegenden Portikusgebälk angebracht war; grade für diese Stelle war es ein beliebtes Motiv: vgl. Mitth. XI, 1896, S. 31. Zum Text bemerke ich noch Folgendes. Die Annahme, dass die seitlichen Nischen der Fassade so wie die kleine Seitentreppe erst beim Wiederaufbau angebracht worden seien (S. 108), ist unbegründet. Allem Anschein nach wurde der Tempel ganz in der alten Form wieder aufgebaut. — Der unter- irdische Raum des « Purgatorium n (S. 111) ist jetzt zugänglich und ist zweifellos ein Wasserbehälter; im Giebelfeld ist die Anbetung des heiligen Wassers dargestellt. Kap. XII, der Tempel der drei Götter. In ganz unbegreiflicher Weise ist hier die Restauration verfehlt. Von den Säulen der Vorhalle ist nichts erhalten; ihre Anordnung auf dem ziemlich vollständig erhaltenen Stylobat ist doch eigentlich ganz selbstverständlich: vier Frontsäulen und noch eine hinter jeder Ecksäule. Und genau an diesen Stellen des Stylobats finden mr sechs je aus zwei länglichen Steinen gebildete Quadrate, zwischen denen je ein durch die ganze Breite des Stylobats durchgehender Stein liegt. Also bezeichnen natürlich jene Quadrate die Plätze der Säulen; wie kann man noch nach einer anderen LOsung suchen ? Und doch hat dies Weichardt nicht befriedigt. Er stallt an die Vorderecken je einen massiven Pfeiler; im übrigen aber stellt er die Säulen nicht auf jene Quadrate, sondern auf die zwischen ihnen liegenden einzelnen Steine. So stehen denn in seiner Zeich- nung in der Front, zwischen den Pfeilern, auf 4,60 m, drei, zmschen den Pfeilern und der Cella jederseits, auf 2,90 m, zwei Säulen. Ueber die Un- möglichkeit dieser Lösung ist jedes Wort überflüssig. In Betreff der beiden Pfeiler heisst es S. 121 : « Ein Pilaster » (soll heissen Pfeiler) « ist wegen « der reichen, kunstvollen Ausführung des zurückgebliebenen, mit dem Kopf u eines Gottes geschmückten Kapitals das wahrscheinlichere ; denn an der a dunkeln Cellaeckc allein wird man schwerlich ein so reiches Kapital ver- « wendet haben n. Was soll das heissen? Natürlich stand das Eckkapitell der Cella nicht allein, sondern ihm entsprachen Säulenkapitelle, Uebrigens sind im Text die beiden erhaltenen Kapitelle verwechselt: das mit dem Kopf ist das kleinere und gehört zweifellos auf den Thürpfost^n, wo auch Weichardt Fig. 157 II es angebracht hat » Weichardt nennt sein Buch: « Pompeji vor der Zerstörung », und stellt in Aussicht, dass er später einmal auch die Restauration der sonstigen öffentlichen Gebäude und der Privathäuser unternehmen wird. Für diesmal hat er da Halt gemacht, wo die eigentlichen Schmerigkeiten, die Aufgaben zweifelhafter Lö* sung erst beginnen. Sollte er zur Ausführung seines Vorhabens kommen, so wird er hoffentlich dabei recht viel Vorsicht nnd Umsicht beweisen ; dann können wir von ihm eine wertvolle Bereicherung der Pompejiliteratur hoffen. 118 A. MAU A. Pasqui, La villa pompeiana della Pisanella presso ßoscoreale. In : Monom, aniichi pnbblicati per cnra della R. Accademia dei Lincei. Vol. VU, 1897. lieber die Villa mstica von Boscoreale ist in diesen Mittheilnngen IX, 1894, S. 349 ff. und XI, 1896, S. 130 ff. in aller Kürze berichtet worden. Der sehr genaue nnd sorgfältige Beriebt Pasqni^s ist viel ansfQhrlicher nnd giebt manches was dort fehlt Vor allen die Angaben fiber die gefundenen Gegenstände, aus denen erhellt,« dass in wahrhaft fiberraschendem Contrast zu dem ausgeplünderten Pompeji hier der ganze Hausrat an seinem Platze gefunden wurde. In den Portiken des Hofes vier Schränke und drei Kisten, teils mit GefUssen und Geräten, teils leer, vielleicht also einst vergängliche Dinge, wie Kleider, enthaltend. Mehrfach vollständig eingerichtete Schlaf- zimmer. So über dem NWporticus des Hofes ein Zimmer mit Bett, zwei Can- delabem mit Lampen, einem als Kohlenbecken benutzten Boden einer Am- phora und einem Kasten, der Gold- und Silbermünzen, geschnittene Steine und Glaspasten enthielt. Auch die Sklavenkammern q t uia dem Plan Mitth. XI Tf. in hatten ihre vollständige Einrichtung mit Betten und allerlei kleinem Gerät, und im Torcularium war der Raum zwischen den beiden Keltern als Schlafzimmer eingerichtet. Ebenda standen die Amphoren zur Aufnahme vorjährigen Weines bereit. In der Küche standen auf dem Heerd ein Rost und zwei DreifÜsse. Dagegen waren die für den Gebrauch der Herrschaft bestimmten Räume des Oberstockes (Mitth. XI S. 138) unbewohnt und dienten als Niederlage für Amphoren und Baumaterial. Auch sonst fand sich Baumaterial (z. B. Thüren), welches nicht diesem sondern nur einem in der Nähe vorauszusetzenden Gebäude angeboren konnte. Ob diese Angaben in allen Einzelheiten genau sind, muss dahin gestellt bleiben. Sie beruhen nicht auf Autopsie des Verfassers, der bei der Ausgrabung nicht zugegen war, son- dern auf ihm gemachten Angaben Herrn De Prisco^s und wohl auch der bei der Ausgrabung beschäftigten Arbeiter. Dass hierbei Irrtümer unterlaufen können, ist selbstverständlich : in Betreff des Fundes einiger Silbersachen hat A. H^ron de Villefosse auf S. 23 der gleich zu besprechenden Schrift einen, wie es scheint, wohlbegründeten Widerspruch erhoben. Dasselbe gilt von den Spuren des Obergeschosses; auch hier spricht Pasqui nicht als Augenzeuge, sondern auf Grund der ihm gemachten Mitteilungen. Es darf aber angenommen werden, dass viele und bedeutende Irrtümer nicht vorgekommen sind. Mit besonderem Lobe ist hervorzuheben, dass Herr De Prisco keineswegs nur nach Wertobjecten gegraben, sondern das ganze Gebäude in jeder Beziehung genau und mit eingehendstem Verständniss studirt hat. Auf seinen, von Pasqui sorgfältig und mit groAer Klarheit redigirten Aufzeichnungen beruht zum grossen Teil der Wert dieser Publication. In Betreff des Gebäudes selbst wird mein Bericht in einigen Punkten ergänzt. So erfahren wir, dass die Cisterno des Hofes durch unterirdische Leitungen auch das Wasser erhielt, welches in den Raum mit den Dolien fiel, und das welches von einem Teil der Nordwestseite des Hauses nach aussen abfloss. lieber den Räumen der Nordwestseite war ein niedriger Bo- denraum, in dem über Küche und Praefurnium viele Amphoren gefunden LITERATUR UKBER POMPEJI 119 wurden, die hier offenbar dem Rauch ausgesetzt waren. Ueber die Nordecke des Hauses erhalten wir Aufklftrung aus den Berichten über frühere Ausgra- bungen : hier war ein Stall und ein von der Küche durch eine Holzwand auf gemauerter Unterlage getrennter Raum; die Holz wand hatte ich Mitth. IX S. 350 für einen Schrank oder dergleichen gehalten. Aufgeklärt wird ferner die Bedeutung der beiden Gruben in der Küche und in dem nOrdlich an die Weinkeller anstossenden Raum : sie dienten zur Befestigung des Ständers für den Pressbaum. Auch die Grube gleichen Zweckes bei der Oelpresse (I auf dem Plan Mitth. XI Tf. HI) ist richtig erkannt worden, und die grossere Grube ebenda (a. 0. [/) wird wohl mit Recht als lacus bezeichnet. Den Raum über dem Trapetum (a. 0. x) will Pasqui nicht als Wasser- bassin gelten lassen und meint, es sei eine bedeckte Terrasse gewesen. Hier kann ich ihm nicht beistimmen. Ein auf drei Seiten von Mauern, auf der vierten von einer hohen Brüstung eingeschlossener Raum, mit dem für Wasser- behälter üblichen Bewurf, gänzlich ohne Zugang, was soll denn das sonst gewesen sein ? Pasqui wendet ein, bei Reconstruction des Daches ergebe sich keine Neigung und also kein Abfluss nach dieser Seite. Aber konnten nicht die Räume tL. 0, q r 8 t u ein zur Hälfte nach dieser Seite geneigtes Sat- teldach haben ? Konnten sie nicht, wie ich a. 0. S. 188 annahm, unter einer Terrasse liegen, der man leicht eine Neigung nach dieser Seite geben konnte? Femer meint Pasqui, man müsste ein Abflussvorrichtung sehen. Gewiss wäre dies erwünscht, aber unmöglich ist es doch nicht, dass sie mit dem Fussboden verschwunden ist. Dass man hier Reste von Pferdegeschirr fand, ist freilich für ein Wasserbassin nicht in der Ordnung, genügt aber doch nicht, um den so deutlichen Charakter des Raumes in Frage zu stellen. Es ist Schade, dass diese ausführliche Beschreibung nun doch nicht die ganze Villa umfasst. Die Westecke ist erst später vollständig ausgegra- ben worden. Hierüber berichtet Sogliano Not, d. sc, 1899 S. 14 ff. Es stellte sich heraus dass man durch die Kammer h (Mitth. XI Tf. III) in ein grosses Triclinium, durch den Gang f in die Bäckerei gelangte, endlich dass eine Thür in der Rückwand des Apodyteriums k in den Abtritt führt. Das Einzelne braucht hier nicht wiederholt zu werden ; erwähnt sei nur, dass, wie mir an Ort und Stelle versichert wurde, das Hufeisen der drei Lecti nicht mit dem Rücken an der Schmalwand, sondern an dem nordostlichen (inneren Ende) der südostlichen Langwand stand. Ich muss die Besprechung dieser Publikation mit einer persönlichen Bemerkung schliessen. In der Weinkelter sind, wie auch in mehreren Sta- bianer Villen, die Locher für die stipites der Winde nicht gleich gross, son- dern das eine, grossere, quadratisch, das andere länglich. Sowohl die hercu- lanensischen Akademiker (La Vega?) als auch Pasqui bringen dies in Zusam- menhang mit der Notwendigkeit, die Welle herausnehmen zu kOnnen. Jene nehmen an, der eine stipeshhhe zu diesem Zweck einen Einschnitt gehabt und habe, um durch diesen nicht zu sehr geschwächt zu werden, stärker sein müssen. Pasqui (der diese Erklärung nicht erwähnt) meint, er sei in seiner Oeffnung beweglich, und, wenn er nicht bewegt werden sollte, durch einen Keil befestigt gewesen. Ich sehe nicht recht, welchen Vorzug die letztere 120 A. MAU Erklärung vor der ersteren hat Nun sagt Pasqai S. 470 Anm. 1, er habe mir, auf meinen Wnnsch, diese seine Ansicht mitgeteilt, nnd ich habe in meinem Bericht davon Gebranch gemacht. Da Pasqni*s Name in meinem Be- richt nicht vorkommt, so werde ich hier eines Plagiats beschuldigt. Nun ist aber in meinem Bericht von obiger Ansicht Pasqui*s mit keinem Worte die Rede, sondern nur von der der Akademiker. Eine Berichtigung in den Ifonum. ant, die ich verlangt hatte, hat mir Herr Pasqui brieflich in Aussicht ge- stellt; da dieselbe aber nicht erfolgt ist, so sehe ich mich genötigt, selbst den Sachverhalt klar za stellen. A. SooLiANO, La casa dei Vettii in Pompei, in : Monuraenti antichi pubbli- cati per cura della R. Accademia dei Lincei vol. VIU, 1898. Das von mir Mitth. XI, 1896, S. l beschriebene Haus erscheint hier mit reicher Illustration: 68 Zinkclich^s, drei Lichtdruck- und einer Farben- dmcktafel. Die Lichtdrucktafeln geben eine Ansicht des Gartens und zwei Gemälde (Ixion, Penthcus), die Farbendrucktafel vier der kleinen Bilder auf schwarzem Grunde: Agamemnon, Apollo, und zwei Gruppen blumenpflückender Psychen. Diese Bilder in Farben wiederzugeben, ist sehr schwer und hier gründlich misslungen. Es ist dringend wünschenswert, dass recht bald, bevor der Zustand der Bilder sich verschlechtert, eine Publication durch Dreifarben- druck nach den Originalen versucht wird. Der Text beschränkt sich meist auf einen genauen und zuverlässigen Bericht über das Tatsächliche. Deutungen der schwierigeren Bilder werden nicht versucht, auch einige der von mir aufgestellten mit Stillschweigen über- gangen. In dem Ixionbilde findet der Verfasser die Version der Sage, nach der Ixion auf dem Rade durch das Weltall getrieben werden soll. Meine Annahme (a. 0. S. 51) dass die Strafe im Hades vollzogen wird, glaubt er zu widerlegen durch die Gegenwart der Hera. Diese war doch auch mir nicht entgangen, ich hielt aber und halte noch für zulässig, dass der Künstler die im Olymp thronende Hera und die Handlung in der Unterwelt in seinem Bilde zusammenrückte. Hat er sich doch alle denkbare Mühe gegeben, zu zeigen, dass die beiden Gruppen räumlich getrennt za denken sind: Hera blickt nicht auf das, was links unten vorgeht; sie wird durch Iris, die Botin, davon benachrichtigt; durch Hermes, den Boten, ist der Befehl zum Straf- vollzug überbracht worden. Und wenn die verhüllte Figur keine Psyche ist, so muss man, um sie zu erklären, zu sehr unwahrscheinlichen Hypothesen greifen. Die Vorstellung der Strafe im Hades ist die durchaus vorherrschende; eine sichere bildliche Darstellung der anderen Version giebt es nicht Von dem unglücklichen Versuch, die Amoren aus Oelfabrikanten zu Aerzten zu machen, ist an anderer Stelle (188) die Rede. — Zu den von mir beschriebenen Bildern des Hauptsaales kommt eines hinzu: Hermaphrodit und Silen, abgebildet S. 333, besprochen S. 344. Eine Reconstmction des Hauses ist nicht versucht worden. Auf S. 383 ff. wird gesagt, was über den Oberstock zu ermitteln ist, wesentlich in Ueber- einstimmung mit mir a. 0. S. 6 ff. Dagegen lehnt der Verfasser es ab, sich in Vermutungen über die Bedachung einzulassen, deutet auch an, dass er LITERATUR URBER POMPEJI 121 dies für anvorsichtig halten würde. Ich glaube a. 0. gezeigt zu haben, dass grade hier nur fiber wenige Punkte ernstliche Zweifel bleiben. Die Recon- straction der Privathftaser ist zur Zeit die wichtigste und dringendste Forde- rang der Pompejiforschnng. Die Aufgabe ist schwieriger und noch weit we- niger gefordert, als in Betreff der Öffentlichen Gebäude ; es wäre dringend zu wünschen, dass die Direction der Ausgrabungen sich ihr doch nicht ganz ent- ziehen mochte. Wenn nicht in jedem Falle alles einzelne zweifellos ist, so darf dies nicht abschrecken: ein Fall ergänzt den andern. Pierre Gusman, Pompfi, la ville, lez moeurs, les arts PrS/ace de Af. Max, CoUignon, Ouvrage orni de 600 dessins dam le texte et de 32 aqua- relles de Vauteur, Paris, Soci^t^ fran^aise d*^ditions d*art. L. -Henry May (1899). Ein junger Maler kommt auf Studienreisen nach Pompeji, copirt Gemälde und zeichnet was ihm sonst interessant scheint. Seine Phantasie belebt ihm die todte Stadt ; die Eindrücke sind so mächtig, dass es ihn drängt, sie in einem von ihm selbst illusirirten Buche über Pompeji niederzulegen. Antiquarische Studien lagen ihm bisher fem; er eignet sich aber in kurzer Zeit die nach seiner Meinung genügenden Kenninis^e an und in drei Jahren ist das hier ▼orliegende Buch fertig, 474 Seiten, gross gedruckt, in Grossquart. Diese Entstehungsgeschichte erklärt manche Eigentümlichkeiten des stattlichen und schon ausgestatteten Werkes. Bei dem Buche eines Malers wendet sich die Aufmerksamkeit zuerst der Illustration zu. Es ist das am reichsten illustrirte zusammenfassende Buch über Pompeji. Sehr günstig wirkt der einheitliche künstlerische Cha- rakter: alle 600 Teztillustrationen sind nach Federzeichnungen des Verfas- sers hergestellt ; dazu auf zwOlf Tafeln Dreifarbendrucke nach seinen Aqua- rellen, teils Copien von Gemälden, teils Ansichten aus Pompeji. Wohl jeder Verfasser eines Buches über Pompeji würde (ich glücklich schätzen, über ein so reiches Illustrationsmaterial zu verfügen. Aber freilich hat dieser einheitliche Charakter aueh seine Nachteile. Eine Technik ist eben nicht für alle Objekte gleichmässig geeignet. Weitaus der erfreulichste Teil der Dlu- stration sind die Ansichten der Gebäude. Hier hat die Zeichnung den Vorteil, dass sie manchmal einen der Photographie unzugänglichen Standpunkt an- nehmen und dass sie Einzelheiten zeigen kann, die in der Photographie und mehr noch in der Reproduction derselben undeutlich werden. Diese Zeich- nungen sind durchweg vortrefflich, wertvoll auch dadurch dass sie manches bieten, was sonst nicht zu finden ist. Die besten Ansichten sind die aus grosser Nähe genommenen; entfernteres gelingt weniger. Der Verfasser mochte auch den Keiz der pompejanischen Landschaft dem Leser vermitteln. Dies ist weniger gelungen. Einige Einzetansichten fS. 6. 7. 180) sind sehr hübsch, aber wenig charakteristisch. Die pompeja- nische Landschaft ist eine Landschaft eminent grossen Stils ; ihre Wirkung beruht auf dem Blick in die Feme ; sie entsteht, indem hier vier grosse Massen zusammentreten : der dunkelfarbige, sanft ansteigende Vesuv, die ganz horizontale reieh bebaute grüne Ebene, die schroft aufragenden Kalkgebirge 122 A. MAU der sorrentiner Halbinsel, deren rötliches Gestein ans dnnkler Waldung her- vorleuchtet, und das weite blane Meer. Das aber sind Wirkungen die ohne Lnftperspektive nicht wiederzugeben sind, nnd die Federzeichnung ist hier wohl die ungeeignetste Technik. Die zahlreichen Abbildungen von Geräten wären wohl meistens nach Photographien besser ausgefallen, indess um des einheitlichen Charakters vilkn nehmen wir ^e ^m wie sie sind. Ungenflgend aber sind, mit wenig Ausnahmen, die Wiedergaben von Skulpturen und Gemälden; wer hier die Hfllfe der Photographie verschmäht, fordert Ansprüche heraus, denen der Verfasser nicht genOgt Es macht einen peinlichen Eindruck, hier den Dory- phoros, die archaische Artemis, das Opfer der Iphigenie, das Porträt des pompejaniscben Ehepaares, den Amorenfries aus dem Hause der Vettier, die Schmfickung der Braut aus Herculaneum, in mühsamen und doch unbefrie- digenden Zeichnungen zu finden, da es doch so leicht ist, alles dies in vor- züglicher Weise nach Photographien zu geben. Gewiss giebt es manche Bilder, für die die Photographie nicht ausreicht; für eine gute Zeichnung z. B. des vorzüglichen Bildes der Ankunft Io*s in Aegypten würden wir sehr dankbar sein ; aber grade hier giebt der Verfasser nur eine dürftige Skizze mit ganz modernen Gesichtern. Dennoch aber ist es ihm gelungen, den von ihm lebhaft empfundenen Unterschied der Gemälde dritten und vierten Stils auch in seinen Zeichnungen deutlich zum Ausdruck zu bringen. Die Auswahl ist nicht durchweg glücklich. Manches, namentlich unter den sogen. Porträts, hätten wir dem Verfasser gern geschenkt, wenn er uns dafür wenigstens eines der Iliasbilder ans Casa del pocta und, da er doch auch sonst Herculaneum mit berücksichtigt, eines der grossen Bilder aus der dortigen « Basilika » gegeben hätte. Unter den farbigen Abbildungen befriedigen am meisten die vier Wand- dccorationen je eines der vier Stile (Taf. IX. X. XI). Sie geben, unter Ver- zicht auf Details, den Gesammteindruck gut wieder. Dasselbe gilt von dem Mosaikbrunnen Taf. XII und von den beiden Ansichten der Casa della Caccia und Casa del poeta Taf. IV ; schade dass in letzterer der schwarzweisse Mo- saikboden durch eine dunkle Farbe ersetzt ist. Demnächst die nach Copien in Grosse der Originale stark verkleinerten sogenannten Porträts (Tafel VI. VII. VIII) ; mir scheinen die Farben nicht ganz getroffen, indess darüber ist schwer streiten, und im Uebrigen sind die Copien offenbar genau. Weit ge- ringer ist die Copie des Dirkebildes aus dem Hanse der Vettier (Taf. VIH), ganz ungenügend die beiden Stücke des Amorenfriescs ebendort (Taf. V) und das Theatermosaik Taf. XH. Unglücklich sind auch die beiden Ansichten des Stabianer Thors und der Stabianer Strasse (Taf. II) mit dem übermässigen Rotgelb. In Betreff des Textes sagt M, ColHgnon in der Vorrede, es sei dies un livre de bonne foi, der Verfasser sei nicht Gelehrter und wolle es auch nicht scheinen, sondern ein Künstler, der bei der Gelehrsamkeit sucht was er braucht, das Buch enthalte kerne archaeologischen Dissertationen, sondern viele per- sönliche Eindrücke, die manchmal wertvoll seien. Durch solche Erklärungen kann sich aber doch die Kritik nicht entwafihen lassen. Ein Buch, das auf 460 LITERATUR UEBER POMPEJI 123 grossen Qaartseiten alles auf Pompeji bezügliche behandelt: Lage, Geschichte, Verschüttang, Ausgrabang, Gräber, Tempel, Öffentliche Gebände, Privathäuser und Geräte, Architektur, Malerei, Skvlptar, Kleinkunst : ein solches Buch erhebt den Ansprach, den Leser über alles nötige zu belehren, ein Handbuch für Pompeji zu sein und ist als solches zu beurteilen. Also obige Worte Collignon*s bedürfen sehr der Interpretation. Bonne foi hoist^t gänzliche Kri- tiklosigkeit. Der Verfasser isi nicht ein Wissender, sondern ein Leraender, dem es beim Lernen an jeder Spur einer vernünftigen Anleitung gefehlt hat. Es ist ja denkbar, dass jemand ein Buch über Pompeji schreibt, ohne über die einzelnen Fragen urteilen zu können ; seine Leistung beraht dann auf der DarstellungskuDst und etwaigen persönlichen Eindrücken. Aber doch nur un- ter der Bedingung, dass er sich von Sachkundigen sagen lässt, in welchen Bü- chern gute Informationen zu finden sind, und diese Bücher seiner Darstellung zu Grunde legt. Es ist auch wohl keine Anmaassung, wenn Ich sage, dass die einzig denkbare Grundlage zu finden war in dem von mir bearbeiteten Over- beck*schen Buche und den nach demselben (1884) in diesen Mittheilungen er- schienenen Aufsätzen. Aber von Benutzung grade dieser Quellen finde ich in dem Buche keine Spur; es scheint, dass dem Verfasser die deutsche Sprache Schwierigkeit macht. So werden denn durchweg ganz veraltete Ansichten vor- getragen, z. B. in Betreff der Forumsportiken, der Basilika. Dass in einem 1899 gedruckten Buche die oskische Inschrift der Porta Nolana mit hidi conse- cravit übersetzt und eine der bekannten oskischen Wegweiserinschriften als Anzeige einer Herberge erklärt wird (S. 251) ist gradezu unglaublich. Die Wandinschriften werden auf Grund Ganrucci*s behandelt, unter .vollständiger Ignorirang des Corpus Inscriptionum. Selbst das allbekannte Märchen von der auf ihrem Posten gestorbenen Schildwache wird uns nicht erspart; ja der Ver- fasser ermöglicht es, Schädel und Helm dieser Ausgeburt der Custodenphan- tasie abzubilden. Im Museum ist von einem Helm mit zugehörigem Schädel nichts bekannt. Auch die Herkunft des vermeintlichen Schlüssels des Diomedes ist in keiner Weise verbürgt. Dass das Buch keine archaeologischen Dissertationen enthält, ist ja gewissermaassen wahr; wohl aber ist der weitaus grOsste Teil desselben angefüllt mit kritiklosen Excerpten ans mehr oder weniger archaeologischen Büchern. Eigene tatsächliche Beobachtungen des Verfassers haben wenig Wert, weil ohne genügende Vorstudien gemacht ; mehrfach sind auch die Angaben unrichtig. Wo der Verfasser eigene Ansichten ausspricht, beruhen dieselbe auf ungenügender Sachkenntniss. Die persönlichen Eindrücke bestehen in einigen recht hübschen landschaftlichen Schilderungen und in manchen Beobach- tungen des Verfassers über die Malereien. Diese sind, als Eindrücke eines fein empfindenden Künstlers, interessant und wertvoll ; sie sind eigentlich das einzig wertvolle an dem ganzen Text. Wer also das Buch in die Hand nimmt, um sich über Pompeji unter- richten zu lassen, der kommt durchaus an den Unrechten. Hätte doch der Verfasser die Herstellung des Textes einem Archaeologen überlassen und seine eigenen Eindrücke etwa in einer Einleitung und einem oder einigen Excursen niedergelegt ! Wäre dann noch eine Anzahl der Illustrationen durch 124 A. MAU Reproductionen nach Photographien ersetzt worden — einige gnte Lichtdrack- tafeln würden das Bach zieren — so hätte das Resultat ein recht erfreuliches werden kOnnen. Der niedrige Preis beweist, dass der Verfasser in hOchst nneigennfltziger Weise die grosse Illastrationsarbeit zur Verfügung gestellt hat; seine auf- richtige Begeisterung für den Gegenstand berührt durchaus sympathisch. Aber ein Membre de V Institut sollte mit seinen Vorreden und Empfehlungen vor- sichtiger sein ; fort hien document6 ist der Verfasser doch wirklich nicht. Alle oder auch nur die wichtigsten Irrtümer zu notiren und zu berich- tigen ist unmöglich. Nur einiges wenige sei hier hervorgehoben. Nach S. 24 soll man Spuren finden, dass bei antiken Ausgrabungen Gemälde aus den Wänden genommen seien, und auf S. 836 wird eben dies in Betreff eines Bildes im Hause der Vettier vermutet. Aber letzteres Bild ist vorhanden, nur verblichen, und auch sonst giebt es von einem solchen Vorgang nirgends eine Spur. Die vom Verfasser beobachteten leeren Stellen mit Eisenkrampen sind die Plätze von Holztafeln : oben 99 S. 119 ffl Mit solchen Krampen im Hause der Vettier hat es eine ganz andere Bewandtniss: s. Mitth. XI, 1896, S. 17 n. 34 und S. 63. — Die Gottheiten des sogen. Aescu- laptempels sollen HeilgOtter sein — Jupiter Serapis und Minerva medica — und es sollen da zahlreiche thOnerne ex voto gefunden sein. Letzteres finde ich nur bei Dyer; die Akten {P, a. h, I, 1 S. 194 f. I, 2 S. 70 f.) und die älteren Beschreiber wissen nichts davon; es ist gänzlich unglaubwürdig. Richtig hat der Verfasser in der hinter der Basilika in diesen letzten Jahren ausgegrabenen Ruine den Tempel der Venus Poropeiana erkannt. Die Baugeschichte desselben ist ihm freilich nicht klar geworden. Sehr mit Un- recht macht er aber diese Venus zu einer LiebesgOttin : wir wissen doch ganz genau, dass sie grade dies nicht war, sondern eine Gottheit des Glückes und des Gedeihens. Den bekannten, ziemlich zahlreich erhaltenen Typus nennt er V&nus Celeste und stellt ihn in Gegensatz zur Pompeiana. Beim Isistempel folgt der Verfasser einer guten Quelle (Lafaye, Hiit. des cultes d'Alexandrie); falsch aber ist die Angabe über die Seitentreppe: diese führt nicht in ein Souterrain sondern einfach in die Cella. S. 96 wird das aegyptische Sacellum der Villa der Julia Felix (Heibig 79) als das In- nere des a Purgatorium » abgebildet. Dass dieses ein Wasserbehälter ist, hätte der Verfasser 1898 wohl sehen kennen. Das Frauenbad der Stabianer Thermen soll kein Frauen- sondern ein Armenbad sein, weil nach Meinung des Verfassers in dem sittenlosen Pom- peji Männer und Frauen zusammen gebadet haben müssen. Das entscheidende Argument der geringeren Höhe der Nischen im Frauenbade ist ihm unbe- kannt. In de Forumsthermen wird die gleiche Frage nicht berührt. — In Betreff der Wasserleitungen sind dem Verfasser die AusfQhrnngen Murano^s (s. Mitth. X, 1895, S. 216) unbekannt, ebenso was ich ebenda S. 49 über das Alter der Wasserleitung ausgefQhrt habe ; er begnügt sich mit einem Citat aus Mazois. Es ist nicht richtig, dass auf pompejanischen Leitungs- rohren der Stempel ex oficina Claudi vorkommt: dies ist ein römischer Stempel, in Pompeji findet sich weder dieser noch irgend ein anderer. LITERATUR UKBER POMPEJI 125 Besser als die Öffentlichen Gebäude sind Cap. V die Privathäuser be- handelt; hier erscheinen auch eine Anzahl Grundrisse. An Fehlem und Un- genauigkeiten fehlt es freilich auch hier nicht. Dass Holzpfeiler auf den Ecken des Impluvium die Dachbalken des Atriums gestüizt hätten (S. 298), ist meines Wissens nirgends nachweisbar, ebensowenig dass tuscanische Atrien nachträglich in viersäulige verwandelt wären. Das letzte und grOsste Capitel (VI) ist den Künsten gewidmet. Das Aber Architektur und Skulptur gesagte ist unselbständig und ohne Interesse. In Betreff der Malerei ist zunächst hervorzuheben, dass der Verfasser die vier Stile der Wanddecorationen richtig erfasst und in Wort und Zeichnung gut charakterisirt hat Nicht einverstanden bin ich, wenn er innerhalb des dritten Stiles eine aegyptischc Varietät unterscheidet: der ganze dritte Stil enthält aegyptische Elemente (meist freilich in vollständiger hellenistischer Umar- beitung), einige wenige Wände rein aegyptisches ; aber diese Wände haben im Uebrigen keinen besonderen, sie von den übrigen unterscheidenden Cha- rakter. Die Schönheit und Feinheit des dritten Stiles ist dem Verfasser leb- haft zum Bewusstsein gekommen. Der Abschnitt über die Technik der Malerei sollte lieber fehlen; über diese viel erörterte Frage auf Grund ganz unge- nügender Literaturkenntniss und ganz oberflächlicher Kenntniss des Tatbe- standes zu orakeln, ist doch wirklich nicht statthaft. Da wird uns mitgeteilt, dass Chevreul und Berger Wachs in pompejanischen Malereien gefunden haben, aber ganz verschwiegen, wie sehr bestritten diese Besultate sind. Auf S. 378 heisst es, dass die bekannten Einputzfugen um die Bilder nicht Freskotechnik beweisen, vielmehr daher rühren, dass die Bilder im Atelier gemalt und dann eingesetzt wurden. Ich glaube nicht, dass der Verfasser die sehr wenigen Fälle kennt, wo fertige (nicht im Atelier gefertigte sondern aus anderen Wänden ausgeschnittene) Bilder eingesetzt sind. Es unterliegt nicht dem mindesten Zweifel, dass fast ausnahmslos diese Fugen darauf be- ruhen, dass frischer Stuck eingeputzt und auf diesem das Bild ausgeführt ist ; sie beweisen also für Freskotechnik : s. Donner-v.Richter bei Heibig S. LIX ff., wo S. LXVni ff. auch über die angeblichen Eisenklammem ge- handelt ist ; vgl. hierüber oben 99 S. 124. Dieser Abschnitt ist also gänzlich wertlos. Gern wird man dagegen lesen, was in den folgenden Abschnitten über Malweise, Stil und Sujets der Gemälde gesagt wird; wenn man auch nicht immer mit dem Verfasser übereinstimmen kann, so ist doch grade hier das Urteil des Künstlers von Interesse. Schade dass er die grossen Iliasbilder der Casa del poeta mit Schweigen übergeht, die ja mit dem richtig gewürdigten Opfer der Iphigenie nichts gemein haben. In dem Abschnitt S. 408 ff. über die Porträts folgt der Verfasser dem seltsamen Einfall H. P. F. Marriott's, nach dem die so zahlreichen idealen Genreköpfe durchweg Porträts sind. S. hierüber Mitth. X, 1895, S. 223. A. Heron de Villeposse, Le Msor de Boscoreale, Fondation Piot, Monu- ments et M^moires, tome V, Paris 1899. Musterhafte und prachtvolle Publication des berühmten Silberschatzes ; dreissig vorzügliche Tafeln in Heliogravüre und einige Textillustrationen. 126 A. MAU Der Text giebt eine kurze Beschreibung der Villa, eingehenden Bericht über die AufBndung des Schatzes und seine Schicksale und eine vorzüglich genaue Beschreibung der einzelnen Stücke, sehr verständigerweise ohne kunstge- schichtliche Erörterungen, die für einen zweiten Teil vorbehalten sind. Für die Beschreibung der Villa sind mein und Pasqui*s Bericht benutzt, sie beruht aber auch auf Autopsie und eigenen Erkundigungen, und hat ihren selbständigen Wert. Besonders eingehend ist natürlich alles behandelt, was mit dem Sil- berschatz zusammenhängt. In dem mehrfach in die Gefässe eingeritzten Namen Ifasima erkennt der Verfasser, nicht ohne Wahrscheinlichkeit, die Besitzerin der Villa. Sehr mit Recht lehnt er es ab, in dem auf S. 46 (bei Pasqui S. 415-418) abgebildeten Kopfe eine historische Person, Antonia oder Agrip- pina, zu vermuten. Die griechischen Tempel in Unter Italien und Sicilien. Von R. Koldewey und 0. PucHSTEiN. Bd. I Text. Bd. II Tafeln. Berlin 1899. Auf Tafel 5 und S. 45 ff. des Textes wird der dorische Tempel des Forum trianguläre behandelt. Text und Plan — letzterer mit Wiedergabe jedes einzelnen Steines — bieten die genaueste, alles Frühere weit übertreffende Darstellung dessen, was von dem merkwürdigen alten Tempel noch zn Tage liegt. Leider konnten die Verfasser einen Teil des Tatbestandes nicht auf Grund eigener Anschauang bearbeiten, alles das nämlich, was durch die Ausgrabungen des Jahres 1889 erforscht und dann wieder zugeschüttet wurde. Die Resultate dieser Ausgrabungen sind auf Grund der vorliegenden Berichte (s. über diese Mitth. VI, 1891, S. 258) genau wiedergegeben. Leider aber bringen die Verfasser diesen Berichten eine ungerechtfertigte Skepsis entgegen. So erscheinen in ihrer Darstellung Dinge als zweifhaft, die vielmehr als feststehende Tatsachen gelten müssen, wenn sie auch auffallend und von dem Gewöhnlichen abweichend sind. Es wäre ja gewiss wünschenswert, dass die damaligen Ausgrabungen vollständiger gewesen und dass ein Quaderplan ge macht worden wäre, aber die Hauptsachen stehen doch auch so fest. Die Verfasser wollen nicht recht glauben, dass der Tempel ursprünglich so kurz gewesen sei. Sie vermuten eine Verkürzung hinten, entweder antik oder modern, neigen aber offenbar mehr zu letzterer Annahme. Von den Stufen der Rückseite sei nichts antik, auch rechts keine Spur einer Ecke, Stereobat und Stylobat fehlen, das Eingreifen der Schola an der linken hin- teren Ecke in die Stufenlinie sei kein Beweis « da auch die Treppe an der Ostfront in die Stufen einschneidet » (dies verstehe ich nicht), und es sei ganz unsicher, ob die Höhlung an der Rückseite der Schola der Eindruck der Ecke der zweituntersten Stufe sei. Dem gegenüber ist zu bemerken , dass, als in früher Kaiserzeit die in die Stufenlinie eingreifende Schola gebaut wurde, doch offenbar eben dort die Stufen nicht vorhanden waren. Und wenn grade da wo die Ecke der einen Stufe sein müsste, sich eineEinhOhlung in dem Mauerwerk der Schola findet, so weiss ich nicht wie daran zweifeln, dass die EinhOhlung eben durch Anmaue- rung an diese Ecke entstand. Und wenn die Stufen jetzt fehlen, so ist doch ihr Fundament, mit zweifellosem Abschluss nach hinten, vorhanden. Ich habe LITERATUR UCBER POMPEJI 127 dies, da mir Puchsteins Zweifel bekannt waren, schon vor Jahren dnrch Nachgrabung ara Fusse der modernen Stufen feststellen lassen. Und schliesslich kennen wir doch durch die Ausgrabungen von 1889 den Grundriss der Cella : ihre Rückwand war von dem jetzigen hinteren Rande des Unterbaues genau so weit entfernt, wie ihre Vorderwand, einschliesslich der an den Ecken vorspringenden Anten, von dem zweifellos alten Vorderrande. Aber freilich auch von dem 1889 festgestellten Grundriss der Cella sind die Verfasser nicht recht überzeugt Die Anten sind nach ihnen nicht wahr- scheinlich: die Fundamente sind ungleich gross, und zu einer Antenfront würden notwendig Säulen, dazu ein Fundament gehören und auf dem Funda- ment konnten sich Anten nicht besonders abheben. So vermuten sie, es handle sich um eine lüdorliche Eckbildung. Ferner sei die Cella zu kurz, und bei- spiellos der fast die Hälfte der ganzen Cella einnehmende Pronaos. u Um der- artige Abweichungen von der Regel als Thatsachen hinzunehmen, bedürfte es einer abermaligen Ausgrabung mit detaillirter, sach- und zeitgemässer Dar- stellung der Resultate ». Auch seien dfe Berichte nicht übereinstimmend. Letzterer Punkt ist nicht wesentlich und kann nicht die Glaubwürdigkeit derjenigen Tatsachen erschüttern, in denen beide Berichte übereinstimmen. Sogliano berichtet auf Grund vollständigerer Ausgrabung ; v. Duhn nennt bisweilen den Tuff u Lava n. Es steht vollkommen fest, dass die von v. Duhn und Sogliano verzeichneten Fundamente da sind (auch ich habe sie gesehen), und keine anderen. Unwahrscheinlichkeiten können dem gegenüber nicht in Betracht kommen. Die im Fundament ungleichen Anten waren natürlich über der Erde gleich. Mit Recht werden für die Front sieben Säulen angenommen. So ent- sprachen zwei den eben erwähnten Anten und zugleich, mit ihren Azen, den Kanten der Treppe. Den die 5,25 breite Treppe hinaufsteigenden boten zwef Intercolumnien von je 1,45 genügenden Zutritt unter das Pteron. Nehmen wir dagegen sechs Säulen an, so trat man nur durch ein Intercolumnium von 1,93 ein; denn das noch der Treppe entsprechende Stück der nächsten In- tercolumnien, je 0,37, kam fQr den Verkehr kaum in Betracht. Diese Erwä- gungen sind wohl kaum weniger zwingend, als wenn die Säulen erhalten wären. Uebrigens war die Restauration mit sieben Säulen schon vor Wei- chardt in meinem « Führer durch Pompeji n gegeben, auf Grund einer Skizze eines Osterreich ischen Architekten, Herrn Fabiani, der diese seine zweifellos richtige Ansicht auch publiciren wollte, es aber meines Wissens nicht getan hat. Wo Fiorelli, den Weichardt citirt, sich in diesem Sinne geäussert hat, ist mir unbekannt. Die Verfasser erörtern endlich auch die Frage, wann der Tempel zer- stört und ob nach der Zerstörung hier ein kleines Heiligtum erbaut worden sei. Sie entscheiden sich, nach mancherlei Bedenken, für Zerstörung im Jahre 63 und halten für wahrscheinlich, dass die vermeintlichen Reste eines Wiederherstellungsbaues modern sind. In ersterer Beziehung haben sie viel- leicht Recht Ich hatte früher (Overbeck^ S. 86) die Zerstörung in republika- nische Zeit gesetzt, habe aber schon Mitth. VI, 1891, S. 268 die vermeintliche Tatsache, auf die sich dies Urteil gründete, berichtigt So bleibt das Erdbeben 128 A. MAU des Jahres 63 als die einzig wahrscheinliche Ursache der Zerstörung. Auffal- lend ibt freilich die ansserordentlich starke Ahnutzang des Fasshodens in dem nach der Zerstörung gehauten kleinen Heiligtum. An letzteres glauben nun freilieh die Verfasser nicht. Man müsste, sa- gen sie, wegen der Fussbodenreste annehmen, die Reparatur hahe sich auch Qher das Pteron erstreckt, dies aber sei bei dem zerstörten Znstande der Ein- fassung nicht möglich. Sie nehmen also an, dass der Fussboden im Wieder- herstellungsbau und der des Pteron zusammengehören und die Datirung des einen sich auch auf den anderen erstrecken mfisse. Hierzu liegt aber kei- nerlei Nötigung vor. Die Verfasser sagen (S. 47), zwischen beiden sei ein Unterschied nicht zu erkennen. Aber das ist kein Beweis. Ein Signinum kann dem anderen sehr fthnlich und doch nicht gleichzeitig sein, und hier ist noch durch den Zustand des fast ganz in seine Bestandteile aufgelösten Pteron- fussbodens die Vergleichung unmöglich gemacht. Und eben diese weiter fort- geschrittene Zerstörung lässt eher auf höheres Alter schliessen. Der Fussbo- den des Pteron gehOrt zweifellos dem alten Tempel an ; es war auch vor den Ausgrabungen von 1889 vollkommen deutlich, dass er nur bis an die alte Cellamauer reichte. Davon aber ist die Frage nach der Entstehung des Fuss- bodens in der Cella unabhängig. Ihn für modern zu erklären, ist ganz unmög- lich. Soll also der Wiederherstellungsbau fDr modern gelten, so muss geleug- net werden, dass der Fussboden in seine Westecke hineingearbeitet ist und sie voraussetzt. Und dazu habe ich mich nach oft wiederholter Prüfung nicht entschliessen können. Zweifellos ist femer der Fussboden an die bekannte runde Tuffbasis hinangearbeitet, also gemacht nachdem sie an diesen Platz gestellt war. Nun sind aber doch auch die Verfasser geneigt anzunehmen, dass diese Basis eine Säulentrommel des alten Baues ist. Und wirklich nur so erklärt sich ihre sonst ganz un* rhOrte Form. Und wollte man dennoch die Basis dem alten Tempel zuschreiben, und annehmen, — da sie ja seitwärts der Axe steht — es hätten in diesem zwei Götterbilder auf zwei solchen Basen gestanden, so wäre auch noch geltend zu machen, dass dann die Götter- bilder näher der Vorder- als der Rückwand der alten Cella gestanden hätten. Ist aber die Basis erst nach Zerstörung des alten Baues an diesen Platz ge- kommen, so setzt auch der Fussboden die Zerstörung voraus und ist bewei- send für einen Wiederherstellungsbau. Ich kann mich diesem Zeugniss nicht entziehen, wenn ich auch die Schwierigkeit eines Baues ohne Fundamente vollkommen anerkenne. Es muss eben eine ganz provisorische Hütte gewe- sen sein. Pompeii, its life and art, Ry August Mau. Translated into English by Francis W. Kelset. With numerous illustrations from original dratc- ings and photographs, New York, The Macmillan Company 1899. 8. Nicht für Fachmänner, sondern für Gebildete weiterer Kreise wird hier der Stand der pompe janischen Forschung im Jahre 1899 vorgelegt, auf Grund namentlich der Arbeiten der letzten 25 Jahre. Nur für wenige Punkte steht die ausführliche Begründung noch aus und soll so bald wie mOglich in diesen Mittheilungen gegeben werden; so für Baugeschichte und Reconstruction des LITERATUR UEBER POMPEJI 129 Macellam und die aus ersterer sich ergebende Vermutung über die Statuen der Kaiserkapellc ; auch fQr das auf S. 267 f. über cenaculum gesagte. Ein Fortschritt gegen frühere Darstellungen ist namentlich darin gesucht, dass, wo es möglich war, d. h. nur da, wo sich genügende Anhaltspunkte fanden, Be- constructionen der Gebäude gegeben sind. Diese sind zum grossen Teil in diesen Mittheilungen begründet worden; sie beruhen alle auf eingehenden eige- nen, den Tatbestand sorgfältig berücksichtigenden Studien. Reconstructionen älterer Werke erwiesen sich nicht als brauchbar und sind ganz vermieden worden. Den Aufbau der Privathäuser hoffe ich früher oder später in aus- führlicher Darlegung zu begründen. — Illustration und Ausstattung sind von der Verlagsfirma in glänzender Weise besorgt worden. Die Uebersetzung, von einem gründlichen Eei^ner Pompeji's, ist tadellos. A. Mau, Der Fundort des Neapeler Doryphoros. In: Strena Helbigiana, sexa- genario obtulerunt amici a. d. IIII non. Febr. 1899. Lipsiae 1900. In diesem kleinen Beitrag zu der dem hochverdienten Gelehrten und früheren Sekretär unseres Instituts dargebrachten, viele wertvollere Beiträge enthaltenden Sammelschrift habe ich die Losung einer Frage gegeben, die schwieriger schien, als sie war. Der scheinbare Widerspruch, dass der Do- ryphoros nach den Ausgrabungsberichten in der a Curia Isiaca n gefunden ist, doch aber sein Plinthus nicht in die Vertiefung der dort stehenden Basis passt, lOst sich durch genauere Beachtung des in den Berichten gesagten einfach so, dass er nicht auf der Basis, sondern zu ebener Erde am Fusse einer Säule stand. Die einst auf der Basis stehende Statue ist nicht gefunden worden. 0. E. Schmidt, Ciceros Villen. In : Neue Jahrbücher für Philologie und Pae- dagogik, Jahrg. II, 1890, Band. I. Abschnitt VII behandelt des Pompeianum. Der Verfasser hält es für wahrscheinlich, dass die wieder verschüttete sogen. Villa des Cicero diesen Namen mit Recht führt. Cicero sagt Acad. II 80, er kOnne von Banli aus sein Pompeianum nicht sehen, wegen der zu grossen Entfernung, obgleich nichts dazwischen liege. Dies passt auf die drei vor dem Herculaner Thor liegenden Villen. Von diesen schliesst aber der Verfasser die oberhalb der Strasse gele- gene (Casa delle colonne di musaico) ans, weil er aus Ad Attic. XVI 7, 8 (haec scripsi navigans cum Pompeianum accederem) schliesst, dass Cicero*s Villa eine Bootstation hatte, dieser aber die unmittelbare Verbindung mit dem Meere durch die links der Strasse liegenden Grundstücke gehindert werde. So bleiben also die sogen. Villa des Cicero und die sogen. Villa des Dio- medes, von denen der Verfasser erstere vorzieht, weil sie höher liegt und leichter von Bauli aus sichtbar sein konnte. Die Stelle der Academica machte schon Romanelli ( Viaggio a Pompei, 2. ed. 1817 S. 11) in demselben Sinne geltend. Sie passt auf einen grossen Teil des sich gegen den Vesuv hinziehenden Hügelrückens, namentlich auf seinen Westabhang, wo ohne Zweifel manche Villen lagen, deren Grundstücke sich ohne Schwierigkeit bis an die Küste zwischen Pompeji und Torre Annun- ziata erstrecken konnten. Auch ist es doch wohl gewagt, aus jener Briefstelle 9 130 A. MAU, LITERATUR UBBBR POMPEJI auf eine Bootstation der Villa za achlietsen. Und schliesslich wissen wir doch gar nicht, wie weit nach Nordwesten sich das Gebiet von Pompeji er- streckte; es ist durchaus nicht unglaublich, dass es die steile Küste nord- westlich Ton Torre Annunziata einschloss. Auf diese passen Cicero*s Worte Tiel besser; denn streng genommen liegt doch eben diese HAhe zwischen dem Strande Ton Bauli und den Villen an der Grftberstrasse. Und wenn auch Tielleicht Cicero sich dies nicht so genau klar gemacht hat, so bleibt doch für die sogen. Villa Cicero*s nur die ganz aUgemeine Möglichkeit Denn aller- dings auf Overbeck*s Bedenken, dass die Lage an der Strasse mit der Ton Cicero gerühmten Ruhe streite, ist kein Gewicht zu legen. Dasselbe gilt natürlich für die Vermutung des Verfassers, dass die sogen. Villa des Dio- medes die Villa des Marius sei. A. Mau. LA PBETESA MAIA ERMA DEL MUSEO NAZIONALB DI NAPOLI. lo Don SO come V erma femminile conservata nel Museo Nazio- zale di Napoli col n. d* invent. 6393 sia stata creduta proYeniente da Pompei, e in base a questa supposizione si sia pensato che fa- cesse pendant all* Hermes del tempio di Apollo e che rappresen- tasse Maia. Certo questo battesimo ha avuto Y immeritato onore della stampa senza essere preceduto dal piü piccolo controllo. Bastava consultare gl* inventaii del Museo, che tutti portano la provenienza farnesiana, equivalente a quella di Borna. Cosl Y in- yentario attuale, cosi quelle del principe di Sangiorgio iniziato nel 1848, cosl quelle delVArditi cominciato nel 1821. Süll* erma femminile era stata riportata in tempi modemi (come qualunque archeologo esperto avrebbe riconosciuto a prima vista, cfr. Furtwängler, Meisterwerke^ pag. 371, nota 1, n. 8) una testa maschile del noto tipo dell* Apollo di Kassel. Ma le indagini da me fatte ci insegnano quando e dove e da chi fu eseguito il restauro. NelVArchivio del Museo di Napoli si conserrano le note di sculture consegnate alle scultore Carlo Albacini dalla Gasa Farnese in Roma, per restaurarle e spedirle in Napoli. Dalla l^ota delle scolture delli Orti detti Farnesiani stralcio la seguente notizia: « In 6ennaro 1789 si ä riceuto da Carlo Albacini dodici teste « le quali erano dentro ä Nicchie in un Camerone detto della Piog- « gia .... la duodecima posta sopra un termine di donna che era « nella stanza detta del Toro, e spedito a Napoli . . . nell 1797 ». E nella Nota delle scolture che esistevano nell Capannone dove vi era H Toro, si legge: « In Gennaro 1790 riceuto un Termine dore vi fu messa una « testa antica che esisteva alli Orti Farnesiani doppo ristaorata spe- « dita in Napoli nell 1791 ». 182 6. PATRONI, LA PRBTESA MAIA ERMA DEL MU8E0 SCC. La Vera data della spedizione ä il 1791, mutato in 1797 per errore di scrittura. Ci6 risulta dair Inventario generale del Nqoyo Moseo e Fabbrica della porcellana di Napoli, del 1796, tratto da un manoscritto della biblioteca comunale di Palermo (4 Q 9. D 49) e pubblicato nei Documenti inediti per servire alla sloria dei Musei d' Italia, vol. I, pag. 193 : «221. Statua di una Cariatide a termine, alta con sua pianta «pal. 8i ä di eccellente scultura per F elegante partito di sue « pieghe, e del suo panneggiamento; fu ristaurata in Roma, con « essersi attaccata suUa riferita statua una testa antica degli Orti « famesiani, con essersi fatta una porzione di braccio e mano destra, « yarj tasselli nel panneggio, e porzione del termine della parte « inferiore ; ed esiste nella Fabbr. di porc. di Napoli » . La corrispondenza di tutti i restauri qui indicati e delle dimensioni, toglie ogni dubbio suUa identificazione. II tempio di Apollo in Pompei fu scavato nel 1816-17; non h quindi permessa neppure Tassurda ipotesi che la pretesa Maia fosse stata trasportata a Borna per restaurarsi, e poi di nuovo a Napoli ; poichö d* altra parte la testa ä dimostrato che proviene dal Palatino, e 1* erma, se non h noto in quäl parte di Roma fosse stata rinvenuta, figuraya in gennaio 1790, e chi sa da quanto tempo, accanto al Toro Famese. Poco depo la mia aggregazione all* üiBcio direttivo del Museo di Napoli, feci togliere lo sconcio restauro, e la testa, che ö una replica abbastanza buona del tipo dell* Apollo di Kassel, ö ora esposta separatamente nel portico dei capolavori. L*erma h adunque senza dubbio di Roma e non di Pompei; in ogni modo, con assoluta certezza, non appartenne mai al tempio di Apollo. Quanto a riconoscervi Maia, madre di Hermes, viene meno ogni fondamento topografico e cronologico. Napoli, dal Museo nazionale, febbraio 1900. G. Patroni. DER TEMPEL DES VESPASIAN IN POMPEJI Eine Reconstniction des wahrscheinlich dem Yespasian oder seinem Genius geweihten {^) kleinen Tempels an der Ostseite des Forums von Pompeji versuchte seiner Zeit Mazois. Seine Tafeln (IV 12-14), begleitet von einem wertlosen Text von Barrö, geben (*) Mau, Osservaiioni sul creduto tempio del Genio di Augtisto, in Atti d. Acc. di Napoli XVI, 1892. 134 A. MAU Grundriss, Buineaansicht, Längen- and Qaerschnitt sowie Aufriss der Fassade des restaurirten Tempels, endlich einige Details, von denen aber Mazois für die Beconstmction keinen Gebrauch ge- macht hat. Neuerdings versuchte sich an derselben Aufgabe Wei- chardt, Pompeji vor der Zerstörung (Leipzig 1897) S. 95 ff. — Er giebt keine Durchschnitte und Aufrisse, sondern zwei perspecti- vische Ansichten des restaurirten Tempels, eine von vorn, die an- dere von der linken Seite, dazu einen ziemlich ausführlichen Text. Seine Restauration unterscheidet sich von der Mazois' im Wesent- lichen nur dadurch, dass er das Podium vor dem Tempel mit einer Brüstung versieht, auf die weiterhin zurückzukommen sein wird. In den Verhältnissen stimmen sie ziemlich überein ; bei beiden fällt auf die grosse Höhe und der starke Säulendurchmesser (etwa 0,50) bei der geringen Ausdehnung (kaum 5 m.) der Fassade. An einem so kleinen Bau möchte man eher ganz leichte und zierliche Formen ^warten. Besonders gefällig ist der Anblick nicht, auch nicht eben überzeugend. Erhalten ist am Tempel selbst ausser dem Mauerkern ein Teil der Marmorbekleidung an der linken Seite des Podiums, fer- ner an der Fassade ein niedriger sockelartiger Marmorstreifen von der linken Ecke bis an die Thür, endlich der unterste Teil des linken Thürpfostens. Im Hofe li^en zwei Gesimsfragmente ver- schiedenen Profils: ein grösseres, hoch 0,38 mit reichem Detail, und ein kleineres einfacheres, hoch 0,32 ; femer ein Best eines 0,44 hohen dreigurtigen Architravs und ein Säulenfragment von 0,51 Durchmesser, mit ionischer Gannelirung. Diese Beste nun betrachtet Weichardt als zum Tempel gehörig und verwertet sie in seiner Bestauration. Ob mit Becht, mag dahin gestellt bleiben. Dass sie jetzt, nachdem der Tempel lange Zeit als Magazin gedient hat, dort liegen, ist kein Beweis. Mazois zeigt im Vordergründe seiner Ansicht Tafel 12 einige damals im Tempelhofe vorhandene Beste, aber diese sind nicht darunter. Das 0,38 hohe Gesims und der Architrav können dem Tempel ange- hört haben. Den Säulendurchmesser von 0,51 glaubt nun freilich Wei- chardt noch anderweitig bestätigt zu finden. Vor die Front der Cella springt an jeder Ecke ein Pilaster vor, und am Pusse des Pilasters links ist der schon erwähnte sockelartige Marmorstreif DER TEMPEL DES VB8PASIAN IN POMPEJI 135 erhalten. Er giebt uos, nach links um 0,15 vor die Seitenwand vorspringend, die Stärke des Pilasters, einschliesslich seiner Mar- morbekleidung, ganz unten am Sockel ; seine Oberfläche, mit einem kleinen Profil etwas zurückweichend, ist 0,52 breit Weichardt schliesst daraus, der Pilaster sei 0,51 breit und also dies auch der Durchmesser der Säulen gewesen. Aber dies ist doch erst die Breite der den Plinthus des Pilasters vertretenden Platte; den Schaft können wir kaum für breiter als etwa 0,40 halten. Dies müsste also auch ungefähr der Durchmesser der Säulen sein. Freilich aber scheint sich der Durchmesser von 0,51 auf an- derem Wege zu ergeben. Die Mauern der Cella sind oder waren zu Mazois* Zeit reichlich 5 m. hoch erhalten, ohne Spur der Decke im Inneren oder der Befestigung des Incrustationsepistyls draus- sen. Die Säulen mussten also mindestens 5 m. hoch und, da eine H^^he von mehr als zehn Durchmessern unwahrscheinlich ist, min- destens 0,50 stark sein. Danach scheint also die Mazois- Weichardt- sche Beconstruction unvermeidlich. Und doch ist dieselbe ungemein unwahrscheinlich. Schon erwähnt wurden die schweren und massigen Verhältnisse, der übermässig monumentale Charakter des sich so ergebenden Baues, so gar nicht passend für den kleinen Tempel : auf eine Front von 5 m. vier grosse Säulen von 0,50 Durchmesser. Sodann führt alles darauf, dass nicht alle drei Intercolumnien gleich, sondern das mittler^ beträchtlich weiter war. Vor allem die Darstellung des Altarreliefs. Denn dass dieses das Opfer zur Einweihung eben dieses Tempels darstellt, dass der im Hintergrunde sichtbare viersäulige Tempel eben dieser ist, wird doch kaum jemand bezweifeln. Dieser aber zeigt deutlich das stark erweiterte Mitteljoch, und wir dürfen gleich hinzufügen, er erscheint hier keineswegs als schwerer Mo- numentalbau, sondern zeigt die bei so kleinen Dimensionen allein wahrscheinlichen leichten und zierlichen Verhältnisse. Nun werden ja zwar auf Beliefs die Gebäude häufig sehr ungenau wiederge- geben. Aber grade hier, vor dem Gebäude selbst, wo gar kein Grund war, von der Wirklichkeit abzuweichen, ist doch die bild- liche Darstellung ein schwerwiegendes Zeugniss. Und bei der ge- ringen Entfernung der Säulen von der Front der Cella ist auch an sich Entsprechung mit den Thürpfosten sehr wahrscheinlich; fand diese nicht statt, so konnte aus dem Hofe wohl wer grade 136 A. MAU vor der Mitte stand dareh ein Intercoluninium von 1,0 in die Cella and auf das Galtbild blicken; für die auch nur wenig seitwärts stehenden war der Blick gesperrt Nun ist aber bei einem Säu- lendurchmesser von mindestens 0,50 Erweiterung des Mitteljoches kaum möglich, weil dann die beiden Säulen jederseits allzu nahe an einander rücken ; bei einem der Thürweite entsprechenden Mit- telintercolumniam werden die Seitenintercolumnien kleiner als der Säulendurchmesser. So haben denn sowohl Mazois wie Weichardt, gewiss ungern, auf dies sonst so nahe liegende Motiv verzichtet. Oewiss mit Unrecht; vielmehr muss, da dies Motiv als fast ganz gesichert gelten darf, der Säulendurchmesser ein geringerer ge- wesen sein. Die nun einmal gegebene grosse Höhe mit einem Verhältnisse massig kleinen Säulendmchmesser zu vereinigen, giebt es nur einen Weg, nämlich die Annahme, dass die Säulen nicht unmittelbar aaf dem Stylobat, sondern auf Postaroenten standen ; so vermindert sich ihre Höhe und damit ihr Durchmesser beträchtlich. Dies Motiv finden wir in Pompeji noch in den Eingängen der beiden grossen Bäume neben der Eaiserkapelle des Macellum, ferner in den auf den Wänden des Hausflurs der Casa del Fauno angebrachten Tempel&ssaden ; es ist auch anzunehmen für die obere Ordnung des Portikus vor dem Macellom. Sein Zweck izt eben dieser, einen im Verhältniss zur Höhe geringen Säulendurchmesser zu ermö- glichen. Es steht wohl nichts im Wege es anch hier anzunehmen. Alsdann können wir die Säulenhöhe auf etwa 4,0, den Durchmesser auf etwa 0,40 reduciren, wie er sich auch für den Pilaster ergab, und das nahe Zusanunenrücken der Säulen jederseits der Mitte stösst auf keine ernstliche Sct^wierigkeit. Dazu kommt nun, dass wir zu eben dieser Annahme noch auf einem ganz anderen Wege geführt werden. Mazois giebt auf Tafel 15 als zum Tempel gehörig eine mit Laubgewinde reich sculpirte Platte, die auch in seiner Ruinenan- sicht Taf 12 im Portikus des Tempelhofes liegt. Am Ort ist sie nicht mehr vorhanden; es ist das Verdienst Weichardt^s, sie im Hofe der Neapeler Museums wiedergefunden zu haben. Sie ist 1,62 lang, 0,54 hoch, auf beiden Seiten gleich sculpirt und durchaus geeignet, als Füllung zwischen zwei Pfeilerchen oder Postamenten in einer Brüstung angebracht zu werden. So verwendet sie denn DRR TEMPEL DES VE8PASIAN IN POMPEJI 137 Weichardt für die Brüstung mit der er das Podium Tor der Oella vorn uDd auf den Seiten bis zu den Treppen versieht. In der Tat ist es sehr wahrscheinlich, dass dies ihr Platz war. Es ist viel- leicht zu viel gesagt, wenn Weichardt meint, das Podium sei ohne Brüstung kaum zu denken; aber sehr erwünscht war sie gewiss. Wenn ferner Mazois, der bei der Ausgrabung zugegen war, das Stück für zugeh^^rig hielt, so ist dies zweifellos ein sehr gewich- tiges Zeugniss. Und endlich : aus der Nähe des Tempels müsste es doch jedenfalls stammen ; aber weit und breit, in der ganzen Umge- bung des Forums, findet sich keine andere Verwendung. Eine solche Brüstung befand sich zwischen den oberen Säulen des Portikus vor dem Macellum, vielleicht auch vor dem Larenheiligtum und vor eben diesem Tempel; aber dafür ist unser Stück viel zu klein. Ganz unm^^glich aber ist die Art, wie Weichardt diese Brü- stung anbringt und gestaltet. Vier solche Stücke von 1,62 füllen nach ihm die Vorderseite so weit, dass noch für fünf kleine Po- stamente Platz bleibt. Da nun aber die Vorderseite 7,20 lang ist, so konnten die Postamente nur 0,14 breit sein, was doch wohl etwas sehr wenig ist bei dem schweren und vollen Omamentmotiv der Platte. Und hätte es nicht näher gelegen, die Brüstung, den Interco- lumnien entsprechend, in fünf Teile zu teilen? Vor allem aber ist der Platz, den Weichardt der Brüstung anweist, schon anderweitig besetzt. Da stehen ja die Säulen. In Weichardt*s Grundriss S. 96 fehlt die Brüstung; in den perspectivischen Ansichten Fig. 122 und Tafel treten die Säulen etwas vom Bande zurück und verläuft die Brüstung unmittelbar vor ihrem Fusse. Das ist aber doch ganz unm^^glich ; nicht nur wird die Fläche vor der Cella in unge- bührlicher Weise verengt, sondern es ist auch unzulässig, dass die Säulen einer Fassade mit ihrem unteren Teil hinter einer Brü- stung verschwinden; Säulen mit einer Brüstung unmittelbar an ihrem Fusse sind ein ganz undenkbares Motiv. Sollte hier eine Brüstung sein, so gab es nur eine m^^gliche L^^sung : man musste die Säulen auf Postamente stellen und diese durch die Brüstung verbinden. Und so sind wir denn auch von dieser Seite wieder bei dem Motiv angelangt, das sich uns schon aus der grossen Höhe im Verhältniss zur Fassadenbreite ergab. Nehmen wir nun an, dass die Säulen auf etwa 1 m. hohen Postamenten standen und jene Platte der sie verbindenden Brü- 188 A. MAU, DER TEMPEL DES VB8PA8IAN IN POMPEJI stuog angehörte, so ergeben sich zunächst aus dem nun viel ge- ringeren, auch dem Pilaster entsprechenden Säulendurchmesser, etwa 0,40, die an sich wahrscheinlichen leichten und zierlichen Verhältnisse. Weiter aber erweist sich nun die durch das Belief bezeugte und an sich wahrscheinliche Erweiterung des Mitteljoches nicht nur als m^^glich, sondern als notwendig. Denn bei gleichen Intercolumnien ist jedes derselben zu klein für die Platte, um deren Unterbringung es sich hier handelt, während sie in ein erweitertes, ungeAhr der Thür entsprechendes Mittelintercolumnium trefflich hineinpasst. Beistehende Reconstruction zeigt, denke ich, hinlänglich) dass die so sich ergebende Qestalt des Tempels ge- fälliger und überzeugender ist, als die Restaurationen von Mazois und Weichardt Gegen sie könnte nur vielleicht geltend gemacht werden, dass das Ornament der Mittelplatte nicht in ganz analoger Weise auf den vier kleinen Platten zwischen den Postamenten rechts und links entwickelt werden konnte. Diese müssen also etwas anders behandelt gewesen sein; sie konnten etwa eine Ro- sette enthalten. Keinenfalls kann eine so geringe Schwierigkeit gegenüber den oben entwickelten, fast zwingenden Erwägungen irgend welches Gewicht haben. A. Maü. AMOREN ALS OBLFABRIKANTEN. Eine Abteilung des bekannten Amorenfrieses im Hause der Vettier in Pompeji ist von mir (Mitth. XI, 1896, S. 75) und Sogliano {Mon. ant. d. Lincei YIII, S. 352 ff.) verschieden erklärt worden. Ich fand in ihr Fabrikation und Verkauf des Oeles dar- gestellt, Sogliano meint, dass die Amoren hier vielmehr als Aerzte erscheinen, die freilich das für ihre Zwecke erforderliche Oel selbst fabriciren. Ich würde schwerlich auf die Frage zurückkommen, wenn ich nicht a. 0. eine, uni zwar die entscheidende Figur falsch erklärt und dadurch versäumt hätte, der irrtümlichen Auffassung Sogliano*s vorzubeugen. Diejenigen Figuren und Gruppen, die die Fabrikation des Oeles darstellen, geben natürlich keine unwidersprechliche Ent- AMORKN ALS OKLFABRIRANTE.V 139 Scheidung. Höchst unwahrscheinlich aber ist es doch, dass die Aerzte das ihnen n^^tige Oel vom Pressen der Oliven an selbst bereiten sollen, und zwar in demselben Bauna, wo sie Kranke empfangen, und dass in einem Bilde, dessen Gegenstand die Tä- tigkeit der Aerzte ist, mehr als die Hälfte des Baumes und der Figuren dieser nebensächlichen Beschäftigung gewidmet sein soll. Ich unterlasse es, dies weiter auszuführen; dass hier die Fabri- kation des Oeles dargestellt ist, darüber ist ja keine Meinungs- verschiedenheit. Diese beginnt erst da, wo ich den Verkauf des Oeles, Sogliano die Verabreichung der Medicinalien erkennt. Von rechts beginnend sehen wir da zuerst einen vierfüssigen offenen Kasten, aus dem ein dahinter stehender Amor so eben eine bauchige Flasche entnommen hat. Auf dem Kasten liegt eine grosse Wage, zu gross für eine Medicinalwage, und eine grosse Papyrusrolle, in der Sogliano eine Keceptsammlung erkennt. Es kann aber auch eine Anweisung zur Bereitung parfümirter Oele sein, oder Rechnungen, oder sonst etwas uns unbekanntes. Dann folgt ein hoher Schrank, mit offenstehenden Flügel- thüren. Man erkennt mehrere Abteilunjen, in denen Flaschen und Gefässe stehen, in der obersten eine Statuette, nach Sogliano an einen Dreifuss gestützt in der Haltung des Apollino. Letzteres ist %* 140 A. MAU nicht genau: die Figur legt nicht den Arm auf den Kopf, son- dern erhebt die r. Hand in die Höhe des Ohres. Es ist also viel eher das Motiv der ein Gewand über die Schulter heraufziehenden Aphrodite des Alkamenes. Dass die Stütze grade ein Dreifuss sei, kann bei den kleinen Dimensionen und der nur andeutenden Malweise nicht behauptet werden. Hier also Apollo als Heilgott zu erkennen ist nicht tunlich, und es steht nichts der Annahme im Wege, dass die Flaschen in dem Schranke parfümirte Oele enthalten. Entscheidend war wohl f&r Sogliano*s Auffassung die aus drei Figuren bestehende letzte Gruppe links. Eine Psyche, offenbar eine Dame, sitzt auf einem Sessel ohne Lehne ; hinter ihr steht in steifer Haltung ihre Dienerin, den Fächer auf der Schulter. Ihr gegenüber steht ein nackter Amor, der unter dem 1. Arm ein Geßss hält, aus dem er mit der Bechten, mittels eines L^^ffels, eine Flüssigkeit entnommen hat. Ich erkannte in ihm den Oelverkäufer, Sogliano den eine Medicin darreichenden Arzt. Vollständige Nacktheit grade des Arztes ist einigermassen auffallend, da doch sonst in diesen Bildern Bekleidung nicht aus- geschlossen ist. Die entscheidende Figur aber ist die sitzende ver- meintliche Patientin. Nach Sogliano sitzt sie in schmerzlicher Haltung, auf einen Stock gestützt. Letzteres nahm auch ich an. Nun ist es zunächst gradezu unglaublich erstens dass eine an schmerzhafter Krankheit leidende Dame des Banges wie die hier dargestellte zum Arzt geht, statt ihn rufen zu lassen, zweitens dass dieser sie auf einen lehnelosen Sessel setzt und als Stütze ihr nur einen Stock zu bieten hat. Vor allem aber beruht grade dies letztere Motiv auf Irrtum. Bei der ganzen Haltung des Ober- körpers müsste der Stock auf der rechten, dem Zuschauer zuge- wandten. Seite der Schenkel stehen ; hier aber ist bei vollkommener Erhaltung ganz sicher, dass er nicht vorhanden ist. Ferner geht aus der Haltung des mit gesenktem Ellbogen dicht am Körper anliegenden rechten Oberarmes, so wie auch aus seiner deutlich ausgedrückten Muskulatur zweifellos hervor, dass die Hand mit der Fläche nach oben gehalten ist. Und trotz der nur andeutenden Ausführung ist dies auch an der Hand selbst hinlänglich deutlich. Damit ergiebt sich ein ganz anderes Motiv: die rechte Hand stützt den gehobenen linken Unterarm, auf den sich die Nasa AMOREN ALS OELFAHRIRANTEN 141 senkt. Also die Dame ist gekommen, um einen Parfüm zu kaufen. Sie prüft den Geruch, indem sie einen Tropfen auf ihr linkes Handgelenk reibt. An Anstrengungen wenig gewöhnt verteilt sie die Mühe des Hebens auf beide Arme, indem sie den linken Unterarm mit der rechten Hand stützt. Die Deutung auf Aerzte ist mit dieser doch wohl zweifel- losen Erklärung vollständig ausgeschlossen. Die kleine Gruppe, so verstanden, ist wohl das reizendste Genrebild in diesem gan- zen Cyclus (*). Von E. Petersen werde ich darauf aufmerksam gemacht, dass meine Auffssung bestätigt wird durch die entsprechende Gruppe des aehnlichen Amorenfrieses im Hause YII 7, 5 (Sogliano 401), publicirt von Trendelenburg Arch. Zeit. 1874 Taf. 3, 2*, aber S. 46 nicht richtig erklärt. Es sind dieselben Figuren : Verkäufer, Käuferin und Dienerin, letztere in der gleichen Haltung mit dem Fächer, der in der Abbildung irrtümlich zu Flügeln geworden ist. Aber der Verkäufer ist hier eben beschäftigt, der sitzenden Käu- ferin den Parfüm auf den vorgestreckten rechten, vom linken un- terstützten Unterarm zu streichen. Es ist also ein früherer Moment dargestellt als in unserem Bilde. Die Figuren sind noch jetzt einigermassen kenntlich, Einzelheiten aber nicht zu unterscheiden. Petersen bemerkt mit Recht, dass solche Variationen auch deshalb wichtig sind, weil sie die Selbständigkeit der Maler gegenüber ihrer Vorlage beweisen. A. Mau. (*) Uebrigens war das gans entsprechende Bild eines ähnlichen Amoren- frieses, von dem sogleich die Rede sein wird, fragend schon von Schreiber auf aerztliche Praxis bezogen, indem er der in seinem Kultarhistor. Bilder-Atlas LXXn 7 wiederholten Scene die Unterschrift gab: Amoren in der Apotheke (?). VAEI A I. Die Marathonische Bronzegruppe des Pheidias. Von der grossen Bronzegruppe, welche die Athener aus dem Ma- rathonischen Zehnten nach Delphi weihten, ist bei den Ausgrabun- gen der Franzosen auch nicht ein Stein (i) vom ßad-gov — andres als dieses konnte man zu finden natürlich sich nicht versprechen — gefunden. Wir bleiben also vornehmlich auf Tansanias (^) angewie- sen, und was ich über dies viel besprochene Werk zu sagen habe, sei mir erlaubt als thatsächlich zu erzählen, obgleich es Hypothese ist, die thatsächlichen Stützen der Hypothese aber in Anmerkungen beizubringen. Das Werk des Pheidias (^) bestand aus einer dreifigurigen (i) Vgl. Homolle im Bull. corr. hell. 97, 398. (<) Pansanias X, 10 sagt Tta ßtt&gi^ di rt^ vno roy Vnnoy toy dovQHoy [cfi;], inlyQauua fxiy icxiy find dsxttxt^g tou Magad-taylov igyov re&fjyai tag fixoyag' (A) eüri (nicht ^cay]) d^ 'A&tjyä re xal UnoXXüty xal dvrJQ xtay atQa* trjyticdyTtjy MiXtaidfjg • (B) ix d^ tcSy tjotitay xaXovfiiytjy 'Ep«/5€tff re xai KexQOip xai üaydiaty, ovroi fiky dtj xai yietog ts xal 'Jyrioxog 6 ix Mijdag . . (C) m di Myevg rs xal naldtay xdiy Stjaiatg ^Axafiag, ovtoi fiiy xai tpvXatg *A&ijytj4H,y oyofiata xard fidyttvfia Idocay to ix JeXiptSr ' 6 da MeXdy&ov KodQog xal Sijcevg xal ^vXevg (besser ^iXatog) Iri (?), ovtoi di ovxin rtüy invyvfiwy sioi ' tovg fiky drj xaT$iX$yfieyovg ^iidiag inoiijiFB xal dXtj&ei Xoyif) dfxdtfj xtu oitoi trjg fJ^dx^ig Biciv. Uyriyoyoy ök xal toy nalda Jr^fAtjzQioy xal IltoXcfiatoy ToV Aiyvntioy xQoyu) vctsgoy dniaiHXtcy ig JeXtpovg. . . Frazers ( Commentary) Annahme» dass zn Pansanias' Zeit die Stataen schon verschwunden gewesen wären, hat an dessen Worten keinen Anhalt; denn nicht von den Inschriften sondern von den Bixoysg gilt sein slüly u. s. w. (3) Dem Pheidias hat Furtwängler M. W. S. 55 die Gruppe abgespro- chen. Die Gründe, die gegen das Zeugniss des Pansanias geltend gemacht werden, sind (vgl. Robert, Marathonschlacht 5, 4) ebenso schwach wie das Zeugniss stark. Dasselbe ist in der That aussergewOhnlich genau, indem es. VARIA. I, DIE MARATHOMSCHK BROÜZEGRUFHE DES PHEIDIAS 148 Mittel gruppe: Miltiades zwischen Athena und Apollon(^); daran schlössen jederseits fünf Heroen an, sieben von den Eponymen, drei andere. Athena, deren Land und Heiligthümer durch Miltiades, den Führer und Vertreter ihres Volkes befreit worden war, kränzte den Sieger in Delphi, in Gegenwart ApoUons, des Gottes, dem das Werk von den Athenern geweiht worden war ; die Kränzende stand rechts, der Delphische Gott als Zeuge links (^), Miltiades in der Mitte (3). mit Beziehung auf das Epigramm an dem ßä&goy, Ort Zeit und Anlass der Stiftung, Stoff und Meister des Werkes angiebt, Figur für Figur benennt und endlich nachträgliche ZufÜgungen vom ursprünglichen Bestände unterschei- det Der Hauptgrund, das Werk dem Pheidias abzusprechen ist, dass dieser noch zu jung gewesen sei zu der Zeit da das Werk als Zehnter habe ausge- führt sein müssen. In der angezogenen Schrift von Ziemann, de anathematis graecU ist aber nirgends erwiesen, dass die Zehnten den Göttern alsbald ent- richtet wurden. Es ist das sogar für den Marathonischen bei dem baldigen Fall des Miltiades durchaus unwahrscheinlich ; erst in der Zeit da Kimon auf der Höhe war, ist diese Form der Gruppe m. E. denkbar. (1) Die dreifigurigen Gruppen sind bekanntlich viel älter als Pheidias, und sehr verschieden nach dem Grade der Bewegung und der künstlichen Verflechtung der Figuren, auch noch diejenigen die dem Pheidias zuzuschrei- ben sind. Vgl. Rom. Mitth. 92, 71 und 99, 154. Zu den feierlicher, ruhiger ge- haltenen, die Puchstein, Jahrb. 90, 112 ff. allein als Pheidiasisch gelten lassen will, zählte derselbe gewiss mit Recht auch die Miltidiadesgruppe und andre, wie die der Nemesisbasis, die mit einer andern Figur als Helene — konnte es noch wenigstens Nemesis selbst sein! — in der Mitte, trotz Pallat (Jahrb. 97, 1) und Rossbach (Roschers Lex. III 152) schwer annehmbar scheint. (') Stand das Marathonische Anathem, wie Bulle und Wiegand im Bull, corr. hell. 98, 333, zu erweisen suchen, und Homolle selbst ebda 572 ff., ent- gegen seiner früheren Ansetzung, ebda 97, 397 ff., anzunehmen geneigt ist, nördlich vom Wege, so würde diese Stellung der Gotter sehr gut der jedem Besucher jenes Ortes unmittelbar im Gefühl liegenden Orientierung Athens gegen Delphi entsprechen. (^) Miltiades, der einzige Sterbliche, die einzige das e^ov MaQa&aiyior darstellende Figur, gehört selbstverständlich in die Mitte ; und ebenso selbst- verständlich ist er in der classischen Form der Ehrung gekränzt worden. Athena, die ihn, natürlich mit der Rechten, kränzt, muss deshalb rechts gestanden ha- ben ; und wie Pausanias rechts bei ihr beginnt, um vor dem Sterblichen dann erst den ihr gegenüberstehenden Gott zu nennen, so nennt er, danach zu den Figuren an den Seiten übergehend, auch erst die Heroen des rechten Flügels. Der Dreitheilung der Gruppe, die in Anm. 2 S. 142 durch ABC markiert ist, 144 R. PETERSEN Es reihten sich an Athena an ihre speciellen Schützlioge und HausgeQOSsen Erechtheus und Kekrops, ferner Pandion, Leos und Antiochos; an ApoUon das Geschlecht des Thesens in drei Gene- rationen: zunächst Aigeus, dann dessen Enkel Akamas, weiterhin zwischen Eodros und Philaios (mit Curtius, Akad. Abh. II 366) noch Theseus, wie es die in eine Beihe gestellten Namen, deren oificielle Folge die Ziffern (eingeklammert die fehlenden) anzeigen, noch besser verdeutlichen werden. Miltiades, Strat^ der Oineis, vertritt diese Phyle, Philaios, der zum Athener gewordene Sohn des Aias die Aiantis und, wo diese bei Marathon gestanden hatte nämlich auf dem rechten xäQag, da stand auch das Bild des Phi- laios in der Gruppe. Eodros, aus dem Poseidonischen Geschlecht der Neliden, vertritt die Hippothontis, Theseus repraesentiert ganz Athen. Die Zahlen lassen sogleich erkennen, das die gewählte Anord- nung eine Yerquickung der oflSciellen Pylenreihe mit einer poe- tisch künstlerischen ist. Dabei ist zugleich die engere Verbindung einzelner Figuren, wenn Pausanias sie durch rk xa( angedeutet haben sollte, durch Klammem ausgedrückt: (9) (8) 5 2 (6) 1 7 3 4 10 Phi. The. Ko. Ak^. ] Ap. ML Ath. | Er. Ke. Pa. LejLn^ Später Hessen die Athener noch die Standbilder des Anti- genes und Demetrios und Ptolemaios dazustellen, vermuthlich auf eine Erweiterung des ßd^Qov{^). passt sich der rhetorische Baa seines Satzes an, and auch die Gleichheit der beiden Flügel spiegelt sich im Satzban: B : . . rdiy ^Quitat^ xaX. 'Eg. r. x. K. x. JI, ovroi fdiy drj x. ji. r. », A. C : . . Ir» dh U. X. X, A, ... ovtoi . . o cf^. K, x, 9. x. *. (1) Es war eine die Kritik discreditierende Methode, die ans zwei will- kürlichen Voraussetzungen, deren eine direkt, die andre indirekt Pausanias widersprach, auch an sich Unhaltbares folgerte, um darauf schliesslich eine nichtige Conjektur zu bauen. Von jenen Voraussetzungen war die eine die, dass alle Statuen auf dem ursprünglichen Bathron gestanden hätten (Sauer Anf. d. stat. Gruppe 18, Loewy, sopra il donatio maratonio degli Ateniesi a Delfo in Studi ital. di filol. class. V 34; die andre (Curtius, Weihgeschenke Ges. Abh. n 365 ; Sauer, Loewy) die, dass von den zehn Eponymen nicht drei, n&m- lieh Oineus, Hippothon, Aias h&tten fehlen, bez. durch andre ersetzt sein können ; wobei man zuerst (Curtius, Sauer) gar nicht gewahr wurde, dann VARIA. I, DIE MARATHOMSCHE BRONZEGRUPPE DES PHKIDIA8 145 Von dem Apollon dieser Reihe ist eine Copie in der Statue des Thermenmuseums erhalten (^), von der Athena eine Umarbei- tung in der Lemnia. Beide stehn hier auf S. 148 f., leider nicht ganz gleichmässig verkleinert. Der Apoll wird als ein Werk etwa aus der vierten Dekade des fünften Jahrhunderts erkannt an seinem Stil, besonders dem der Haare; einen dem Polygnot nahestehenden Künstler verräth die Grossartigkeit der Formen und die vornehme Buhe der Hal- tung, merkwürdig übereinstimmend mit dem berühmten Krater von Orvieto (^), dem besten Kepraesen tauten Polygnotischen Stils ; (Loewy) mit nichtigem Einwand abzuthun meinte was schon Göttling sah, dass Pausanias ausdrficklick bemerkt, von den Heroen sei nur ein Theil dar- gestellt, im ganzen sieben ; statt der übrigen drei andre, (nämlich Philaios (?) Kodros und Miltiades selbst ausser Theseus), durch die vertreten zu sein gewiss keine der Phylen übelnahm; worüber absprechen zu wollen, gegen antikes Zcugniss, mir unmöglich scheint. Aus jenen falschen Vorraussetzungen ge- winnt man dann, statt der zwanglos sich an den centralen Miltiades anrei- henden zwei Gotter und 2X5 Heroen, sechzehn (Loewy), oder gar neunzehn Figuren (Sauer). Wahrhaft erstaunlich ist es weiter zu s^'hn, wie man Mil- tiades Centralstellung und auch die Eränzung als nicht überliefert verwirft und es eine disposizione ottima findet, wenn die beiden Gotter in der Mitte der Sechzehn gestanden hätten, Miltiades, der nyiJQ, bei den Heroen, sieben der Eponymen an der einen, drei an der andern Seite, und diese unglaub- liche CoTuposition noch dadurch verschlechtert, dass man hinterher die Kränzung doch beibehält und einen der Gotter sich mit dem Kranze seit- wärts zu Miltiades wenden lässt. Und dies Gebäu wird gekrOnt mit der über- raschenden Conjektur, dass Antigonos, Demetrins und Ptolemaios niemand anders gewesen wären als die drei fehlenden Eponymen, nur fÄBteniyfyQafA- fÄByoi. Also jetzt nehmen die drei Phylen, die vorher nicht einmal durch Phi- laios u. s. w. vertreten zu sein sich begnügten, sogar an der Beseitigung ihrer Heroen keinen Anstoss; und die rasierten Fürsten nicht an ihren seltsamen, theilweise (wie Aias) gewiss voUbärtigen Porträts. Freilich, wenn Pausanias von der Maskerade nichts merkte, brauchten die andern sie ja auch nicht zu gewahren. (1) Vgl. Rom. Mitth. 91 S, 377 f. Taf X XI. Photographien von Ander- son. Helbigs Einwände (Führer II n. 1069) erledigen sich leicht, namentlich durch die von ihm übersehene Replik s. Anm. 10 ; so namentlich die Leugnung des Bogens in der Linken, dessen Spur Heibig nicht ordentlich angesehn zu haben scheint: das Ende ist grade so wie an Apolls Bogen auf dem Krater Anm. 2. Auch sein technischer Einwand ist hinfällig: sowohl bei der Athena Giustiniani wie bei dem Meleager des Vaticans war die Lanze ganz aus Marmor. (*) Der Orvietaner Krater Afon. ined. d, L XI 38 f. als Polygnotisch , 10 146 E. PETERSEN Pheidias ferner wurde erkannt an der Uebereinstimmung mit dem Zeus von Olympia in den Nackenlocken, dem Schädelumriss (in der Seitenansicht) und in dem wunderbar gnädig freundlichen Gesichtsausdruck, der, ohnegleichen, die beste Veranschaulichung dessen ist was die Alten im Antlitz des Zeus sahen. Apollo giebt sich zu erkennen durch den Bogen den die Bechte hielt und den Lorbeer den die Linke aufstützte (^) ; und dass er endlich als Zeuge eines Vorgangs dasteht, offenbart uns die starke Seitenwendung des Kopfes (^) und eben der Ausdruck seines Gesichts. Eine ganz entsprechende Wendung, nur nach der entgegenge- setzten Seite, ihrer rechten, macht Athena {^). zu ihrem Schütz- ling hin, der wohl um eines Kopfes Höhe kleiner sein konnte als die Götter und doch ungefähr noch lebensgross (^). Auch sie hat in der äusseren Hand ihre Waffe, die aufgestützte Lanze, wie Apoll den Lorbeer: wie der Bogen in der Rechten, so ist die Lanze in der Linken, ausser Gebi-auch; und friedlich zeigt sich die Göttin auch durch die schräg gelegte Aigis und das unbewehrte Haupt. und zwar roehr als andre, jetzt wohl allgemein anerkannt. Man vergleiche namentlich auf 38 die drei Figuren links, speciell auch wegen der Nacken- locken. (1) Dafür ist von grosser Wichtigkeit die Wiener Bronzestatnette, bei R. V. Schneider, Album Taf. XXVII mit S. 11, die meine frühere Meinung: Apollo habe die Hand auf Miltiades Schulter gelegt, trefflich corrigiert ; denn der Gott hielt hier den Lorbeer mit der Linken aufgestützt wie er ihn so oft hält, wo er als Zuschauer zugegen ist, am correktesten natürlich in Delphi selbst. Seine hängende Rechte hielt also nicht, wie Heibig (s. Anm., S. 145) meinte, den Zweig sondern den Bogen, wie v. Schneider nach der Handhaltun^' wahrscheinlich findet, ich an einer Spur am Marmor erkannte. Derselbe v. Schneider stimmt auch der Zurückführung auf Pheidias zu. (*) Für diese vergleiche man z. B. die Mittelfiguren der beiden Giebel des Zenstempels in Olympia. (3) Die 'Lemnia* zu acceptieren sträubte ich mich lange, theils weil mir der Kopf zu klein erschien, — darin stimmt jetzt der Apollo überein — noch mehr wegen der für ein Einzelbild, wie mir schien, schwer begreiflichen Kopfwendung. Gegen die zuletzt von Stadniczka abgewogenen Gründe (Arch. Anz. 99, 134) war indessen nicht wohl aufzukommen, und meine Hauptbe- denken sind durch obige Combination vollends geschwunden. {*) Miltiades mochte 1. 75 hoch sein. Die Maasse der Gotter stimmen so genau wie man verlangen kann: m. 1,97 misst Athena über der Plinthe, Apollo etwas mehr (bekanntlich mit einer Ergänzung der Unterbeine) die Gesichtshohe beträgt bei beiden 180cm., die Augenweite 110. VARIA. I, DIE MAKATHOMSCHK BKONZEGRUPPE DES PHEIDIAS 147 Statt des Helmes trägt sie die Siegesbinde, wie sie auch selber den Helden kränzt mit dem Zweige, den sie, wie man denken mag, von Apollons Lorbeer brach. Aber die Lemnia ist nicht selbst die Athena der delphischen Gruppe: von andren! zu schweigen, ist die Bildung ihres Haares zwar in grader Linie abstammend von derjenigen am Apollon, aber, auch wenn wir die rasche Eotwickelung eines grossen Meisters in Rechnung bringen, werden wir kaum weniger als ein bis zwei De- cennien zwischen einem und dem andern Werk verflossen denken (^). Als um das Jahr 450 attische Eleruchen unter Perikles nach Lemnos auszogen und sich dort ansiedelten, oder vielleicht als sie dort schon glücklich Fuss gefasst hatten, da weihten sie auf die heimathliche Akropolis ein Bild Athenas, das von ihrer neuen Hei- math Lemnia genannt wurde und von ihrer einzigen Schönheit einen andern Namen bekam, den uns die Ueberlieferung vorenthalten hat. Nun war dieselbe Insel Lemnos rund ein halbes Saeculum früher von Miltiades, dem nachmaligen Rieger von Marathon erobert und mit attischen Ansiedlern besetzt worden (^). Zur Erinnerung dessen Hessen die neuen Lemnier ihrem für die Akropolis bestimm- ten Athenabilde eben die Gestalt geben, in welcher sie in Delphi Miltiades kränzend dem Apollo gegenüber und von den attischen Landesheroen umgeben stand. Es war aber nicht die Art der noch blühenden, geschweige denn der in gewaltigstem Aufschwung be- griffenen griechischen Kunst, sich archaeologisch genau zu wieder- holen: die Lemnia des Pheidias war bis auf den Kranz dieselbe wie die delphische, aber sie verleugnete nicht die Fortschritte die der Meister in der Zwischenzeit gemacht hatte ; ja um Kimons und seines Vaters willen, den der Knabe einst jubelnd als heimkeh- renden Sieger begrüsst haben mochte, bot er sein bestes Können auf, sie mit Schönheit zu schmücken. Stand die delphische Athena neben dem Marathonssieger, so erhielt die Lemnia ihren Platz (>) Die nahe Verwandtschaft der Lemnia mit dem Apollon ist namentlich von Fnrtwängler anerkannt; von demselben aber auch die fortgeschrittene Haarbehandlung an der ersteren trefflich gewürdigt, M. W. 77, vgl. 23. («) Herodot. VI 140 Vgl. Basolt Gr. Gesch. II« 531 über die Eroberung des Miltiades; III 414 über die Klernchie unter Perikles. Die von ihm unge- fähr zur selben Zeit bemerkte Herabminderung des Tributs um die Hälfte war vielleicht der Hauptgrund der Stiftung. 148 E. PETERSEN neben der grossen ehernen (0 AtheDa, dem dgictttov, wie Pausa- nias mit gewiss nicht selbst gemachter Wendung sagt clnd Mr^dtov Fig. 1. (^) Die Grosse Athena hin ich immer noch geneigt mit Lange und Furt- wängler MW. 51 ff. verkleinert copiert zu sehen in dem Torso Medici und den so glOcklich von P. Herrmann (Jahreshefte 99 II 155 ff.) nachgewiesenen zwei Statuen in Sevilla, einer sogar mit ihrem Kopf. Ich halte also den Torso Medici, den ich übrigens nur in Gips kenne, nicht für original, vor allem nicht wegen des bei Copien von Gewandfiguren auch sonst Öfter beobachteten YARfA. I, DIB MARATHOMSCHB BRONZEGRUPPE DES PHEIDIAS 149 T(0y ig MaqaO^äva aTToßävTODv; neben der vollgerüsteten Burg- hüterin, sie eine schon nach dem Kampfe feiernde, die nm das Fig. 2. einseitigen Beraflheiis um die Faltentiefen, hinter denen schliesslich die KOr- perform fehlt, wie hier von der linken Hflfte abwärts ; ich glanbo femer ihn wie die andern Copien nicht nach Marmor sondern nach Erz gearbeitet. Die Verkleiuerang auf etwa die halbe OriginalgrOsse ist, denke ich, so wenig un- erhört wie in anderen Verhältnissen. Fnrtwänglers neuere Hypothese Aber den Torso Medici, Intermezzi S. 17 und Mflnch. Sitz.-Ber. 98, 367 scheint nirgends 150 E. PETERSEN Haupt die Binde, um die Brust die schräge Aigis trägt, ohne Schild und die Lanze in der Linken. Statt der Kranzes aber, mit wel- chem die Delphierin Miltiades schmückte, hielt die Lemnia den Helm (^), der so abgenommen, als ein weiteres Symbol beendeten Kampfes verstanden werden kann, aber wie ihn die Göttin sinnend betrachtet, auch noch anders verstanden werden will. Nothwendig müssen unsere Gedanken eben dadurch nach Lemnos zurückgelenkt werden, wo die Stifter des Bildes eine neue Heimath gefunden hatten in der ältesten des kunstfertigen Schmiedegotts. Diesen waren sie ja in ihrer attischen Heimath mit Athena zusammen zu feiern von altersher gewohnt gewesen, beide Lehrer aller Kunstfertigkeit, und doch Athena, wie es scheint, von Hephaistos mit ihren Waffen aus- gestattet. Auf einem römischen Sarkophag schreiten beide auf Pe- leus und Thetis zu, dem Paare ihre Gaben bringend: Hephaistos Schild und Schwert, Athena den Helm den sie ähnlich wie die Lemnia in der Rechten hält. In einem attischen Relief (-) das nur ein bis zwei Generationen jünger als die Lemnia, reicht Hephaistos der Athena den Helm, und als ein Geschenk von ihm, einen Gruss aus Lemnos sollen wir auch den Helm in der Hand der Lemnia verstehen. So ist doch auch in der vereinzelten Lemnia noch ein Nachklang zu vernehmen von der Verbindung, in der die Göttin ursprünglich mit andern Figuren, nämlich mit Miltiades und Apol- lon, gestanden hatte. Auch Apollon stand auf der Akropolis von Pheidias Hand als Einzelfigur von Erz. Dass auch er als solche aus der Delphischen Gruppe wiederholt worden sei, das könnte man aus dem Beinamen Billigung zn finden. — Das u^gAa x^^ovy verbindet Pansanias zunächst nicht- Ortlich sondern begrifflich (als daxattj) mit der Athena. Seinen genauen Platz giebt nur Herodot V 77 an. (0 Den Helm haben die von Furtwängler ( Ant Gem. 88, 34 ff. und 39, 32) gesammelten und abgebildeten Steine so vor der Brust der Göttin, dass man nicht wohl anders denken kann als dass sie ihn auf der Rechten vor sich hielt. (*) Das Relief ist von Furtw&ngler, Münch. Sitz.Ber. 97 I 289 abgebil- det und sogleich richtig bezogen. Mit gleichem Rechte konnte es Reisch in seiner schönen Studie, Athena Hephaistia (Jahreshefte I 79) für seine Tempel- bilder des Hephaisteions verwerthen. Wohl konnte er mit einem gewissen Rechte sagen, dass ' die Lemnia, soviel wir wissen eine Einzelfigur ' war, aber die Verbindungsf&den zwischen ihr und der Hephaisteia lagen doch schon damals vor Augen ; und dass sie von Ursprung her nicht £inzelfigur war, hoffe ich wahrscheinlich gemacht zu haben. VARIA. I, DIE MAKATHOMSCHE BRONZEGRUPFE DES PHEIDIAS 151 Parnopios errathen wollen ('). Nach Pausanias I 24, 8 nannte man ihn so, weil er den Athenern verkündet hätte, er würde ihnen die Heuschrecken die ihr Land schädigten vertreiben. Also ein Orakel, dessen Bäthselsprache es wohl anstehen würde, ungezählte Kriegs- scharen als Heuschreckenschwarm zu bezeichnen, wie es den Athe- nern nach Aristophanes Ach. 150 sogar geläufig gewesen wäre. Mit geringer Veränderung könnte das Wort, das der Theoros die Athe- ner beim Anblick der Skythenschwärme ausrufen lässt im Basisepigramm des Parnopios der Gott von den vorausgesehenen Mederschaaren gesagt haben. Zu Aristophanes Zeiten noch richtig bezogen, wäre es später von wirklichen Heuschrecken verstanden worden. (3) Gehörten wirklich, wie ich früher (R. M. 91, 378 annahm, Kopf und Körper des Capitolinischen Ap^dl (Helbi^. Führer I« n. 516; Arndt-Amelung, Einzelverk. II n. 459) zusammen, so hätte ein dem Apollo der Delphischen Gruppe so ähnlicher Zwillingsbruder alles Anrecht, für eine Wiederholung jenes gehalten zu werden, und die Vermutung über den Namen des Parnopios fände daran eine starke Stütze. Aber nach erneuter Untersuchung, namentlich des Kopfes jener Statue und seiner Verbindung mit dem Rumpf kann ich, in wesentlicher Uebereinstimmung mit Amelung a. a. 0. IV S. 60 versichern, dass der Rumpf zwar einen Apollo derselben Zeit darstellt, und dass derselbe mit dem Typus ds Casseler Apollo kaum grossere Uebereinstimmung zeigt als mit dem der Thermen, dass aber die Zugehörigkeit des Kopfes, auf die es vor allem ankommt, nicht zu erweisen, vielmehr nicht wahrscheinlich ist; weil von den Nackenlocken des Kopfes keine sichere antike Spur an dem Rumpf zu erkennen ist, wie es der Fall sein müsste, namentlich wenn dieser Apoll ein Gegeubild des andern w&re; und weil die allein antiken je zwei Lockenenden an jeder Schulter auch mit andrer Haaranordnung sich vertragen. Dieselben sind, wie Herrmann a. a. 0. richtig sah, verschoben, aber die da- durch erwiesene Kopfwendung hatte, auch der Kopf. Nicht sie also, wohl aber der von Amelung constatierte neue Ursprung der Nackenlocken, erweist dass der Kopf nicht zugehörte. Mit dem Omphalos-Apoll oder dem capitolinischen Wagenlenker hat dieser sicher nichts zu thun. Richtig bemerkte Amelung, er sei vom Thermen- Apoll nicht zn trennen: mehr als das: es ist eine zweite Copie, nur fast unkenntlich geworden durch Abarbeitung und Glättung des gan- zen Gesichts, durch nichtswürdige Aufbohrung der gebrochenen Stimlocken, deren Anfänge zan&ehst der Binde (die als gedrehte Schnur charakterisiert ist) noch kenntlich sind; das Schläfenhaar vor dem 1. Ohr und die Nacken- locken geben den Beweis der gleichen Abstammung mit dem Thermenapoll. 152 E. PETERSEN II. Die Uingergruppe der Tribuna. Die Ringergrnppe der Tribüne bietet nach allen Seiten unge- löste Probleme: üebereinstimmung herrscht weder über die Zuge- Ivdrigkeit einzelner Körpertheile und namentlich der Köpfe, noch über das Yerständniss des dargestellten Ringerschemas und die Absichten, welche in diesem Augenblick die beiden Kämpfer er- füllen und jede Bewegung des einen wie des andern leiten, noch endlich über die Zeit und Schule, welche das Original dieser Gruppe hervorgebracht hat. Da ich Jahr für Jahr die Florentiner Gruppe zu betrachten Gelegenheit, wie auch über die offenen Fragen eine Antwort zu suchen die Pflicht habe, und die gefundene wiederholt zu prüfen nicht unterliess, darf ich mir wohl erlauben meine Ansichten vorzutragen, ohne auf abweichende Anderer weitläufig einzugehen (^). Von den Köpfen halte ich keinen für zugehörig, den des Un- teren (B) für alt, den andern (A) nicht blos für modern gereinigt und überarbeitet wie Amelung, sondern für überhaupt modern, und nach jenem copiert (-). Sie kommen für das Yerständniss des Ganzen also nicht in Betracht; es würden uns aber auch die echten, wenn sie erhalten wären, darüber wahrscheinlich nicht viel Aufklärung geben: die Gliedmassen: Arme und Beine sind es, die mit einander ringen und in ihrer Bewegung verstanden sein wollen. Ernstliche Zweifel können über die Ai-t wie sie zu ergänzen sind nur bei dem r. Arm und Hand des Oberen und beim 1. ünterbein und Fuss des Unteren obwalten, da für alle übrigen Theile im Wesentlichen nur eine einzige Möglichkeit vorhanden ist. Das Yerständniss eines complicierten Bingerschemas, wie es das vorliegende ist, kann sich nur dem erschliessen, der sich die ganz Bewegungsreihe klar macht, die zu demselben geführt hat. (!) Vgl. Friederichs-Wolters, Berliner Abgüsse n. l•^26; Amelung, Führer darch die Antiken in Florenz n. 66 und Arch. Jahrbuch 94, 192, gegen B. Graef ebda S. 119 ff. (*) Das lässt sich in den einzelnen Locken nachweisen; die moderne Hand yerrath sich namentlich darin, dass Anfang und Ende der Locken (»ft nndentlich ist, ja mehr als eine Locke in völlig unklarer urd unmöglicher Weise in eine andere übergeht. VARIA. II, DIE RINGER6HUPPE DER TRIBUNA 153 Also erzähle ich diesen Verlauf, wie ich ihn erkannt zu haben glaube. Die Binger standen einander gegenüber, wie wir es am besten in Vasenbildern sehen, mit stark vorgeneigtem Oberkörper, ihren Rumpf möglichst dem Griff des Gegners fernzuhalten be- dacht, aber die Arme zum Zugreifen bereit, rechter gegenüber dem linken, linker gegenüber dem rechten. Da gelang es dem Oberen, A, mit seiner Linken das r. Handgelenk von B zu packen, natür- lich fester als in der moderneu Ergänzung; und wahrscheinlich fasste auch die Bechte, der Linken alsbald, wie natürlich, zuhilfe kommend, dieselbe Hand, wodiuch zugleich die Composition an äusserer Geschlossenheit wie an innerer Wahrheit gewinnt, man mag den ümriss betrachten von welcher Seite man will. Mittels des axQhifsiv, das jeder vom Knabenspiele her kennt, d. h. durch Drehen des gestreckten Armes seines Gegners, gelang es ihm, diesen vorüberzubeugen, so dass dessen 1. Schulter tief und seit- wärts vor him lag (*). Diesen Vortheil wahrnehmend, warf sich A, immer noch den umgedrehten rechten Arm des andern mit beiden Händen haltend, auf den Bücken des Gebeugten, nun mit der Wucht des ganzen Körpers und vornehmlich mit dem Druck der l. Schulter den Gegner niederzwingend, dessen wie ausgerenkte r. Schulter das Manöver des Oberen am deutlichsten erkennen {}) Soweit ist die Gruppe durchaus richtig verstanden von Wolters, Berl. Abgüsse n. 1426; nur dass er die Rechte des Oberen noch unbetheiligt denkt und den Oberen schon als Sieger bezeichnet; der er freilich nach seiner Meinung ganz erst dann sein wird, ' wenn es ihm gelingt mit seiner Rechten den rechten Arm des Gegners festzuhalten, und mit der dann frei gewor- denen linken die andere Hand desselben zu ergreifen \ Das Zweite ist richtig; das Erste nicht schon gethan zu haben könnte ihn ja nichts entschuldigen. Die Bewegung der Beine l&sst W. ausser acht, und verkennt deshalb die Möglichkeit der Peripetie. Wesentlich anders als W. denkt Amelung, der allerdings auch die Beine beachtet, aber ihre Bewegung in mir unbegreif- licher Weise deutet : * Ein Athlet hat im Ringen einen andern von rück- wärts erfasst und zu Fall gebracht, indem er das linke Bein um das ent- sprechende seines Gegners geschlungen ' (das Gegentheil ist dargestellt !) * und dasselbe nach hinten gezogen hat \ Auch er nennt den Oberen Sieger und sieht als zum vollen Siege fehlend nur das Fassen der Linken mit der eigenen Linken an. Droht dem Oberen währenddes keinerlei Gefahr, so konnte das unmöglich misUngen, und auf diese Weise fehlt die Berechtigung von einem * spannenden Moment * zn sprechen. 154 . K. PETERSEN lägst Aber im Fallen gelang es dem Unteren, mit seinem 1. Bein das 1. des Oberen zu umfassen. Ob er dabei auch wie man es jetzt sieht, den Fass über dass 1. Fussgelenk des Gegners gelegt habe ist, wie ich glaube, aus den sicher antiken Besten nicht mit Gewissheit zu entnehmen ; denn dass Alter der beiden 1. Unterschenkel ist mir verdächtig (*). So wie so aber ist die Absicht jener Bewegung zweifellos; es ist der Anfang einer Ge- genbewegung, die den Unteren zum Sieger machen kann, wenn sie gelingt Was der untere beabsichtiget ist ähnlich dem was, als ge- lungenes Bingerstückchen, schon Euphronios zweimal auf dersel- ben Schale zur Darstellung gereizt hat, und was dann auch etrus- kische Maler bei den agonistischen Darstellungen ihrer Grabgemälde mehr als einmal wiederzugeben versucht haben ('). Auch dort besonders, Hartwig XV 2 war, man sieht nicht auf welche Weise, der eine Binger dem andern auf den Bücken gekommen ; da er- sieht der untere seinen Vortheil, indem er den einen Arm des Ganors so über seine Schulter zieht, dass er jenen über seinen stark gekrümmten Bücken herüber sich überschlagen lässt. Der Florentiner Binger hat die Füsse ähnlich gestellt wie der Untere — bald nun Obere — des Vasenbildes, den linken mit erho- benem Knie, den rechten mit auf den Boden gepresstem Knie; (1) Für modern erklärte sie G. Wolff Arcb. Zeit. 64, 206; für alt hält sie Amelnng, wie Meyer zn Winckelmann, G. d. k. IX 3, 19, und zunächst wird das jeder thnn wegen der ZwischenstQcke. («) S. Hartwig, Meisterschalen T. XV. 2 nnd XVI: volcenter Schale = Klein, Liehlingsinschr. S. 56. Dazu vergleicht Hartwig S. 138 I eine Schale des British Museum (abgebildet) und die etruskischen Wandgemälde: Mon. ined. d, L V. 15 und 33=» Inghirami, Afuseo Chimino 102; nnd ein drittes hierselbst 126. Von diesen etruskischen geben das erste und dritte die Situa- tion rein äusserlich einigermassen richtig wieder; das zweite verkehrt sie. Aber auch Hartwig hat S. 137 nicht richtig verstanden, wenn er das Bild XV 2 also beschreibt: der eine Gegner hat den andren durch einen mächtigen Druck auf das Kreuz (woran in aller Welt soll man das sehen ?) der sicheren Stellung der Füsse beraubt, und wirft ihn in kraftvollem Schwünge von hinten über die Schulter. Doch er selbst von der Schwere des fallenden Körpers vorwärts gerissen, ist Ins Knie gesunken (minimel denn er kniet ja grade auf dem andern Bein). Es dürften auch nicht, weil grundverschieden, die Theseionsmetope Mon. ined, d. /. X 44, 2 und Herakles mit Eber und andern Thieren verglichen werden. VARIA. II, DIE RIN6ERORUPPE DER TRIBUNA 155 aber er ist viel mehr zusammengepresst, und nicht über seinen Kopf hinüber kann er seinen Gegner werfen, da er nicht einen Arm von ihm erwischt hat. Das eingeklemmte 1. Bein des Ge- gners wird ihm aber vielleicht ermöglichen, den auf ihm, und zwar noch mit ungünstiger Seitenlage Liegenden durch einen plötzlichen Ruck und Hebung seines Kreuzes (0 über seine linke Seite herum und auf den Bücken zu werfen, dahin wo sein Ant- litz, gewiss mit dem Ausdruck grösster Spannung, gerichtet war, eine negmätsia im eigentlichsten Sinne des Wortes. Wird sie erfolgreich sein, wird sie es nicht? Diese spannende Frage drückt den echt griechischen Beiz dieser Composition aus. Bei dem Vorzug, den gerade für athletische Darstellungen die Bronze in der Griechischen Kunst hatte, werden wir mit an- dern Archaeologen auch das Original dieser Gruppe in Erz den- ken dürfen, wofür weiterhin noch ein besonderer Grund geltend gemacht werden soll. Den Meister errathen zu wollen ist jetzt wohl noch verfrüht; es wäre schon etwas, wenn es gelänge, die Zeit dieses Werkes etwas enger zu umgränzen, als die bisherigen Schätzungen vermocht haben, da z. B. Graef mit der Datierung zu Skopas hinaufgehen wollte; Overbeck und Collignon in die erste Hälfte des dritten Jahrhunderts, die Frühzeit pergamenischer Kunst hinabsteigen; womit auch Amelung übereinstimmt, indem er speciell betont, dass das Werk Neuerungen Lysipps zur Vor- aussetzung habe; nicht diejenigen die in dem berühmten antiken Kunsturtheil beim Plinius hervorgehoben sind, aber andre, die von Loewy einleuchtend an einer Beihe von Einzelfiguren entwickelt worden sind, und deren Quintessenz bezeichnet werden kann als der Ausbau der dritten Dimension, d. h. die plastische Darstel- lung der in die Tiefenrichtung nach rückwärts, und besonders na- türlich vorwärts gegen den Beschauer gehenden Bewegungen (^). (*) * Wir sehen, wie der unten liegende Ringer aufzustehen strebt, wie seine Rückenmuskeln, die Muskeln der Schenkel zu diesem Zwecke gewaltig schwellen \ Meyer a. a. 0. (•) Lysipp n. seine Stellung in der griechischen Plastik. Hamburg 91. Ich darf hier meinem Ergänzungsvorschlag betreffs des Belvederischen Torso in der Festschrift für Otto Benndorf S. 137 eine Bemerkung zufügen, die ich in einer Sitzung des Instituts (22 XII 99) gemacht habe, dass die Zurück- führung jener Heraklesstatue auf ein Lysippisches Ogiginal gerade auch 156 R. PETERSEN Indessen würde selbst die Beobachtung des Antheils, welchen die Florentiner Ringergruppe an jenen Neuerungen zeigt, uns nicht verbieten, dieselbe noch ins dritte Viertel des 4. Jahrhunderts hinaufzudatieren. Denn von specifisch Lysippischen Proportionen wird man an ihr schwerlich etwas entdecken, und das complicierte Schema, das ungesqcht in der Palaestra sich dem Auge des Künst- lers darbot, hat in zeichnender Kunst, Malerei und Relief, ja lang vorher seines Gleichen gehabt; ja wer es genau ansieht, dem wird es nicht entgehen, dass, ob auch die Oruppe von allen Seiten gleich ausgeführt gewesen zu sein scheint, sie doch auf die zwei Seitenansichten eigentlich berechnet ist, und dass der in diesen augenfällige pyramidale Aufbau der Gruppe namentlich bei der oben gemachten Correctur des rechten Armes am Oberen noch eine bedeutende Macht alter Compositionsprincipien verräth. Ein Blick auf die zwei in CoUignons Hüioire II, 592 f, einander gegenübergestellten Abbildungen der Ringer und des Barberini- schen Fauns lässt zwei recht verschiedene Stilarten erkennen. Zum Glück kommt, da die KOpfe der Ringer fehlen, und die erhaltenen Theile der Körper stark überarbeitet sind, folglich eine stilistische Beurtheilung misslich ist, ein anderes Mittel zu ihrer Zeitbestimmung zuhilfe: Auf dem Friese des im J. 334 v. C. errichteten Lysikratesmonuments ist ausser einer ganzen An- zahl anderer berühmter Werke, die in mehr oder weniger freier Weise benutzt worden sind, auch unsere Ringergruppe im Ge- gensinn zur Gruppe eines Satyrs der einen Tyrrhener bändigt umgearbeitet worden (0* Ich meine die erste geschlossene Gruppe rechts vom Dionysos, die einer gelösten folgt. Die Abweichungen sieht jeder sogleich : sie entspringen z. T, aus der grösseren Un- gleichheit der Kämpfer, z. T. aus Reliefgesetzen jener Zeit: hier am Fries, dem Diener des Gottes gegenüber, giebt es natürlich an der gedachten Lysippischen Neuerung nicht geringen Anhalt findet. Man vergleiche die von mir vorgeschlagene Haltung der Anne des Torso mit jener des Schabers; vergleiche sie auch mit den von Loewy S. 11 zusammenge- stellten Beispielen, denen man von Reliefs den Jüngling der Grabstele vom nissos (Springer-Michaelis 297, Bulle, d. schOne M. 143) von Statuen den Ares Ludovisi zugesellen darf. (1) Vgl. Stuart, AnL I 4, 10 ff. Overbeck, Gr. PI. II* 111, Springer- Michaelis, Handbuch Fig. 321. VARIA. II, DIE RINGERGRUPPE DER TRIBUNA 157 keine nc^nitcM ; anderes wie die naturwidrige Eopfwendnng des Unterliegenden und die dadurch bedingte gleichfalls sonst dem ganzen ojfijiAa widersprechende Senkung auch der r. Schulter geht aus damaligem Reliefstil hervor, der abgewandte Köpfe noch mei- det Die Hauptsache ist, dass auch der Satyr seines Gegners Arm gepackt hat und dreht, mit beiden Händen, wie es auch für die Florentiner angenommen wurde, so dass die Schalter fast sich ausrenkt, der Tyrrhener vorüber zu Boden gedrückt wird und der Satyr, der so hinter ihm ist, freier in seiner Bewegung als der Binger, jenen mit auf den Rücken gestemmtem Knie vollends zu Boden drückt. Trotz der etwas aufrechteren Stellung des Satyrs ist der pyi*amidale Aufbau der Gruppe indessen fast derselbe ge- blieben. Wäre dieses die einzige üebereinstimmung die auf dem Friese des Lysikratesmonuments mit Bundwerken zu finden wäre, so könnte, zumal dieselbe keine absolute ist, immerhin ein Zweifel berechtigt scheinen, ob nicht ein Zufall obwalte. Aber hat man nicht längst den Dionysos aus dem Ostgiebel des Paiihenon hergeleitet? Ist nicht der Satyr, der gleich neben ihm links sitzt, das Spie- gelbild des auf der Schwelle wartenden Bräutigams in der Aldo- brandinischen Hochzeit? Ist nicht der Satyr rechts neben Dio- nysos der ziemlich unveränderte Ares Ludovisi? und der Satyr gleich zunächst rechts neben dem vorigen, verräth er sich nicht als leichte Umänderung des einschenkenden Satyrs> den man auf Praxiteles zurückführt, eben dadurch dass das Motiv des Einschen- kens ohne Sinn beibehalten ist hier, wo er nicht schenkt, sondern wie sein Gegenstück, aus dem Krater zu schöpfen kommt. Der mit auf den Bücken gebundenen Händen auf dem Boden Kniende, in der zweiten gelösten Gruppe links findet sich genau so im Theseions- ostfries (Overbeck Gesch. I 462, 3 Sauer, Theseion III 3) ; derselbe und der am Boden Sitzende der dritten Gruppe rechts, beide we- nig verändert, aber im Gegensinn, als Theseus und Perithos in einem Vasenbild des 4. Jhdts. Arch. Z. 44 XV. Der eilende vierte rechts ist später häufig zu finden, zuerst im Parthenonswestgiebel als Hermes (Kunst d. Pheid. S. 168). Die Vergleiche Hessen sich noch mehren: die angeführten üebereinstimmungen, die hier, wo es sich um Werke der noch blühenden griechischen Kunst han- delt, natürlich nicht von derselben Art wie in der neuattischen 158 E. PETERSEN sind, genügen zum Beweis dass jene anmuthige Schilderung des Tyrrhenerabenteuers nichts weniger als original ist. Nur auf eines sei noch hingewiesen, das ist die deutliche Btickwirkung, wel- che die obenerwähnte Lysippische Neuerung bereits auf die Re- lief bildung mancher Figuren des Frieses ausübt; ich erkenne sie z. B., um nur eins anzuführen, in der dritten Figur links, die so völlig ins Profil gestellt ist, wie eine von der Seite angesehene Statue, und zwar eine in dem eben besprochenen Lysippischen Geiste geschaffene. Ist also die Bingergruppe dem Künstler des Lysiki-atesdenk- mals bekannt gewesen, so ist sie etwa um die Mitte des vierten Jahrhunderts geschaffen, wohin ja auch Graef sie setzen wollte, er von anderen, z. T. haltlosen, Voraussetzungen ausgehend, sehr wesentlich aber doch auch auf die Behandlung der Eörperformeii sich gründend. Schiesslich (^) muss hier aber auch noch auf ein anderes Werk hingewiesen werden, das die Bingergruppe m. E. mit Be- stimmtheit voraussetzt aber obigen Zeitansatz nicht eigentlich be- stätigt, insofern als es selber nicht genau zu datieren ist, ihm aber jedenfalls nicht widerspricht. Es ist die eigenthümliche Gruppe zweier Binger, von der bis jetzt fünf antike Bronzecopien bekannt geworden sind, zwei in Aegypten gefunden, eine in Antakijh (An- tiochia, eine in Südrussland, eine unbekannter Herkunft (*). Von ihnen hat eine die Bewegung der Hände bei der stehenden Figur vertauscht. Das Richtige ist durch üebereinstimmung der andern P) Diesen Vergleich habe ich in jener Institnssitzung noch nicht an- gesteUt, ohieich ich z. B. die Londoner Bronze längst zu den Florentinern notiert hatte. («) 1. in Florenz, unbekannter Herkunft, Gall, di Fir. Taf. 123; 2. in Pe- tersburg aus Südrussland, Stephani CR. 1867, Taf. I; 3. aus Antakieh im Otto- raanischen Museum in Stambul, Jahrh. 98 Taf. 11, S. 177 ff. Rev. arch. 99, T. XVin ; 4. aus Aegypten im British Museum, Catalogue, Bronzes n. 853 Taf. XXVII; 5. aus Aegypten im Louvre Longperier, catal. d, br. 361, Reinach, Ripert 234, 2. Vgl. Joubin, Rev, Arch. 99, 207; Schreiber, Verhandl. 45 Philol. Vers. S. 37, 3. Wolff schlug a. a. 0. vor, die r. Hand des Florentiner Siegers an den Kopf des Unterliegenden gelegt zu ergänzen. Es ist völlig unverständlich, wie ein Bildhauer einen so unmöglichen Vorschlag machen konnte, und seltsam zu sehen, dass das von ihm Vorgeschlagene an dieser andern Gruppe unter andern Verhältnissen thatsächlich vorliegt. VARIA. 11, DIE RINOERORUPPE DER TRIBUNA 159 verbüi'gt. Der Sieger ganz aufrecht, hat scheinbar ohne Mühe mit seiner Linken die Rechte des Gegnei-s gepackt und dreht seinen Arm ; von hinten über ihn tretend, drückt er den durch die Arm- drehung Niedergezwungenen mit der ihm auf den Kopf gelegten Hand noch tiefer ; doch findet der üeberwältigte am 1. Arm noch eine Stütze, und mit dem 1. Bein umfasst er das linke des Geg- ners. Durch diesen hier völlig bedeutungslos gewordenen Zug wird zu absoluter Gewissheit, dass die durch diese fünf Copien uns veranschaulichte zweite Ringergruppe von jener ersten abgeleitet ist, wie das schon Stephani und Joubin a. a. 0. andeuteten. Wie in der Florentiner kniet der Untere auf dem r. Knie, hat das 1. freier, stützt sich auf den 1. Arm, während ihm der rechte rückwärts nach oben gedreht wird. Dass er minder nieder- gedrückt ist und doch weniger, vielmehr gar keinen Widerstand leistet, dass damit diese Gruppe eben die Spannung der Kräfte, die Furcht und Hoffnung einer n^qtnäTHa eingebüsst hat, das scheint die Folge davon, dass hier nicht zwei ebenbürtige Gegner dargestellt sein sollten sondern ein Gott der Palaestra (Hermes) in 3, ein Heros (Herakles) in 5, gegen den es natürlich keinen Kampf giebt. Das Original dieser zweiten Gruppe gehörte, aus dem Fundort der Copien zu schliessen, wahrscheinlich dem Orient an, vielleicht Alexandrien, wohin Schreiber a. a. 0. sie verweisen möchte, allerdings z, T. auf den Maskenschmuck an der Basis von 4 sich stützend, dessen Zugehörigkeit Joubin S. 208 f. in Abrede stellt. Letzterer schätzt auch die aus Antiochia stammende Copie sehr viel geringer als Förster, zu gering nach meiner freilich nur auf die Photographie sich gründenden Beurtheilung des Kopfes der Hauptfigur; aber auch wenn diese Copie richtig in die Kaiserzeit gesetzt wäre, so möchte das Original wegen so vieler Wieder- holungen doch leicht dem zweiten oder dritten Jahrhundert v. C. zuzuschreiben sein (*). Wie alle die genannten Copien wird auch {}) Gegen die obige Zeitbestimmung überhaupt, und ihre Begründung mit dem Vergleich des Ljsikratesmonuments wurde, in der Sitzung von E. Loewy zweierlei eingewendet: erstens dass eine so komplicierte Gruppe in so früher Zeit ohne Analogie sei; zweitens dass für Gruppenbildung und Composition nicht die Rundplastik sondern die zeichnende Kunst (Malerei und Relief) die Führung hätten. Letzteres ist gewiss allgemein anerkannte Thatsache; aber wer wird es so einseitig verstehen, als ob niemals das Umgekehrte stattge- 160 E. PEJERSEN ihr OrigiDal von, Erz gewesen sein, und das wäre der früher ver- heissene weitere Grund, auch die Florentiner Ringer nach Erz copiert zu denken. III. Zeus oder Alexander mit dem Blitz. Ein Estraito della Flegrea del 20 marzo, den ich der Güte des Verfassers, Gius. de Lorenzo, verdanke, enthält, unter dem Titel Uaa probabile copia pompeiana del ritratto di Alessan- dro Magno^ dipinlo di Apelle, eine neue Erklärung des Wand- gemäldes im Hause der Yettier, welches Sogliano in den Monu- menli antichi (Line.) VIII Sp. 261 herausgegeben und besprochen, vorher A. Mau in diesen Mittheilungen 96 S. 23 (hier S. 161) ab- gebildet und beschrieben hatte. Beide hatten den auf reichem Throne Sitzenden, dessen Unterkörper vom Purpur umhüllt ist, und dessen Linke, im Schoosse ruhend, einen grossen Blitz hält, während die Rechte hoch ein senkrecht gestelltes Scepter fasst, trotz seiner Unbärtigkeit für Zeus gehalten : der neue Interpret findet es durch Overbecks Ausführungen in der Kunstmythologie II 194 flf. nicht erwiesen, che sia esistita neWarte greca e nelle sue derivate una rappresentazione di Zeus imberbe e giovenile (*)• Er vermuthet hier also eine Reminiscenz oder eine Copie des Alexandros mit dem Blitze von Apelles, die in der alexandrinischcn Kunst Pom- pejis neben der berühmten Aleianderschlacht der casa del Fauno fnnden hätte, d. h. die zeichnende Kunst nie durch plastische Gruppen zur Nachbildung angeregt worden sei? Hat nicht der Myronische Marsjas sol- che Anregung reichlich gegeben? Ist nicht das oben S. 150 erwähnte Relief mit Hephaistos und Athena ein andres Beispiel ? Auch ist ja auf Ringer- gruppen — - und andres wäre leicht dazuzustellen — hingewiesen, mit denen Euphronios etwa ein Jahrhundert dem SchOpfer unserer Gruppe vorangegangen war? Dies auch gegen den ersten Einwand, dem ja auch Kephisodots d. J. nicht so viel jüngeres symplegma nobile, das so oft in andrem Sinne mit unseren Ringern in Verbindung gebracht wurde, entgegengehalten werden darf. (^) JedenfaUs eine unrichtige und unüberlegte Aensserung. Vom Vel- chanos abgesehen, sind als aussergriechische der Tinia (Wemicke A.D. IV 10, und luppiter Anxur ebda IX 12); von griechischen der HeUanios (ebda IX 30) ja doch unverdächtig, menschliche Herrscher darzustellen. Zeus jugend- lich — vom Knaben ganz abgesehn — in mythischer Beziehung kommt noch weiterhin zur Sprache. VARIA. III, ZKUS ODER ALKXANDER MIT DEM BLITZ 161 nichts Erstaunliches habe (*). Zur Gewissheit werde diese Ver- muthung durch die Aehnlichkeit, die der Kopf des Thronenden in den Formen, im Haare und vor allem in der Wendung des Kopfes nach seiner linken Seite mit begeistertem Aufblick mit den Dar- stellungen Alexanders des Grossen habe. Fig. 3. Nun wissen wir aber doch heute zwischen den idealisierenden Bildern Alexanders und zwischen den phantasiefreieren zu unter- scheiden. Mit den letzteren, also vor allem mit der Pariser Herme, hat der Kopf unseres Thronenden keinerlei Aehnlichkeit. sondern nur mit den andern. Was er mit diesen gemein hat, das über der Stirn aufsteigende, nach den Seiten niederwallende Haar, die Sei- tenwendung und Hebung des Kopfes, der schwärmerische Autblick des gross geöffneten Auges, der in lebhaftem Athmen geöffnete (0 Es braucht kaum darauf aufmerksam gemacht zu werden, etwas wie gianz Verschiedenes das Alexandermosaik im hellenistischen Hause des Fauns und der Keraunophoros Alexander im vierten Stil sein würde, wo es nirgend eine Reminiscenz an diese grosse historische Persönlichkeit giebt 11 1«S2 C FETXXSES Mmd. das sind keineswegs Alexuder dan Groesea illeU eifsaide, gewiss ueh niclii for ihm erfBndeae Cbanktenoge: deas mtbr oder weaiger Tereist und je Baeh ümsUAdea modificiert bildea sie seit Skopas die Elemaite der Darstelhm^ schwirmeriscber oder thate&diir^tiger Jugend, miimlicher sieht blos soBdem weh weiblicher. Das f or allein auch d^ jngoidlicbe Zeus, wenn anders diesen damstellen ein Anlaan war, mit diesen Zogen acx^e:»tattet werden konnte beweist am besten der bekannte Cb ng ovx äTtid^avmq. avSaCovvti S' soixsv 6 x^^^^og dg Jia XevatXcDv yav vn ifioV u^^sjxca, Zev, ah S' X)kvfi7r6v ix^j der musste stehen, seine Lanze in der Hand haltend. So hat mau auch wohl allgemein gedacht; so jedenfells Overbeck, Gesch. d. gr. Plastik 11^ 148, CoUignon, Eist, de la sc. gr. II 436, Purtwängler, M. W. 597, 3, Winter, Arch. Anzeiger 95, 162, 0. Wulff a. a. 0., die meistens bald diese bald jene Marmor- oder Bronzestatue als Nachbildung des berühmten Meisterwerks ausgeben. Eine gewisse Abhängigkeit aller dieser Figuren von Lysipp mag man gern zu- geben, dass aber irgend eine von ihnen wirklich als direkte Nach- bildung erwiesen sei, kann man nicht sagen, auch nicht die Neli- doffsche Bronze, für welche Wulff eingetreten ist. Statt ihrer hat Schreiber auf der Bremer Philologenversammlung (s. Verhandlungen d. 45. Versamml. S. 36, 2) einige alexandrinische als die richtigen Abbilder nachzuweisen verheissen, was abzuwarten bleibt. Jeden- falls aber haben wir uns Lysipps Alexander stehend zu denken, auf die Lanze gestützt; und der Apelleische wird, das entnehmen wir eben jener Gegenüberstellung, den Blitz auch nicht ruhend im Schooss in der Linken, sondern als Waffe in der Rechten gehalten haben ebenso wie der Eros xcQawoipoQog. das Schildzeichen des Alkibindes. Nur dann konnte man ihn passend, und wahrschein- lich im Gegensatz zum Lysippischen ioQvg>6Qog (s. vorige Seite), rbv xeQavvo^oQov nennen, wie es Plutarch a. a. 0. 2, 3 und 4 nicht weniger als dreimal gethan hat. Zeus, dessen uralt gehei- ligtes und ureigenes Attribut der Blitz ist, mag diesen halten wie er will, also auch ruhend im Schoosse: wer dem Alexander zum ersten Male, wie Apelles, den Blitz in die Hand gab, der durfte ihm den Strahl, nach meinem Empfinden, nicht als ruhende son- Stehendcn sondern den Grund der Benennung giebt die Praeposition ini bei n()0 Vgl. Afus. Capit. IV Taf. 7; Müller-Wieseler D. a. K. II n. 803; Braun, Vorschule, Taf. 2 ; Overbeck, K. M, Taf. III 23 S. 325. (») Vgl. Preller-Robert, Griech. Myth. I 638 und 647, 3. VARIA. III, ZEUS ODER ALEXANDER MIT DEM BLITZ 167 Zeustetralogie bilden: An der Ära, die man umgehen muss, in gleichmässiger Aufeinanderfolge: die Mutter in Aengsten vor der Geburt; mit dem Stein vor Eronos; des Kindes-Pflege; endlich der Weltherrscher umgeben von den andern Göttern. In dem Oecus, von einem Punkte aus mit leichter, beliebiger Wendung des Kopfes zu sehen, gegensätzlich geordnet: die Mutter; ihr gegenüber schon im Vollbesitz der Herrschaft aber noch jugendlich der Sohn; und wieder gegenüber seiner wunderbaren Verbindung mit der Mutter Helenas und der Dioskuren die ebenso wunderbare mit der Mutter des Perseus. Ist die Bilder-Reihe der Ära mehr im religiösen Ernst des Cultus gestimmt, so die des Oecus im heiteren Ton pompeja- nischer Zimmerdecoration. Jetzt dfirfte auch die jugendliche Dar- stellung des Zeus das Befremdliche verlieren: der Mutter gegen- übergestellt, ist es nicht der Vater Zeus, den wir denken sollen sondern der Sohn; Und auch den Liebhaber der Leda und der Danae hat, wer diese Zusammenstellung ersann, offenbar als den noch jugendlichen Gott gedacht wissen wollen. Meistens allerdings haben die Darsteller von Zeus' Liebesabenteuern nicht so fein em- pfunden ; aber einige Beispiele giebt es immerhin, die von den Er- klärern auch ebenso verstanden sind (^). So schaut Zeus unbärtig der Entführung Europes durch den Stier zu, und naht auch lo un- bärtig; das am meisten hierhergehörige Beispiel hat mir Mau in Erinnerung gebracht. In seinem Pompejanischen Bericht BulL 85, 162 beschreibt er ein Wandbild, dessen Zeichnung S. 168 vorliegt: Zeus und Danae sitzen hier auf derselben Bank, beide, offenbar nicht zusammen componiert, nach links. Danae ist völlig nackt bis auf die Busenbinde und ein Himation, das nur ihr r. Bein umhüllt, sonst, mit beiden Händen hochgehalten, den Regen des Goldes auffangen soll, der Blüthen gleich von oben herabrieselt. Neben (1) In der Sitzung, in welcher diese Erklärung vorgetragen wurde, brachte Man noch zwei Beispiele eines bartlosen Zeus bei, nämlich das im Text benutzte und Heibig 7 Wernicke, A. D. VI 2, wo er für den Juppiter die Bartlosigkeit constatiert habe. Er wollte diese so erklären, dass da in helle- nistischer Zeit die EOnige sich rasiert hätten, man diese Sitte auch auf den EOnlg der GOtter übertragen hätte: eine Erklärung die sich hOren Hesse, wenn die Bartlosigkeit des Zeus in hellenistischer Zeit eben so allgemein wäre wie die der Könige ; und desgleichen, da doch nicht allein die Könige sich rasieren Hessen, auch die Bartlosigkeit aller übrigen älteren Götter. 168 R. PETERSEN ihr also sitzt Zeus, dem hier besprochenen des Vettierhaoses im Ganzen gleich, nur dass die Linke, ohne Blitz, halberhoben nach links ist, und dass sein Blick, der Eopfwendung entgegen, statt auf Danae oder den Regen vielmehr auf den Beschauer sich richtet. Es ist eben ein viel Geringerer, der hier gemalt hat, aber gemalt nach Fig. 4. demselben Vorbild (^), einer Darstellung des in Jugendschönheit strahlenden, mit dem Purpur bekleideten, gekränzten und von Schöpfungstrieb durchglühten Götterkönigs. Irre ich nicht, so ist es aleiandrinische Dichtung und Kunst, welche, weiterführend was Euripides begonnen, solche Modelung auch fest gewordener Göttergeschichten vorgenommen, und, un- beirrt durch litterarische oder bildliche Tradition, vielmehr sogar (*) Danae sitzt zur Linken des Zeus auch im Vettierhaus. VARIA. IV, ZUM AUGUSTUS-BOOKN VON RIMINI 169 in bewusstem Neuerungsstreben, frei nach eigenem Empfinden und menschlichem Vorbilde Thun und Erlebniss der Götter gestaltet hat (0. IV. Zum Augustus-Bogen von Bimini. Der Bogen, welcher im J. 27 v. C. dem Augustus von Eoms Senat und Volk geweiht wurde, zum Danke für die Pflasterung der via Flaminia von Rom bis Ariminum, ist einer der ältesten unter den erhaltenen Bögen, von grosser Einfachheit des archi- tektonischen, wie des bildlichen Schmuckes. Ersterer besteht nur in einem jeder der beiden Fronten ohne organische Verbindung vorgelegten Giebel, der von zwei Säulen getragen wird ; letzterer — von dem einst oben darauf gestellten Statuen abgesehen — in den Stierköpfen der Gewölbeschlusssteine und jederseits zwei Rund- bildern in den Zwickeln, da wo später höher die Victorien, tiefer die Knaben-Jahreszeiten zu stehen pflegen. Von den Rundbildern am Constantinsbogen sind jene des Ro- gens von Rimini schon durch den Rahmen verschieden, denn wäh- rend die so viel grösseren Trajanischen, welche ganze Figuren und sogar Hintergründe enthalten, von vortretendem plattem Leisten, mit Ablauf nach innen gegen das Reliefbild, eingefasst sind, ha- ben die andern die Form von Clipei mit Köpfen, nur nicht von Menschen sondern von Göttern. Diese sind ausser durch ihre per- sönlichen Züge auch durch Attribute kenntlich, welche auf dem Rahmen ungefähr an eben den Stellen angebracht sind, wo sie bei den in ganzer Figur dargestellten Göttern ihren Platz in den Hän- den oder sonst haben würden. Allgemein erkennt man(^) 1. Jup- piter an der dem Otricolikopfe ähnlichen Bildung und dem Blitze, welcher unten auf dem Rahmen so dargestellt ist, als ob ihn der Gott wie S. 161 in der Linken im Schosse hielte; 2. Neptunus an Dreizack und Fisch ; jener ist, wie von der Rechten gehalten, höher links, dieser, wie auf der Linken liegend, tiefer rechts sichtbar; (*j Ueber die Europavase 8. Jahn, Entf. d. Eur. S. 4; die lovase Mil- Hngen, vases Coghill 46; Müller-Wieseler-Wernicke, A. D. VII 12; Reinach, JUp, Vas. II, 16; über beide Overbeck, K. M. II 199. («) Vgl. Brighenti, Illustraxione delVarco dl Augusto Arim. 1825, p. 69; Tonini, Storia di Rimini I 173; Rossini, archi trionfali Taf. 12 f. Dessaa im C. I. L. XI 365; Graef in Baumeisters Denkmälern III 1876. 170 E. PETERSEN 8. Mars unbärtig, mit Helm, Yon welchem indessen nur das Visier über der Stirn im Babmen Platz hat; femer ist da der Panzer unter dem Hals auf dem Bahmen, und auf demselben 1. (d. h. zur Bech- ten des Gottes) das Parazonium, rechts ein kleiner Dolch (0, so dass Minerva gänzlich ausgeschlossen ist, und ebenso auch Boma; 4. wie man glaubt, Venus, die man an der Taube erkennen will, welche unten am Bahmen, mit umgewandtem Kopfe nach links hin steht, während zur Linken der Figur, höher ein undeutlicher Gegenstand gesehen wurde. Die Verkennung dieses Attributs und Verwechselung der Plätze hat nun aber den Thatbestand und das einfache Verständnis der Götterauswahl verdunkelt. Brighenti gab Juppiter und Mars als auf der Landseite d. h. nach Bom blickend, Neptun und Venus als an der Seeseite befind- lich an. Tonini fasste, wohl durch auffällige Trennung von Mars und Venus bewogen, diese beiden und wieder Juppiter und Neptun zusammen, allerdings nur in einfacher Herzählung Giove, Nettuno, Vettere e Marte, die vielleicht gar nicht so zu verstehen ist. Aber die Sache ist weder so wie jener noch wie dieser sagt : nach Bom schauen Juppiter zur Linken (des Beschauers) und ' Venus ' zur Bechten; aufs Meer Neptun zur Linken und Mars zur Bechten, das ist bei Bossini völlig klar, und doch setzt Graef a. a. 0. wie- derum ganz so wie Brighenti: nördlich Neptun und Venus, süd- lich Juppiter und Mars an. Mars, den man dieses Platzes, nach aussen, wegen und wegen der Waffen, namentlich des Dolches nicht für Boma halten kann, bleibt; aber Venus muss weichen: Der ju- gendliche gelockte Kopf kann so gut Apollo wie Venus sein, der Vogel ein Babe so gut wie eine Taube, aber das für undeutlich erklärte Attribut ist am Original wie auch in Photographie Mo- scioni 4532 noch deutlich kenntlich als Leyer oder Kithara, am richtigen Platze, wie von der Linken dos Gottes gerührt. An dem von Bom dem Augustus geweihten Bogen sind also die vier Götter aus leicht verständlichem Grunde gewählt: Juppiter der höchste Gott des Capitols und Apollo, der Schutzgott des Augustus an der Bom zugekehrten Seite; nach dem Meere zu Neptun und {}) Also wie bei dem römischen Krieger, bei dem allerdings mitunter die beiden Waffen den Platz tauschen. Vgl. A. Müller, das Cingulum militiaef Ploen 1877 Tafel. Roma heisst der Kopf bei Baedeker. VARIA. IV, ZUM AUGUSTÜS-BOGEN VON RIMINI 171 Mars, der auch in Rom, nördlich wie südlich, vor dem Thore ein Heiligthum hatte, und hier wie dort auf Wache stand, in Ariminnm in voller Rüstung, draussen allerdings nur in Bezug auf Rom, nicht auf Ariminum ('). V. Der Sarkophag eines Arztes (^). J. W. Clark, Bibliothekar von Cambridge, fragte vor zwei Jahren wegen des Verbleibs von einem bei Mazois {^) abgebildeten Fig. 5. (1) Vgl. Preller-Jordan Rom. Mythologie. I 354. (*) Der ' Sarkophag eines Arztes ', welcher Revue archM. 1858 S. 49 ff. und danach Arch. Zeit. 1858 S. 54 beschrieben wird, ist, wie aus der Beschrei- bang leicht zu erkennen ist, ein christlicher, der Dargestellte kein Arzt. Abgebildet ist er in Garrucci, Storia VI 321, 3. (') Le palais de Scaurus pl. VIII, danach D. S. Dictionn. d. ant. Fig. 524 und Schreiber, Atlas XCI 8. 172 K. PETERSEN Belief an, das ihn wegen eines, wie er nicht unrichtig meinte, da- rauf dargestellten antiken Bücherschranks interessierte. In [Matz-] Duhns Beschreibung 3127^^ war das Stück bald in Villa Haig, auf Monti Parioli, jetzt Herrn Balestra gehörig, gefunden; Mr. Clark suchte es dann selber auf; der jetzige Besitzer gab gern die Erlaub- niss zur Photogi-aphie, und wenige Worte genügen, die danach an- gefertigte Abbildung zu erläutern. Der Sarkophag ist vorn, wie so viele spätheidnische und früh- christliche, beiderseits der Mitte mit gewundenen Cannelüren ge- füllt : nur ein Mittelfeld, von zwei glatten Streifen seitlich einge- rahmt, bleibt für das Bild des Bestatteten. Ein rasiei-ter Mann mit schon gefurchtem Antlitz sitzt auf einem Lehnstuhl nach rechts, über dem Untergewand nicht mit der Toga sondern mit griechischem Mantel angethan (*). Mit beiden Händen hält er, eifrig lesend, ein theil weise aufgerolltes Volumen so, dass die Schriftcolumnen senkrecht auf einer Langseite des geroll- ten Blattes stehend zu denken sind. Vor ihm, weiter zurück, steht ein Schrank, dessen geöffnete Thüren innen zwei Borte sehen lassen. Die unterste Abtheilung ist leer ; auf dem unteren Bort steht eine flache Schüssel; auf dem oberen liegen acht rundliche Ge- genstände, ' Brote oder Früchte * sagen Matz-Duhn. Nein, die runden Körper treten merklich über den Band des Bortes vor, müssen also cylindrisch sein: es sind Rollen, an denen auch die innere Höhlung an geringer Eintiefung des Mittelpunktes kenntlich scheint. Ja, da im Schrank vier Bollen unten, darüber drei je zwischen jenen liegen, darüber nur eine links, so dass der Zwi- schenraum rechts leer ist, so darf man, ja muss man denken, dass hier eben als neunte die Rolle lag, die der Mann aus dem Schranke, genommen hat, so wie der Dichter des Lateranischen Reliefs (*) (0 Ich kann nicht umhin, darauf aufmerksam zu machen, dass unser Sitzender den einen Fuss ebenso stark vorstreckt und den einen Arm ehenso ins Himation stützt wie die Bronzestatue des S. Peter im Vatican und das mit ihm Tcrglichene zu einem Petrus gemachte Sitzhild in den vatikanischen Grotten, bei Grisar in der Civ. cattol. 98, 461. Es dürfte darin eine weitere Bestätigung der frühen Zeitbestimmung jener Bronzestatue liegen, die Grisar auf gute Gründe und sorgfältige Untersuchung der Statue, an welcher ich selber habe theil nehmen dürfen, aufbaut. Vgl. auch Graeven, Efenbein werke 1 . (*) Petersen, vom alten Rom * S. 134. Vgl. Schreiber, Hellenist. Reliefs Taf. 84; ebda 46 ff. wurde die Maske aus dem kleinen hausfOrmigen Kas- ten genommen; Mus. Borb. ü, 56. VARIA, y, DER SARKOPHAG EINES ARZTES 173 aus dem gleichermaassen geöffaeten Schrein weiter vom die Rollen zu den vor ihm stehenden Masken nahm. Ein Schrank sehr ähnlich dem unseres Lesenden, steht in dem Amorenbilde das von einigen als Apotheke verstanden wurde, anders von Mau oben S. 139. Aber dass unser Mann nicht als Dichter oder auch nur als Freund der Dichtung vorgestellt werden soll, wie andre in Sarko- phagdarstellungen einer Muse gegenüber sitzende Männer (>) das ist gewiss. Denn nicht eine Muse erscheint ihm gegenüber, son- dern auf dem BoUenschrank steht aufgeklappt etwas was Matz- Duhn schlankweg ein Buch nennen. Ein Buch neben den Bollen wäre wohl etwas befremdlich. Jede der beiden auseinanderge- klappten Hälften hat ja auch einen Rahmen ganz so wie ihn aller- dings auch Schreibtafeln in Abbildungen und in Wirklichkeit auf- weisen (s. Schreibers kult. hist. Atlas Taf. XCI). Innerhalb dessen stecken, wenn auch durch Verwitterung etwas undeutlich, doch völlig sicher links mindestens zwei, rechts drei Gegenstände. Kurz, es ist ein aufgeklapptes Besteck mit Instrumenten, wie sie grade auf grie- chisch-römischen Grab- und Votivsteinen den Arzt charakterisi- ren (^). Ein aus dem Peloponnes in den Palazzo Grimani gekomme- ner stellte rechts den heroisierten Arzt vor, hinter seinem Altar auf einem Stuhle (nicht Throne) sitzend, wie er auch für Askle- pios üblich ist, in der Linken die Rolle, mit der Rechten den zur (») Z. B. Matz-Duhn II 2610, 2616; vgl. auch 3279 Haupt- und Sei- tenbilder. (*) Von 0. Jahn wurden in den Sitzungsberichten der K. Sachs. Ges. d. Wiss. 1861 S. 330, unter den Darstellungen, welche sich auf antikes Hand- werk und Handelsverkehr beziehen' zusammengestellt 1 und 2 der nachfolgend aufgezählten Monumente, die Bestecke allein abgebildet auf seiner Taf. IX 10 und 11. Wiederholt sind 1-3, dazu 4 in Daremberg u. Saglio, Dictionn. d. ant. I 2 S. 1109 und 1114; dieselben S. 39, 15, 17 der unten citierten Schrift von Lambros: 1, Grabstein Grimani, jetzt in Berlin, bei Paciaudi, animadversiones philologicae X S. 92, besser, mit Angabe der Ergänzungen, Beschr. d. ant. Skulpt. Berlin 804, ohne Inschrift; 2, bei Palestrina gefunden, abgebildet Afnseo capitolino IV zu S. 24 daher bei D. u. S. und in Schreibers Atlas LXXII 11 (ebenda 10=3 3) irrig als im Capitolinischen Museum angegeben, während es noch in Palestrina sich befindet; 3, in Athen im Asklepioshei- ligthum gefunden, s. Bulletin, de corr. hell. I, Taf. IX, Arch. Zeit. 1877 S. 166, 86; 4, ein Stein im Lateran, stellt gewiss auch chirurgische Instrumente dar, aber nicht in einem Besteck. 174 E. PETERSEN Adoration an den Altar Getretenen (seinem Weibe und Sohne?) Gewähmng winkend. Hinter diesen der Baum mit der Schlange und der Diener mit dem Boss, oben das aufgeklappte Besteck mit drei Messern bez. Zangen oder Scheren in jeder TafeL Ansdrücklich dem medieo amico ist der Grabstein Ton Palestrina gewidmet, an dem über der Inschrift nnr das aafgeklappte Besteck mit vier Instramenten an jeder Hälfte zwischen zwei Bollen in Belief gebil- det ist. Konnte schon diesen Darstellungen gegenüber ein Zweifel an ihrer Bedeutm^, wie ihn Jahn äusserte, kaum gerechtfertigt erscheinen, so wurde solcher vollends beseitigt durch den im Askle- piosbezirk am Südhang der athenischen Brag gefundenen Votiv- stein, wo zu beiden Seiten des ganz ähnlich dargestellten Bestecks je ein Schröpfkopf dargestellt ist, so wie dies Instrument häufig aus dem Alterthum auf uns gekommen ist(0. In dem Besteck unseres römischen Steines, das wir aus dem untersten Fach des Schrankes herausgenommen denken dürfen, ist nun jedenfalls auf der rechten Tafel ein langstiliges Messer kenntlich Ton derselben Form, die Lambros in der S. 173 Anm. 2 citierten Schrift auf S. 41 abbildet, und die in Italien schon seit der ersten Eisenzeit bekannt gewesen ist. Die übrigen Instrumente haben eben- falls mit solchen der drei andern Bestecke so viel Aehnlichkeit, dass der ärztliche Beruf dessen, der in dem römischen Sarkophage ruhte, damit ausser Zweifel ist; und ganz besonders ist darauf auf- merksam zu machen, dass die mit den Bestecken nachgebildeten, wie die im Ditionnaire abgebildeten Instrumente so häufig an beiden Enden Schneiden oder andres Werkzeug haben. Als Grieche, wie so viele Aerzte waren, die sich in Italien niederliessen (^), zeigt der an unserem Sarkophag dargestellte Mann sich aber nicht allein durch seine schon bemerkbar ge- machte Tracht, sondern auch durch die distichische Inschrift, wel- che am oberen Rande des Sarges entlangläuft, vom linken Ende bis über dem Kopf des Mannes, wo das erste Distichon endet; worauf noch ein Hexameter auf dem linken und der Pentameter (*) Vgl. Konst. Lambros, Festschrift Ernst Curtius gewidmet, ntql aixvvjy xal cutväcaag nagd xotq a^/ccioK, Athen 1895. («) Friedläiider, Sittengesch. I* 320. YARIA. V, DER SARROHHAG EINES ARZTES 175 auf dem rechten Kahmen folgt. Aber diesen zwei Distichen, wie sie von Marini bei Visconti richtig (0 wiedergegeben worden sind B ei di iniroXfirjaei xig rovroj avrdanxifiey nXXoy^ S^ijaei T^ (fiaxt^ jQig ovo /fcAiadW; • Toaaag x€u Udgrift xnzctd^aeiaif itXXu xra nvxrjq reiaoi arua&aXiijg fiXtcipitagiov xoXaaiy ihnen fehlt der Anfang, der augenscheinlich auf dem Deckel des Sarkophags gestanden haben muss. In der Villa Balestra ist der Deckel nicht; in Porto habe ich ihn ebenso wie in Ostia ver- gebens gesucht. Vielleicht ist aber die Inschrift erhalten, wenn auch nur in einer schlechten Copie, die Kaibel a. a. 0. 942 also corrigiert, nur dass ich einen beliebigen Namen eingesetzt habe, in welchem das € aber auch der zweite Buchstabe gewesen sein könnte. A E[vyofio]g ei^rjg 6 mitcotpog \ iy&€(6e xeifAui ot'/t &ayüiy ' \ ^vrjaxciy ^utj Xeye tovg aya&ovg. Im Jahre 1824/5 in Ostia gefunden, ist sie von Melchiorri schlecht abgeschrieben, in drei Zeilen gebrochen, vielleicht nur wegen der Breite seines Papiers. Auf dem Leisten eines Sarkophag- deckels könnte das Distichon leicht in einer Beihe stehen ; aber wir erfahren nicht, von welcher Beschaffenheit der Stein war, der jene Inschrift trug. So bleibt das folgende Vermuthung, welche die Wiederaufßndung des Steines, die mir nicht gelungen ist, vielleicht einmal widerlegen oder erhärten mag. Ist A in Ostia gefunden, 80 glaubt man B wegen V. 3, d. h. wegen der an Portus zu zahlen- den Busse (2) hier gefunden. Dieser Schluss ist wohl nicht ganz zwingend, da wenigstens in Eleinasien, von wo man eben wegen der Strafandrohung den Arzt entstammt glauben möchte, die Busse öfters an einen benach- barten Ort zu zahlen ist (^). Aber auch wenn man ihn gelten lässt, bleibt die Zusammengehörigkeit von A und B möglich. (') Aosser ♦o^rw und v. 2. /*Ä., v. 3 afjia. Uhdens von Kaibel benatzte Abschrift hat mehr Fehler. Auch v. Duhn giebt fälschlich v. 3 tocca (das schlüss- c steht neben dem Rande), und v. 4 koncin. (*) Um dessen willen hat Kaibel die Inschrift dem 4. Jhdt. n. C. zuge- schrieben, da nach Dessau im C. I. L, XIV S. 6 vor jener Zeit Portus nicht als selbständige Gemeine erscheine, sondern nur mit Ostia, yerbunden. Das wird durch das rasierte Gesicht des Arztes bestätigt. {?) Vgl. G. Hirschfeld, über die griech. Grabschr. weiche Geldstrafen androhen, KOnigsb. Studien I 103 u. 128 f. 176 E. PETER8KN, VARIA. V, DKR SARKOPHAG EINK8 ARZTES Dass A ohne Scbluss sei, kann man freilich nicht eben so behaupten, wie dass B der Anfang fehlt; was aber beide Stücke zusammenbindet ist, dass B der Sarg eines im Bilde studierend dargestellten Arztes ist ; dass A die Grabschrift eines allem Anschein nach bestatteten, nicht verbrannten Arztes ist, der sich navao^og nennt; dass der Arzt in A wie in B ein Grieche ist; dass die Grabinschrift von A und von B in gleichem Versmaass abgefasst sind und, so viel sich jetzt sagen lässt, in gleicher Schrift. Freilich ist eine kleine Incongruenz zwischen A und B vor- handen, indem dort der Artz in erster Pei*son selber redend er- scheint, hier in dritter Person, wo doch mit ifioi statt Tovi:(p zu- gleich der metrische Fehler behoben wäre (0- Endlich wissen wir ja dass wenigstens reichlich ein Jahrhundert früher, zu Cl. Galens Zeiten, jeder der beiden Orte, sowohl Portus wie Ostia (2), nicht blos einen sondern verschiedene Aerzte hatte, da jener betont, dass gewisse besondere Fälle ihm bekannt geworden wären, auch wenn sie in Ostia oder in Portus vorgekommen wären, xard tov Xifiäva xcu Tijv TtXrjtTiov avrov nnhv ^v *Oaxlav dvofiaCovtnv, did xo tovg iv ixtlvoig roig xoaqloig^ ovci xai amoTq noXvav&Qoinoigy ictjQSVovTag anavxag elvai g>ijLovg (^). Vielleicht fragt nun einer noch, wozu die Schale im Schranke des Chirurgen gedient haben möge. Man kann wohl an mehreres denken, z. B. an ein Gefäss zum Aufnehmen des Blutes oder zum Beinigen der Instrumente; vielleicht auch daran, dass der Arzt seine Honorare hineingelegt habe. Dabei mag erwähnt sein, dass in Notizie 1898 S. 130 eine scodella, also ein Gefäss von ähnli- cher Form wie jenes im Schrank stehende, 18 cm. weit, 7 hoch, gefunden ist mit dem eingeritzten Worte medici. E. Petersen. {}) Ich finde in Kaibels Epigr. graeca nur 274 analog, wo V 4 pro fdty dehebat fds esse. Aber in unserem Fall könnte B ein Zusatz der Angehörigen sein, wie sie nicht selten sind, z. B. Eaibel 529, 588. Oder sollte in A xetfiai verlesen sein für xeirat, da die dritte Person unbedingt angemessener und, wie im Kallimacheischen Vorbild, Epigr, VII, Anth, Pal. VII 451, so auch in einer andern Nachahmung, Eaibel 559 gebraucht ist? («) Galen Br. 18 K S. 3. Friedländer Sittengesch. I* 325. (') Die Worte ovoi — TioXvayd^Qiüjtoig habe ich von hinter (plXovg^ wo sie gedruckt sind, zurückgezogen. DIE DIOSKÜREN IN THEBAPNAE Von einein Bildnisse der Dioskuren muss Granius Liciuianus pg. 5 B 8. der Bonner Ausgabe gesprochen haben, da die Lesung ' Castoris et Pollucis simulacra' so gut wie sicher steht. Diese Erwähnung kann freilich nur in einem der zahlreichen Excurse des Annalisten gestanden haben, und wir sehen auch deutlich, dass sie an die Neuorganisation der römischen Reiterei under Tarquinius Superbus angeknüpft war. Diese Aenderung bestimmt Granius dahin: ut priores equiles biaos equos ia proelium ducerent, d. h. der König errichtete nicht nur, was allgemein bekannt, aber von Gra- nius nicht erwähnt ist, zu den Kamnes, Tities, Luceres Doppel- schwadronen unter dem Namen der /?. T. L, secundi oder poste- riores, sondern die Ramaes, Tities, Luceres hatten mit einem zweiten Pferde auszurücken. Bei dem damals auftauchenden Inte- resse für Alterthümer {ciiriositas: Herm. Peter. Geschichtl. Litte- ratur über die röm. Kaiserzeit. T. 108 tf. 146 flF.) hatte der Autor seinen Lesern wo möglich zu erklären, woher diese Sitte stamme; und wie man denn das Meiste aus Griechenland herleitete, so hat auch Granius eine solche Brkläruug vorgelegt, wenn er schon an ihrer Richtigkeit zweifelt. Sie steckt in der Ueberlieferung : EACON DINE DE • INE • V T • iSINITALIAMVE • • • E = ^^7 consuetudiiie Lacedaemoae cultu Castoris in Italiam venisse {venire glaubten die Bonnenser lesen zu dürfen). Castor war ja in dem Grade die Hauptperson, dass man Castores für Castor ei Pollux gebrauchte. Natürlich bekommt aber die ganze Her- beiziehung des Castor nur einen Sinn, wenn diesem zwei Pferde zugesprochen werden. Und den Plural, wenn auch nicht das Zahl- wort, haben wir noch erhalten, da ELSOS nur auf celsos, nämlich eqtios, ergänzt werden kann, worunter sich aufbäumende Pferde zu verstehen sind. Das verbum proprium, welches dem sie bändigenden 12 178 ED. WÖLFPLIN Castor dann gebührt, ist coniinere, gleichfalls noch zur Hälfte er- halten (CONii •£••), und da DICHT in dicüt aufgelöst werden rauss, so knüpfte an den oben mitgetheilten Accusativ cum infin. ein BelatiTsatz an, welcher mit Ergänzung der fehlenden Buchstaben etwa lautete: {quem duos} celsos dicuni continere. Das Subject bleibt unbestimmt. Fragt man weiter, wo eine solche Castorstatue mit zwei Pfer- den existieren sollte, auf welche man sich zur Erklärung der Ein- richtung des Tarquinius berief, so muss man sie natürlich, in Sparta suchen, wohin die Schwester Helena mit Menelaos weisen. Den Namen dieses Heiligthumes hatte Granius genannt ; er steckt in den den Worten * Castoris et Pollucis simulacra ' Torangehenden Silben AMENIS, worin Heerwagen Amyclis zu finden glaubte. Unmöglich, da dort wohl Apollo, nicht aber das Dioskurenpaar verehrt wurde. Dagegen ist dieser Cultus bekannt für Therapnae in Sparta. Pli- uius nat. hisL 4, 16 giebt die gute handschriftliche üeberliefe- rung Theramne; bei Pomponiua Mela 2, 41 ist auch Therampnae und Therampne überliefert, so dass Detlefsen keinen genügenden Örund hatte, nach einer Coniectur von ürlichs Therapne zu emen- dieren; aber auch die Form des Granius Theramenae ist kaum zu beanstanden. Nun lautet der ganze Satz: Theramenis (oder Therampnis) Castoris et Pollucis simulacra 5/reo5 equos habent nuUos, und ich dachte daher zuerst an ' sinistros \ bis ich fand, dass Heerwagen das Wort richtiger = (r€$Qatovg (Handpferde) er- klärt hatte. Somit muss diese Periode, welche eine Einwendung enthält, mit einer adversativen Partikel, etwa verum, einem Lieb- lingsworte des Autors, eingeleitet gewesen sein. Die Richtigkeit unserer Herstellung bestätigen auch die folgen- den Worte : . . . iqviamiVS SANI ADMONVISSE ^ anliqui illius fani admonuisse. Die vorausgehenden Buchstabenreste eAcISi sind zwar an sich zweifelhaft, doch führt die Vergleichung von Quintil. 9, 4, 15 illud notasse satis habeo (während die correcten Autoren und noch Sueton das Praesens Infin. gebrauchen) auf: satis habeo antiqui illius fani admonuisse, und mit dem Verbum admo- aere (beiläufig an etwas erinnera) hat ja Granius selbst den Cha- racter des Excurses anerkannt. Es bleibt noch die Frage zu beantworten, wie Granius im 26. Buche auf die Reorganisation der Reiterei unter Tarquinius ge- DIE OIOSRL'REN IN THERAPNAB 179 kommen sei ; natürlich auch diess wieder nur episodisch, da Bach 28 über die Jahre 163 und 162 vor Chr. handelte. Granius ver- weist an unserer Stelle bezüglich eines ähnlichen militärischen Excurses auf ein früheres Buch : de ordinibus et nominibm et nu- meris .... miliium . . in superioribtis libris dixi; verum de equi- tibus non omtitam. Nun hat Livius, welchen Granius in der Haupt- sache excerpiert, jedenfalls fleissig gelesen hat, seine berühmte Auseinandersetzung über die Manipularstellung, die ordines etc. an den Latinerkrieg des Jahres 340 vor Chr. und den durch die Auf- opferung des Decius Mus errungenen Sieg am Yesuv angeschlossen ; die Schlacht, an welche Granius seine Notiz über die Reiter an- zuhängen für gut fand, scheint die Schlacht bei Pydna gewesen zu sein (168), welche nach der Disposition gut für das 26. Buch passt, und als das Ende der Phalangitentaktik einen Einschnitt in der alten Kriegsgeschichte bezeichnet. Dass in derselben Castor und Pollux den Römern zu Hülfe kamen, haben Autoren wie Florus 1, 28 überliefert, und so könnte denn Granius durch seine Quellen an die Dioskuren erinnert worden sein ; allein diese Annahme ist nicht nöthig und es genügt, wenn Granius an die Besiegung des Per- seus einige Bemerkungen über die Tapferkeit und das Kriegswesen der Römer, besonders über die Reiterei anknüpfte. Zuletzt folgt bei Granius eine unklare Angabe: scio quod {cod. quos) Spartiatae . . . dvCnnovg{?) fingebant (?), welche wir nur darum noch erwähnen, weil das Subject des Nebensatzes bestätigt dass wir ein gutes Recht hatten an Therapnae in Sparta zu denken. Vgl. Mich. Flemisch, Arch. f. lat. Leiikogr. XI 266. München. Eü. WÖLFFLIN. SITZUNGEN UND ERNENNUNGEN 12. Januar: Huelsen: neue Untersuchungen über den Tempel der Vesta im Anschluss an Dressel. — Graeven : die Geburt des Apollon auf einer Knochenpyiis. {Fondation Piot VI, 2). — Petersen: moderne Kaisergemmen (Miitb. 99, 244). — 26. Januar : Mau : Bemerkungen zu einem pompeianischen Wand- gemälde (oben S. 139). Dazu Hüelsen. — Petersen: die Ringer der Tribuna. Dazu Loewy (Oben S. 152). 9. Februar: Krüeger: die Gigantensäulen. Dazu Petersen und Loewy. — Petersen legt Koldewey u. Puchstein: Die Griechischen Tempel in Unteritalien und Sicilien vor. — Soti- riadis: über den von ihm ausgegrabenen Tempel von Ther- mos. — 23. Februar: Sotiriadis über die Mctopen des Tempels von Ther- raos. — Hüelsen: Der lapis niger auf dem Comitium ver- muthlich durch Maientius erneuert (Arch. Anz. 1900 5. 3 vgl. Das humanistische Gymnasium 1900 Hft. 2). Dazu Pe- tersen. — 9. März: Maass: Form und Bedeutung des Namens Septizonium (Septizodium). Dazu Hüelsen und Petersen. — Petersen : über den Sarkophag eines Arates. (Oben S. 171). — 23. März : Mau : der Tempel des Vespasian in Pompeji (Oben S. 133) Dazu V. SicKEL, Hüelsen, Petersen. — Sotiriadis: die Kad- meia in Sage, Dichtung und Geschichte. — 6. April: Hüelsen: die Basilica Aemilia und der Tempel des Janus. — Petersen : die Medaillons am Augustusbogen von Uimini (oben S. 169). — Derselbe über einen Bildercyklus im Haus der Vettier (oben S. 160). — 20. April: Petersen: Tarontiner Thonvotivreliefs der Dioskuren (deutsch, oben S. 3.). — Lümbroso, die Erschaffung der Musen (italienisch). — Amelüng : eine weibliche Statue des 5. Jahr- hunderts V. C. (italienisch; wird im nächsten Hefte erscheinen). Ernannt wurden zu Ehreniui tgliedern die Herren Hein- rich Lehmann - Halle a. S.. A. von Swenigorodskoi - z. Z. Meran; zu ordentlichen Mitgliedern die Herren Johannes Ficker- Strassburg i. E.; Hugo Graf Walderdorff - Regensburg; zu cor- respondierenden Mitgliedern die Herren march. N. Per- sichetti - Aquila; Karl Fredrich - Berlin; Chr. Blinkenberg - Kopenhagen; Otto Rübensohn - Berlin; Marques de Montsa- LUD- Madrid; Wilhelm Wilbero - Athen; Navpliotis - Paros; D. Bikelas - Athen; Teopotos - Volo. WEIBLICHE GEWANDSTATÜE DES FÜENFTEN JAHRHÜNDEKTS. (Taf. Iir, IV). Im letzten Winter führte mich der Zufall in die Werkstatt eines römischen Kunsthändlers, in der die umstehend abgebildete Statue (Fig. 1 u. 2) meine Aufmerksamkeit auf sich 7.0g. Die Figur lag auf dem Bücken am Boden: sie war oberhalb der Kniee mitten durchgebrochen, und die beiden Teile sollten zunächst zu- sammengefügt, sowie die Plinthe Torne ergänzt werden, damit die Figur aufrecht stehen konnte. Schon in dieser Lage gab sie sich als eine Replik des sehr interessanten Typus einer weiblichen Gewandtigur zu erkennen, Ton dem das Capitolinische Museum zwei Exemplare besitzt, die von Heibig in seinem « Führer « unter no. 418 und 420 kurz be- sprochen sind, und denen Petersen bei seinen Führungen durch die römischen Museen stets eine besondere Darlegung widmet (Cla- rac 976, 2531 u. 2532). Ein weiteres Exemplar steht im Hof des Palazzo Qiustiniani (') (Matz-Duhn Antike Bildw. in Rom no. 1448; Clarac 506 A 1092 C), und zwei befinden sich im Louvre (a : Fröhner Notice de la sculpt. ant. no. 883; Clarac 335, 1035; aus Villa Borghese. b: Fröhner a. a. 0. no. 384 ; S. Reinach Repertoire de la statuaire p. 672 no. 2). Die neue Replik — die sechste demnach — erregte mein besonderes Interesse dadurch, dass sie den Kopf ungebrochen trägt e). (0 Auch die beiden capitolinischen Exemplare stammen aus dem Besitz der Giastiniani. (*) Ergänzt sind an ihr: die Nase, die vordersten Teile des Mantels neben den Wangen, der 1. Fuss, soweit er sichtbar ist, der grosse und zweite Zehen des r. Fnsses, der vordere Teil der Plinthe. Die Vorderseite ist stark bestossen. Die 1. Hand fehlt; ebenso ein Teil des Mantelzipfels hinter dem 1. Arm und die Ecke der Plinthe darunter. H. 1,97 m. Feinkörniger weisser, wohl pentelischer Marmor. Nach Aussage des Kunsthändlers wäre die Figur in Aqnino gefanden worden. 13 182 W. AMELUNG Dargestellt ist eine Frau, aufrecht stehend mit 1. Standbein ; der r. Puss leicht zur Seite gesetzt ; bekleidet mit dem ionischen Fig. 1. Chiton, von dem aber nur der Kand über den Füssen sichtbar wird» denn die ganze übrige Figur ist von einem weiten Himation um- WEIBLICHE GEWANDSTATUE DES FUENFTEN JAHRHUNDERTS 183 hüllt, das mit seiner einen Seite auf der 1. Schulter und dem 1. Arm ruht, dann um den Rücken und über den Kopf gelegt, weiter Fi^. 2. um die Vorderseite der Gestalt herumgenommen und endlich mit der andern Seite wieder über die 1. Schulter und den 1. Arm, die 184 W. AMBLUNO schon bedeckt sind, zurückgeworfen ist. Der r. Arm ist ganz Tom Himation bedeckt ; er ist dicht an den Körper gelegt ; der Oberarm geht gerade abwärts, der Unterarm ist erhoben, so dass die Hand vor der r. Brust liegt; sie ist mit dem kleinen Finger nach aussen gehalten, die Handfläche also schräg nach unten geöffnet ; die Finger ruhen leicht gebogen in den Falten. Die Linke ragte aus dem Himation hervor; sie hat sich bei keiner der Wiederholungen er- halten ; auch ist keine Spur eines Attributes (Ansatz oder Stütze) zu finden. An den Füssen einfieu^he Sandalen. Der Kopf ist ungebrochen erhalten ; aber aus dem Himation blickt ein blödes römisches Antlitz mit einer Frisur, wie sie Lu- cilla, die Gemahlin des Lucius Veras, getragen hat. Möglich, dass man in den Zügen ein Porträt dieser Person selbst erkennen darf. Die Arbeit an dem Gesicht ist ganz besonders schlecht; d. h. an den äusserst einfachen Formen des Körpers, der nur zu copieren war, konnte das geringe Können des Verfertigers nicht so viel ver- derben wie an dem complicierteren Teil, den er selbst zu schaffen hatte. So unerfreulich dadurch auch der Eindruck der Werkes ge- worden ist, so beweist doch die Thatsache, dass eine römische Dame des zweiten Jahrhunderts n. Chr. sich in diesem Typus, der dem Geschmack ihrer Zeit unmöglich sehr reizend erscheinen konnte, porträtieren liess, dass das Original in Rom eines hohen Ansehens wert erachtet wurde, sei es, dass es das Werk eines berühmten Künstlers war, oder dass es als Cultstatue in einem der Haupt- heiligtümer der Stadt aufgestellt war. Denn dass wir in den sechs genannten Bepliken Gopieen eines griechischen Originales des fünf- ten Jahrhunderts vor uns haben, braucht nicht erst hervorgehoben zu werden. Als ich die Statue zum zweiten Male sah, war sie aufgestellt, und nun bemerkte ich zu meiner Freude, wie leicht sich ihr Ver- fertiger seine Arbeit gemacht hatte. Nur das Gesicht mit dem sicht- baren Teil der Frisur war romanisiert worden, während alles Ueb- rige, d. h. der vom Himation bedeckte Schädel mit seinem langen, gerade abstehenden Haarschopf augenscheinlich einfach copiert war ; und diese Annahme wurde zur Gewissheit, da es mir alsbald ge- lang, einen in mehreren Exemplaren erhaltenen Kopftypns zu be- stimmen, der eben in diesen Teilen vollkommen mit dem Kopf WEIBLICHB 6BWANDSTATUE DBS FUENFTBN JAHRHUNDERTS 185 der neu-entdeckten Statue übereinstimmt, während Gesicht und Frisur nicht, wie dort, römisch, sondern griechisch sind, und zwar in einem Stil gehalten, der auf dieselbe Entstehungszeit schliessen lässt, die bisher allgemein für den Typus der Figur angenommen worden ist. Dieser Eopftypus ist am besten vertreten durch die sog. Aspa- sia in Berlin (Beschreibung d. ant. Skulpt. no. 605). Wiederholungen befinden sich: im Louvre (Salle grecque no. 848; Clarac 1082, 393; Photographie Giraudon no. 1249), im Pal. Ducale in Venedig (Dütschke Ant. Bildw. in Oberitalien V no. 71 (*); Fotografia Ali- nari no. 12909; ganz überarbeitet), im Museo nazionale romano (Petersen Rom. Mitth. 1893 p. 95; Mon. ant. pubbL daWacc. dei Lincei 1895 p. 80 f.; nur der Oberteil des Kopfes erhalten; geringe Arbeit; gefunden auf dem Palatin, jetzt in einem Magazin des ge- nannten Museums (^), dessen Direction mir gütigst gestattete, Photo- graphien Ton dem Stück zu nehmen, die beim Rom. Institut er- hältlich sind), femer eine im Gabinetto Archeologico deir Univer- sitä zu Pavia, die mir durch die Freundlichkeit Mariani*s bekannt geworden ist und sich durch ihre gute Erhaltung und Arbeit aus- zeichnet (3). Von einer sechsten, die sich zu Gortyna auf Kreta gefunden hat, macht mir Savignoni gütigst Mitteilung. Sie befindet sich jetzt im Museum von Gandia. Es fehlen Nase, Teil der Lippen, Kinn und Teile des Himation. Die Arbeit ist nicht hervorragend (>) Der ebendort angeführte Kopf no. 509 in Catajo ist keine Wiederho- lung; vgl. Arndt- Amelung Einzelaufnahmen no. 36. 37. Ueber den von D. eben- falls als Wiederholung citierten Kopf in Catajo no. 433 fehlen mir Notizen. (•) Heibig beschreibt in seinem « Führer n einen andern Kopf unter no. 1029, als ob er diese Replik der « Aspasia » wäre. Thatsächlich hat jener Kopf gar nichts mit dem fraglichen Typus zu thun, und stammt nach der Guida del Museo (sec. ed. p. 21 f. no. 16) zumal aus den Depositi del Kirche- riano. Trotzdem ist die Verwechselung Helbigs auch in den Text jener Guida übergegangen. P) M. teilt mir darüber Folgendes mit : « La testa della c. d. Aspasia Bemonlli, che si trova nel Gab. arch, deW Univ. di P., h in marmo greco di grano grosso; non c'i nessun documento sulla sua provenienza. lo la tro- vai gettata in un cantone e la feci ripulire e metter e sopra un piedistallo. & idrintica agU altri esemplari conosciuti; sembra di huon lavoro, forte greco. & danneggiata soUanto nel naso e nel mentOy un po" piü verso destra che verso sinistra, tanto che della narice sinistra ^ conservato un peszetto 186 W. AMELLNO und besonders in den Augen nicht sehr stilgetreu. Savignoni wird das Stück in einem Bericht über seine Beisen auf Kreta publicieren. Die Zugehörigkeit dieses Kopftypus hätte schon an dem Exem- plar der Figur im Pal. Giustiniani nachgewiesen werden können, wenn es bei dem desperaten Erhaltungszustand jener Beplik mög- lich gewesen wäre, sicher zu bestimmen, welche Teile antik, welche modern seien. Jetzt kann man mit Hülfe der besser erhaltenen Gopie bestimmen, dass Matz-Duhn recht haben, wenn sie — abge- sehen von Kleinigkeiten — an dem Kopf nur die Gesichtsmaske für modern halten. Es musste mir daran liegen, die thatsächliche Probe der Zu- gehörigkeit durch das Zusammenfügen zweier Gypsabgüsse machen zu können. Durch die Liebenswürdigkeit des derzeitigen Besitzers wurde mir ein Abguss der ganzen, neu-entdeckten Figur zur Ver- fügung gestellt und durch die Vermittelung der Direction der Ber- liner Museen, der ich dadurch zu besonderem Danke verpflichtet bin, wurde das Berliner Exemplar der Kopfes geformt ('). Nachdem der Kopf der Statue abgenommen war, gelang die Vereinigimg des Torso und des Berliner Kopfes in der That voll- kommen und so überzeugend, dass jedem Zweifel nunmehr der Boden entzogen ist. Abbildungen der auf diese Weise wieder gewonnenen Statue geben unsere Tafeln III u. IV. Mit ihr haben wir uns nun zu beschäftigen. Die Figur ist eine vollendete Darstellung weiblicher Ehrwür- digkeit und Züchtigkeit. Niemals wieder sind diese matronalen Ei- genschaften in so Ehrfurcht gebietender und doch so schlichter Weise zur Erscheinung gebracht worden. Alles vereinigt sich, diesem Charakter mit monumentaler Einheitlichkeit Gestalt zu verleihen: der einfache ruhige Stand, die geschlossene Haltung der Arme, die tiefe Verhüllung, die den Körper mit glatten Flä^jhen und einem einfachen System weniger gerader oder leicht geschwun- gener Falten umgiebt, die die Hauptpunkte des Körpers mit einan- der verbinden, sodass die Form der Gestalt unter der Umhüllung nicht verloren geht, das ernste stille Antlitz mit dem strengen' Ausdruck, der nur durch die leichte Wendung und Neigung etwas (*) Die Figur ist seither in den Besitz des Berliner Musenm über- gegangen. WEIBLICHE OEWANDSTATL'E DES FüENKTEN JAHRHUNDERTS 187 gemildert wird, umrahmt von den vollen, gleichmässig geschei- telten Haarsträhnen und den wenig bewegten Falten des Himation. Es liegt eine tiefe Ruhe und Stille über die ganze Erscheinung gebreitet, herber Ernst und schlichte Schmucklosigkeit, die sich im Ausdruck der Bewegungen und des Antlitzes ebenso wie in der Einfachheit der künstlerischen Mittel kundgeben. Hat die Figur eine sterbliche oder eine göttliche Matrone dar- gestellt ? — Die entscheidende Antwort auf diese Frage würde uns die linke Hand durch ihre Haltung oder ihr Attribut geben können. Sie hat aber, wie schon hervorgehoben wurde, bei keiner der Wie- derholungen eine Spur hinterlassen. Da indess einerseits die That- sache, dass eine Römerin später Zeit sich in dem Typus der Figur hat porträtieren lassen, dafür spricht, dass das Original nicht nur durch einen berühmten Künstlernamen, sondern auch als Darstellung einer Göttin berühmt war, da wir ferner in der Zeit, in der das Original geschaffen wurde, kaum eine monumentale Bildnissstatue einer Matrone voraussetzen können, so hat die Annahme, dass die Statue die göttliche Matrone Demeter darstelle — nur sie kann in Frage kommen — , sicher viel Wahrscheinlichkeit für sich. Wir hätten dann in der Rechten den Strauss von Aehren und Mohn zu ergänzen. Thatsächlich ist ja Demeter auch in späterer Zeit oft durch besonders tiefe Verhüllung ausgezeichnet worden. Wenn wir trotzdem zunächst zweifeln konnten, ob nicht eine Sterbliche dargestellt sei, so ist auch das charakteristisch für un- sere Figur. Sie hat in ihrem Wesen entschieden etwas Privates, etwas Häuslich-Schlichtes, nicht jenes Repräsentative, das zu dem Wesen des Cultbildes gehört. Stellte das Original also Demeter dar, so wird es ein Weihgeschenk gewesen sein, das in einem Heiligtum der Göttin neben dem Cultbild seinen Platz fand. Nehmen wir aber dies an, so wird die Frage nach der Bedeu- tung der Figur, die aufzuwerfen und zu ergründen trotzdem nicht müssig ist, im Grunde gleichgültig. Denn ob Sterbliche, ob De- meter, das künstlerische Problem war dann das gleiche; es han- delte sich in beiden Fällen für den Künstler nur um die charakter- vollste Darstellung einer ehrwürdigen Matrone, und dass er, auch angenommen er habe eine Sterbliche wiedergeben wollen, kein Por- trät, sondern eben nur das Idealbild einer Matrone schaffen wollte, lehren deutlich genug die durchaus idealen Züge des Gesichtes. 188 W. AMELUNO leb habe yorbin yon der Zeit des Künstlers gesprocben, als könne über sie kein Zweifel sein. Thatsäcblicb wird beute keine Uneinigkeit mebr darüber berrscben, dass die Entstehung des Ori- ginales im zweiten Viertel des fünften vorchristlichen Jahrhunderts anzunehmen ist, d. h. in der Zeit zwischen den Perserkriegen und dem Auftreten des Pheidias. In die gleiche Zeit wurden bisher unabhängig Kopf und EOrper datiert (^ . Der Kopf ist oft in Zusammenhang mit der Hestia Giustiniani gesetzt worden (s. zuletzt Furtwängler Meisterwerke p. 115) ('^); sicher mit Recht, und man wird nun mit Freuden erkennen, dass auch der Körper der neugewonnenen Statue in seiner harten, flächen- hafben und kantigen Behandlung sich vortrefflich an die Hestia anreiht. Neben beiden ist als ebenbürt;ige Verwandte die Peplos- Figur im Museo Buoncompagni zu nennen, deren Kopftypus Ma- riani durch einen dem unsem ähnlichen Fund bestimmen konnte (^). Noch eine ganze Reihe verwandter Werke sind von Mariani a. a. 0. und von Arndt im Text zur Glyptothöque Ny-Carlsberg p. 10 u. 99 ff. aufgezählt worden (vgl. auch Furtwängler Intermezzi p. 12 Anm.). (*) Ich glaube im Sinne ihres letzten Verteidigers zu handeln, wenn ich auf die Deutung des Berliner Kopfes als Porträt der Aspasia nicht weiter eingehe. (•) Von dieser Figur kann ich eine bisher unbekannte Wiederholung nachweisen. Sie steht im Cortile di Leone X. im zweiten Stock, der Engelsburg (siehe ßorgatti Castel Sant'Angelo p. 188 T. 27 Fig. 47 no. 53 u. T. 34). (») BuUettino comunale 1897 p. 169 ff. Als Fig. 9 bildet dort M. eine Replik des Kopfes auf einer römischen AlabasterbOste ab, die nach Helbig's Angabe ehemals in der Sammlung Steinhäuser gewesen ist. M. weiss den heuti- gen Standort der BQste nicht anzugeben (ebenso Arndt Glyptoth^que Ny-Carls- berg p. 49). Thatsächlich aber ist sie heute im Besitz des Principe Torlonia, ndr sind Kopf und BQste getrennt worden. Letztere trägt jetzt einen römischen Porträtkopf (Plautilla): Imonum. del M, Tori ripr, in fototipia T. CU n. 405 ; der Kopf aber ist eben die bekannte auch von M. reproducierte Replik des Museo Torlonia no. 486, die man nur auf eine moderne Hermenbüste gesetzt hat Wird also dadurch die Reihe der Repliken um eine verringert, so kann ich eine allerdings schlechte und stark ergänzte hinzufügen, die im British Museum in dem verschlossenen Raum beim Graeco-roman basement room steht. Eine Replik des Typus ist im Grunde auch, trotzdem eine Stephane hinzugefügt und das Gewand über den Kopf gelegt ist, Mnseo Chiaramoiiti no. 530. WEIBLICHE GEWANDSTATUI DBS FUEI9FTEN JAHRHUNDERTS 189 Dass alle diese Zuteilungen darin das Richtige treffen, dass die genannten Werke aus einer Zeit und localen Schule stammen, scheint mir sicher; ebenso zweifellos aber ist mir, dass hinter dieser Gruppe nicht nur ein bedeutender Künstler steht, sondern eine ganze Ge- neration; so individuell verschieden sind die einzelnen Köpfe von einander, von denen sich nur der unserer Statue und dem der Hestia so ähnlich sehen, dass ich geneigt wäre, sie für Werke eines Künstlers zu halten. Wo war diese Künstler-Generation zu Hause ? Solange man von ihren Werken nur Peplos-Figuren kannte, hat man sie gerne mit den Skulpturen des Zeus-Tempels in Olym- pia zusammengestellt (0- Man fand in beiden die gleiche flächige Manier, in den Köpfen analoge Proportionen und den gleichen Aus- druck. Für diese Frage scheint mir die neue Statue von entschei- dender Bedeutung. Es wäre einem der Künstler jener Giebel- Skulpturen unmöglich gewesen, jemals eine so mathematisch genau umschriebene Figur zu schaffen, an der bei der Ordnung des Ge- wandes und der Verteilung der Motive die wenigen künstlerischen Mittel mit so studierter Berechnung angewendet sind. Jene waren Illusionisten, die ihre Motive ohne grosse Ueberlegung aus der Natur griffen und die Gewänder regellos warfen, wie es der Zufall gab, und die eben dadurch — allen Unfertigkeiten, ja Unmög- lichkeiten und ünschönheiten zum Trotz — jenen packenden Schein unmittelbaren Lebens erwecken ; der Künstler der neuen Statue ist Formalist im strengsten Sinne, und das sind all die Künstler der mit seinem so nah verwandten Werke gewesen. Hier und in Olympia stehen sich zwei fundamental verschie- dene Charaktere gegenüber; das Gemeinsame liegt allein darin, dass sich in beiden jenes gewaltige Aufblühen künstlerischer Ge- nialität zur Zeit des Perikles vorbereitet: hier durch die entsagungs- volle, strenge Schulung, dort durch das kühne Erproben monumen- taler Verhältnisse und Wirkungen in einer feierlich gemessenen und einer stürmisch erregten Composition. In beiden bricht mit voller (^) So noch zuletzt im Anschlags an Fnrtwän^ler Mariani a. a. 0. p. 905 und Arndt im Text zu Bruckmanns Denkro. griech. u. rOm. Skulpt. N. F. T. 502 r. (Athena im Thermen-Museum). 190 W. AMELUNO Stärke im Gegensatz zu der weiblich zierlichen, äusserlich und in Kleinigkeiten praetenti^^sen Kunst des sechsten Jahrhunderts jenes neue männlich ernste, nur auf die Hauptsachen in monumentaler Einfachheit bedachte Streben hervor, das sich wohl schon in einigen Werken, wie dem Gigantengiebel Yon der Akropolis, vor den Per- serkriegen ankündigt, aber zu vollem Selbstbewusstsein doch erst durch die Gefahren jenes Sturmes aufgerüttelt wurde. Ebenso scheint es mir notwendig, Furtwänglers Gedanken abzuweisen, der (Meisterwerke p. 116 u. 737) die «> Aspasia « und « Hestia * mit einer Gruppe anderer Werke dem Kaiamis zuschreibt, doch wesentlich aus dem Grunde, weil nach seiner Meinung auch der Wagenlenker im Gonservatoren-Palast und der sog. Omphalos- ApoUon in die Keihe jener Werke gehören. Die Rückführung dieses Apollon auf Kaiamis würde erst dann zwingend sein, wenn wir für diese Epoche monumentale und litte- rarische üeberlieferung durchweg in Einklang setzen konnten, so- dass jeder erhaltene ApoUontypus mit dem Namen eines der be- rühmten Meister zu belegen wäre, von denen uns die Herstellung einer ApoUonfigur überliefert ist, wie dies von Furtwängler (Meister- werke a. versch. 0.) thatsächlich versucht worden ist Es ist un- möglich, hier auf alle Fragen einzugehen, die sich an diesen Ver- such anknüpfen. Ginge aber jener Apollon wirklich auf ein Werk des Kaiamis zurück, so wäre damit für uns noch nichts gewonnen, denn die Verwandtschaft seines Kopfes mit den weiblichen Köpfen unserer Gruppe (und vollends mit dem des Wagenlenkers) geht meines Erachtens über allgemeine Aehnlichkeit nicht hinaus. Der Vergleich ist uns dadurch besonders erleichtert, weil es kaum einen anderen Kopftypus des 5. Jahrhunderts giebt, der so stark indivi- duell gebildet ist, besonders in den verhältnismässig kleinen drei- eckigen Augen und dem Munde mit seiner lebhaft modellierten Umgebung, und weil jene anderen Köpfe von all diesen indivi- duellen Zügen nicht die geringste Spur erkennen lassen. Vor allen Dingen aber haben eben jene weiblichen Figuren — auch für diesen Punkt hat die neue Statue besondere Bedeutung — nichts von den beiden hervorstechenden Eigenschaften kalamidei- scher Gestalten, der XsTtTirrjg xoä x^Q^^ — ^- selbst übersetzt diese Begriffe in den Intermezzi p. 13 ganz richtig mit: « Ele- ganz und Feinheit, zarter Sinn für strenge Anmut * — , und so WEIBLICHE OEWANDSTATUE DES FUENFTEN JAHRHUNDERTS 191 verführerisch es wäre, in der neuen Figur nach Lucian Imag. 6 die Sosandra jenes Künstlers zu erkennen, so entschieden wider- spricht dem die andere bekannte Stelle desselben Schriftstellers (Dial. meretr. III 2), aus der wir entnehmen können, dass die Füsse der Sosandra bis über den Knöchel sichtbar waren und sich durch besonders zierliche Stellung und Formen auszeichneten. Die Mariani'sche Statue ist von Arndt (a. a. 0.) unleugbar mit Rocht in vorbildliche Beziehung zu den weiblichen Bronze- statuetten jener Epoche gerückt worden, die als Spiegelstützen ver- wendet wurden (^). Ist es nun ein Zufall, dass wir eines der eigen- artigsten Motive unserer Statue, die Verhüllung des gebeugten, am Körper anliegenden Armes, ebenfalls an einigen jener Statuetten wiederfinden ? (^). Bedeutsamer ist, dass es in jener Epoche, soviel mir bekannt ist, an keinem anderen Werke nachzuweisen ist. Während es sich femer bei der Statue durch die Manteltracht un- auffällig ergiebt, wirkt es bei den Statuetten eigentümlich gesucht, weil der Arm unter dem Apoptygma des Peplos verborgen wird; das scheint doch auf die absichtliche Nachahmung eines beliebten Vorbildes hinzudeuten. Als Fundort der meisten jener Spiegelstützen wird Korinth angegeben, und wenn derartige Provenienzangaben, die wohl mei- stens von Zwischenhändlern stammen, auch nicht in jedem einzel- nen Fall Vertrauen verdienen — thatsächlich sind ja solche Spie- gelstützen auch in Olympia und Athen in grösserer Menge gefunden worden — , so setzen sie doch voraus, dass an jenem Ort wirklich besonders viel solcher Fundstücke zu Tage gekommen sind, und gestatten demnach den Schluss, dass sich dort ein Centrum der Fabrication befunden haben muss. Damit ist aber auch der wei- tere Schluss für unsere Statuengruppe gegeben, dass sie einer Kunstschule ihr Dasein verdankt, die ihren Sitz in Korinth selbst oder doch in leicht erreichbarer Nähe von dort hatte, denn nur (») Eine Ton ihnen (Duraont-Chaplain C4ram. de la GrHe propre II pl. 35) stimmt auch in der Frisur mit dem Kopf der Mariani'schen Statue flberein. («) Dumont-Chaplain CSramiques de la Gr^ce propre II pl. 35 = S. Kei- nach Rupert, de la stat. II p. 329 no. 2; Rayet, Monuments de Vart ant. I no. 32 = S. Keinach a. a. 0. no. 7. 192 W. AlfBLUNG 80 kann sich der intime Einfluss ihrer Werke auf die korinthi- schen Handwerker erklären. Eorinth selbst bat in jenen Zeiten keine bedeutenden Künst- ler gehabt (^). Aber in grösster Nähe, in Sikyon, blähte die Schule des Kanachos und seines Bruders Aristokles. Diese beiden selbst sind jedoch ausgeschlossen, weil ihre Thätigkeit vielmehr in das erste Viertel des 5. Jahrhunderts fällt, und ihre Schüler sind für uns nur Namen, sodass die Herleitung der fraglichen Werke aus dieser Schule durch keinen thatsächlichen Anhalt gestützt werden kann. Furtwängler nimmt yermutungsweise die Entstehung des Typus der Peplos-Figur in der argivischen Schule des Hagelaidas an, der yielleicht selbst das Urbild schuf (Meisterwerke p. 37 f. Vgl. den- selben jetzt in Sitzungsberichte der Münch. Akademie 1899 Bd. II Heft IV p. 571 ff. T. I-II). Aber es kann auch dies vorläufig nur eben Vermutung bleiben. Zudem schreibt ja, wie schon erwähnt, F. die Hestia, von der die neue Statue nicht zu trennen ist, dem Ealamis zu, d. h. einem Künstler, der von Hagelaidas wohl beeinflusst sein konnte, aber nicht zu seiner Schule gehörte (-). Thatsächlich scheint auch jener Typus der Peplos-Figur weit über die Grenzen der argivischen Schule hinaus Nachahmung gefun- den zu haben (vgl. Furtwängler a. a. 0. u. p. 682 ; auch Intermezzi p. 12 Anm.) ; aber die Zeugen hierfür sind doch fast nur Erzeugnisse der Kleinkunst (Terracotten und einzelne Bronzen), und nirgend ist der Anschluss so deutlich zu erkennen, wie bei den Spiegelstützen aus Korinth. Auch wird ein Jeder von vornherein geneigt sein, die Ent- stehimg dieser ganzen Reihe von Werken in einer vor Allem auf strenge einfache formalistische Durchbildung bedachten Schule an- zunehmen, d. h. in einem der peloponnesischen Kunstcentren. Oder in Aegina? Nach den einzigen sicheren Werken der aegi- netischen Schule, den Giebelgruppen, dürfen wir uns sicher nicht eine allzu einseitige Vorstellung von ihrer Eigenart machen, und deshalb nicht von vornherein den Gedanken abweisen, dass einer ihrer Künstler auch Gestalten gearbeitet habe, deren Bewegungen (0 üeber Diyllos, Amyklaios und Chionis s. Brunn Gesch. der gr. K.* I p. 81. (*) Zu dem kurzgeschnittenen Haar der Hestia vgl. Furtwängler am letztgenannten Orte p. 583 f. WEIBLICHE OBWANOSTATUB DBS FüBNPTBN JAHRHUNDERTS 193 80 auf das einfachste Maass beschränkt sind. Auch liegt Aegina nahe genug zu Korinth. Ja, eine Combination scheint uns wenigstens dafür einen sicheren Fingerzeig zu geben, dass der Gewandstil jener Statuen dem vorzüglichsten aeginetischen Meister jener Zeit vertraut war, dem Onatas. Dieser hat eine Hermes-Statue, gemeinsam mit einem Kalli- teles, für Olympia gearbeitet ; der Gott trug einen Widder unterm Arm (Paus. V. 27, 8). Nachbildungen dieses Typus sind uns in ta* nagraeischen Terracotteu erhalten (Boscher Mythol. Lex. I Sp. 2395 u. 2431), allerdings keine Repliken, denn keine stimmt mit der Beschreibung der Statue des Onatas genau überein. In deutlichem typischen Zusammenhang mit diesen Figuren steht nun eine uns erhaltene Copie einer Hermes-Statue im Vatican (Heibig Führer d. d. Samml. kl. Alt. in Bom I p. 217 no. 339). Auch ihr Origi- nal kann auf keinen Fall das Werk des Onatas selbst gewesen sein — ihr fehlt der Chiton und der Widder — , aber ihr Künst- ler muss es auf jeden Fall gekannt haben und muss ein Zeitge- nosse jenes Meisters gewesen sein. Nun stimmt die Art, wie die Chlamys in grossen Flächen und wenigen derben Falten den Körper überdeckt, ganz auffallend mit der Art überein, wie der Mantel bei unserer Figur und das Apoptygma bei der Hestia und der Mariani*schen Statue gearbeitet ist, so auffallend, dass mir in dem Hermes sicher ein Werk derselben Schule vorzuliegen scheint. Immer- hin aber bleibt der Zusammenhang mit Onatas doch sehr unsicher, und 80 kehren wir Ton dieser Umschau nach dem Vaterlande der Künstler, denen wir jene Verkörperungen strenger weiblicher Atidg verdanken, mit dem Ergebnis, dass uns die Lösung dieses Bätsels mit dem bisher gewonnenen Materiale noch unmöglich ist, zu un- serer Statue zurück. Für sie ist noch eine Frage zu beantworten. In welchem Stofi'e war das Original gearbeitet: in Marmor oder Bronze? Die draht- artige Stilisierung der Haare und das Harte und Kantige der Formen wären nicht unbedingt für Bronze entscheidend, zieht man die Epoche des Künstlers in Betracht. Ja, die absolute Geschlossenheit der Composition wird Manchem entscheidend für die Ausführung in Marmor scheinen, und ich wüsste diesem guten Grunde nichts entgegenzusetzen, als mein subjectives Empfinden, das — ich muss 194 W* AMELUNG es gestehen — geradezu danach verlangt, diese Figur in dem ern- steren, nüchterneren Stoffe der Bronze zu denken. Es dürfte das erste Mal gewesen sein, dass ein griechischer Künstler unternommen hat, an einer Bundfigur das schwierige Pro- blem zu lösen, eine menschliche Gestalt trotz vollständiger Ver- hüllung plastisch verständlich darzustellen; und die Lösung, die hier in aller Einfachheit gegeben ist: unter der Umhüllung die wenigen, für die Haltung charakteristischen Hauptpunkte des Kör- pers vorragen zu lassen, sodass die hauptsächlichen Faltenzüge sich zwischen ihnen ausspannen, — diese Lösung ist vorbildlich geblie- ben bis tief in das vierte Jahrhundert hinein. Man kann sagen, dass das Neue in der Lösung derartiger Aufgaben zur Zeit des Pheidias und dann des Praxiteles nur eben darin bestand, dass man zwischen dem von unserm Künstler festgelegten Gerüst der Haupt- linien eine immer reichere, mannigfaltigere Fülle kleinerer Falten- motive ausstreute, die man mit bewundernswerter Kunst den grossen bestinmienden Zügen unterzuordnen verstand. Als besonders nah verwandte Beispiele mögen gelten : aus der Zeit des Pheidias der eine Karyatiden-Typus der Villa Albani (s. in diesen Mittheil. 1894 p. 137; Clarac 442, 808); aus der Zeit der Nike-Balustrade eine Statuette in der Münchener Glyptothek (Brunn Beschreibung no. 227 = Clarac 498 B 980 A; Beplik in der Coli, Jacobsen ed. Arndt t. 65) ; dann aus dem 4. Jahrhundert eine Statue in Neapel (Clarac 498 C 973 A = Amdt-Amelung Einzel- Aufnahmen no. 496) und speciell aus der Werkstatt des Praxiteles die mittlere Muse einer der drei Beliefplatten aus Mantinea {Bul- letin de corr. hell. 1888 PI. III; Amelung Die Basis des Pr. aus Mant. Tafel no. II p. 26 ff.) mit ihren Verwandten, den Hercula- nenserinnen und der sog. Polyhymnia im Musensaal des Vatican (s. Amelung a. a. 0.). Als specielle praxitelische Eigenart hat der Verf. a. a. 0. nach- gewiesen: das Gewand durch besonders überlegte, das bewusste Studium am Modell verrathende Motive immer enger um den Körper zu ziehen und dadurch zu erreichen, dass sich in den hauptsäch- lichen Faltenzügen immer deutlicher die Hauptlinien des Körpers darstellen, sodass in diesen Werken das alte Problem thatsäch- lich am vollkommensten gelöst ist ; dafür, dass die Absichtlichkeit der verwendeten Mittel uns den Genuss nicht aufdringlich störe, sorgt der unendlich feine künstlerische Takt ihres Meisters. WEIBLICHE GEWANDSTATUE DES FUENFTBN JAHRHUNDERTS 195 Die hellenistische Zeit hat diese Art der Darstellung vollständig aufgegeben. Sehr charakteristisch dafür ist eine Statue des Louvre. Fig. 3. die nach ihrer Verwandtschaft mit den weiblichen Figuren des per- gamenischen Telephos-Frieses und der Queder am oberen Saume des 196 W. AMBLUNO Chiton sicher auf ein Original des 2. vorchristlichea Jahrhunderts zurückgeht (Salle de la Pallas de Velletri 518; Fröhner, Sculpt. ant. p. 356 no. 382; Clarac 295, 1018; Fig. 3 nach Phot Girau- don 1136) (0- Hier ist keine Spur mehr Ton jenen mit feinster Berechnung geordneten, deir Eörperformen sich anschmiegenden Faltenzügen ; der Körper* rerschwindet weit mehr unter der Fülle des Stoffes und die Fläche des fest über den Chiton gezogenen Hi- mation ist belebt durch einige gradlinige, straffe Falten und das Durchschimmem der starken Falten des üntergewandes. An Stelle des plastischift Prinzips ist das malerische getreten. Sehr bezeichnend für diese Entwickelung ist die Vergleichung von einigetf Belieffiguren mit der Ansicht des 1. Profils unserer Statue. Die einen stammen vom Parthenonfriese (Michaelis Parthenon T. 12, II 4; 14, VIII 57, 60, 61, IX 63; nach Photographie bis auf die letzte bei J. Lange Darstellung des Menschen p. 137 f. Fig. 39 u. 40) ; hier sind Mädchen und ein Knabe in derselben Tracht und von derselben Seite dargestellt, und abermals bemerken wir, da SS die Anlage der Falten in den Hauptzügen noch vollstän- dig mit der an unserer Statue übereinstimmt ; nur ist die Fülle der kleineren Zwischen-Motive sehr viel grösser, der Eindruck des Ge- wandes sehr viel stofflicher geworden. Noch wesentlich auf dersel- ben Stufe stehen zwei griechische Grabreliefs aus der Zeit um 400 (Conze Gr. Grabr. T. CLIV no. 817 u. T. CLXXIII no. 888). Einen sprechenden Gegensatz dazu bildet die eine Nikefigur jener athenischen Dreifussbasis, die Benndorf kürzlich mit vortrefflichen Reproductionen neu publiciert hat (Jahresbefte des österr. arch. Inst. II T. VI) : auch hier wieder statt des wohlgeordneten Systems schön geschwungener Falten einige gerade, straffe Züge und dazwi- schen eine Fülle zierlicher kleiner Motive. Diese Figur verräth uns zudem, dass jener Umschlag im künstlerischen Wollen sich schon am Ende des 4. Jahrhunderts, also bald nach dem Tode des Praxiteles vollzogen hat. Benndorf versucht zwar die ganze Basis noch dem Praxiteles zuzuschreiben ; aber seine ganze Com- bination ruht auf thönernen Füssen; und, wenn ihm auch ohne (^) Erg. Hinterkopf, Nasenspitze, Hals, beide Hände mit Teilen der Ge- wandung, die grosse Falte unten i. d. Mitte, Teile der r. Zehen, Rand der Basis. Das Kopffragment stammt von einer schlechten Replik der knidischen Venus. WEIBLICHE OEWANOSTATUE DES PUENFTEN JAHRHUNDERTS 197 Weiteres zuzugeben ist, dass im praxitelischen Kreise ähnliche Motive beliebt waren, wie wir sie an den Figuren der Basis sehen, so ist doch gerade die Art, wie diese Motive dort im Ein- zelnen ausgeführt sind, von der praxitelischen ganz verschieden. Ich hoffe, an anderem Ort auf diese Frage noch näher eingehen zu können, wie es die singulare Schönheit des Monuments und die Autorität Benndorfs verdienen, aber im Grunde genügt ja schon das oben von der einen Figur Gesagte, um meine Ablehnung der Bück- führung auf Praxiteles verständlich zu machen. Unleugbar: die grössere Natürlichkeit haben jene späteren, hellenistischen Werke voraus; bei ihnen fehlt jeder Anflug von Absichtlichkeit. Aber andererseits erreichen sie niemals jenen im* ponierenden Charakter ernster Monumentalität, sie werden niemals jene Ehrfurcht gebietende Vorstellung einer höheren Existenz er- wecken können, in der alle geistigen und körperlichen Phänomene in geläuterter Klarheit zu so viel intensiverer Wirkung kommen, als dies in unserer zerstreuten Welt möglich ist. Beide Sichtungen dienen gleichberechtigten Bedürfnissen menschlichen Geniessens, die in den verschiedenen, durch die Umgestaltung der Lebensbedigun- gen veränderten, psychischen Zuständen der Menschen ihre Wurzeln haben. In beiden Richtungen aber ist die sichere Erkenntnis der Grund- sätze lebendig, auf denen jede wahrhaft künstlerische Gestaltung in der bildenden Kunst beruht, und die weder das decorative Genie der Semiten, noch der feierliche Ernst der Aegypter gefunden haben, nach denen die Griechen in all den Jahrhunderten, die dem 5. vorausgehen, tastend suchen, und für deren festes Erfassen eben die neugewonnene Statue eines der bedeutsamsten Zeugnisse liefert. W. Amelüno. 14 BEMERKUNGEN ZUR SORRENTINER BASIS (»). Es ist Hülsens Verdienst, nachgewiesen zu haben, dass die Reliefdarstellungen auf der Sorrentiner Basis in deutlichem Bezüge zu den Hauptculten des Palatin in der Kaiserzeit stehen (Rom. Mitth. 1894 p. 238 ff.). Auf einer der vier Seiten sehen wir Ar- temis, ApoUon, Leto und eine weibliche Figur am Boden ; da der Bezug auf den Palatin gesichert ist, so ergiebt sich ohne Weiteres der Schluss, dass hier die drei Cultgottheiten des augusteischen Apollontempel dargestellt sind ; das Weib am Boden, das sich mit seinem linken Arm auf ein Gefäss stützt, von dem nur noch der Fuss und der ümriss des Körpers zu erkennen ist, wird augen- scheinlich richtig als Sibylle gedeutet, deren Bücher in der Basis der ApoUon-Statue eingemauert waren (-). In dem Tempel standen als Cultbilder drei griechische Meister- werke: der Apollon des Skopas, die Artemis des Timo- theos, und die Leto des jüngeren Kephisodot (Plin. n. A. XXXVI 24 ff.). « Giebt uns die Sorrentiner Basis authentische Nachbildungen dieser drei Werke? » fragt Hülsen. Die Antwort scheint selbst- verständlich: Ja, denn nur so konnte er seine Absicht erreichen, dass der Beschauer verstand, worauf er hindeuten wollte. Auch ist von vornherein gar nicht einzusehen, weshalb der Künstler der Basis anders hätte verfahren sollen, da es ihm geboten erscheinen musste, jene Werke zu reproducieren, die zudem so hervorragend und berühmt waren, wie er sie sich nur wünschen konnte. Betrachten wir die einzelnen Gestalten. (») Siehe Rom. Mitth. 1889 T. X. Ich habe die Reliefs an Ort und Stelle untersucht. Vgl. den Schluss d. Aufsatzes S. 210. («) Petersen bei H. a. a. 0. p. 240. W. AMELÜNO, BEMERRUNOEN ZUR 80RRENTINER BASIS 199 Die Artemis (*) fügt sich in der That vortrefflich in das Bild, das wir in letzter Zeit von der Eigenart dieses Künstlers haben gewinnen können (Winter Athen. Mitth. 1894 p. 157 T. VI; Amelung Basis des Praxiteles aus Mantinea p. 70 f.; vgl. femer von dems. Fuhrer d. d. Antiken in Florenz p. 54). Augenscheinlich schmiegte sich das Gewand ebenso duftig wie bei seinen andern Werken an den graziösen schlanken Körper; die kreuzweis überspannte Brust können wir uns nach der einen Amazone aus dem Ostgiebel in Epidauros (Ephem. arch. 1884 T. III. 1) vergegenwärtigen. Die Gewandung — Peplos mit langem Apoptygma — findet sich an zwei zeitgenössischen Werken wie- der, der Artemis Colonna und der Dresdener des Praxiteles. Das Stellungsmotiv — Kreuzung der Beine — bildet eine ummittel- bare Vorstufe zu dem entwickelteren, wie wir es z. B. bei dem Satyr mit der Querflöte finden, einer Figur aus dem Beginn der helle- nistischen Zeit; dadurch, dass die Figur dort ganz auf dem L Ellenbogen lehnt, wird die Stellung sehr viel lässiger, während die der Artemis etwas ungemein Frisches und Leichtes dadurch behält, dass die Figur ganz gerade auf dem Standbein ruht und die 1. Hand, die die hohe, dünne Fackel gefasst hat, kaum da- ran beteiligt ist, den Körper aufrecht zu erhalten. Aehnliche Figu- ren auf Reliefs des 4. Jahrhunderts s. Böm. Mitth. 1893 T. II, III; 1894 p. 66; Berlin, Beschreibung d. Sk. no. 685. Ebensowenig ist ein Zweifel daran berechtigt, dass die Figur der Leto(^) in Bezug auf Zeit und Stil von einem der Söhne des Praxiteles stammen könne ; mehr können wir hier nicht nachweisen wollen, da wir keine andere Nachbildung einer Statue des jung. Kephisoiot kennen. Bedeutsam ist die Schmalheit der Brust im Verhältnis zu den Hüften. Die Tracht ist sehr einfach: ein ioni- scher Chiton ist tief gegürtet, so dass der Bausch ringsum bis über die Hüften herabfällt; ein Himation bedeckt Kopf und Schul- (*) Sie mass ein Diadem getragen haben (dreieckige Erhöhung über dem Scheitel). Der Köcher wird über der r. Schalter sichtbar. An den Füssen sind Sandalen deutlich zu erkennen. Die r. Hand ist mit der inneren Fläche nach oben aufgestützt. Dass die Fackel zwei Aufsätze hat, ist schon von H. a. a. 0. p. 240 Anm. 1 hervorgehoben worden. (*) Sie muss in dem 1. Arm etwas gehalten haben, was sie gegen die Brust gedrückt hat, da dort die Faltenzüge unterbrochen sind. 200 W. AMELUNO tern und hängt im Bücken bis zu den Enieen herab. Zu der Tracht des Chiton ist die Aphrodite-Statue des Louvre zu vergleichen, die nach ihrer Basis-Inschrift auf ein Werk des Praxiteles zurückgeht (Purtwängler, Meisterwerke p. 552 Fig. 104) (^), und die stehende weibliche Gestalt einer Säulentrommel vom ephesischen Artemis- Tempel {Guide to the departm. of gr. and rom. ant. in the Brit. M. 1899 p. 70 no. 1212-13; Fig. 1 nach Phot. Mansell 1857) (2). Fig. 1. Statuarische Copieen der beiden weiblichen Figuren sind bisher nicht nachgewiesen worden; wohl ist aber eine von derdesApol- 1 n (3), oder wenigstens ein Fragment einer solchen bekannt (ün- (>) Wie dort zwischen den Schenkeln der Leto eine Partie von senk- rechten Falten. ^ (*) Dieses auch in manch anderer Beziehung für die Geschichte der Gewandbehandlung im 4. Jahrhundert äusserst wichtige Relief ist bisher ganz unbeachtet geblieben. So ist es entscheidend für die Datierung des eigenar- tigen Gewandstils, den Furtwängler in Griech. Originalstatuen in Venedig p. 306 behandelt hat. (3) Er hat keine Kreuzbänder vor der Brust, wie in der ersten Publica- tion Rom. Mitth. 1889 p. 308 versichert wird. Ein kleiner Ansatz der r. Hand hat sich erhalten. Diese war also gesenkt und hielt das Plektron, nicht die Schale, die eine grössere Spur hätte hinterlassen müssen. BEMERKUNGEN ZUR SORRENTINER BASIS 201 terteil Yom Gürtel abwärts ; colossal ; zu einer Ceres ergänzt ; im Pal. Corsini Lnng*Arno zu Florenz ; publiciert von mir bei Amdt- Fig. 2. Amelung Einzel-Aufnahmen no. 334 ; unsere Fig. 2 ist nach^einer neuen Aufnahme hergestellt, die wir der gütigen Erlaubnis des Principe Corsini und der liebenswürdigen Vermittelung des Herrn Dr. Earo verdanken; sie, wie eine andere mehr von der r. Seite 202 W. AMRLUNO aus geüommeo, ist von dem r(^m. Institute zu beziehen). Von die* sem Fra^ent können wir mit Bestimmtheit sagen, dass es, nach den Einzelheiten der Gewandbehandlung zu urteilen, trotz der ein- fachen monumentalen Anlage im Ganzen sicher auf ein Original aus dem 4. Jahrhundert, und zwar aus dessen erster Hälfte zurückgeht. Man beachte die mannigfache Belebung des unteren Teiles des Apoptygma, die durch die raflSnierte Art der Gürtung ermöglicht ist (0, und die an verschiedenen Stellen bemerkbaren n Augen • in dem Verlauf der Falten. Sicher sind diese charakteristischen Mittel des Gewandstils, wie er sich im 4. Jahrhundert entwickelt, hier bescheiden verwendet im Vergleich zu Figuren des praxite- lischen Kreises, aber daran, dass wir es mit dem Werk eines Zeitgenossen jenes Kreises zu thun haben, kann kein Zweifel sein. Also wäre hier in der That der erste sichere Nachweis eines Gewandstückes des Skopas gelungen, denn er war ja der Meister jenes ApoUon. Der Schluss scheint einfach, doch hat ihm Hülsen a. a. 0. widersprochen und ich bin ihm (Einzel-Aufnahmen a. a. 0.) nachgefolgt; eine erneute Prüfung seiner Gegengründe hat mich indes dazu geführt, diesen Widerspruch für unberechtigt zu halten. H. geht von der Schilderung aus, die Properz III 31, 5 fF. von dem palatinischen ApoUon-Tempel und seinem Vorhof entwirft. Draussen und drinnen sieht er eine Apollonstatue; von der ersteren sagt er: hie equidem Phoebo Visus mihi pulcrior ipso marmoreus tacita Carmen hiare lyra; von der andern : deidde inter matrem deus ipse interque sororem Pythius in longa carmina veste soual ; das ist also der ApoUon des Skopas. H. umschreibt diese Verse so : «im Vorhofe der ruhige Apollo mit der schweigenden Kithara, hinter dessen Lippen das Lied noch schlummert; in der Cella der singende im langen Kitharödenge- (i) Diese ähnlich aa dem stilistisch ganz verschiedenen und auf ein älteres Original zurückgehenden Apollon in Berlin (Beschreibung d a. Sk. no. 50). BEMERKUNGEN ZUR SORRENTINER BASIS 203 wände " ; und er meint, der Künstler der Sorrentiner Basis habe statt des singenden, also lebhaft bewegten Apollon im Tempel den ruhig stehenden im Vorhof wiedergegeben, da ihm dieser besser in seine Composition gepasst habe; aber seine Umschreibung der Worte des Properz construiert einen Gegensatz beider Schilde- rungen, der thatsächlich in den Ausdrücken des Dichters nicht liegt, ja der im Grunde nur auf einer falschen Uebersetzung des Wortes hiare beruht. Seine Bedeutungen (vgl. Forcellini) sind intrans. klaffen, trans. klaffen lassen oder klaffend von sich geben. In diesem Sinne gebraucht es Valerius Flaccus VI 704 ff.: Perque levem et multo maculatam murice tigrin Concita cuspis abii: subitos ex ore cruores Saucia tigris hiat intamque effundit herilem. Es steht parallel mit effundit und Forcellini umschreibt es mit • ex ore aperto evomit » . Ebenso Persius V 3 f.: Fabula seu moesto ponatur hianda tragoedo Vulnera seu Parthi ducentis ab inguine ferrum, wo es F. mit « magno ore proauncianda » wiedergiebt. Nicht anders kann die Bedeutung bei Properz sein : jener mar- morne Apoll giebt das Lied von sich, d. h. er singt (Forcellini: ore aperto in speciem canentis) ; das Lied schlummert nicht mehr hinter seinen Lippen, wie H. verstanden wissen wollte. Weiter: er singt, während die Leyer schweigt ; das lässt dar- auf schliessen, dass die Leyer vorhanden war, aber dass der Gott sie nicht, wie man hätte erwarten sollen, zur Begleitung seines Liedes benutzte. Er wird sie also nicht im Arm gehalten haben, bereit, ihre Saiten mit dem Plektron zu rühren, sondern sie wird neben ihm auf einem Stanmi oder Felsen geruht haben. Kann man den Worten des Properz noch mehr über das Aussehen der Statue entnehmen ? Mir scheint, dass der Ausdruck Phoebo Visus mihi jmlcrior ipso eher auf eine nackte oder doch nur halb bekleidete Gestalt schliessen lasst. 204 W. AMKICNG Wer aber meine Schlosse in Bezog auf die Stellong der Lejar and die Bekieidong nicht gelten lassen will, dam sagt Propen nichts anderes als : der Gott singt nnd hat eine Lerer bei sieh. Und was sagt er Ton der Statoe im Tempel ? Der Gott tiigt das lange KitharMen-Gewand ond « earwuMa soMoi •. Da er jenes Gewand trigt, so moss er auch die Lerer gehalten haben« doin ), sitzt nicht an ihrer ursprunglichen Stelle. Denn 0,12 m. höher, dicht über dem oberen Kande der Glutaeusgrube findet sich am Schenkel die Spur der ursprünglichen Stütze, eine leise Anschwellung, die ein Quadrat von etwa 0,035-0,04 m. Seite bildet und nach innen eine flache Vertiefung aufweist; sie lehrt, dass man die unr^el- mässigen Beste der ausgebrochenen Stütze oberflächlich weggeputzt hat. Da diese Stütze nicht eben stark war, kann das Handge- lenk von ihrer Basis nicht weit entfernt gewesen sein; der Arm war also nicht straff vom Körper abgestreckt, sondern leicht ge- bogen, während der Oberarm einen energischen Druck nach dem Rücken hin ausübte : der Ansatz des Oberarms, dem die Bichtung des modernen Armes widerspricht bestätigt dies. Aus dieser Arm- haltung folgt aber weiter, dass die Hand nicht leer war, wie man das für die schräg nach hinten gestreckte mit Berufung auf den myronischen Satyr wohl annehmen konnte ; man muss also dem Har- modios, der mit dem Schwert zuschlägt, die Schwertscheide in die Linke geben ebenso wie dem Aristogeiton, dem sie durch Parallel- monumente gesichert ist. Damit steht im Widerspruch, dass Har- modios ein Wehrgehenk, die Scheide also an diesem, nicht in der Hand geti-agen haben soll. Aber den Glauben an dieses Wehrge- henk kann ich nicht mehr teilen. Weder in noch neben dem hellen Streifen, der schräg um die Brust zieht, findet sich die geringste Spur (^) einer weiteren Befestigung des metallenen Attributes, im Widerspruch zu antikem Brauch, der mindestens an der Hüfte eine besondere Befestigung verlangen würde. Dagewesen ist ein metalle- nes Band allerdings, aber es war ein moderner Zusatz, nicht besser als die Schwertgriffe ohne Klingen, die beide Figuren jetzt halten, oder der nichtssagende, stabförmige Ansatz in der Hand des bel- vederischen ApoUon. Die Möglichkeit, dass der Schwertgurt nur aufgemalt gewesen sei, verdient keine ernstliche Erwägung. Beim Aristogeiton lässt sich die entsprechende Armhaltung nicht so evident beweisen, obwohl die starke Glättung des Marmors (1) In Abgüssen manchmal weggelassen. (•) Die Vertiefungen in der Gegend des 1. unteren Rippenrandes sind zufällige Verletzungen des Marmors. ZUR REKONSTRUKTION DER TYRANNENMÖDER6RUPPS 221 in der Glutaeusgrube yermuten lässt, dass hier eine Stütze weg- gearbeitet ist, während in der Umgebung der jetzigen Stütze ausser unregelmässigen Verletzungen der Oberfläche des Schenkels nichts Auffallendes zu bemerken ist. Hier aber kommt uns das Zeugnis des Thronreliefs zu Hilfe, das dem rechten Arm des Aristogeiton gerade die Haltung giebt, die für den linken Arm des Harmodios direkt nachweisbar ist. Noch schlechter als dieser rechte Arm ist der linke des Aristo- geiton ergänzt; statt nahezu horizontal vorgestreckt zu sein, sieht er wie geknickt aus und bildet die schlimmste Entstellung der Gruppe. Mindestens ein Rest des alten muss dem Ergänzer vorgelegen haben ; man würde sonst nicht begreifen, wie dieser auf die annähernd archaische Anordnung des Ge- wandes gekommen ist. Die Ansatzstelle aber des ursprünglichen Gewandes liegt neben dem modernen, dicht am Baum- stamme und über dessen horizontaler Ab- schlussfläche, eine unregelmässig viereckige flache (max. 0,005 m.) Vertiefung von max* 0,04 m. Breite und max. 0,09 m. Höhe, die früher vei*schmiert war, am Abguss folglich nicht erkennbar ist. Ein deutlicher Ansatz des Gewandes ist freilich auch am Original nicht erhalten ; doch ist der vordere und untere Rand der beschrie- benen Vertiefung, soweit er in beistehender Abbildung verstärkt ist, als Grenze eines von der Schenkeloberfläche aufsteigenden Körpers charakterisirt durch die ihn begleitende hellere Linie : Schenkel und Gewand bildeten hier einen der Verschmutzung weniger zugängli- chen Winkel. Dass endlich der rechte Arm des Harmodios nicht so hoch aufragte wie jetzt und in Overbecks Rekonstruktion, ergiebt sich sicherer als aus Parallelmonumenten und aesthetischen Erwägun- gen (') aus dem Mangel einer Stütze zwischen Kopf und Arm. Der scharf gebogene Arm bildete eine kompakte Masse, die der Stütze vielleicht entbehren konnte ; war doch eine da, so verband sie Ober- und Unterarm, nicht Arm und Kopf. Das Schwert oder seine Klinge (1) Vgl. das Anfänge d. statuar. Grappe S. 51 f. Zasamroengestellte. 222 B. SAUER. ZUR REKONSTRUKTION DIR TYRANNKNMÖROSRORUPPE war gewiss, gleichviel in welchem Material, besonders angesetzt; gleiches gilt für das Schwert des Aristogeiton und die weit herausra- gende Schwertscheide des Harmodios, während die des Aristogeiton wohl aus einem Stück mit dem Gewand gearbeitet war. Es sind anscheinend nur kleine und nebensächliche Züge, die uns diese genauere Prüfung der Neapler Kopie für das Original wiedergewinnen lässt; doch wird man leicht einsehen, und das Experiment würde es bestätigen, dass der straflfere Rhythmus, der damit in die Bewegung der Arme kommt, den Eindruck des entschlos- senen Vorgehens jeder der beiden Gestalten erheblich verstärkt und dass die Einmütigkeit der Freunde in der nach Möglichkeit gleichen Aktion ihrer Körper einen ebenso einfachen wie drastischen und überzeugenden Ausdruck findet. Giessen. B. Sauer. PINNIKAPÜS lüVENüM Als ich bei Herausgabe der Pariser Tessereasammlung in der Vorrede die Bestimmung und Bedeutung der verschiedenen Classen von römischen Tesseren behandelte, erörterte ich auch die Frage über die Geschichte und Bedeutung der collegia iuvenum im römi- schen Reiche ('). Ich führte dabei aus, wie einer der Hauptzwecke bei der Gründung dieser collegia die physische Erziehung des besten Theiles der municipalen Jugend war, und wie dazu zwei Mittel angewendet wuiden : Hebungen rein militärischer Ai't und Hebungen in der Technik der amphitheatralischen Spiele. Beide stehen natür- lich in engem Connexe ; dazu kamen wahrscheinlich noch Jagd- übungen in wildreichen Gegenden {^). Bis jetzt waren aber nur Zeugnisse über die Betheiligung der iuvenes bei den Thierhetzen bekannt, und ich bezweifelte deshalb, dass die jungen Municipal- aristocraten auch als Gladiatoren guübt wurden ('). Mit Unrecht. Die Technik des Gladiatorenwesens bildete ebenso einen Bestand- theil des jugendlichen Unterrichtes wie die aus der Inschrift von Aquae Sextiae bekannte Bestiariertechnik, die mit der wirklichen Jagd ebenso fest verknüpft war wie der Gladiatorenunterricht mit der militärischen Erziehung (^). (>) Revue numismatique 1898 S. 271 ff. und 457 ff. {*) Als wirkliche JagdObangen, nicht als Theilnahme an den venationes mochte ich die Worte der metrischen Inschrift C. I. L. XII 53, 10-14 (Buche- 1er Carmina epigrophica 465): Et comes ursaris, comes his qui victifna{in) sacris Caedere saepe solent et qui novo tempore veris Floribus intextis re- fovent simulacra deorum, auffassen. Dafür spricht hauptsächlich das u novo tempore verisn. (3) Rev. num, 1898 S. 461. (^) S. die vortrefflichen Bemerkungen Lafayes in Daremberg et Saglio Dictionnaire de» antiquit^s S. 1583. 224 M. ROSTOWZF.W Es ist wohl unoDÖthig. zu bemerken, dass die Gladiatorenspiele lind die Gladiatorentechnik an sich nichts Infamirendes hatten, und dass nur der Gladiatorenstand als solcher, hauptsächlich wegen sei- ner Zusammensetzung, keines guten Rufes genoss und zu den be- rüchtigtsten Classen der Bevölkerung gehörte. Den Beweis dafür, dass die tuvenes, besonders bei den von ihren Vereinen veranstalteten Spielen, als Fechter auftraten, liefert eine Stelle aus Cassius Dio (LXVI, 15 ; vom J. 75 n. Chr.), wo von der Ein- weihung des forum Pacis gesprochen und dabei folgende Bemerkung gemacht wird: dfayäq dh 6 OveCnaüiavdq d^Q((ov jtiv inomxo iv xoiq ^sccTQoigy fiovofiax(ccig dl dvdqciiv ov ndvv ti ixaiQS^ xa(voi vov Titov iv xaXg tcSv veavCcxiav Tiaidiatg tatg iv xf na- %Q(di avTov velovfibvaig (SxiafiaxrifSavxog nors TtQog %6v *ÄXirivdv oniMq, Die veariaxoav 7vaidia( sind doch sicher die Beatinischen iuveaalia, die vom reatinischen Jugend- Vereine veranstalteten Spiele; dieser Verein ist uns aber aus epigraphischen Zeugnissen wohl be- kannt {C. L L. IX, 4691. 4696. 4753. 4754) (»). Das angeführte Zeugniss zeigt nun erstens, was wir übrigens schon wussten, dass die Mitglieder der angesehensten Familien an den Vereinen und Vereinsspielen Theil nahmen ; zweitens, dass an diesen Spielen wahr- scheinlich auch Mitglieder anderer italischer Vereine sich bethei- ligten, da der Gegner des Titus, Caecina Alienus, doch wohl mit dem bekannten Caecina der flavischen Zeit identisch ist (s. Pro- sopogr., I, p. 255 n. 71); dieser stammt aber, wie bekannt, aus Vicetia (Tac. 4, 38). Obwohl für Vicetia selbst uns keine Zeugnisse über die Existenz eines luvenes-Vereines daselbst überliefert sind, ist es doch als wahrscheinlich anzunehmen, dass ein solcher dort existiert hat : alle anderen bedeutenderen Städte Norditaliens weisen uns diese Vereine auf (2). Es zeigt sich weiter, was übrigens schon Lafaye bemerkt hat (^), (1) Die Inschrift n. 4696 bleibt mir ebenso wie dem Herausgeber sehr verdächtig; eine Frau als Mitglied w&re vollständig in der Ordnung, aber ein T. Fl. Sabinus und die ßenennnng corpus passen nicht gut zusammen. Dagegen finde ich eine weitere Erwähnung der iuvenes in der Inschrift 4697, wo ich in der 6 Zeile (nach 4691) iuoe^nibtis, in der 7. mit Mnratori VIvireis lese. {*) S. Demoulin, Let collegia iuvenum dans Vempire romain, Louvain, 1897 (Mus4e beige t. I) S. 7 IT. und Encore les collegia iuvenum, Louvain, 1899 S. 10 n. 4. (») A. 0. p. 1581 et 1594. PINNIRAPUS lUVENUM 225 dass der Kampf zwar ein regelrechter war (onXoig), aber doch nur zum Scheine ausgeführt wurde, nur als Fechtübung, ob mit hölzernen oder irgendwie anders unschädlich gemachten Waffen, bleibt ungewiss. Es ist auch mit Wahrscheinlichkeit zu yermuthen, in welcher Gattung der Fechtübungen Titus geübt war, wenn man sich näm- lich der Worte Suetons Tit. 8 erinnert : quin et Studium arma- iurae Thraecum prae se ferens saepe cum populo et voce et ge- stu ut fautor cavillatus est, verum maiestate salva et aequitate. Diese Vorliebe für die Thraker erklärt sich wahrscheinlich eben daraus, dass er selbst in seiner Jugend zu dieser armatura gehörte, wie seine Liebe zu den Fechtspielen überhaupt sich aus seiner Zugehörigkeit zum Vereine erklären lässt. Die Wahl der armatura Thraecum, die gewöhnlich als Gegner einen schwer bewaffneten oplomachus hatten, für die iuvenes erklärt sich wohl daraus, dass die Eampfart dieser Gladiatorengattung am meisten Aehnlichkeit mit dem wirklichen Soldatenkampfe hatte. Man erinnere sich nur, dass der römische Soldat hauptsächlich für den Kampf gegen nordische Barbaren vorbereitet werden musste. Nach diesen Vorbemerkungen wird uns erst eine vor Kurzem in Spoleto aufgefundene Inschrift verständlich. Sie lautet nach der Copie von G. Sordini {Not. d. Scavi, 1900, April, p. 141): D. M. \ C. Cominieno For\tunatiano VI viro \ Aug{ustali)pinn. (sie) in- venum \ Veturia Aepikaris \ coiugi kar{issimo) et fili tres \ For- iunatus Marcianus \ et Aggrippinus (sie) patri karisi\mo. In dem räthselhaften pinn der Inschrift ist eine Bezeichnung für ein besonderes Amt im Juvenesvereine zu suchen ; das ergiebt sich aus mehreren analogen Inschriften, in denen gleich nach einem Juvenesamt (gewöhnlich Magisterium) der Sevirat bekleidet wird (i). Ein Amt aber das mit pinyi beginnt ist bis jetzt unbekannt. Die Erklärung giebt uns eine Stelle des Juvenal (III 152 ff.): nil habet infelix paupertas durius in se, quam quod ridiculos homines facit. « exeat » inquit « si pudor estj et de pulvino surgat equestri cuius res legi non sufficit, et sedeant hie lenonum pueri quocumque ex foraice nati. hie plaudat nitidi praeconis filius inter pinnirapi cultos iuvenes iuvenesque lanistae »». (>) Rev. num. 1898 S. 458, 2. 226 M. ROSTOWZEW Es werden hier Personen angeführt, die sich durch schmutzige und unehrliche Gewerbe bereichert haben ; zuerst die lenones, dann die praecones, A^nn pinntrapi {^) xiui lanistae. Ihre Söhne dürfen, weil sie durch ihre Väter reich geworden sind, unter den equites sitzen, nicht aber ein Bürger aus alter aber verarmter Familie ! Zunächst ist klar, dass der räthselhafbe pinnirapus in ähnli- cher Weise sein Vermögen erworben hat wie der lanista, dass er also zum Gladiatorenstande gehörte. Das sonst nicht vorkommende Wort wird folgendermassen vom Scholiasten erklärt {}) : pinnirapi, a pinna, pinnis pavonum ornari soleni gladiaiores siquando ad pompam descendunt. pinnirapos autem dicit lanislas ex habitu gladiatorum quia post mortem retiarii pinnam id est manicam rapit ut OBtendat populo se vicisse. Aut ideo pinnirapos quia pin- nas in galeis habebant ut Lucilius « cum Septem incalamis (1. in- columis) (3) pinnis redit ac recipit se « . Aus diesen verworrenen Angaben geht nur eines hervor : die Benennung pinnirapus scheint entstanden aus dem Gebrauch der Gladiatoren, sich der Feder der besiegten Gegner als Zeichen des Sieges zu bemächtigen, wozu auch die Worte des Lucilius vortrefflich passen (^). Nach den Worten Juvenals muss es eine gewisse Gla- diatorenkategorie gegeben haben, die pinnirapi hiess und die sich ia Reichtum und socialer Stellung mit den lanistae messen konnte. Wir werden vielleicht nicht zu weit gehen, wenn wir vermuthen, dass pinnirapus ein Ehrentitel war, den ausgediente Gladiatoren vielleicht einer besonderen Gattung, nach einer Anzahl von ausge- fochtenen Siegen bekamen, also etwa gleich dem veteraaus, primus pilus, prima rudis (^), aber wahrscheinlich noch höher. Daher ihr (1) Man hätte sonst wegen der Inschrift an iuvenes als im technischen Sinne gebraucht denken können, also Mitglieder des Vereines ; dagegen aber spricht der Znsatz iuvenesque lanistae und der ganze Sinn der Stelle ; s. Fried- länder z. d. St. (*) Die Neueren von Lipsius an (Saturn. II c. XI in Graevii Thes., IX, p. 1235) bis Friedländer (zur Stelle) und die Lexica wiederholen die Angaben des Scholiasten. Lipsius: itaque pinnirapi.,.. non alii quam qui cum Samnite compositi quique rapiunt eius pinnas. (3) L. Müller III fr. LIII. In der von ihm aus Apuleius' Apoloyia {in /ine) citierten Stelle sind die septem pinnae nur Conjectur. (*) 0. Keller, Philologe, XLV S. 555. P) Meier De gladiatura romana S. 52 sqq.; Lafaye, a. 0., S. 1590. PINNIRAPUS lUVENUM 227 Beichtum, den sie sich in Folge der verschiedenen Siege erwarben ond vielleicht noch weiter mehrten, indem sie als Fechtlehrer fun- gierten, als doctores. Und damit kehren wir zu unserer Inschrift zurück. Nach dem Gesagten wird es nicht auffällig erscheinen, wenn wir fOr den doch irgendwie mit pinaa zusammenhängenden Amtsnamen des Comi- nienus das Wort pinnirapus vorschlagen. In den Juvenesvereinen gab es bei der ständigen Pflege der Gladiatorenübungen wahrschein- lich auch dieselben Ehrentitel und Ehrenabzeichen, wie in einer wirklichen familia gladiatoria; einen Titel wie pinnirapus konnte ein erfahrener, mehrmals siegreicher Fechter sich auch im Itism tu- venum erwerben, und dann benutzte man doch wahrscheinlich die Erfahrungen und die Kunst eines Mitgliedes des Vereines zum Unterrichte der jüngeren Collegen. Dies für den Fall, dass pinnirapus in der Inschrift wirklich, wie übrigens sehr wahrscheinlich, eine Amtsbezeichnung ist ; sonst könnte es auch bloss ein Ehrentitel sein, den sich der junge Mann, während er noch Mitglied des Vereines war, erworben hatte, und dessen er sich noch nachher als Sevir rühmt. Wir dürfen jetzt die Ergebnisse dieser kleinen Untersuchung zusammenfassen. Es hat sich herausgestellt welch hohen Werth die aus der Idee des Augustus hervorgegangenen und durch spätere Kaiser stets protegierten Vereine auf kräftige physische Erziehung legten ('). Und zwar sollte diese Erziehung zuerst praktischen Zwek- ken dienen : die italische Jugend sollte kräftige, geübte Soldaten liefern; aus ihr gingen die Legionen hervor und die künftigen Le- gionare und LegionsoSiziere mussten von ihrer Jugend an zum Krie- gergeschäft durch Fechtübungen, zur Tapferkeit und Unerschrocken- heit durch Thierhetzen, zur Ausdauer durch die Jagd erzogen werden. Die jährlichen Spiele galten als eine Art Musterung, und ihr Leben (^) Gegen die republikanischen Keime der Institution (Demoulin Encore les collegia iuvenum) hätte ich gar nichts gehabt. Die Zeugnisse aber fehlen uns, da ron den beiden bei D. citierten Inschriften die erste sicher der Kai- serzeit angehört, die oskische aber (vgl. jetzt Conway The Italic Dialects [Oxf. 1897J S. 60 und Mau Pompen [New York 1899] S. 159 ff.; nur von der Verbreitung der Ephebie auch im hellenisierten Süditalien zeugt, wobei aber doch zu betonen ist, dass das entscheidende Wort von zweifelhafter Deutung i«t ; vgl. Conway Glossary S. 667. 228 M. ROSTOWZEWy PINNIRAPU8 lUYENUM lang behielten die jungen Leute ihre im lusus tuvenum erworbenen Ehrentitel und Amtsbezeichnungen. Das sind die positiven Seiten dieser wichtigen Institution ; dass sie andererseits nicht wenig zur Verwilderung der Jugend, zur iford- und Blutlust, zur Minderung der geistigen Cultur beitrug, kann man sich leicht denken. Ich glaube, es wird schwer fallen, im römischen Leben der Eaiserzeit eine dem lums tuvenum entsprechende geistige Uebung nachzu- weisen, die ebenso wirksam für die Hebung der geistigen Cultur ge- wesen wäre, wie jene für die Förderung körperlicher Tüchtigkeit. Rom, August 1900. M. ROSTOWZEW. EINE UNERKANNTE MIDASVASE In der Aufzählung der die Gefangennahme des Silen und seine Vorführung vor König Midas darstellenden Vasen, die nach Heyde- mann zuletzt Kuhnert und Bulle (') eingehend behandelt haben, fehlt ein Gefäss des Neapler Museums, eine Beliefvase des Museo Sant- angelo, welche von Heydemann ungenau beschrieben und irrig auf Herakles vor Busiris gedeutet (2) sich ihrer richtigen Verwertung bisher entzogen hat. Die richtige Erklärung ergab sich mir vor der Vase selbst sofort. Da die von A. Mau liebenswürdigst vorgenommene Nachprüfung der Abweichungen, welche meine Skizze und Notizen gegenüber Heydemann's Beschreibung und Abbildung aufwiesen, grösstenteils zu meinen Gunsten entschieden hat, so wird ein noch- maliges Eingehen auf das in mehrfacher Hinsicht interessante Stück sich vielleicht Dank verdienen. Die 0,19 m. hohe bauchige Lekythos von der Form, welche Furtwängler als Aryballos bezeichnet {^) und die aus der beigege- benen Figur (nach einer Photographie von Sommer in Neapel, n. 11094) zu ersehen ist, gehört, wie erwähnt, zum Bestände der Sammlung Santangelo. Sie trägt keine Nummer. Ueber den, jeden- (1) Heydemann, Jahrbuch des archäol. Instituts II (1887) S. 112 flf. ; Kuhnert, Zeitschrift der deutschen raorgenländischen Gesellschaft XL (1886) S. 556 ffl; ders. in Roscher's Lexikon d. Mythol. II 2 Sp. 2963 flf.; Bulle, Athen. Mitth. XXn (1897) S. 887 flf. (*) Vasensammlung des Museo Nazionale S. 716 n. 343; Siebentes Hall. Winckelmannsprogr. S. 7 flf., Taf. 2 n. 2. — Danach hat Stoll die Vase unter die Busirisdarstellungen aufgenommen, Koscher Leiikon I 1, 835, während sie bei Furtwängler ebd. I 2, 2233 (vgl. 2215) fehlt, freilich auch Sp. 2252. (3) Beschreibung der Berliner Vasensammlung II S. 89 (Form Taf. VI n. 240). 16 230 H. LUCAS falls unteritalischen, Fundort konnte H. nichts Genaueres erfahren ; die Inventare ergeben nach Mau*s Mitteilung darüber nichts. Da- nach ist die Fundangabe Canino auf der Sommer'schen Photogra- phie mit Vorsicht aufzunehmen. Die sechs Personen umfassende Darstellung schmückt in ausge- schnittenen und aufgesetzten, fein modellierten, aber stark verschlif- fenen, daher in den Details oft sehr undeutlichen BeliefSguren den Bauch des Gefässes. Stellenweise hat sich auf den Figuren, wie auch auf der Photographie zu sehen, noch ein weisser üeberzug erhal- ten, offenbar der Deckgrund für eine ursprüngliche Farbenbema- lung. Warum H. die einstige Be- malung als zweifelhaft hinstellt, ist hiernach nicht ersichtlich. Nun zum Bilde selbst, von dem ich zum leichteren Verständ- nis meine freilich unter ungün- stigen Verhältnissen — durch Glas- scheiben — genommene Skizze beigebe. Die Scene schreitet von links nach rechts vor. Ganz 1. ein an Grösse die übrigen Figuren überragender bartloser Mann in gegürtetem Chiton, Mantel und phrygischer Mütze mit Laschen, mit erhobener Rechten, in der Linken ein Schwert (oder Schwertscheide). Vor ihm unzweifelhaft ein Mädchen (nicht ein Jüngling, Doryphoros, wie H. behauptet), in Chiton und Mantel ; die r. Hand ist undeutlich, vielleicht hielt sie den Strick, mit dem die Arme der folgenden Figur auf dem Bücken gefesselt sind. Diese stellt einen bärtigen Mann dar, nackt bis auf den Mantel, der den Rücken bedeckt. Spitze tierische Ohren, wenigstens das rechte, glaubte ich, wenn auch nicht unzweifelhaft sicher, zu erkennen (^). Gleichfalls scheint den Strick, der seine (1) Die Satyrohren erklärt Mau nicht za sehen, auch ist er geneigt, in der Bekleidung des Mannes ein LOwenfell zu erkennen, dessen Tatzen am r. Fig. 1. EINE UNERKANNTE MIDASVASE 231 Anne fesselt, die vierte Figur zu halten, diese wie die beiden folgenden nach links gewandt, während die drei ersten sich nach rechts bewegen. Es ist ein Jüngling, dessen Tracht mit der der ersten Figur im wesentlichen öbereinstimmend scheint: phrygi- sche Mütze, gegürteter Chiton (mit Aermeln ?), vielleicht Mantel. Die Person, welcher der Gefangene vorgeführt wird, sitzt auf einem mit einem Tuche belegten, mit Armlehnen versehenen Thron. (Von der Sphinx, die ich als Verzierung der Armlehne zu bemerken glaubte, konnte M. nichts erkennen). Der 1. Arm des bärtigen Fig. 2. Mannes, dessen Oberkörper nackt und Unterkörper mit einem Mantel verhüllt ist, liegt auf der Thronlehne auf, der r. hält ein Scepter. Die Beine, behaglich gekreuzt, mhen auf einer Fussbank. Der Kopf des Herrschers ist mit einer hohen, spitz zulaufenden Tiara bedeckt ; auffällig sind die langen tierischen Ohren (nur das linke sichtbar) (^). Arm herabhängen. (Die Drapierung, in der das Fell auf Heydemann's Tafel erscheint, ist jedenfalls unmöglich). Leider ist gerade diese Partie sehr stark verBchlifiFen oder mit Farbe ausgefüllt, so dass eine sichere Entscheidung sich wohl nicht geben lässt. Immerhin glaube ich angesichts der Photogra- phie das Zeugnis meiner Zeichnung, trotzdem sie stellenweis auch im Stich l&8st — einige Mantelpartieen waren mir unklar geblieben — nicht verwerfen zu sollen. Glücklicherweise fehlt es nicht an andern ausschlaggebenden Mo- menten. (*) Bei der Wichtigkeit dieses Punktes möchte ich die Auskunft Mau's wörtlich hersetzen: «Was Sie für Eselsohren halten, sehe auch ich; es ver- miBcht sich aber derart mit den Falten der Kopfbedeckung, dass ich es nicht mit Bestimmtheit dafür erklären möchte. Doch scheint es mir wahrscheinlich ». 232 H. LUCAS Den Abschluss macht endlich eine jugendliche Gestalt, der phry- gischen Mutze wegen wohl männlich, die mit dem Sonnenschinn den Herrscher beschattet. (H. erinnert mit Becht an den Satrapen auf dem Xereidenmonument von Xanthos). Es dürfte wohl bei unbefangener Würdigung des Gesamtbil- des sofort einleuchten, dass H.'s Deutung auf die Vorführung des gefesselten Herakles vor den König Busiris nicht bestehen kann. Denn unter den fünf Figuren, die den vermeintlichen Herakles um- geben, befindet sich nicht, wie man erwarten sollte, auch nur ein einziger Neger ! Femer tragen drei der Personen phrygische Mützen, eine vierte die spitze Tiara, wodurch der ganze Vorgang sofort auf orientalischen Boden verwiesen wird. Kaum brauchten wir noch zur endgültigen Entscheidung die Eselsohren des sitzenden Königs, für die wir die, wenn auch bedingte Zustinmiung Mau's haben, so dass aus der Undeutlichkeit der Silensgestalt weiter kein Schade er- wächst. Wir haben somit sicherlich den König Midas vor uns, dem seine ausgesandten Trabanten den eingefangenen Silen bringen. Es erübrigt noch, einen Blick auf die übrigen Midasvasen zu werfen, um unserem Beliefgefäss den richtigen Platz unter ihnen anzuweisen (0* Die mythologischen Ergebnisse aus den bis dahin (1) Vou Vasen, die den genannten Mythus zum Gegenstand haben, sind mir zehn bekannt (denn die Münchener Vase Jahn n. 790 ist zu streichen: Ath. Mitth. 1897, ^0 Anm. 2). Bei der folgenden Aufzählung sparen wir in der Regel die besondere Verweisung auf Heydemanns und Bulles anfangs erwähnte Besprechungen. A. S.f. Schale des Ergotimos aus Aegina, Berliner Antiquarium. Gerhard A. V.Taf. 238; Wiener Vorlegebl. 1888 Taf. IV, 2; Reinach Rupert, des vases peints n 120, 3. Arch. Zeit. 1848 S. 237 f., 334 f. (388); Arch.-epigr. Mitth. n S. 24 f. n. 21 (Litt); Heydemann 5. Hall. Progr. S. 12, B (Litt.); Klein Vasen mit Meistersignaturen S. 37. ß, S.f. Amphora aus Gela, Sammlung Navarra in Terranova. Bull. deWinst, 1867 p. 229 n. 11 ; Benndorf griech. u. sicil. Vasenbilder Taf. 53 n.2, S. 104. C. R.f. Krater aus S. Agata de' Goti, Neapel, Museo Nazionale. Heyde- mann Neapler Vasensamml. n. 1851; Jahrb. d. Inst. II S. 113 (Abb.). D. R.f. Vase in Terranova, Sammlung Ammendola. Bull. delVimt. 1867 p. 229 zu n. 11. E. S.f. Napf aus Vulci, Louvre. De Witte, cataL Durand n. 261 ; Arch. Zeit. 1844 S. 388 f.; *Catal Paravey n. 10; Athen. Mitth. 1897 S. 389 f. F. S.f. Gefäss aus Eleusis; dort im Museum. Athen. Mitth. 1897 S. 387 flf., Taf. 13; ebd. 1899 S. 339 f. EINE UNERKANNTE M IDASVASE 233 bekannten auf die Midassage bezüglichen Denkmälern und der litterarischen Ueberlieferung sind von Kuhnert und Bulle scharf- sinnig und in so zutreffender* Weise gezogen, dass es müssig wäre, diese Fragen noch einmal aufznwerfen. Nur würden wir eine andere Gruppierung der Vasen vorziehen. Wir möchten drei Darstellungsmotive unterscheiden. Erste Gruppe (A-D) : der Transport des eingefangenen Dämons durch eine oder zwei Perso- nen (nur in A sind es Bauern, sonst Bewaffnete, in C hat sich zu dem Wächter eine Frau gesellt). Diese Gruppe zu sondern haben wir wohl Anlass, da es nicht so durchaus selbstverständlich ist, dass das gedachte Motiv nur einen Auszug aus der zweiten, figu- renreicheren Gruppe darstellt. Vielmehr scheint meist der Zug un- terwegs dargestellt zu sein, am zweifellosesten bei A, das freilich in vieler Hinsicht eine singulare Stellung einnimmt(^). Zweite (^-/) : die Einlieferung des gefangenen Silen an den thronenden Midas, meist eine ausgedehntere Composition. Endlich als dritte Gruppe die Vase K, die sich allerdings in formaler Hinsicht als eine Abkür- zung der zweiten darstellt, nämlich eine Auswahl zweier Figuren daraus, welche aber in ihrer jetzigen Zusammenstellung inhaltliche Selbständigkeit beansprucht und eine neue Deutung verlangt, ent- weder die Aussendung eines Trabanten durch den König, oder wahr- scheinlicher die Meldung von dem Fange. Die Neapler Reliefvase gehört demnach der zweiten Gruppe an. Am meisten Berühiamgspunkte hat sie mit dem Londoner Stamnos J7, obwohl sie diesen wie alle übrigen Nummern an Figurenreichtum G. R.f. Amphora aus Agrigent, in Palermo. J/o/i. deWinst. IV tav. 10; Reinach rSpert. des vases peints I 122. BulL delVinst. 1843 p. 55, 1846 p. 141 n. VI; Ann. delVinst. 1844 p. 200 ff.; Arch. Zeit. 1845 S. 87, 1871 S. 55 n. 46; Heydemann 10. Hall. Progr. S. 22 f., c. H. R.f. Stamnos aus Chiusi, im Brit. Musemii. Ann. delVinst. 1844 tav. H; p. 210 f.; Reinach Hpert. des vases peints I 269. Arch. Zeit. 1851, Anz. S. 89*, Journ. of hell. stud. II p. 226; Brit. Mus. Catal. III, E 447. /. Unsere Reliefvase des Museo Santangelo. K. R.f. Schale des Museo Gregoriano im Vatikan. Litt, bei Heibig Führer II« n. 1275. Dazu noch: Arch. Zeit. 1847 S. 135 ff.; Reinach r^pert. des vases peints I 268, 3 = 357, 4. (») Bulle a. a. 0. p. 398 f.; vgl. auch Kuhnert bei Röscher p. 2965 f., dessen Ausführungen freilich zu modificieren sind durch das Bekanntwerden von F und die Sicherstellung der schwarzfigurigen Technik von E. 234 H. LUCAS, EINE UNERKANNTE MIDASVA8E Übertrifft. Das Einzelne bedarf weiter keiner Erläuterung. Nur sei darauf hingewiesen, dass auch auf ihr wie auf mehreren andern Vasen {E, G. H) sich die rätselhafte Frau findet, welche schwer- lich eine unbedeutende Dienerin — daran könnte man nur bei // denken — sondern eine mit Midas in den uns leider verlorenen litterarischen Behandlungen des Mythus einst verbunden gewesene Figur sein muss. Auf dem richtigen Wege ist wohl Bulle, wenn er (a. a. 0. p. 397 f.) in der Figur, welcher auf der Londoner Vase der Name EvQoma beigeschrieben ist, eine nordgriechische He- roine vermutet. Die üebereinstimmung dieser mehrfachen Darstellun- gen muss übrigens doch daran irre machen, ob wirklich auf dem Neapler Krater (6*), wie besonders Heydemann betonte, eine Mänade gezeichnet ist: das Gerät, das die Frauengestalt dort umgekehrt trägt, ist eher ein langgestielter Fächer der Form wie auf H als ein Thyrsos. Und darf nicht die scheinbar verzückte Tanzbewegung bloss als Ausdruck lebhafter Freude über den geglückten Fang au^efasst werden ? Es müsste ja auch Wunder nehmen, wenn hier die Verbindung mit dem bacchischen Thiasos als bekannt voraus- gesetzt, auf der entschieden jüngeren Reliefvase dagegen wieder zu Gunsten der älteren Mythenfassung geschwunden sein sollte. Wir kommen also zu dem Schlüsse, dass die Einbeziehung der Silen- Midassage in den dionysischen Kreis, die uns ja aus der späteren Litteratur sehr geläufig ist(0, auf den bildlichen Darstellungen noch nicht nachzuweisen ist. Charlottenburg. H. Lucas. (1) Röscher II 2. 2956 ff. zu MITTEILUNGEN OBEN S. 144 In dem eben erschienenen Heft der « Mitteilungen ^ bespricht Petersen (S. 142 ff.) neuerdings das raarathonische Weihgeschenk der Athener in Delphi. Den Hauptinhalt seines Aufsatzes bezeichnet Petei-sen als Hypothese, und ich gehe auf denselben nicht ein. Aber an dem Vorwurf « die Kritik discreditierender Methode », der S. 144, 1 gegen mehrere Erklärer der Stelle Paus. X, 10, 1. 2 erhoben wird, habe auch ich mein Teil. Ich soll Pausanias direct und indirect wi- dersprochen haben. Wer meine wenigen Seiten (^) liest, wird finden, dass ich nicht nur für die Richtigkeit von Pausanias' Lesung des Epigramms wie der Namensinschriften eintrete, sondern seine Anga- ben über die Einheit des Bathrons {-) und die Siebenzahl der Epo- nvmen durch Gründe des Zusammenhangs vor Anzweiflung schütze und selbst eine angenommene Lücke des Textes ablehne {'^). Ich habe also überall, wo Pausanias Tatsächliches berichtet und berich- ten konnte (^), seine Worte genauestens zur Grundlage genommen und nur gegenüber seiner Beurteilung der Tatsachen mir Freiheit gewahrt, indem ich annahm, dass er, durch jüngere Aufschriften irregeführt, in den Statuen des Antigenes, Demetrios und Ptole- maios die umgenannten Bilder der drei fehlenden Eponymen nicht erkannte: ob ich damit, trotz der von Petersen urgierten Bär- tigkeit wenigstens des Aias {% Pausanias zu viel zugemutet habe, (1) Studi ItaL di filologia dass. V S. 33 ff.; dazu VI, S. 28. («) Vgl. auch Schubart, deutsche üebersetzung S. 762, 12. (3) Dem überlieferten 4*vX6vg gegenüber ist Petersen nicht conservativer als ich. Nur dass meine Reconstruction der Gruppe von meiner Emendation unabhängig ist, während Petersen für die seinige der Lesung 'PiXcuog wesent- lich bedarf. (*) Das XQ^'V vaifQoy ajiiareiXay (§ 2) ist an sich nicht Tatsache, sondern nur Auslegung. Die folgenden Worte beweisen nicht Inschriftenbe- nutzung, sondern das Gegenteil. (*) Was Petersen über den persönlichen Eindruck so unähnlicher Por- träts auf die damit Geehrten bemerkt, ist scharfsinnig. Nur trifft es nicht mich, der ich mich über Zeit und Anlass der Umnennung der Aeusserung enthalte, sondern die doch nicht wegzuleugnende Sitte der Umnennung selbst. — War übrigens Antigonos sicher unbärtig? 236 E. LOEWY, ZU MITTEILUNGEN OBEN S. 144 entscheide der Leser. Kann Petersen selbst sich gleicher Strenge gegen den Autor rühmen, wenn er (Mitteil. 1891, S. 378) schreibt: « secondo ce lo descrive Pamania, Milziade vi era rappresenlato fra mezzo di Ätene e di Apollo "? Und selbst wenn dem Buchstaben, rind seine Folgerungen der Sache gerecht? üeber die durch die spä- tere Zufügung dreier Statuen verursachte Störung zum Mindesten deir Symmetrie mag man hinweggehen. Und auch den Zweifel, ob das Auf- und Absteigen ungleich grosser Figuren mit der Senkung (Miltiades) in der Mitte für jene Zeit künstlerisch wahrscheinlich sei, will ich, als vielleicht subjectiv, nicht zu sehr betonen. Wol aber darf man fragen, ob eine solche Heraushebung eines, selbst verstorbenen (i), Zeitgenossen dem religiösen, eventuell auch dem politischen Empfinden des damaligen Athen gemäss war. Und die Hauptsache : die Schwierigkeit, die darin liegt, dass von den zehn Phylen nur sieben durch ihren officiellen Heros vertreten gewesen sein sollten, wird durch Petersen's anfängliche Nichtanerkennung so wenig aus der Welt geschafft, als durch seine nunmehrige Er- satzmännertheorie, welche die Frage nach dem Grund so ungleicher Vertretung erst recht aufwerfen lässt. Diess nur in Kürze zur Abwehr : dieselbe nicht zu unterdrücken, war mir durch das Verhältnis, welches mich dem Verfasser persön- lich verbindet, doppelt zur Pflicht gemacht (2). Rom, 21. Juli. E. LOEWY. (>) So Petersen, der das Denkmal den Jahren 470460 zuweist. Unisoniehr befremdet es mich, dass er wiederholt und nachdrücklich Miltiades als u ein- zigen Sterblichen » in Wesensgegensatz zu den Heroen stellt. Im Sinne des Geschlechtes, das die Gebeine des Theseus zurückholte, lag das gewiss nicht. (') Zu den in gleichem Hefte (S. 152 IT.) yerOfTentlichten Ausführungen über die florentiner Ringer habe ich bereits in der Institutssitzung meine Bedenken vorgebracht. Nur lässt Petersen S. 159, 1 mich etwas zu dogma- tisch von führenden und geführten Künsten sprechen. Ich wandte mich vor- nehmlich gegen das Verfahren, Motive an sich, ohne Rücksicht auf deren ungleichzeitige Entwicklung in den verschiedenen Kunstzweigeu, zur Grund- lage von Datierungen zu machen. Ein von mir damals, allerdings in anderer Tendenz und aus anderwärts entwickeltem Zusammenhang heraus, hervorge- hobenes Detail, dass die Ringer wesentlich nur für die Betrachtung von zwei Seiten geeignet seien, sehe ich zu meiner Freude von Petersen selbst (S. 156) ausgesprochen. SPIGOLATÜRE ARCHEOLOGICHE tTav. III). [I, üna necropoli greca a S. Anastasia, presso Raudazza, e la collezione Va- gliasindi. — II. Oenochoe col mito dei Boreadi, liberanti Phineus dalle Arpie. — HI. Anfora panatenaica.] I. Una necropoli greca a S. Anastasia, presse Randazzo, e la collezione Vagliasindi. Neiragosto del 1899 ebbi occasione dl visitare la piccola col- lezione archeologica del nobile e gentile signore cav. Paolo Vaglia- sindi di Randazzo. Benchö essa non contenga che pochi oggetti veramente belli o importanti, pure, sapendo delle vive questioni agi- tatesi fra i dilettanti locali di antiquaria, per identificare Randazzo, cittä medievale, con un*antica cittä sicula o greca, volli visitare i luoghi, dove i vasi, le terrecotte, i metalli della coUez. Vaglia- sindi erano stati trovati (i). Aggiungasi che mi sembrava veramente strano il miscuglio — dirö cosi — di oggetti, che, quantunque in picciol numero, vanno cronologicamente dalle etä preelleniche ai tardi tempi bizantini. II luogo della scoperta e il feudo di S. Ana- stasia, proprietä del cav. Vagliasindi. A sei chilometri circa da Randazzo, verso est, i pendii deir Etna, sempre piü declinaudo, si aprono in una bella ed ubertosa pianura, alta, perö, dal mare piü che 650 m. Essa si stende lungo la riva destra del fiume Al- cantara, Y Akesines degli antichi ; ed ha di fronte gli lütimi con- trafforti del Mykonion (Monti Nebrodici). Qui, come ultimo posto avanzato delV elemento greco nei versanti Etnei, sorse senza dubbio (0 Ancora gradevolinente commosso delle molte cortesie usatemi dal cav. P. Vagliasindi e dalla sua ottima famiglia, rendo qui a loro pubbliche grazie. — Ringrazio anche il bravo Rettore del Collegio di S. Basilio don P. Guidazio, il prof. don E. Ceria e gli altri buoni Salesiani, per Tospita- litä e per tutte le gentilezze, di cui mi furono larghi. 238 G. E. RIZZO un'antica cittä, di cui esiste ancora, in buona parte esplorata. la necropoli. Agli scavi fortuiti del cav, Vagliasindi, che si estesero SU molte tombe, successero nel 1889 e 1890 due campagne di scavi regolari, fatti sotto la direzione del prof. A. Salinas, il quäle trasse fuori da buon numero di sepolcri piü che 2000 oggetti, quasi tutti privi d' importanza, a giudicarae da una copia del giornale degli scavi, che mi fu esibita dal Vagliasindi. Forse lo studio di questa suppellettile archeologica potrebbe essere importante, non giä per il pregio intrinseco degli oggetti, quanto per stabilire i limiti cronologici della necropoli. Sorprende, quasi, uno stanziamento greco in quei Inoghi etnei, non molto vicini alla costa Orientale o settentrionale, proprio in mezzo air elemento siculo indigeno. Ma appartiene questa necropoli ad una Vera e propria colonia greca sconosciuta, o ad una cittä sicula gre- cizzata ? Forse un po' di luce non guasterebbe, e noi la aspettiamo da future ricerche sistematiche, che vorrä, spero, intraprendere in quei luoghi Paolo Orsi. Nel terreno sono ancora evidenti le tracce di detrito ar- cheologico, e ancora sul luogo posson vedersi i grandi lastroni di terracotta di cui eran composti i sarcofaghi ; — modo di seppelli- mento codesto, comunissimo nei luoghi in cui, come a S. Anasta- sia, manca la pietra calcare tenera, preferita dai Oreci pei loro sarcofaghi monoliti, come a Siracusa (necropoli del Fusco), a Me- gara Hyblaea, altrove. Le tombe, come mi fu assicurato, avevan forma di casse piane, e ve n*eran anche di quelle cosi dette a cappuccina. Risulta, poi, dalla escursione ch' io feci per le ubertose e poe- tiche campagne di S. Anastasia, che V antica cittä continuö ad essere abitata fino a* tardi tempi bizantini, ai quali certo devonsi ascri- vere i rilevanti avanzi di costruzioni in muratura, chiamati dai Randazzesi le Cube. Gon tal nome si indicano in vari luoghi della Sicilia le antiche costruzioni a volta, o meglio a cupola ; e in tutte queste Cube furono riconosciute dair Orsi rovine di antiche chiese bizantine (0- Infatti io non credo d* ingannarmi, aflfermando che (1) Cfr. Bysant. Zeitschrift VIII, 4, p. 681. Cosi la Cuba di Cittadella presso Noto, la Cuba di S. Pietro presso Pachino, Taltra presso Siracusa; « nö si dimentichi la Cuba di Palermo, sebbene di etä molto piü tarda >». SFIGOLATURE ARCHEOLOGICHE 239 anehe nelle Cube di S. Anastasia, discretamente conservate, deb- bano riconoscersi absidi di Chiese bizantine delle qaali Y Orsi (/. c, e ibid, VII, 1, p. 1-28) ha illustrato un biion numero, arrecando UD DOtevole contributo alla conoscenza della Sicilia bizantina, che h tutta, quasi, una vera incognita. Arne duole non poter offrire piante, disegni e misure di quelle di Randazzo: troppo fugace fu la mia escursione, e qui, poi, non sarebbe il luogo di parlarne. Altri saprä farlo meglio di me; fermiamo intanto qualche indizio toponomastico non ispregevole : Santa Anastasia ö nome pret- tamente bizantino, per il culto a cui esso accenna ; ne meno bizan- tino e Taltro nome, S. Teodoro, con cui e designata una parte del feudo, adiacente al fiume. Quäle fu questa cittä, i cui primi monumenti superstiti sono, come vedremo, greci del V secolo av. Cr., gli ultirai, bizantini del- r VIII secolo, circa, d. Cr. ? Qui non c' impantaneremo fra le ammuffite disquisizioni degli eruditi locali : Tiracia, Triocala, Tissa, altre cittä d' incerto sito furon tirate in campo come progenitrici di Randazzo, che, come dissi, e cittä medievale (0- Forse ha qualche maggior grado di pro- babilitä la vecchia congettura del Cluverio, il quäle pensö a Tissa. Mi affretto, perö, a soggiungere che se lo studio del materiale archeologico della necropoli poträ darci, con sufficiente credibilitä, i liraiti cronologici di essa, non poträ invece, allo stato delle presenti scoperte, condurci alla risoluzione del problema topografico. Manca ogni testimonianza epigrafica; e sarä difficile trovarne, essendo la Sicilia greca estremamente povera di titoli inscritti. Ecco, ad ogni modo, un succinto catalogo dei principali og- getti che conservansi nella coUezione Vagliasindi. Premetto un cenno sui minuscoli oggetti preellenici, d' incerta origine e direi quasi sporadici, trascinati, probabilmente, dalle acque alla sottostante pianura da* pendii etnei, abitati dai Siculi. Essi sono: uno skyphos ad ansa verticale, fatto a mano, acromo, di brutto impasto; due rozzissimi scodellini id. id., delle forme orraai note del primo periodo siculo [Orsi]; tre coltelli di silice a sezione trapezoidale ed altri analoghi spezzati; alcune piccole (*) Cfr. Amieo. Dizion. topogr. della Sicilia (trad. Di Marzo) ad v. Randazzo. Per la letteratura posteriore su tale questione oziosa cfr. Casajarandi, Le campagne di Gerone II, ecc, n. 140. 240 G. E. RIZZO asce di nefrite e di fibrolite ; poche fibule di bronzo ad arco sem- plice e a navicella. Oltre un grande e robusto dolium (ni^og), probabilmente di fabbricazione greca, ecco gli altri materiali fittili della collezione. A. Vasi attici. P Alcune piccole lekythoi a f. n. di Stile comune e ti*ascurato, con volgari scene dionisiache, ed impor- tanti solo per la nostra ricerca cronologica. FiiT. 1. 2*" Piccole lekythoi ed altri vasettini a f. r. di stile severo ; fra cui noto: a) Lekythos, alta cm. 12, con palmette sul collo: Nike alata, corrente a destnu — *) Id. id.: Nike alata incedente, con teda, — c) Altra lekrthos, alta m. 0,175: con buona rappre- sentanza di un Eros Tolante. Porta nella sinistra la lira e nella destra il plettro (v. la fig. 1). Scelgo questa lekythos fra il piccolo manipolo di vasi attici a f. r. di stile severo, non solo per dare un* idea precisa di essi, ma anche per la tigurina graziosamente dis^iata. nel noto motivo della lekythos di Gela (Benndorf, G riech. «. siciL Vase^ibild. 49, 2; cfr. Baumeister, I^enAm. L ög. 540). SPI60LATURE ARCHF.0L0OICHE 241 3° Idria a f. r. di stile elegante, alta cm. 26, di buon di- segno e di buona coDservazione. Fregio ad ovuli sulVorlo ; palmette 8ul coUo ; in basso, meandro con croci interposte. Giovane vestito di clamide e petasos, con due lance nellä destra, insegue giovine donna, che a lui si volge in atto di sorpresa. 4° Grande cratere (alt. cm. 43) a f. r. di ottimo stile, disgra- ziatamente rotte in molti pezzi, ma non difficilmente restaurabile. Potei riconoscervi non meno di cinque figure. Visibilissimo un guer- riero armato, con lancia e scudo rotondo (episema: una biscia), rivolto a sinistra. Molto probabilmente vi e rappresentata una delle cosi dette scene di congedo. 5^ Idria, come sopra (n. 3) ; alta cm. 34 ; sconservata. Su d* un elegante xhanoq siede una giovine donna con la lira nella sinistra e il plettro nella destra. A destra, altra figura muliebre sta diritta, in atto di ascoltai'e; a sinistra, una terza donna, che tiene auch* essa la lira. AUa parete 6 appesa una cetra. Intendo per una scena del gineceo, o forse anche per una scuola di musica. 6® Cratere a campana, sconservato. Fregio superiore ad ovuli, inferiore a meandro, con croci interposte. StUe un po' trascurato. A) Dioniso barbuto, reggente nella sinistra il tirso e nella destra il carchesio, cinta la testa di doppia benda, incede a destra, vol- gendosi indietro a riguardare un giovine satiro. Precede una Mainas danzante. B) Nike alata ofifrente una libazione, fra due efebi. 7° Due lekythoi blanche, alte non meno di mm. 315; ma sventuratamente sconservate in modo, che non h possibile inten- derne i soggetti figurati. Bimane quindi incerta la cronologia di esse; perchö essende durata la fabbricazione di queste lekythoi fu- nerarie dal V al II secolo (Pottier, Les Ucythes blancs attiques, p. 103), bisogna sempre desumerne Tetä dal soggetto e dallo stile della rappresentanza figurata. lo perö colloco le due di Bandazzo accanto ai sopradescritti vasi di giovane scuola attica, poich^ dalla pasta rosea delV argilla, dalle pareti sottili, dal fregio a palmette slanciate elegantissime, conservato su una di esse, dallo stile della testa con parte del busto di un efebo, conservato suIV altra, sup- pongo che esse non debbano essere piü recenti della fine del V o del principio del IV secolo av. Cr. 8° Oenochoe col mito dei Boreadi, liberanti Phineus dalle Arpie (vedine Y illustrazione al capit. seg.). 242 0. E. Rizzo B. y asi di fabbrica italiota. Tralasciando ora di enu- merare altri vasettini di scuola attica, perche punto importanti e buoni soltaoto come documenti pei limiti cronologici della necro- poli, abbraccio in unico gruppo V abbondante vasellame di fabbri- che seriori, dividendolo, perö, in due classi: 1* Vasi dipinti, po- licromi, con fregi e flgure; di fabbricazione quasi esclusivamente campana. Vi abbonda il vasellame minuto, rappresentato dalle solite forme (lekane, pyxis, lekythos ariballica ed oyoidale, skyphos ecc), ed ornato dalle non meno solite grandi teste vedute di prolilo, e da palmette, dipinte a colori scialbi (Cfr. Orsi, in Monnm. anti- chi, IX, pag. 264 segg., figg. 58, 63, 66). Garatteristica una serie di piccole lekytiioi ovoidali policrome con iigure di uccelli, come in Nottzie degli scavi, nov. 1897, pag. 494 seg., figg. 27, 31. Dato il rilevante numero di tutti questi vasi campani nella necropoli di S. Anastasia, non b inutile V osservare che in Sicilia i vasi italioti sono quasi esclusivamente rappresentati dai prodotti delle fabbriche campane ; le quali, verso la metä del III secolo, pare abbiano preso il posto delle fabbriche attiche nelV importazione dei vasi dipinti. II fatto fa giä osservato da altri (Patroni, Guida del Mus. di Siracusa, pag. 46 ; Orsi, in Monum. ant. IX, p. 259 seg., 264 seg.; Notizie degli scavi, nov. 1897, p. 493 segg.); e forse dev'esser ricollegato con gli eventi politici di quel tempo. La cronologia di questa classe di vasi si estende fino a tutto il III secolo. 2* Con la seconda classe scendiamo ancora piü giü. Essa e quella dei vasi a vernice nera brillante, delle ultime fabbriche italiote ; ed b assai bene rappresentata nella coUezione Vagliasindi, sia per il numero di esemplari, che per la conservazione e la forma tipica di alcuni di essi. Siamo, con questa classe, alla fine della pittura vascolare ; e ci aspetteremmo, quasi, di veder continuata la Serie cronologica della collez. Vagliasindi con i vasi rossi aretini ; ma questi vi mancano affatto. C. Vasettini di vetro di stile fenicio. Riunisco in una piccola categoria a parte undici conservatissimi vasettini di vetro opaco, a fasce serpeggianti e dentellate, azzurre, gialle e bianche (6 anforette, 3 alabastra, 2 aryballoi; frammenti di altri). Sono nuovi e pregevoli documenti per la diffusione di simili prodotti nelle necropoli greche della Sicilia; ma rimane ancora dubbia la provenienza e la fabbrica di essi. Sono genuinamente fenici ? o sono, SFIGOLATIJRE ARCHEOLOGICHE 243 piuttosto, rodii (Cfr. Perrot et Chipiez, Ilistoire de l*art dam Vantiq. III, p. 736 segg.). H fatto di trovarli in buon numero nelle necropoli di S. Anastasia, i cui reperti non posson farsi risalire al di lä del 475 av. Cr., potrebbe far credere che fosse giä troppo tardi per poter pensare a commerci fenici, in un tempo in cui il dissidio fra V elemeuto ellenico e il cartaginese in Sicilia era scop- piato, depo la battaglia d* Imera, in aperta lotta. Sarebbe quindi piü plausibile ammettere che Bodi sia stata il centro di diffusione di tali articoli, che furon perö, in origine, imitazione di prodotti fenici. Ma siamo in un campo puramente congetturale; ne possiamo dalla presenza di questi vasettini ricavare alcun utile indizio cro- nologico per la necropoli di S. Anastasia ; perche la loro ditfusione in Sicilia va dalla metä del VI secolo in poi, e ne furono, inoltre, raccolti aicuni esemplari in pleno periodo romano, a Porapei (cfr. Pottier, Catalogue des vas. ant. du Louvre, p. 151; Orsi, in Not. degli scavi, aprile 1895, [Necrop. del Fusco, p. 17 dell'estr.] e nov. 1897, p. 473). AUa medesima origine e fabbricazione devonsi ascrivere le perle di vetro colorato che si conservano nella collez. Vagliasindi, e un mascherino grottesco pure di vetro policrorao. D. Terrecotte. 1° II pezzo piü interessante sarebbe stato quelle di cui disgraziatamente esiste soltanto il plinto con i due piedi, essende andati smarriti altri frammenti. I piedi, ancora ben conservati, misiurano in lunghezza cm. 15; e dair impasto e dal colore deirargilla dalla modellatura accurata ma alquanto rigida, h facile riconoscere ch* essi apparteneyano ad una statua greca ar- caica, a piü che due terzi del vero. Rimane a noi soltanto il con- foiio di constatare che tali statue tittili nel periodo arcaico erano, forse, una specialitä della Sicilia greca, patria di Damophilos e Gor- gasos, i ben noti modellatori che lavorarono nel tempio di Cerere a Roma nel 493 (Plin. H. N., XXXV, 194). Pare che questi due artisti abbiano formato scuola in Sicilia (Cfr. Bull. d. Corresp. helUn. 1895, p. 309 segg.). 2° Terracotta arcaica, alta cm. 18, rappresentante tigura muliebre seduta con alto polos in testa, vestita di chitone talare adomato al petto di pendagli e di agrafi alle spalle. £] il tipo oramai noto dell' idolo a caviq (Kekule, TerracotL aus Sicüien, pag. 17, fig. 21-27), di cui diede la statistica 1' Orsi, in Monum. ant. VII, 240. Cfr. anche quello che io ne scrissi in questo Bollet- tino, XII, 305 seg. 244 G. E. RIZZO 3"" Busto deir arcaismo progredito, con la testa sormontata dal kalathos, come in Kekule, o. c, tav. IX e X ; e pag. 62, fig. 124. « II fatto che fuori della Sicilia sembra sconosciuto questo tipo Fip. 2. plastico, r uoitä dei caratteri fondamentali conservati attraverso il succedersi dei vari stili, sembrano argomenti di peso per far cre- dere che si tratti di un tipo plastico e ieratico, peculiare all* arte siceliota, nato e sviluppato neir isola. in servizio di un culto che vi aveva gi*ande diffusione »» . Cos'i V Orsi, che di questi busti trattö estesamente e da par suo, dandone iina completa statistica, in SFIOOLATURE ARCHEOLOOICUE 245 Monmn. ant. YII, pag. 243 segg. Ed io sono come lui coDTinto che in essi si debba riconoscere una delle due divinitä di Eleusi. 4^ AUa medesima classe appartiene quest' altro busto (alte cm. 16, largo alla base cm. 14), ch*io feci fotografare o che si riproduce alla pag. prec. (fig. 2), perche esso presenta notevoli carat- teri distintivi e stilistici, i quali lo rendono interessante, quantnnque non raggimiga le proporzioni di quelli studiati dair Orsi. Le durezze del primo arcaismo sono nel nostro in gran parte scomparse; 11 volto ovale, dall' espressione dolcemente malinco- nica, ä chiuso e come incomiciato dalla ricca chioma abbassata sulla fronte in triplice ordine di riccioli spiraliformi, sormontato da un diadema , mentre il resto della chioma scende in due masse ondulate dietro la nuca e le spalle. Le labbra grossette sono atteg- giate al lieve sorriso tipico delle teste arcaiche. II busto, benche modellato in forme schematiche, senza accenno a protuberanza del seno, ä vestito del chitone (forsj un chitonisco), che lascia scoperta parte del seno, e dell' himation che, gettato suUe spalle come una sciarpa, ricade sul dinanzi in due lembi con pieghe verticali: foggia di vestire caratteristica in una delle statue deir Acropoli (Collignon, Sculpt. grecque I, fig. 173; cfr. anche Orsi, Monum. antichi VII, 237 seg.). L* acconciatura frontale della chioma, comune alle diverse scuole dell* arcaismo progredito, dagli Egineti agli Attici, la mancanza del polos e le vesti(') sono altrettante notevoli diffe- renze tra questo busto e tutti gli altri studiati dair Orsi {*) ; ma sono anche caratteri stilistici interessant!, che avvicinano maggiormente il nostro al tipo delle statue femminili dell* Acropoli, ed alle Sta- tuette fittili di Granmichele (Orsi, 1. c, pag. 230 seg., tav. IV). Chiari, io credo, vi appariscono i contatti dell' arte greco-sicula con Tattica, in quanto questa, nel periodo arcaico, risente il doppio influsso deir arte ionica e della peloponnesiaca, a cui perö i sice- lioti maggiormente si accostano; e parmi inoltre che dalVesame* (^) L' Oni notö in due dei busti di Granmichele due fori al torace, de- stinati a reggere dei panneggi « coi quali il busto forse nelle grandi solennitä era coperto ». O Quanto piü la qui descritta testa h differente dal)e altre terrecotte siceliote, di tanto maggior peso sarä la sua concordanza con la colossale testa Ludovisia, attribuita in questo Bullettino VII (1892) p. 61 e 77 alla Aphro- dite del monte Eryx. E. P. 17 246 o. E Rizzo complessivo del nostro bosto si renda aacora piü probabile V identi- ficazione con Demeter o Köre, stabilita» come ho detto, dair Orsi. 5** Piccola terracotta che rappresenta un putto accovacciato, con le due mani poggiate sul suolo; nello Schema, insomma, abba- stanza conosciuto di Tammuz-Adonis, non molto frequente in Sici- lia (Kekule, o. c, pag. 19, fig. 41 bis; Orsi, Camarina, in Moniim. ant. IX, pag. 261). 6^ Grottesca figora di Sileno, nudo, dal membro molto sviluppato; accoccolato a terra e con le mani serrate sul turgido ventre. tl uno dei tanti Bes, ovyii nei sepolcri arcaici, dei quali ha parlato ampiamente V Orsi in Megara-Hyhlaea, pag. 154-156. T" Bnon frammento di maschera scenica, cpme in Kekule, 0. c, tav. LIII, specialmente n. 5. Tralascio le ten-ecotte minori. E. Bronzi. Pochi e poco interessanti sono i bronzi della collez. Vagliasindi. Notiamo specialmente: Strigile-Ansa di vaso con due mascherini di leone ai punti della saldatura ed elegante fregio a palmetta neirestremitä inferiore. — Coperchio superiore di un grande vaso di bronzo con appliques raffiguranti piccole teste sileniche. Sia questo che il precedente pezzo mi sembrano di arte ellenistica (Cfr. Schreiber, Die alexandrin. Toreutik, n. 12, 111, 112, 128). Armilla a doppia testa di serpente, etc. F. Oreficerie. 1** Veri gioielli della collez. Vagliasindi sono le due ammirabili helikes di oro, che sulla tav. III si presentano in una riproduzione che del fine lavoro non lascia apprezzare tutta Teleganza e lo splendore. Ognuna di esse pesa gr. 16,75; ed io non vidi mai gioielli antichi cosi ben conservati : salvo una lieviä- sima ammaccatura in una di esse, le due helikes sembrano uscite ieri non giä dalla terra etnea che per tanto tempo le tenne sepolte, ma dalle stesse mani deir orafo greco, vissuto piü che ventiträ se- coli addietro. La spirale vera e propria termina, lievemente assot- tigliandosi, in un omamento filigranato a bastoncini, chiuso da un cerchio di perline; su di esso sono impostate le teste di ariete, tratteggiate con scrupolosa veritä e con evidente studio della na- tura; salvo che nella parte lanuta, fino alla radice delle corna; parte che ö, dirö cosi, stilizzata con piccoli e simmetrici cerchielli a rilievo. Sul dorso, quattro spirali e due slanciate palmette di fili- grana, il cui disegno ö, per ogni rispetto, incensurabile. La parte SPIGOLATURE ARCHEOLOGICHE 247 della testa trattata in maniera ccoyenzionale trova chiarissime rispondenze sia nella grande che nella piccola arte; ed io non so citare migliori confronti che la testa marmorea, proveniente dalla sima di un tempio di Eleusi, oggi nel museo iiazionale di Atene, e un vaso fittile in forma di testa d'ariete. Si Tuna che Taltro anteriori, cronologicamente, ai gioielli della coUez. Vagliasiodi (vedi queste due teste, riprodotte in Winnefeld, AUgriech. Bronzebecken am Leonänij in LIX®® Progr. zum Winckelmannsfeste, pag. 20 seg.). Ma un piü conclusivo confronto h possibile trovarlo nella nu- mismatica, che con Toreficeria ha piü dirette attinenze. Intendo parlare delle monete di Delfi, che dal 520 al 355 av. Cr. portano impressa una testa d'ariete o due atfrontate, disegnate, in ogni piü minuto particolare, come quelle delle helikes Yagliasindi ; special- mente nelle monete della metä del V secolo (cfr. Svoronos, NofiiCfi. tiv JsXipcäv, in Bull, de Corresp. hellen. XX, tav. 25, 26). Io perö ascrivo questi gioielli piü facilmente alla iine, che alla metä del secolo quinto (*). 2° Testa muliebre di sottil lamina d' oro (peso- gr. 0,ö6) ; sospesa ad un cerchietto, attraverso il quäle pu6 passare un cor- doncino. ßimango incerto se essa sia un orecchino, o un Orna- mente (centrale) di coUana o monile. Nessun dubbio che il lavoro sia greco; ma alquanto piü moderne che i due gioielli precedenti, come puö vedersi dai tratti del volto e dair acconciatura del capo, molto simile a quella in Baumeister, Denkm. I, fig. 683. Tralascio gli oggetti d* argento, come poco importanti ; sono appena da men- zionare, in questo rapide e sommario catalogo, due oenochoai, con fregi serpentiformi sovrapposti, alte circa cm. 6; ed una simile, ancora piü piccola (-). (*) II cav. Vagliasindi mi afferma che fra gli oggetti scavati dal Salinas ci sono anche due gioielli simili, se non perfettamente uguali, a quelli di cui ho parlato. (*) Pubblico qui, in fretta, due bolli fittili della stessa collezione, che credo nuovi; ma privo, come sono, dei grandi repertori epigrafici, special- mente per il bollo latino, non potrei aflfermarlo. 1° Su robusto mattone rettangolare : ■ K N A M .42^, Non h conosciuto dal Kaibel, Inscript. graec. Siciliae, etc. Nomi simili 248 o. E. Rizzo Quali risultati si possono ora ricavare da questo nostro studio ? Gerto essi sarebbero piü sicuri e piü completi, se a Santa Anasta- sia si continuassero, sistematicamente, gli scavi; ma si badi che la parte piü antica della necropoli ä stata quasi completamente spogliata. I pochi esemplari di vasi attici a f. n. ci dicono che siamo neir ultima fase di questo stile giä declinante, ma che continua ed accompagna per qualche tempo il sorgere della pittura vascolare a f. r. Ma pur sorgende questa negli Ultimi anni del VI secolo (^), noi — per non essere audaci — dall* esame stilistico dei pochi e minuscoli esemplari di vasi a f. r. di stile severo (le tre lekrthoi con le Nikai e con Eros citaredo, ecc.) non possiamo assegnare come termintis a quo della necropoli, che il primo quarto del V secolo a?. Gr., accostandoci, forse, un po* di piü alla metä di esso. A giudicame, poi, dal materiale ceramico conservato nella coUez. Vagliasindi, la durata della necropoli si sarebbe protratta sino al 125 circa av. Gr. In altri luoghi bisognerebbe cercare le necropoli di piü bassi tempi, fino ai bizantini. Or se mi fosse lecito di esporre una mia congettura, senza perö ayventurarmi ad identilicazioni topografiche, dii'ei che probabilmente lo stanziamento di coloni Oreci a S. Anastasia (se vogliamo atte- nerci a risultati della cronologia archeologica) coincide col movi- mento di popolazioni, awenato, nei Tersanti Etnei, sotto Oerone ; e che continua, poco tempo dopo, con la sommossa di Ducezio e la prima Tittoria dei Siculi. Si sa quanto Y opei*a di Oerone, che non si limitö soltanto alla nuova xrArig di Gatana-Etna, sia stata poco durevole (cfr. Holm, Storia di Sicil. nell'ant. I, p. 410). Or in questo flusso e riflusso di popolazioni una parte] dei coloni greci nel Pape-Benseler, Wörterb. d, griech, Eigennamen: f^rrj/^rj (il cai genit. do- rico sarebbe simile al nostro bollo), KvijfAig, Kyijfiog. 2^ Su frammento deir orlo forse di un grande dolium : AGiLLIC- ANTRO (*) Dopo gli scavi della colmata deirAcropoli, il fatto h talmente cono- scinto che mi dispenso dalle citazioni. Cfr. tuttavia la relazione di Botho Graef, nei SiUungs-Ber. d, archäolog. GeselUch, zu Berliny n. 13, pag. 37. SHIGOLATLRE ARCHEOLOGICHE 249 non avrebbe potuto occupare o sia pure ottenere quegli Ultimi pendii delV Etna, bagnati dalV Akesines ? IL Oenochoe col mito dei Boreadi (tav. III). Quando visitai per la prima volta la coUezione Vagliasindi, ebbi subito un' impressione di lieta sorpresa nel vedervi la bella oenochoe, che qui per la prima volta si pubblica. Mi colpirono la raritä della rappresentanza figurata, con particolari del tutto nuovi, e r elegante morbidezza del disegno ; e quantunque avessi divisato di farla presto di pubblica ragione, difficoltä non lievi si opposero al mio proposito, in un paese dove mancano fotografi e disegnatori. Anche ora, dopo vari tentativi, la riproduzione che ne presento non h degna di un vaso cosi raro e hello. L* oenochoe a f. r., di sagoma elegantissima, ottimamente con- servata, sal?o un lieve restauro nella faccia anteriore non figurata, ä alta m. 0,188, ed ha una circonferenza massima di m. 0,488 (diam. m. 0,16). Essa fu trovata nella parte superiore della necro- poli, che diede principalmente i vasi attici a f. r., di cui nel mio breve catalogo. I sei personaggi spiccano sul fondo nerissimo e sono disegnati a linee sottili e sicure, con insigne morbidezza di contorni, special- mente nella figura alata di mezzo. Pochissimi sono i ritocchi di color rosso bruno sui chitoni delle due figure muliebri alate ; perö, giä dopo un primo esame, mi parve di riconoscere qualche lieve traccia di doratura, ma cosl esigua, che solo una seconda e piü attenta osservazione mi rese sicuro del fatto. Sui nudi ä come soffusa, a tratti, una leggera tinta incamata, ora in gran parte scomparsa, che pur lasciando trasparire il rosso dell' argilla, da raaggior rilievo e veritä alle figure. Le vesti sono trasparenti e oniate, in parte, di crocette ; il panneggio abbondante e morbide ; il tratteggio delle ali ö minuziöse, ma vero ed elegante; i capelli son disegnati con linee ondulate, nettamente divise e con evidente studio della natu- ralezza. Dei personaggi, due poggiano sul fregio inferiore, tre piü in alto, senza alcuna indicazione della linea del terreno, uno h dise- gnato non precisamente a mezzo-busto, ma possiamo dire a due terzi della statura completa. In alto e in basso della scena figu- rata corre un fregio ad ovuli. 250 G. E. RI7.Z0 Da questi dati stilistici e da altri che in segnito verrö espo- nendo poträ dedursi la conclusione suUa fabbrica e suUa crono- logia deir oenochoe : per ora veniamo all' interpretazione del sog- getto. Essa non si presentd spoglia di difBcoltä, ed anche ora qualche particolare di questa rappresentanza figurata mi riesce oscuro. Senza dubbio, perö, dobbiamo riconoscervi le Arpie prese e legate dal Boreadi, alla presenza di Phineus. II gruppo che attira maggiormente V attenzione per la sua bel- lezza e quello delle tre figure a destra. ün' Arpia, vestita di corto ehitone, stretto alla vita da una cintura da cui si partono due bende in croce. fissate sul seno da un fermaglio rotondo, e caduta in gi- nocchio, poggiando sulla gamba sinistra fortemente ripiegata, mentre la destra ä distesa in avanti. Su di questa il primo Boreade calca il piede, e con la mano sinistra acciuffa T Arpia per i lunghi e scomposti capelli. Alla violenta mossa, V Arpia ripiega foiiemente indietro la bella testa; e col braccio lungo disteso, poggiando la mano presse Tascella dell* assalitore, tenta svincolarsi, aiutandosi anche col braccio sinistro, ripiegato ad angolo dietro la testa, forse per impedire il nodo della fune con cui la attorce il secondo Bo- reade. Le mammelle balzano turgide dalVaperto ehitone; le ali spiegansi in alto, violentemente distese, quasi ad indicare la coi-sa in cui r Arpia yiene arrestata, e lo sforzo supremo di liberarsi. Disgraziatamente dalla nostra tavola non e possibile apprezzare i magistrali tocchi con cui il pittore seppe esprimere il dolore del- r Arpia, che abbassa le palpebre e socchiude mestamente la bocca, mentre il collo le si inarca, ripiegandosi indietro. Ma spero riescasi ad apprezzare tutto il pathos di questa bella figura, la cui derivazione dalla grande arte non puö essere dubbia. L* altra Arpia, giä presa e legata, e caduta ai piedi di Phineus : le ali mestamente raccolte, il braccio destro quasi inerte, disteso in atto di abbandono, la testa ripiegata indietro, con espressione di grave cordoglio per la scon- fitta subita. Phineus, vecchio e canuto, tentando raccogliere un po' di luce {dnoCxoTKav?) con la mano sinistra, assiste alla scena, seduto 8u d'un elegante xhaf-iog, Dubbia sembrerebbe a prima vista la figura muliebre dise- gnata a metä; ma io intendo che sia Iris. Una tradizione antica, raccolta da Esiodo, Antimaco ed Apollonio Rodio {SchoL Laur. SPIGOLATURB ARCHBOLOOICHE 251 ad Apoll. Rhod. II, 296) diceva che ai figli di Borea non era lecito di uccider le Arpie, ma solo di allontanarle da Phineus; e per Esiodo Chi arrecava ai Boreadi questo nunzio di Zeus, era Hermes {Catal. fragm. 79 Kinkel). Ma in Apollonio, che certo attinse ad una tradizione piü antica — e il nostro vaso ne fa prova — que- st'iiificio era compito da Iris. I versi in Argonaut. II, 285 segg.: « /I1J UQ (oxäa Iqiq iSev, xard d' ald-äQoq aXta \ ovQav6&€v x. T. A., non ci lascian dubbio in proposito. Notiamo intanto che il personaggio di Iris, nelle rappresentanze figurate del mite dei Bo- readi, e completamente nuovo. Nel disegno, che per quanto raflBnato ö sempre opera di un pit- tore vasaio, non si capiscon bene alcuni particolari. Che fa il primo Boreade con la mano destra? II pugno chiuso indica che debba tener qualche cosa : la fune, non par dubbio. Mentr essa perö i chia- ramente disegnata presse il braccio del secondo Boreade, qui manca aifatto, ne potei scorgeme sul nero intatto della vernice traccia al- cuna. Ancor piü dubbia e la mossa del braccio destro di Phineus ; e r incrociamento di esso col gomito del sinistro ^ forzato ed inve- rosimile. La figura di Phineus, anzi, ä disegnata maluccio. La se- conda Arpia e caduta troppo vicino al Tecchio re perseguitato, suUe cui ginocchia pare che essa si appoggi. Le mense, comuni nelle altre poche rappresentanze vascolari dello stesso soggetto, nel nostro Taso mancano affatto. II mite e notissimo ; e bisogna appena ch' io vi accenni con pochissime parole, per i fini speciali della mia dimostrazione ; riman- dando chi ne voglia sapere tutti i pai-ticolari aUa ben nota memo- ria dello Stephani, Boreas und die Boreaden (in M^m. de l'Acad, imp^r. de St. PHershourg, t. XVI, n. 13 [1871], specialmente pagg. 15-22); e ai due articoli (ad e;. Boreaden) del dizionario mitologico del Röscher e della enciclopedia filologica del Pauly- Wissowa. Si sa, dunque, che Zetes e Kaiais, figli di Boreas e di Orei- thyia, presero parte alla spedizione degli Argonauti, durante la qnale fu loro principale impresa la liberazione, compiuta a Salmydessos, del vecchio e cieco profeta Phineus, loro cognato, dalla persecu- zione delle Arpie (cfr. in generale, ApoUod. I, 121-123 [Wagner]). Se tali perö sono le linee generali del mite, i particolari ne sono diversi, secondo le diverse fonti, e la nostra stessa rappresentanza figu- 252 o. B. Rizzo rata aggiunge un particolai-e nuovissimo, come vedremo. Sebbene il mito facesse giä parte dei Catal oghi esiodei (cfr. CataL fragm., 75-80, presso Kinkel, Epic. graec. fragm. I, pag. 113 seg.)i e si trovi in Teognide (I, 715 seg.) menzione dei figli di Borea; seb- bene Pindaro {Pyth. IV, 182) nomini i Boreadi fra i primi che presero parte alla spedizione degli Argonauti, e accenni al loro tipo giä costituito {msqoia^v \ vma netpqixovzag), pure il mito non acquista pleno svolgimento e diffusione che nell* etä alessandrina, per opera specialmente di ApoUonio Bodio (vedi la lunga narrazione in Argon. II, 234-447) e dei poeti elegiaci. Ma Y arte, da tempo anti- chissimo, s* era impadronita di questa popolare e poetica tradizione ; ed h noto che la liberazione di Phineus dalla Arpie era compresa fra i rilievi della cassa di Cipselo e dei Trono di Amyklai (0. Accanto alla grande arte, anche la pittura vascolare trattö assai per tempo lo stesso tema ; ma non molto di frequente, a giudicarne dallo scar- sissimo numero di Tasi con tale rappresentanza, a noi pervenuto. Giä lo Stephani (o. c, p. 19 seg.) raccolse nove di queste pit- ture vascolari dove sono effigiati i Boreadi ; ma di esse appena tre rappresentano il mito della liberazione di Phineus dalle Arpie (-) : La nostra oenochoe ä, dunque, il quarto fra questi vasi, ed h forse il secondo in ordine d* importanza, ed il primo per bellezza. (») Paus. V, 17, 11; III, 18, 15. Cfr. Loeschcke, in Archaeol. Zeit. XXXIX, 49; Milchhöfer, Anfänge der Kunst 58, 165. (*) Ai nove conosciati dallo Stephani, bisogna ora aggiangere: 10® Anfora a f. r. proveniente da Camiros, ora nel British Museum (Brit. Mus. CataL lU E, 302) ; pubblic. in Archäol Zeitung 1880, tav. XII, 2 — A) Phineus seduto, dinanzi alla tavola imbandita; un'Arpia fugge a sinistra, dopo aver rubato le vivande. — B) ün'altra Arpia c. s. — Inscriz. KAUOS. due Yolte. Vi mancano, perö, i Boreadi. 11® Anfora di Nola, a f. r., antica proprietä Castellani, ora in pos- sesBO della signora Hall di Londra; pubblicata in Bull, de Corresp. hellen. XXni (1900) pp. 157-164; figg. 1-2. A) üu ßQußevg seduto; e un personaggio nudo, alato e barbuto, corrente a destra. B) Un altro personaggio, id. id. Rap- presentazione agonistica dei Boreadi, come corridori nei giuochi funebri di Pelias e di Thoas (Apoll. Rhod. Argon. 1, 1804; Schol. Pind., Olymp. IV. 26, 29, 32 ; Hygin. Fab. 273). H vaso apparterrebbe alla serie di quelli che por- tano racclamazione XAPAAIAESKAUOS, TIAAOX^ENOSKAUOi; ed h, per piü rispetti, importante. [Colgo qui Toccasione di ringraziare la dotta autrice deir illustrazione di questo vaso, Miss C. A. Hutton, la quäle volle gentilmente favorirmi un estratto dei sno lavoro]. SPI60LATURB ARCHEOLOGICHB 258 Per dimostrare quäl posto ad esso veramente appartenga, enu- mero qui gli altri tre vasi, ai quali ho accennato: I. (=3 Stephani). £] la famosa tazza di Phineus delFan- tica coUezione F^oli , ora nel Museo di Würzburg. Si sa che essa ö molto arcaica (stile ionico a f. n. e ritocchi bianchi) : Monum. del- r Inst. X, tay. 8, ed Annali (1874), p. 175 ; Arch. Zeil. XXXVIII, 138 (Plasch); Sittl, Die Phineusschale, Würzh. 1892; etc. etc. IL (=1 Stephani). Pittura vascolare assai restaurata, in Millingen, Anc. uned, Monum. 1. 1, tav. 15. Che essa rappresenti la liberazione di Phineus dalle Arpie, fu negato dallo Stackeiberg (cfr. Gräber der Hellenen, tav. 38) ; ma alla prima interpretazione del Millingen si accostö lo Stephani (o. c. p. 19). III. (=2 Stephani). Anfora a volute della coUez. Jatta a Buvo. Essende anch'essa notissima come il vaso I, ^ inutile tor- nare qui a descriyerla. Cfr. Monum. dell* Inst. III, tav. 49, ed Annali (1843), p. 1; Arch. Epigraph. MiUheil. aus Oeslerr.- Ung. VI, p. 52, etc. Or di questi tre vasi, il primo, come molto arcaico, h quelle che piü si accosta alle rappresentazioni antichissime da me citate solla fede di Pausania (Flasch, 1. c), e non h quindi ricoUegabile col ciclo artistico a cui il nostro appartiene ; il secondo, oltre che capricciosamente restaurato, h poco importante di per se stesso ; il terzo h senza dubbio il piü importante fra tutti, per la grandio- sitä della composizione e per il numero delle figure, oltre che per lo stile. — In esso, la liberazione di Phineus ö appena un episo- dio, poichö il pittore abbracciö una piü larga e piü svolta azione, includendovi gli Argonauti, compagni di Zetes e Kaiais; — episo- dio certo bene immaginato ed eseguito ; ma piü conforme alle fonti letterarie, che non sia la rappresentanza dell* oenochoe Vagliasindi ; e dove le figure delle Arpie (la prima a sinistra, specialmente) con- servano ancora tratti delFantica brutt^zza. Vediamo ora in che le singole figm*e del nostro vaso e la di- sposizione di esse in gruppi siano conformi alle fonti letterarie e agli altri monumenti conosciuti, e in che se ne allontanino. Phineus, la figura piü trascurata, parmi disegnato nello schema di un ßqaßsvq. Fu giä osservato dalla Hutton lo scambio dei due per- sonaggi (Phineus-/^ßa/?«t;g) tra il vaso 10** {=Arch. Zeil. 1880, tav. XII, 2) e 1' anfora di Nola, da lei illustrata ; e a me non par 254 G. E. RIZZO dubbio lo stesso scambio, ma in senso inverso, nella nostra oeno- choe, in cui Phineus, anche per la mossa poco chiara della mano destra che pare aspetti il lungo bastone forcuto {Xvyog), ricorda assai da vicino il ßqaßevg della composizione agonistica coi Bo- readi, illustrata da Miss Hutton. I Boreadi, come in altri vasi, sono completamente nudi ; e solo qnello di sinistra ha calzari ornati in alto di alette, quasi in ricordo delle ali al malleolo che ha spesso Boreas nelle rappresentanze figu- rate,e che conservano inoltre i Boreadi della pittura arcaica del vaso I. Nndi, del resto, eran di preferenza rappresentati i Boreadi, salvo che nei vasi 1, 3, 4 Steph.; e con aspetto molto giovanile, precisamente come nella nostra oenochoe; ma la tazza di Würz- burg e Tanfora noiana illustrata dalla Hutton rappresentano bar- buti i figli di Boreas. Le ali sono il loro attributo costante ; e solo il pittore del yaso 9 Steph. {=: Arch. Zeit. 1846, tav. 44; e la famosa anfora di Talos della coUez. Jatta a Ruvo, cfr. Baumeister, Denkm. fig. 1804 seg.) tralascia questo particolare. Dove panni, piuttosto, di riscontrare un tratto caratteristico della nostra pittura e nei capelli del primo Boreade ; liberi di corone e di bende, comuni negli altri vasi; nö coperti ^^piloz, come nei vaso III; ma lunghi e svolazzanti al vento, come se il pittore si fosse ricordato di una tradizione, la quäle diceva che gli stessi capelli aiutavano i Bo- readi a volare (cfr. Apoll. Bhod. Argon. 1, 221 segg.; Hygin. Fab. 14 ; Tzetz. Chil. I, 210, XII, 441). E fin qui la concordanza del tipo con le descrizioni dei poeti e mitografi si puö dir perfetta e com- pleta : ma mentre \ unanime testimonianza della tradizione scritta e monumentale (cfr. Stephani, 1. c, p. 16, n. 9 e p. 21) da ai Bo- readi spade lance, oppure spade e lance insieme, per \ ins^ui- mento delle Arpie, il pittore delVoenochoe ci presenta un partico- lare del tutto nuovo : il legamento delle Arpie. Attinse egli a fonti perdute? Modificö di suo arbitrio la tradizione ? Qui, davvero, non saprei rispondere, nö credo che altri possa farlo, attingendo a testi- monianze letterarie. Le Arpie, specialmente quella caduta in ginocchio, ricordano lo Schema delle Erinni nella pittura vascolare non arcaica (<). Cfr., p. es., Millingen, Va%. Coghill XXIX, 1. (*) Si ossen-i, intanto, che la concezione mitica delle Arpie e delle Erinni non k gran fatto diversa. Cfr. Röscher, Aus führ l. Lex. d, griech. und röm, Mythol. l 1, col. 1329. SPIGOLATURE ARCHEOLOGICHE 255 La cintura con la benda in croce, adornata di un fermaglio rotondo al punto d* incrociamento i assai ditfusa nelle figure sl ma- schili che muliebri dei vasi italioti ; di modo che questo particolare stilistico puö far dubitare della fabbrica a cui devesi ascrivere V oe- nochoe Vagliasindi ; ma a far sparire il dubbio, basta osservare che la benda in croce non ä im ornamento caratteristico delle vesti italiote ; che anzi e proprio degli abiti delle fanciulle ateniesi, nel secolo quarto, come dimostrano i numerosi esempi che se ne tro- vano negli Attische Grabreliefs, fasc. VII (cfr. Petersen, in queste Mittheiluntjen XII, p. 131). N6 minor motivo a dubitare par che dia, a prima vista, la figm-a di Iris, disegnata a mezzo-busto, o piü precisamente a due terzi della statura completa; poiche e notissimo che i personaggi disegnati a mezzo biisto sono una caratteristica assai diffusa nella pittura vascolare italiota : basterebbe ricordare 1' abuso che ne fecero Assteas e Python. Perö questo espediente tecnico non e ignorato dai ceramisti della giovane scuola attica, dai quali appunto passa ai maestri posteriori ('). Ma io ho detto giä che non mi par possibile che il gruppo principale della nostra rappresentanza figurata sia creazione origi- nale del ceramista, indipendente, cio^, dalla grande arte ; e il let- tore attento e competente sarä subito corso col pensiero alle nume- rose Amazzonomachie, in cui, con rara costanza, si ripete il motivo artistico che ora qui c' interessa. Si confronti il gruppo di destra di un* Amazzone e di un guerriero Ateniese nello scudo Strangford ; e si vedranno, giä nell'arte di Fidia, determinati e costituiti gli elementi e i dati che ritornano anche nel nostro vaso. L'Amazzone h caduta in ginocchio, poggiando il corpo suUa gamba sinistra forte- mente ripiegata, mentre la destra e distesa ; su di essa Tassalitore calca il piede, e con la mano sinistra acciuffa per i capelli TAmaz- {}) La gradazione dei piani nella grande pittura parietale di Polignoto fece 8\ che qualche personaggio rimanesse, in parte, nascosto. Dairimitazione esagerata di questo fatto pittorico, derivano i busti nci vasi. Cfr. Winter, Die jünger, att. Vasen, p. 49; Patroni, La ceramica antica, p. 54. Agli esemp! di vasi attici con figure a mezzo-busto, enumerati dal Patroni (ihid.y n. 2), si aggiunga il magnifico cratere a calice di Camarina, pubblicato dair Orsi, in Monum. ant. IX, p. 244 seg. — In esso, indiscutibilmente attico, la figura di Poseidon h disegnata nettamente a mezzo-busto. 256 6. E. RIZZO Zone, che tenta svincolarsi. £] inutile, credo, rilevare alcune piccole diversitä di mosse, che non turbano la concezione artistica dell'as- sieme : ognuno, del resto, puö vedere le riprodiizioni dei monumenti ch* io cito. Da un secondo confronto col bassorilievo del fregio sud del tempio di Athena Nike (CoUignon, o. c, II, fig. 48) si passi al- Taltro, ancora piü istruttivo, con rAmazzonomachia del fregio del tempio di Pigalia {ibid.^ fig. 78), e si comprenderä che il pittore della oenochoe Vagliasindi ebbe presenti, se non questi monumenti della scultura attica, le numerose copie comuni alla grande e alla piccola arte. Poichö qiiesto motivo artistico passö ai rilievi dei sarcofaghi (cfr., fra gli altri, Baumeister, Denkm. ; ad v. Amazonen) e alla pittura vascolare : ma queste due classi di monumenti risen- tirono anche Tinflusso delle pitture di Micone('). Nella rappresen- tanza del nostro vaso TArpia e sostituita alVAmazzone, il Boreade al guerriero Ateniese. Le fonti artistiche, dunque, ci richiamano principalmente al- TAttica, come all* Attica ci richiamano il mito e il culto di Bo- reas (cfr. Röscher s Lexikon I, 1, c. 814). Ivi la tradizione dei Bo- readi dovette esser viva, come ci dimostra il fatto che essa, nel piü bei secolo, fu svolta drammaticamente da Eschilo e da Sofocle (vedine i framm. nella raccolta del Nauck). Sembra inoltre che ad alcune ofBcine vasarie attiche fosse famigliare il ciclo di leggende dove comparivano i Boreadi (Hutton, 1. c, p. 163). Abbiamo dunque una tradizione artistica non interrotta, che passa in seguito alla Magna Grecia, forse anche per influenza della colonia ateniese di Thurioi, dove dagli Ateniesi fu trapiantato il culto di Boreas (Aelian. V. ff. XII, 91) (2). (1) Cfr. Winter, o. c, p. 36seg. Per la pittura vascolare confronta anche le Amazzonomachie in Gerhard, Auserles, Vasenbild, 329; Monum. deirinst. II, tav. 30 (importante); V, tav. 11 ; X, tav. 28, etc. — Non h privo d' importanza il notare che an motivo analogo si ripete nella nnmerosa serie di vasi rap- presentanti Aiace che afferra Cassandra. Cfr., specialmente, la pittura del cra^ tere in Archäol Zeit. 1848, tav. 13. (•) Co8\ il Perrot (in Monum. grecs 1874, n. 3. p. 39-52) spiega la diffu- sione del mito di Boreas nelle officine vasarie italiote, illustrando la bella oenochoe del Louvre (Sal. K, n. 35), che ha comune con la nostra il patkos delle figure. SPIGOLATURE ARCHEOLOGICHE 257 Da tutto quanto ho detto, richiamandomi principalmente al- r esame stilistico, nonche al punto della necropoli dove il vaso fü trovato, credo di potere affermare che Toenochoe Vagliasindi 6 di fabbricazione attica, ed appartiene al 350 circa av. Cr. III. Anfora panatenaica. L'anfora panatenaica della seconda classe (o di tipo panate- naico), che qui per la prima volta si pubblica, h posseduta dal nobile e cortese signore cav. C. Zappalä Asmundo di Catania, che pubblicamente ringrazio, per avermene egli permesso lo studio. Da lungo tempo destinata a non ispregevole ornamento di un ricco salone, essa sfuggi agli occhi degli archeologi, quantunque trovata nel primo quarto di questo secolo, a Catania (quartiere Indirizzo), nello scavärsi le fondamenta di una casa. Vedutala, mi sembrö degna di esser pubblicata, non tanto per il suo pregio ar- tistico, quanto perche con essa si accresce lo scarsissimo numero di anfore panatenaiche di sicura provenienza siciliana ; tanto piü che questa proviene dalla greca Catania, di cui, per le continue deva- stazioni causate dall'Etna, ben pochi cimel! si son conservati. Non c'e infatti archeologo, che ignori quanto poche siano le anfore pa- natenaiche trovate in Sicilia, in confronto col grande numero che ne diedero, per es., le necropoli di Vulci ; sl che alle notizie pre- cedenti su quelle scoperte in Sicilia (cfr. 0. Jahn, Beschreib, der Vasensamml. in der Pinakoth. zu MüncheUj n. 787 e p. XXXIII; J. de Witte, Vases PanatMnazqueSj in Ann. dell'Inst. 1877, p. 294 segg). mi ä appena possibile aggiungere un* indicazione dei fram- menti piccolissimi di un'anfora panatenaica e di due di tipo pana- tenaico, trovati dair Orsi neirantica necropoli siracusana del Pusco (Not. degli scavi, nov. 1893, p. 25 delVestr.). L* anfora ä ancora, in parte, coperta di incrostazioni calcari durissime e resistenti agli acidi ; e la sua conservazione, buona nel lato meno nobile, e appena mediocre nel lato principale, con la dea. Le anse e la base sono molto restaurate. Misura in altezza m. 0,468, con una circonferenza massima di m. 0,947 ; altezza della Dea, m. 0,225. A) Athena, nel solito Schema, rivolta a sinistra, fra due colon- nette doriche, sormontate da galli. La dea e vestita del lungo chi- 258 O. K. RIZZO tone nodTJQtjg e deiregida a scaglie, circondata di serpenti; e coperta di un piccolissimo elmo con alto l6g>og, ed ha il braccio destro ornato di un* armilla. Episema dello scudo : parte anteriore di un cavallo (Pegaso?). Fiff. 3. B) Due lottatori. A sinistra il ßgaßevg rabdoforo ed amiato di Xvyoc, II collo ö ornato di un tVegio a palmette atfrontate; aH'im- postatura superiore delle anse, un listello ; sotto, lo Stabomameat, caratteristico ; il fondo h radiato. Di biahco son dipinti la testa, il braccio, i piedi della dea e T episema dello scudo ; di rosso-bruno, SPIGOLATURE ARCHB0L061CHE 259 gli ornamenti del Xo^og dell' elmetto, Torlo dello scudo e alcuni ritocchi neU'episema, le creste dei galli, le barbe {sie !) degli ago- nisti e Y orlo del mantello del ßqctßevg. lo stimo quest'anfora realmente arcaica. Benche dalla foto- incisione non appaia, per la convessitä della pancia del vaso e per Fi^. 4. la consegiiente diversitä dei piani neiresegiiire la fotogratia, la figiira della dea e piuttosto tozza: nou siamo certo alle propor- zioni dell'anfora Burgon (alt. del yaso m. 0,61; id. della dea, m. 0,26), ma non si pu5 nemmeno dire che la tigura di Athena sia nel nostro yaso molto slanciata (47 : 22), come nelle anfore se- riori. Indizi sicuri d' arcaismo sono inoltre lo Schema stesso della 260 G. E. RIZZO, SPIOOLATURE ARCHEOLOOICHE dea Tolta a sinistra e 11 profilo della faccia, per quanto sconser- tato, con r occhio dlsegnato dl pleno prospetto (cfr. anche gli occhl degll agonlstl, nel rovesclo); Vegida a scaglle con 1 serpentl, ma senza U Groigonelon (De Witte, L c.) ; le pleghe dlrltte e slmme- triche del cUtone ; 11 dlsegno rlgldo e secco, a tratti decisl, degll agonlstL Le palmette afifrontate del collo, beuche dl stUe comune, ricordano 1 fregi predUetti da Amasls maior, e, In genere, dal maestrl dello strengen Archaismus; e nnlla parml cl sla nella nostra anfora, che rlcordl l'arcalsmo fittlado o dl manlera, caratteristlco per moltl dl questl vasl dl tipo costante e, dlrö cosl. consacrato. MellUl (Slracnsa), settembre 1900. OiULio Em. Rizzo. VASO CAMPANO CON SCENA FLIACICA (Tav. VI) II vaso ch* io presento nella tav. I non e certo un capolavoro per lo Stile, raa parmi assai importante per la sua rappresentanza figurata; nö dopo gli studi dello Heydemann, del Winnefeld, del Körte, del Bethe, del ßeisch, del Patroni, bisogna davvero ch'io spenda troppe parole, per mostrare la duplice importanza di ogni nuovo vaso fliacico, specialmente quand' esso, come il nostro, con- tenga la rappresentanza della scena e di personaggi facilmente determinabili. Archeologi e filologi vi trovano eguale oggetto di studio e di istruzione. II vaso fu casualmente scoperto, parecchi anni or sono, nella necropoli di Kenturipai, insieme con altro vasellame minore della stessa epoca e fabbrica, e trovasi ora in Catania, in commercio, presso Tantiquai-io sig. Derio Pappalardo, dov' io lo vidi e potei studiarlo. Del che rendo grazie al gentile possessore. La forma del vaso e quella chiamata dal Patroni (La Ceram. ant. deirital. merid., p. 84 e fig. 52) pijxis skyphoide; e si puö nettamente apprezzare dal piccolo zinco unito. II vaso, cioö, ö co- stituito di im alto skyphos ad anse orizzontali, e di nn coperchio simile a quello delle pyxides italiote. L'altezza totale e di mm. 323 e il maggior diametro dello skyphos mm. 227 ; la conservazione buona, specialmente nel lato meno nobile; ma il coperchio fu gros- solanamente restaurato, con volgari ritocchi alle numerose tigure della scena dionisiaca rappresentatavi. A) Sul logeion, sorretto da due robusti assi, con una sca- letta dinanzi, e chiuso, ai lati, da due colonne doriche, stanno, nel mezzo Herakles, rivolto {dnotsxonwv) verso una figura muliebre vestita del lungo chitone {no^rjQtjg) e avvolta nell' Ifianov. Essa stringe con la sinistra i lerabi dell' himation e mette fuori la destra 18 226 0. E. Rizzo all'altezza del coUo, volgendosi, come se sorpresa, verso Teroe. Questi ä vestito nel solito costume dei fiiaci: lunghe dva^vQideg e corto (Tcofiatiov, dal quäle spunta fuori il phallos, avvoltolato. La pelle del leone nemeo, la ^cui folta giubba serve a coprirgli il capo, scende, dietro le spalle, nascondendo in parte la luDga clava SU cui Teroe si appoggia. La maschera ä dipinta nei soliti tratti dei ylvaxeg, barbuta e con la bocca smisuratamente larga. A sinistra gli sta Hermes, yestito anch* egli di dva^vQ^Seg e di ccoficnov, e avvolto nel breve mantello. Egli stende la destra col lungo kery- keion verso Herakles, quasi in atto di accennare, e guarda coi tondi occhi della maschera, molto caratteristica e molto ben disegnata e conservata, verso la donna. Tra questa ed Herakles sorge ud ramo- scello flessuoso ed alto, nel fondo della scena, a cui e appesa una tazza : soliti artifici dei pittori vascolari, per indicare la parete ter- minale della casa o della scena. B) Scena di offerta, comune nei vasi italioti. Donna, ornata di monili, e di un diadema che cinge la parte anteriore del kekry- phalos, sta seduta su semplice kline e regge una Corona nella destra. ün* altra diritta dinanzi, vestita ed ornata alla stessa maniera della prima, le offre una coppa con ricchi doni (fig. 1). C) Coperchio. I restauri, benchä eseguiti male, non lascian dubbio sulla retta interpretazione delle singole figure. — E una scena dionisiaca, piena di movimento : vi si vede una figura muliebre, seduta su d*un'alta kline, a' cui piedi un Eros accovacciato, dalle lunghe ali distese in alto; a partire dalla destra di questo gruppo: 1° Mainas, reggente due tirsi, corre verso destra. — 2® Mainas tym- panistria, sdraiata su d'una roccia. — 3* e 4*" Satiro che regge un tirso nella sinistra e stende il braccio destro ad una Mainas, anche essa col tirso, e coperta dalla nebris. — 5° Mainas, nel solito Schema col corpo violentemente ripiegato indietro ; regge due tirsi. — 6° Mainas tjmpanistria. — Non ö inutile far notare che questa rappresentanza del coperchio ö intimamente ricollegata a quella fliacica principale, poichö entrambe riferisconsi al culto di Dioniso, sotto il cui sacro patronato stava anche la scena dei fliaci. L' ele- mento dionisiaco ö, del resto, comune nelle rappresentazioni di questi vasi (cfr. Patroni, o. c, pag. 172). II nostro vaso presenta tutti i caratteri stilistici delle fabbri- che di Cuma, secondo gli Ultimi studi del Patroni (o. c, p. 82 segg.). VA80 CAMPANO CON 8CENA FLIACXCA 263 II coperchio ö coronato da un elegante fregio ad ovuli, in cima ; e intorno al coUo corre una ghirlanda di foglie d* alloro, sormontata da una specie di Stabornamenl. AU* orlo, una triplice fila di qua- drettini neri su d'una fascia rossa. Anche lo skyphos e coronato di un fregio ad ovuli, e la rappresentanza figurata e chiusa, in bas3o, dalVornato a cane corrente, caralteristico delle fabbriche cumane. Sotto le anse, grande palmetta, fiancheggiata da due mezze Fig. 1. palmette con viticci e calici. La vemice non ö molto lucida; il rosso deU'argilla ö poco vivo, e quindi fu originariamente rinforzato, per far risaltare le figure ; la policromia ö spiccatissima, perchö le parti dipinte in bianco, visibili nella nostra tavola, furono dal pittore adomate con tratti di giallo, ora parzialmente scomparsi, chiaris- simi perö sulla mano destra e sulla faccia della donna, sul somation e sulla clava di Herakles, ecc. Di questi tratti gialli e di qualche tratto di carminio, il pittore fece abuso nel dipingere la giubba della pelle leonina. Di rosso bruno sono dipinte le fasce ornamen- tali deir himation della figura muliebre. Non mancano, come ho fatto notare, i piccoli accessori nella rappresentazione figurata. La stessa forma h « caratteristica della ceramica cumana« (Patroni, o. c, 2ß4 G. E. HIZZÜ p. 84); e tiitto cid doYrebbe, parmi, bastare per ritenere il vaso senza dubbio fabbricato a Cuuia, nella metä, circa, del III secolo av. Cr., e forse ancora piü tardi. Purtroppo, qiiindi, aiiche qiiesto nuovo vaso con la rara rappresentanza della scena non e piü antico degli altri tredici congeneri(^). Se dunque non e piü accettabile la teoria del Furtwängler {BerL VasensammL), che ritiene campani tuiti i vasi con scene flia- ciche, ai pochissimi che giä si sapevano certamente fabbricati in Campania, anche per il luogo di origine (sei soltanto fra i ventisei dello Heydemann (*), di provenienza conosciuta) — viene ad aggiun- gersi il nostro, e, come dirö, anche un altro, il celebre vaso N, con Herakles e i Kerkopes, del quäle fin ora soltanto si conosceva la rappresentanza principale (3). Notiamo, intanto, che la Sicilia ci da ancora un altro vaso di fabbrica campana. Altri caratteri stilistici non possiamo desumere dal disegno dei personaggi, essendo i (pXvaxBq trattati in modo quasi uniforme dai diversi pittori(^). Nel nostro vaso il (fcofiariov ö dipinto in bianco, laddove il pittore Assteas li dipingeva in rosso bruno, per imitare il colore del cuoio; e parmi anche notevole e non privo di grazia il modo con cui il pittore ha saputo coprire le teste di Herakles (come nel vaso di Lentini) e di Hermes, traendo profitto della pelle del leone, per l'uno, e del corto mantello, per T altro. Per la vexata quaestio della scena, il nostro vaso si deve com- prendere fra quelli della prima classe, stabilita dal Bethe (scena costrutta su travi ed assi, con la scala dinanzi o anche senza scala), della terza, stabilita dal Reisch (rappresentazione della scena con la scala dinanzi) (^) ; classe davvero non troppo numerosa, perche i vasi conosciuti che vi appartengono sono appena cinque (dal IX {}) Faccio mia T osservazione del Reisch, in Dörpfeld u. Reisch, das griech. Theater, pag. 312. (*) Mi riferisco alla ben nota memoria dello Heydemann, die Phlya- kendar st eilungen auf bemalten Vasen, Jahrb. d. arch. Inst. I (1886), p. 260-813. Cfr. anche Winnefeld, Assteas, in Bonner Studien, 1890. (3) Vedi Vexcursus, in fondo. (*) Patroni, o. c, p. 41. Cfr. anche le sagaci osservazioui del Körte, sul costume dei fliaci, in Jahrb. d. arch. Inst. VIII, 72 segg. (5) Bethe E., Prolegomena zur Gesch. d. Theat. im Alterth. (1896), pag. 281 seg. — Reisch, in o. c, pag. 312 seg. VA80 CAMPANO CON SCENA FLIACICA 265 al XIII, nel Eeisch). II sesto che io pubblico h diinqiie iina nuova conferma dell' opinione del Reisch snll* altezza della scena nei teatri della cittä della Magna Grecia, nel III secolo. La congettura del Bethe, che assegna alla scena dei vasi flia- cici 1' altezza di tre metri, sol per il desiderio di riavvicinare queste rappresentanze vascolari al proscenio del teatro di Epidauro, non ö inyece suffragata dal nostro vaso, in ciii il numero dei gradini e la proporzione tra i personaggi e il proscenio, assegnano a questo r altezza di un metro circa ('). Si potrebbe appena obiettare che r altezza delle due colonne della scena e di poco siiperiore a quella dei personaggi, cosa che si puö anche o^servare nel vaso M dello Heydemann (cratere di Lentini), e che quindi non ö a parlare di proporzione, quando questa non ö conservata in tutte le parti. Ma r altezza del vaso avrebbe mai potuto permettere che tutta la scena, nella parte superiore, fosse rappresentata al vero ? Di vasi fliacici trovati in Sicilia non si conoscevano che i due segnati M (citato cratere di Lentini) ed i (cratere di Lipari) nella memoria dello Heydemann. Altri due ora se ne aggiiingono : questo di Centuripe e il vaso N, che, come dimostrerö nell' excursuSj ö di Camarina. Interpretazione del soggetto. — Quanto alla rappre- sentanza fliacica che sopra ho soltanto descritto, senza perö adden- trarmi nella esegesi di essa, ö fuor di dubbio che se ne ha da cercare il motivo non giä nella caricatura della vita comune, ma in quella del mondo mitologico e nel travestimento della tragedia. Anzi io 8on convinto che il (fXva^ da cui trasse inspirazione il pittore va- saio fu un tc TQayixd /leTaQQVx^/ii^cov ig yekoTov, come si dice il Tarantino Rhinthon (Steph. Byz., ad voc. Tagag). Quindi il nostro vaso appartiene alla seconda classe stabilita dal Bethe (o. c, p. 57) ; e, come in parecchi altri, vi compare Herakles, Y eroe pre- diletto dai fliaci [M, N, R, f, p, q. Heydemann], Per la giusta valuta- zione del nostro vaso e notevole che gli dei sono assai scarsamente rappresentati nelle pitture fliaciche: appena Zeus ed Hermes nel vaso I; ed Hera, Ares ed Hephaistos in a. Ma se si pensi alle miserande sorti dei (fkvaxsg, letti solo (*j Cfr. Reisch, in o. c, pag. 320 e 325. II numero dei gradini raggiunge gli Otto, soltanto nel vaso XII, pubblic. dal Reisch, fig. 79. 266 G. E. RIZZO da grammatici e lessicografi alessandrini (<), le cui aride glosse Dulla ci dicooo degli argomenti delle singole commedie, i molto difBcile, e talvolta impossibile, ricondurre le rappresentanze vasco- lari fiiaciche a soggetti determinati. Abbandonata la vecchia opinione di riconoscere in queste rap- presentanze una fönte per la commedia attica, e caduta quindi la generale interpretazione che voleva vedere nel noto yaso di Berlino la prima scena dello Rane di Aristofane (^), appena una sola di queste pitture vascolari (quella del vaso I Heyd.) fu potuta ricoUe- gare, con ingegnosa congettura, all' jifig^iTQvav di Bhinthon ; ma tale intei'pretazione e lungi dall'esser 8icura(3). Or delle tre fonti a cui attinsero i yXvaxsg, cioö i miti po- polari, la tragedia attica e la commedia menandrea (Körte, 1. c, p. 89), parmi fuor di dubbio che la nostra pittura vascolare debba ricondursi ad una commedia della seconda fönte. Ma, fra i tragici, fu Euripide preso principalmente di mira dai fliaci, sia per il ca- rattere stesso delle sue tragedie, sia per la grande diffusione di queste nella Magna Grecia; diffusione di cui vediamo numerosi ed importanti riflessi nella pittura vascolare italiota di genere serio (^). II fatto stesso, anzi, che la tragedia euripidea fu molto in TOga, ne determinö la caricatura; poichö i due fenomeni lötterari stanno sempre nel rapporto di causa ad effetto. Che ci dicono infatti i frammenti dei fliaci? Titoli delle commedie di Rintone sono: '^HQaxXrjc, *Iog; di Sciras: MeXäayQog; di Sopater: ^InnoXvrog, VQätfrrjg (Kaibel, o. c, pag. 185 segg.); titoli tutti che ci riconducono al teatro euripideo. Or fra le molte tra- (*) Cfr. Comicor. graec. fragm. edid. G. Kaibel (Berlin, Weidmann, 1899), I, 1, p. 181. (5j Fa primo il Dierks (Archäol. Zeit. 1885, p. 31 segg.)» che non ac- cettö la comune interpretazione; e poi anche lo Heydemann, 1. c, p. 283. (3) bi sa che fu primo il Winckelmann (cfr. Mon. ined., n. 190) a darla, e fu poi seguito da tutti gli altri interpreti, sino allo Heydemmann, 1. c, p, 277; secondo il quäle non biscgnerebbe pensare ad Alkmene, ma ad una delle tante belle amate dal re degli Dei (Zm ^oi/oV). La vecchia interpre- txizione ha ora avuto il suffragio del Kaibel, o. c, p. 185. (*) Per questa affermazione, cf. il recente volume deir Huddilston, Greek Tragedy in the light of vase paintings (London, 1898), che dispensa dal piü antico lavoro del Vogel, Scenen euripid. Trag, in Vasengem, (Lipsia, 1886). VA80 CAMPANO CON 8CENA FLIACICA 267 gedie di Euripide, ve ne sono di quelle che prestaronsi alla carica- tura per il loro stesso argomento, ed altre di cui non si sa se siano State vere e proprio tragedie, anche perchö Y autore avrebbe mani- festato in esse intenti comico-satirici personali (^). Ciö premesso, il nostro pensiero corre alV^'AXxrjaTig; si sa che questa tragedia di Enripide occupava nel concorso drammatico il quarto posto, quelle del dramma satirico, e clie per gli elementi comici ch' essa contiene, antichi e moderni critici discussero e di- scutono ancora suUa vera natura di questa tragedia (2). Neil' ultima scena, Herakles riconduce al marito addolorato la sposa, depo una lotta con Thanatos, dalle cui mani 1* eroe riesce a strapparla, quando essa h giä chiusa nel sepolcro, ma non ancor discesa all' Hades, ün' antica tradizione, perö, diceva che Herakles, per liberare Alceste fosse disceso fino all' Hades (ApoUod. 1, 9, 15, 3 ; Luc. Bial. Mori. 23 ; Hygin. fab. 51). A questa tradizione, la cui parodia si prestava a scene piü coraiche, si sarebbe attenuto il ylva^; e quindi Hermes, nel suo ufBcio di tpvxoTiofiJiog, diventava un personaggio necessario. Cos\ la nostra rappresentanza fliacica, per quanto opera di un umile artigiano, eseguita con divei-si intenti ed in epoca seriore, si colle- gherebbe a quella che la grande arte avrebbe lasciato sulla ben nota columna caelata deir Artemisio di Efeso, accettando la sedu- cente interpretazione del Robert (3). Certo al yAvaf doveva sorrider \ idea di far si che si svol- gessero nel profondo Hades, con facile contrapposto, scene molto comiche; nö migliore occasione per mostrar Herakles spayaldo, attaccabrighe, pronto a menar le mani, che fargli corabattere con Hades la lotta, dopo la quäle soltanto (Apollod., 1. c.) all' eroe pre- diletto dai fliaci rieseiva di liberare Alceste. La lotta e finita; e al yincitore soddisfatto e ancora spavaldo il servizievole Hermes addita la sposa di quell' Admeto, a cui Herakles vuol dar prova di tutta la sua gratitudine e potenza. 0) Cfr. in proposito i recenti ed acuti studi del mio amico A. Olivieri in Riv. di filol. XXVIII, 2; e nel giornale Le Grazie di Catania, 1900 (estr.). (•) V. specialmente, oltre i citati studi dell* Olivieri, Jöhring, Ist die (i Alkestisn des Euripides eine Tragödie? (1894); e Schöne, Ueber die AI- kestis d. Euripides (1895). (3) Cfr. Robert, Thanatos (39'» Berlin,- Winckelmannsprogr,), pag. 36 segg.; e, in risposta agli oppositori, ribadendo maggiormente la sua congettora, ArchäoL Märchen, pag. 160 segg. 268 G. E. RIZZO Qual soggetto meglio che questo, si sarebbe prestato al trave- stiraento deir ilarotragedia, se la tragedia stessa contene^a in se elementi comici ? Se la mia congettura non fosse troppo ardita, il nostro vaso avrebbe im* importanza grande per la questione suUa natura del- r Alkestis euripidea ; e ai titoli delle commedie, forse dello stesso Bintone, forse di un ignoto (pXva^, si potrebbe aggiungere un' "AX- xrjaug, Non potö dire il Kaibel (o. c, p. 185), uomo certamente autorevole: argumentum [_Amphitryoni8~\ in vasis pi- dura expressum, Heyd. litt. I; e comprender questa pittura nella raccolta dei frammenti di Bintone? Excursus. — Dopo alcune mie visite al Museo Biscari, per studiarvi ciö che c* ä ancora d' importante, fui preso, com' e natu- rale, da un vivo desiderio di far ricerche intese a stabilire la pro- venienzä degli oggetti, e specialmente dei bronzi. Aiutato dalla cortesia dei comproprietari cav. Moncada e cav. Boberto di Biscari e dalV ottimo archivista signor S. Eapi- sarda, ai quali rendo pubbliche grazie, potei visitar Tarchivio, e vi trovai parecchie centinaia di disegni bene eseguiti, pronti per il catalogo illustrato che il vecchio principe Ignazio intendeva fare dei öuo Museo. Fra questi disegni, ce ne sono di oggetti, anche importanti, ora scomparsi e chi sa dove andati a tinire ; e vi rin- venni anche il disegno, che qui pubblico, dei vaso N Heyd. (Herakles e i Kerkopes), che non esiste piü nel Museo. Dove sarä mai? Sfogliando poi il manoscritto autografo dei noto Viaggio a tutte le antichitä di Sicilia, dello stesso Biscari, vi trovai fra postille in fogliettini staccati, questo appunto, destinato certo ad accrescere le notizie su Camarina : « A Camarina fu anche trovato il vaso con la caricatura di Ercole e dei re Euristeo " . Ecco intanto come lo Heydemann (1. c, pag. 280 seg.) descrive questo vaso N. (non 0, come h stampato per errore): « Amphora im Mus. Biscari ;:u Catania, unbekannten Fundorts (nota94: wohl sicher aus Grosrgriechenland) abgb . . ; e qui la biblio- grafia. — Rev, Unbekannt. Con r aiuto di questo disegno, in cui c' e anche la scala ra- gionata suU' antica misura siciliana (1 palmo = 12 once = m. 0,258), potremo descrivere il vaso cosi: VA80 CAMPANO CON SCENA FLIACICA 269 «» Cratere a campana, alto m. 0,274, trovato a Camariua; di fabbrica italiota, e precisamente della fabbrica di Saticula (Pa- troni, 0. c, pag. 93-101), di cui presenta tutti i caratteri stili- stici (*) A [= scena principale conosciuta]. Fig. 2. « B. Dae efebi ammantati ; in mezzo, una stele tronca ; sulla Stele, in alto, un disco con segni inintelligibili. Appartiene, pro- babilmente, alla seconda metä del IV secolo » . Melilli (Siracusa), settembre 1900. GiüLio Em. Rizzo. (*) La ghirlanda di foglie d'alloro suirorlo, il meandro con croci inter- poste in basso, e il fregio ad ovali che circonda la base delle anse ricordano perfettamente gli ornati caratteristici della giovane scuola atlica (Winter, Die jung, att. Vasen, p. 17) , passati poi, conae tante altre peculiaritä, ai piü antichi ceramisti italioti, i quali, com'^ ben noto, non furono in principio che fedeli imitatori dei raaestri attici. DER TEMPEL DER VENUS POMPEIANA. (Taf. vn-vni). 1. Vorläufige Orientirung. Die in den Jahren 1898 bis 1900 vorgenommene Ausgrabung der Südwestecke Pompeji*s, westlich der Basilika und der Gase di Ghampionnet, südlich der Strada della Marina, hat über alles Er- warten wichtige Resultate ergeben. Es liegen hier jetzt die freilich dürftigen Reste eines grossen Tempels und seines Säulenhofes zu Tage. Im Jahre 68 eingestürzt, zur Zeit der Verschüttung im Neubau begriffen, wäre dies Heiligtum, wenn zum Abschluss ge- kommen, zweifellos das grösste und glänzendste Pompeji*s geworden. Allem Anscheine nach war es der Tempel der Venus Pompeiana, der Stadtgöttin der römischen Golonie. Im Folgenden ist der Kürze halber die Richtung nach der Strada della Marina als Nord, die nach der Basilika als Ost be- zeichnet; genauer gesprochen ist jene Nordnordwest, diese Ostnord- ost (0, Die Südwestecke des Stadthügels war zur Zeit der Verschüttung eingenommen von einem grossen, rechtwinkligen, wahrscheinlich qua- dratischen, ganz horizontalen Platz (Taf. VIII), dessen Umfassungs- mauer im Norden, Osten und Westen erhalten oder kenntlich ist, im Süden aber fehlt Die östliche Umfassungsmauer lief der Rückmauer der Basilika nicht ganz parallel, sondern convergirte mit ihr nach Süden. In ihr öffnete sich, an der Nordecke, der 5,11 m. weite (0 Ueber diese Ausgrabungen ist berichtet Not d, sc, 1899 S. 17 ff. und 1900 S. 27 ff. Ich unterlasse es, gegen die dort vertretene, von der mei- nige^ grundverschiedene Auffassung zu polemisiren. Die Widerlegung ergiebt sich aus meiner Darstellung. Unrichtige Angaben über Thatsächliches sind ihres Orts berichtigt. DER TEMPEL DER VENUS POMPEIANA 271 HaupteiDgang, weiter südlich, an der Südwestecke der Basilika, ein 1,77 weiter Nebeneingang. Ihr Südende ist zerstört; wieweit sie sich erstreckte, ist nicht kenntlich. Die Nordmauer, 4,70 m. hoch erhalten, tritt um 3,60 m. vor die Nordmauer der Basilika vor und trennt den Platz von der hier des Gangsteiges entbehrenden Strada della Marina. Der Fahrdamm fällt nach Westen steil ab, 80 dass hier die Mauer auf einer nach Westen immer höher wer- denden Futtermauer steht. Die Westmauer steht auf der ihr als Fundament dienenden Westmauer des jetzt als Museum benutzten Baumes. Auch hier ist, wie im Osten, das Südende zerstört und die ursprüngliche Ausdehnung nicht kenntlich. Alle diese Mauern sind gleicher Bauart: ziemlich grobes, unregelmässiges Beticulat aus gelbem Tuff mit Ecken und Thüi-pfosten aus Ziegeln. Sie sind auf unserem Plan in Schwarz angegeben ; im Westen ist kreuzweise schrafiirt das Stück, wo nur die Fundamentmauer erhalten ist. In der Mitte des Platzes liegen die Reste des Tempels, orien- tiri nach Südsüdost. Maassgebend für die Orientiining war die Rich- tung der Strada della Marina, der die Rückseite parallel ist. Auf drei Seiten des Tempels erstrecken sich die Stylobatfunda- mente der Säulenhallen, die ihn einst umgaben oder umgeben sollten, und zwar unterscheiden sich in zweifelloser Weise die Fundamente eines älteren und eines jüngeren Portikus. Der ältere, auf unserem Plan mit punktirten Linien angegeben, war schiefwinklig; sein Nord- arm war der Rückseite des Tempels und der Strada della Marina, der Ost- und Westarm waren der Rückseite der Basilika parallel und wichen von der rechtwinkeligen Richtung etwas nach Osten ab. Ihm parallel sind auf denselben drei Seiten die Fundamente einer älte- ren Umfassungsmauer und anderer älterer Mauern, von denen wei- terhin die Rede sein wird, erhalten; sie sind in unserem Plan schraflSrt. Der jüngere Portikus — im Plan mit vollen Linien ange- geben — war nach allen drei kenntlichen Richtungen grösser und rechtwinklig, den Seiten des Tempels parallel ; daher die schon er- wähnte Convergenz nach Süden mit der Rü«;kmauer der Basilika. Beide Portikusfundamente fehlen im Süden ; vermutlich sind sie hier, am steilen Abhang des Stadthügels, mit der Umfassungsmauer abge- stürzt, vielleicht schon durch das Erdbeben des Jahres 63. Auch die Ecken fehlen hier, so dass die ursprüngliche Ausdehnung nicht kenntlich ist. 272 A. MAU Die ganze Südwestecke des Platzes, etwa 17 X 25 m., ist, wie es scheint in moderner Zeit, um etwa 2 m. tiefer gelegt worden ; in unserem Plan ist dies durch schräge Linien angedeutet. Bei dieser Gelegenheit ist das Sudende des Stylobats und der Regen- rinne des älteren Westpoi-tikus zerstört, auch von dem unterbau des Tempels die ganze Stidwestecke, 9 X 3,50 m., weggebrochen worden. Wir gewinnen hierdurch einen Einblick in die innere Struktur des Unterbaues des Tempels und einen Durchschnitt des Untergrundes des Platzes, vom Tempel ab westwärts und süd- wärts. Vom Tempel soll weiterhin die Rede sein. In Betreff des Platzes ergiebt sich hier in zweifelloser Weise, dass seine hori- zontale Fläche künstlich hergestellt worden ist. Die jetzt zwischen zwei Futtermauern zum Thor hinabsteigende Strada della Marina ist nicht etwa in das ursprüngliche Terrain eingeschnitten, sondern wie sie, so fiel auch dieses früher da, wo später der Tempel stand, steil nach Westen und Süden ab. Damals standen hier mehr- stöckig am Abhänge hinab gebaute Häuser, wie noch jetzt am ganzen Südrande der Stadt. Einige Reste dieser Häuser sind noch kennt- lich. Am Ostrande der vertieften Südwestecke sieht man, dass der weiterhin zu erwähnende grosse Altar vor dem Tempel auf den Resten eines Hauses steht, von dem nur die oberen, über die Fläche des Tempelplatzes aufragenden Teile beseitigt worden sind. Man erkennt eine Ecke eines Hofes mit einer Regenrinne und einem ganz einfarbig roten Sockel, Leider fehlt jedes Detail um den Stil zu bestimmen ; es steht aber nichts im Wege, den Sockel und überhaupt diese Reste der Zeit des ersten Stiles zuzuschreiben. An der Ostseite des Platzes, an dem vorderen Fundament des jüngeren Portikus, und wohl eben zum Zweck seiner Pundamen- timng, hat man einen Graben gezogen, in dem noch die Lapilli liegen, so dass seine Tiefe nicht kenntlich ist. In ihm liegen die Reste eines gewölbten, mit weissem Stuck verputzten Ganges zu Ti^e, der nach Süden hinabführte in die unteren, am Abhänge hinab liegenden Stockwerke eines Hauses. Aehnliche Gänge sind in den mehrstöckigen Häusern der Süd- und Westseite Pompejis mehrfach erhalten. An der Nordseite der vertieften Südwestecke, im Terraindurch- schnitt der westlichen Hälfte des Tempelhofes, erkennt man, DER TEMPEL DER VENUS POMPEIANA 273 dass sein Fussboden nicht auf natürlichen} Boden liegt, sondern auf aufgeschütteten Massen von allerlei Bautrümmern. Wie tief diese hinabreichen, ist nicht kenntlich, jedenfalls weit unter die sicht- baren 2 m. — Versuche, in diesem Schutt, so wie auch im Inneren des Tempelunterbaues, chronologisch bestimmbare Manufacte zu finden, waren erfolglos. Nach Westen reicht jetzt diese Aufschüttung nm- bis an das Stylobatfundament des älteren Portikus. Der Zwischenraum zwischen diesem und dem vorderen Stylobatfundament des jüngeren Portikus ist ausgefüllt von den Verschüttungsmassen des Jahres 79, war also damals leer. Leer ist auch noch jetzt der Zwischenraum zwischen dem ersten und zweiten Fundament des jüngeren Portikus so wie der zwischen letzterem und dem der Umfassungsmauer (auch dies im Plan durch schräge Linien bezeichnet) Dieser letztere Zwischen- raum enthält jetzt das Museum. Man hatte also hier überall die Aufschüttungsmassen fortgeschafft, um diese jüngeren Fundamente legen zu können. 2. Analyse des Tempelunterbaues. Vom Tempel ist erhalten nur der Unterbau mit Resten des Fussbodens. Er ist lang, einschliesslich des Vorsprunges an der Südostecke, 29,15, breit 15,05 m., ohne den Vorsprung der untersten Quaderschicht. Doch sind, bei der ungleichmässigen Bearbeitung der Steine, diese Maasse nur ungefähr richtig. Seine Struktur ist eine ziemlich complicirte. Wir geben auf Tafel VII zwei Grundrisse, deren einer die jetzige Oberfläche zeigt, der andere einen Horizon- talschnitt unterhalb des Fussbodens und die innere Struktur des Unterbaues, ferner, unter letzterem, einem Querschnitt des Unter- baues, und betrachten nun, von Aussen beginnend, die verschiede- nen Vertikalschichten, aus denen dieser sich zusammensetzt. Sie sind auf dem zweiten Plan und in dem Querschnitt mit den fol- genden Zahlen bezeichnet. 1. Eine mächtige Mauer aus Lavaquadern läuft ringsum und durchquert ausserdem den Bau mit einem 1,60 m. breiten Streifen, zwei ungleiche Rechtecke bildend. Es sind fünf Schichten, zu- sammen 3,10 m. hoch und 1,60 stark. In dem Bruch an der Süd- westecke (oben S. 272) sind sie deutlich sichtbar. Die unterste ruht 274 A. MAU auf einer Unterlage aus Lavaincertum und springt nach Aussen Jim 0,90 vor die anderen vor. Von diesen Schichten liegen drei unter der Oberfläche des Tempelhofes, nur zwei erheben sich um 1,25 über ihn. Die hellgraue, vorzüglich feste, von sehr kleinen Leucitkry- stallen ganz durchsetzte Lava ist erwähnt von Schöne bei Nissen, Pompej. Stud. S. 6. Sie kommt in Pompeji, soviel mir bekannt, nur noch am Unterbau des Grabes der Naevoleia Tyche vor (Schöne a. 0. S. 388). Aus Sogliano Not. d. sc. 19ö0 S. 30. entnehme ich, dass sie aus Pozzuoli stammt 2. Innerhalb dieser Quadern läuft ringsum eine 1,30 bis 1,40 m. starke Vei-tikalschicht aus Incertum gemischten Materials, vorwie- gend Sarnokalkstein. Sie steht auf dei*selben Unterlage mit den Quadern, hat genau dieselbe Höhe wie diese und zu oberst eine ebene Oberfläche, intact wie sie der Maurer hergestellt hat Von dem Querstreifen der Quadern wird sie durchbrochen. 3. Innerhalb dieser, ebenfalls von dem Quei^treifen der Qua- dern durchbrochen, läuft ringsum eine zweite, 0,50 bis 0,60 starke Tncertumsmauer. Sie ist der vorigen sehr ähnlich aber deutlich von ihr geschieden und erhebt sich über sie um 0,25 m. 4. Von der Mitte des Querstreifens der Quadermauer (1) läuft in der Längenaie des Tempels nach vorn eine 1,50 m. starke Tn- certumsmauer. Wie es scheint durchbricht sie am Südrande 3 und schliesst sich 2 an. Durch sie wird also das vordere der beiden von 1 gebildeten Rechtecke in zwei kleinere Rechtecke geteilt 5. Die so gebildeten drei Rechtecke sind angefüllt mit Schutt und Erde. Diese Füllmasse ist durchsetzt von sich kreuzenden, etwa 0,50 m. starken Incertumsmauern, die aber nicht so tief hinabreichen wie die bisher beschriebenen Teile, sondern nur bis etwa 1,50 m. unter die Oberfläche des Unterbaues. Dieser letztere Umstand ist nur an dem in den Bruch der Südwestecke treffenden Westende der südlichsten Quermauer kenntlich. Man hat also erst die Füllmasse bis zu einer gewissen Höhe aufgeschüttet, dann diese Mauern gezogen und endlich die so entstandenen kleinen Vierecke auffüllt Ohne Zweifel sollte dies innere Mauemetz als Stütze des Fnssbodens dienen und ungleichmässige Senkung des- selben verhindern. Unser Plan giebt ausgefüllt die sichtbaren Teile, in punktirten Umrisslinien das was sich aus Verlängerung dieser DEK TEMPEL DER VENUS POMPEIANA 275 Teile ergiebt oder vermutungsweise angenommen ist, wie die stärkere, sicher auch auf den gewachsenen Grund fundirte Mauer unter der ehemaligen Vordermauer der Cella. Auf dem inneren und höheren Teil — einschliesslich 3 — des hinteren der beiden von der Quadermauer (1) gebildeten Recht- ecke ist der Fussboden der Cella erhalten, stark zerstört, aber in seiner Anordnung vollkommen kenntlich, vorn und hinten voll- ständig, an den Seiten verkürzt. Die Schwelle ist nicht erhalten, wohl aber die «« Travertin »-fliesen des zunächst anstossenden Teiles der Vorhalle, so dass durch die Lücke zwischen den beiden Fuss- boden der Platz der Vordermauer und der Schwelle deutlich be- zeichnet ist. Wir kommen hierauf weiterhin zurück. Die Quadermauer (1) ist teilweise zerstört. Die vollkommen bearbeiteten, noch mit Eisenklammern versehenen Blöcke liegen namentlich östlich vom Tempel verstreut; ihre Plätze sind an den Eindrücken, die sie in dem Mauerwerk von 2 hinterlassen haben, zweifellos kenntlich. Mau könnte sogar einzelne Blöcke wieder an ihren Platz bringen, z. B. den nordöstlichen Eckblock der obersten Schicht. Diese Zerstörung ist durchaus modern: die Blöcke lagen auf den Lapilli ; einer i-uht noch jetzt auf einer 0,50 hohen La- pillischicht. In Folge dieser Zerstörung sind nur auf einem 3,50 m. langen Stück der Westseite alle fünf Schichten erhalten. Auf der Nordseite und dem Nordende der Westseite fehlt die oberste, an der Nordostecke und auf dem Querstreifen die beiden obersten, auf der Ost-' und Südseite, so wie auf dem Ostende des Querstreifens und auf dem Südende des erhaltenen Teiles der Westseite die drei obersten Schichten. Am weitesten ist die Zerstörung fortgeschritten auf der Westseite gleich südlich des vollständig erhaltenen Teiles. Hier sind auf eine Strecke von 3,20 m. die vier obersten Schichten entfernt und auch der untersten sind einige Steine entnommen worden (0. Unser erster Grundriss zeigt alles dies durch verschie- (') Not d, sc. 1899 S. 18 wird gesagt, die Erforschung grade dieser Vertiefung habe ergeben, dass die Zerstörung vor der Verschüttung stattge- funden habe. Ein solcher Beweis könnte nur dann als geführt gelten, wenn hier die Verschüttungsmassen des Jahres 79 unberührt gefunden wären. Ich habe aber zweifellos festgestellt, dass hier Asche und Lapilli gemischt waren : sie lagen also nicht, wie sie 79 n. Chr. fielen, sondern sind später hierher 276 A. MAU dene Schraffirung und durch die in römischen Ziffern eingetragenen Schichtenzahlen. Es ist ferner ganz sicher, dass im Jahre 79 der Quaderbau unvollendet war. Dies bezeugen schon die zahlreichen, für ihn vorbereiteten aber nur ganz unvollkommen bearbeiteten Lavablöcke. Sie liegen zerstreut nördlich vom Tempel; ich zählte ihrer 34, verschiedener Grösse und in verschiedenen Stadien der Bearbeitung. Auf mehrere derselben sind mit roter Fai'be Zahlen aufgemalt: Yl, VIII, XI, XII, XIII, XIIII, XXI. Ferner ist auf der Nordseite die Aussenfläche der zweiten Schicht (die oberste fehlt), die doch über der Erde bleiben sollte, gänzlich unbearbeitet. Besser bearbeitet ist die Westseite, aber doch auch nicht so wie sie nach Vollendung des Baues bleiben konnte. Endlich ist die unregelmässige Form der Südseite, mit dem Vorsprung an der Ostecke, nicht etwa durch die oben besprochene moderne Zerstörung entstanden ; es ist ganz klar, dass die Westfläche der Steine dieses Vorsprunges und die Südfläche derer des übrigen Teiles der Südseite nicht für Anschluss bearbeitet sind, also diese Lücke nie ausgefüllt war. Abgesehen aber von dieser Lücke waren im Jahre 79 fünf Schichten des Quaderbaues vollständig fertig; die Lager der ein- zelnen Steine sind, wie schon gesagt, an den Eindrücken in dem Incertum von 2 überall kenntlich. Mithin beweisen die noch weiter vorbereiteten unfertigen Steine, dass die Absicht bestand, ihn zu noch grösserer Höhe aufzuführen, und in der That ist eine Höhe von nur 1,25 m. für den Unterbau eines so grossen Tempels unge- nügend. Hiermit ist das grundlegende Factum für die Baugeschichte des Tempels festgestellt. Er war einerseits noch im Bau begriffen — nicht einmal der Unterbau war fertig — andererseits beweist der Fussboden, dass er in einer früheren Zeit einmal ganz fertig war. Also ein älterer Tempel war vermutlich im Jahre 63 eingestürzt und sollte wieder aufgebaut werden. Wir müssen also in dem Erhaltenen die älteren und jüngeren Teile zu sondern suchen. Schon erwähnt wurden die von den Quadern in dem Incer- geworfen worden. Vermutlich laj?en innerhalb dieser Masse an irgend einer Stelle Lapilli in grösserer Quantität ohne Asche beisammen und gaben so Anlass zu obiffem Irrtum. DER TBMPEL DER VENUS POMPEIANA 277 tum 2 hinterlassenen Eindrücke. Sie beweisen, dass das Incertum jünger ist als die Quadern und an sie hinangemauert wurde, was übrigens auch sonst der Augenschein lehrt. Ebenso augenscheinlich ist aber das Incertum von 2 an das von 3» welches also früher bestand, hinangemauert worden, und zwar nachdem 3 um einen Teil seines ursprünglichen Bestandes verkürzt war. Von dem auf 3 und von da einwärts erhaltenen Fussboden war schon die Rede (S. 275). Er reicht im Westen, wo alles dies am deutlichsten ist, bis 0,20 vom Bande des erhaltenen, über 2 aufragenden Mauerwerkes von 8, ohne dass hier ein Abschluss kenntlich wäre. Auf 2, das nie diese Höhe erreichte, konnte er sich nie erstrecken. Femer ist an der Nordwestecke deutlich ein Stück der einstigen Bückmauer der Cella erhalten, mit der In- nenfläche. Sie reicht bis an den Westrand des erhaltenen Mauer- werks von 3, ohne eine Spur der Innenecke. Diese also lag noch weiter westlich. Gesetzt nun auch, dass sie gleich westlich von dem Erhaltenen folgte, so fehlt doch mindestens die ganze Breite der Westmauer. Um soviel also mindestens ist 3 verkürzt worden, bevor 2 an es hinangemauert wurde. Und in der That zeigt die Aussenfläche von 3 — sie liegt im Westen zum Teil, nach Zerstö- rung von 2, bis auf die dritte Schicht von 1 bloss — deutliche Spuren der Bearbeitung mit der Spitzhacke. So ist also 2 jünger als 1 und jünger als 3, das heisst es ist eine vorher zwischen 1 und 3 bestehende Lücke durch 2 ausgefüllt worden. Damit ist die Geschichte des begonnenen Neu- baues vollkommen klar. Die Teile, auf denen der Fussboden liegt, von 3 einwärts, gehören zu dem alten Bau. Dieser sollte vergrös- sert werden durch die ringsum gelegten Quadern. Zu diesem Zweck hackte man von dem alten Unterbau ringsum ein Stück von für jetzt noch unbekannter Breite ab, legte dann die Quadern 1,30 — 1,40 m. von dem übrig gebliebenen und füllte endlich die Lücke mit In- certum (2) aus. Die Zweckmässigkeit dieses Verfahrens ist ein- leuchtend. Erstens war das Legen der grossen Quadern erleichtert dadurch, dass man sie von zwei Seiten fassen konnte. Zweitens konnte nun ihre Rückseite ganz unbearbeitet bleiben. Endlich wurden durch das zwischengelegte Incertum die älteren und jün- geren Teile zu einer fest zusammenhängenden Masse vereinigt. 19 278 A. MAU Man Terfnhr hierbei so, dass, wenn eine Schicht Quadern lag — oder auch ihrer zwei — nun auch bis zn dieser Höhe der Zwischenraum mit Incertnm gefüllt wurde. So kommt es, dass 2 grade bis zur Oberfläche der obersten Schicht Ton 1 reicht So entstanden auch innerhalb 2 horizontale Abschnitte; Tollkommen deutlich ist ein solcher an der Nordostecke in der Höhe der zweiten, an der Westseite, gleich nördlich Ton dem Querstreifen, in der Höhe der dritten Quaderschicht Mit 2 geht zusammen die tou dem Querstreifen von 1 nach Tom gehende Mauer (4). Es ist Tollkommen deutlich, dass auch sie an die Quadern hinangemauert ist; auch liegt ihre Oberfläche genau im NiToau der Oberfläche der obersten Qnaderschicht In dem Terrainduiichschnitt der Terüeften Südwestecke ist vollkommen kenntlich, dass, ehe man an die VeigrösseruDg des Tem- pels ging, rings um ihn in dem auf AufischuttungsmasseD ruhenden Hofe eine Grube gegraben wurde, westlich bis etwa 0,40 tod der untersten, Tor die übrigen Torspringenden Quaderschicht; an den anderen Seiten ist es nicht kenntlich. Nachdem der Aufbau der Quadern die Höhe des Hofes erreicht hatte, schüttete man die Grube zu mit den LaTaabßllen eben dieser Quadern. Hierüber habe ich, soweit es damals möglich war, schon Mitth. VI, 1891, S. 265 f. berichtet Es ist klar, dass die Quadereinfassung (1) mit ihrem Quer- streifen den Grundriss des beabsichtigten Tempels zeichnet: das hintere, grössere Rechteck bezeichnet die Cella, das kleinere die Voriialle ; auf dem Querstreifen sollte die Vordermauer der Cella stehen, die also gegen den alten, durch den Fussboden bezeugten Bau nach Tom um etwa 3 m. Terlängert werden sollte. Der Vor- spmng auf der Vorderseite, an der Südostecke, beweist dass hier die Quadermauer breiter werden sollte, als auf den anderen Seiten, ohne Zweifel weil man hier dem Tempel in ganzer Breite eine Treppe rorlegen wollte. Vermutlich sollten Vorhalle und Treppe zusammen die Tiefe der Cella haben. Auf den Fussboden kommen wir weiterhin noch zurück. Hier bemerken wir nur, dass dieser Teil der Oberfläche, also alles was Ton der Cella übrig geblieben ist auf drei Seiten, rechts, links und hinten, einge&sst ist von einer niedrigen Mauer mit nach Aussen geneigter Oberfläche, hoch innen circa 0,60, aussen 0,40, DER TEMPKL DER VENUS POMPEIANA 279 stark 0.40 (s. den ersten Grundriss und den Querschnitt) ; genaue Maassangaben sind bei der Unregelmässigkeit der Arbeit nicht mö- glich. Sie ist aussen und oben bekleidet mit einer signinumartigen Masse ; auf der Innenseite liegt das Mauerwerk bloss, und es ist evident, dass es an Holzwerk angemauert wurde. Ferner sind innen unmittelbar am Fuss der Mauer vier Löcher kenntlich (s. Taf. VII den ersten Grundriss), in denen offenbar vier Holzpfähle standen : zwei in den hinteren Ecken, zwei von diesen 6,90 m. entfernt anden Seiten; doch ist auch vorwärts dieser letzteren der Eindnick der Holzbretter auf der Innenseite der Mauer kenntlich. Hier stand also eine Holzhütte, an deren Wände man von Aussen diese niedrige Mauer angesetzt hatte, um ihr Festigkeit zu geben und ihien un- tersten Teil gegen das Begenwasser zu schützen. Diese niedrige Mauer steht hinten an der Stelle der alten Rückmauer, deren Vor- derfläche in der Nordwestecke deutlich kennbar ist. Dagegen ist auf den Seiten, wie schon bemerkt, die Stelle der alten Wände nicht erhalten ; die niedrige Mauer steht hier auf dem Mosaik des Fuss- bodens, das an ihrer Aussenseite deutlich zum Vorschein kommt. An der Rückwand steht die 1,40 m. hohe Basis des Kultbil- des, ihrer Marmorbekleidung beraubt und links (westlich) etwas verkürzt. Es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass diese Holzhütte dem Kult der Stadtgöttin eine vorläufige Unterkunft bot, zumal hier, wie weiterhin zu erwähnen sein wird, Teile einer Venusstatuette gefunden wurden. Sogliano {NoL d. Sc. 1899 S. 23) möchte hier lieber den Aufenthaltsort der Aufseher der Bauarbeiten vermuten. Aber es ist doch nicht abzusehen, weshalb man hierfür grade die Cella des Tempels gewählt haben sollte, zumal sie, ohne Mauerreste und dem sehr kräftigen Meerwind in lästigster Weise ausgesetzt, keinerlei Vorteile bot. Es fehlte ja auf dem weiten Hofe nicht an geeigne- teren Plätzen, mit Anlehnung an die Portikusmauem. 3. Der Tempel vor 63 n. Chr. Wir versuchen jetzt, die Gestalt des im Jahre 63 zerstörten Tempels so weit wie möglich zu ermitteln. Es war ein Marmorbau. Dies beweisen schon die auf dem Tempelhofe umherliegenden Säulen und Gebälkstücke ans weissem 280 A. MAU Marmor. Zwar gehören sie ausschliesslich dem Portikus an ; aber man wird doch nicht einen Marmorportikus um einen Tufftempel gebaut haben. Es scheint aber auch sicher, dass Beste des Mar- mortempels selbst erhalten sind. Zwar nicht an Ort und Stelle. Aber in dem kürzlich auf dem* Platz nördlich vom Apollotempel angelegten Magazin liegen unter anderen Fragmenten Teile ionischer oder korinthischer Marmorsäulen, dai-unter eines des oberen Schaftr- ß9 Aoo M: Fig. 1. endes, aus dem sich der obere Durchmesser ziemlich genau auf 0,70 m. berechnen lässt. Nach dem bekannten Kanon (52:60) mochte also der untere Durchmesser 0,80 m. betragen. Ferner liegen ebenda Teile eines grossen Giebelgesimses (Fig. 1). Es entspricht fast genau, auch in der Grösse, dem bei Mazois III Tf. 39 publicirten Gesims der Vorhalle des Macellum, so genau, dass der Verdacht aufkommen könnte, die beiden Stücke gehörten zusammen. Aber das ist doch nicht möglich. Die Stücke vor dem Macellum sind zweifellos das Zwischengebälk einer zweistöckigen Säulenhalle ohne Zwischenboden, wie sie ja auch für die Vorhalle des Gebäudes der Eumachia nachgewiesen ist. Es ist kaum zu bezweifeln, dass sie in der That der Vorhalle des Macellums ange- hören; für einen Giebel, zumal einen so grossen, wie er sich aus der Mächtigkeit des Gesimsstückes ergiebt, ist hier kein Platz. DER TEMPEL DER YENUS POMPEIANA 281 Und wenn wir genau zusehen, sind auch die Formen der beiden Oesimse nicht ganz gleich. Verschieden ist die Bildung des Zahn- schnitts : an dem Giebelstück stehen die Zähne dicht an einander, vor dem Macellum ist der Zwischenraum der Vorderfläche gleich. Femer tritt unter dem Zahnschnitt das Profil am Giebel in ge- schwungener Linie, dort rechtwinklig zurück. Endlich ist die Hän- geplatte am Giebel grösser. Natürlich fehlt an dem Gesims vor dem Macellum das oberste, die Sima vertretende Glied. Von diesem liegt in dem Magazin hinter dem Apollotempel ein Fragment, das die als Blatt gestaltete Spitze des Giebels enthält. Wir haben also hier Fragmente eines grossen Marmortempels. Und da Marmortempel auch nur annähernd gleicher Grösse sonst in Pompeji nicht vorhanden sind, so kann kaum bezweifelt werden, dass es verschleppte Keste des Tempels hinter der Basilika sind. An die weit entfernten unausgegrabenen Stadtteile oder an die viel tiefer liegende Ebene ausserhalb der Stadt zu denken, ist ganz unzulässig. Es scheint wunderlich, dass das gleiche Gesims auf Säulen von 0,80 m. Durchmesser und auf den nur 0,54 m. starken, ohne das Kapitell 3,58 hohen Säulen vor dem Macellum gelegen haben 232 A. MAU ßolL Doch betrifft diese Schwierigkeit, wenn es eine ist, die Vor- halle des Macellums, nicht den Tempel. Für diesen ist eine Gesims- höhe von 0,70 m. einschliesslich der Sima eher klein als gross. Das Zwischengesims aber vor dem Macellum hat man so stark gemacht, weil es eine obere, auf Postamenten stehende Säulen- stellung tragen sollte. Die üebereinstimmung der beiden Gesimse wird sich so erklären, dass beim Neubau des Macellum, mutmasslich zur Zeit des Clau- dius, für das Gebälk der Vorhalle der damals noch stehende Ve- nustempel als Muster diente. Wir können also vermuten, dass auch Epistyl und Fries (Mazois a. 0.; unsere Fig. 2) den entspre- chenden Teilen des Tempels nachgebildet waren. Die erhaltenen Stücke — das grösste liegii jetzt in dem Magazin in der grossen Markthalle an der Nordwestecke des Forums — können mit einer unteren Breite von 0,46 m., einem Epistyl von 0,35 m. und einem Fries von 0,39 m. Höhe nur dem Macellum, nicht dem Tempel angehören. Wir haben also vom Aufbau des Tempels die Säulen, deren Höhe freilich approximativ aus dem Durchmesser zu erscbliessen bleibt, ohne das Kapitell, das wir aber zweifellos korinthisch annehmen dürfen, ferner das schräge und damit auch das horizontale Gesims und vermutungsweise die Formen des Epistyls. Beim Tempel selbst liegt der untere Teil (h. 1,80) eines unten 0,62 m. breiten Incrustationspilasters (Fig. 8) ; die Cannelu- ren sind ausgefüllt bis 1,185. Ich finde für denselben keine Verwen- dung, weder am Tempel noch im Portikus. Auch an das Innere der Cella darf nicht gedacht werden. Denn da der unterste Marmorstreif der Rückwand erhalten ist, so ist ganz sicher dass hier keine Pi- laster standen. Und bei der Form der Cella — sie war, wie wir gleich sehen werden, mehr breit als lang — kann auch nicht an- genommen werden, dass Pilaster an den Seitenwänden, an der Böck- wand etwa nur Eckpilaster gewesen wären : die Bückwand war lang genug, um zwischen zwei Pilastem hinlänglichen Baum für die Basis des Kultbildes zu lassen. Auch die Annahme, es seien etwa nur Eckpilaster gewesen, ist auszuschliessen ; denn das erhaltene Stück ist eben kein Eckpilaster. Vorder- und Bückwand der Cella sind vollkommen kenntlich. Erstere war 0,62 m. stark; von letzterer ist hinten abgehackt DER TEMDEL DER VENUS POMPEIANA 283 bis auf etwa 0,50 m. So kennen wir genau die Tiefe der Cella: 9,64 m. bis an den sockelartigen Marmorstreif am Fusse der Bückwand. Die Breite ist unbekannt, da der die Seitenwände tragende Teil des Unterbaues ab- gehackt ist. Doch können wir sie vermutungsweise ermitteln. Es unterliegt keinem Zwei- fel, dass der Tempel ein Prostylos war, mit einer Front von vier oder sechs Säulen und einer entspre- chenden Anzahl zwischen der Eck- säule und den Vorderecken der Cella. Alsdann aber ist es kaum vermeidlich, anzunehmen — zumal bei der grossen Tiefe der Vorhalle — dass vor diese Ecken Anten vorsprangen. Diese Annahme wird noch durch einen weiteren Um- stand bestätigt. Die Vordermauer der Cella ist zwar gänzlich zerstört, aber an der Lücke zwischen dem Fuss- boden der Cella imd dem der Vorhalle vollkommen kenntlich , wie unser Plan zeigt. Vor sie sprangen seitlich der Thür zwei Anten vor, wie eben dort zu er- sehen. Um so mehr erscheint die Annahme von Anten an den Ecken notwendig : es wäre unerhört, dass die Front der Cella mitAnten ver- sehen gewesen wäre, diese aber grade da, wo sie am nötigsten waren, gefehlt hätten. Nun giebt uns die östlich der östlichen Ante erhaltene, 0,95 m. lange Travertinfliese der Vorhalle (s. Grundriss) die Entfernung der Eckante von der Ante neben der Thür. Denn die Ostkante dieser Fliese ist nicht für Anschluss bearbeitet ; es setzte sich also hier mpTf^r?^ JUUUUL ^ 7 | » " t|i. n | ^« 40 ^SoAt: Fig. 3. 284 A. MAU der Travertinfussboden nicht weiter nach Osten fort, was doch wohl nur daran liegen kann, dass eben hier die Eckante vorsprang. Ergänzen wir symmetrisch westlich der Thor, wo die entsprechende Fliese unvollständig erhalten ist, so betrug die Distanz zwischen den Eckanten, ganz unten, 9,99 m. Zweifellos waren die Eckanten denen neben der Thür an Breite gleich: 1,20 m. das unterste Glied der Basis. Denn schmäler konnten sie doch nicht sein, breiter aber auch nicht, da die Breite des Schaftes mit 0,80m., dem Säulendorchmesser, gegeben ist. Da also die Basis jederseits um 0,20 m. vor den Schaft vorsprang, so waren die Aussenecken der Anten um m. 9,99-|-(2Xl,20)— (2X0,20)=11,99 von einander entfernt. Dies wäre demnach die äussere Breite der Cella. Waren die Seitenmauern, wie die Vordermauer, 0,62 m. stark — sie konnten mit Bücksicht auf etwaige Nischen etwas stärker sein — so war der Innenraum 10,75 m. breit, also um 1,11 m. breiter als lang. Der Unterbau mochte noch etwas vor die Cellawände vorspringen und etwa 12,40 m. breit sein; da der erhaltene Teil 0,40 m. breit ist, so waren also beiderseits etwa 1,50 m. abgehackt. Die das mit Schutt und Erde gefüllte Rechteck des alten Unterbaues umschliessende Mauer war über 2 m. stark. Viel geringer war die Verkürzung auf der Rückseite. Da der Tempel nach hinten mehr als nach den Seiten vergrössert werden sollte — die Cella sollte jetzt mehr lang als breit werden — so legte man hier die Lavaquadern weiter von dem alten Bau entfernt, imd wenn man von diesem abhackte, so handelte es sich nicht darum, Platz zu gewinnen, der genug vorhanden war, sondern nur eine bessere Anschlussfläche für das Incertum zu schaffen. So ist denn von der Kückmauer — vorausgesetzt, dass sie der Vordermauer an Stärke gleich war — nur ein Stück von 0,10 abgehackt; ausser- dem der hinter die Cellamauer vorspringende Teil des Unterbaues, im ganzen kaum über 0,30. Danach muss hier die oben (S. 274) mit 3 bezeichnete Vertikalschicht noch etwa 1,7 stark sein. Sie muss in der Mitte einen Vorsprung haben als Unterlage für die Basis des Eultbildes. Diese ist hoch 1,40, breit jetzt 1,85, aber links verküi'zt; sie war ursprünglich 2,05 breit; tief 0,175. Der Fussboden der Cella besteht neben der Basis (dazu ein ganz schmaler Streif vor derselben) und an den Seitenwänden entlang aus weissem Mosaik. An der Biikseite ist der Mosaik- DER TEMPEL DER TENUS POMPEIANA 285 streif 1,78 breit; und genau so breit war er an den Seitenwänden, wenn unsere Berechnung der Cellabreite richtig ist, was durch eben diese üebereinstimmung bestätigt wird. Zwischen diesen drei Mosaikstreifen und der Vorderwand ist der Boden mit verschiedenfarbigen Marmorplatten von 0,296 m. (1 röm. Fuss) im Quadrat belegt. Und zwar bilden diese Platten ein Qua- drat von 24 Platten an jeder Seite, zu dem vom und hinten noch je eine Plattenreihe hinzugefügt ist. Doch sind diese beiden Reihen durch einen schmalen weissen Marmorstreifen von dem Quadrat getrennt ; ein eben solcher Streif umschliesst das ganze Kechteck. Die Mitte nahm ein ebenfalls von einem solchen Streifen umschlos- senes Kechteck ein ; nur die rechte Vorderecke dieses Streifens ist erhalten. Es konnte ein Mosaikbild oder, wohl wahrscheinlicher, ein besonderes Marmormuster enthalten. Links vorn liegt in dem Mosaik, an den Marmorfussboden anstossend, eine TuflFplatte (0,59 X 0,54) und an ihr einwärts, in Mosaik und Marmorfussboden eingreifend, eine weisse Marmorplatte (0,73 X 0,50). Hier wird irgend etwas gestanden haben. Ebenso rechts vor der Basis des Kultbildes, wo auf oder in dem hier sehr zerstörten Fussboden eine unregelmässig runde Spur (s. Gmndriss) kenntlich ist. Wir wenden uns jetzt der Vorhalle zu. Der vordere Teil des alten Unterbaues, von der Vorderwand der Cella bis zum Rande des erhaltenen, ist 9,70 lang. Der erhaltene Rest des äusseren, gemauerten Teils des alten Unterbaues ist vorn nicht wesentlich stärker, als an den Seiten: 0,60. Wollten wir nun daraus schliessen, es seien auch hier 1,40 bis 1,50 abgehackt, und so die ursprüng- liche Länge auf 11,10 berechnen, so würden wir auf die Schwie- rigkeit stossen, dass dann die Länge der Vorhalle grösser wäre als die der Cella einschliesslich der Rückmauer und des hinten etwa vorspringenden Teiles des Unterbaues ; denn diese können wir nicht über 10,50 berechnen. Es ist aber obige Annahme auch keineswegs notwendig : da hier die Treppe vorlag, so konnte der bis zur Höhe des Fussbodens hinaufreichende Teil des Mauerwerkes beträchtlich schmäler sein. Und seine aus der Längenberechnung mit Notwen- digkeit resultirende geringere Stärke liefert den Beweis, dass die Treppe die ganze Breite des Unterbaues einnahm. Wir können es wohl als ziemlich sicher betrachten, dass er 1,40 stark, also die 286 A. MAU Vorhalle 10,50 tief war, so dass die Vordermauer der Cella die ganze Anlage in zwei gleiche Teile teilte. Zweifellos standen in der Front sechs, auf den Seiten ausser der Ecksäule je drei Säulen. War die Säulenfront 12 m. lang, so war die Centraldistanz 2,24, das Intercolumnium 1,44, die Säulen- stellung also, bei einem Durchmesser von 0,80, weitläuftiger als vor dem Jupitertempel, wo der Durchmesser 1,0, die Central- distanz 2,65, das Intercolumnium 1,65 m. beträgt. Um vom und an den Seiten das gleiche Intercolumnium zu haben, musste die Ante um etwa 1,84 vorspringen, was keineswegs unmöglich ist; freilich ist es auch nicht unmöglich, dass die Seitenintercolumnien etwas weiter waren, als in der Front. Praktisch war das etwas enge Intercolumnium nicht allzu unbequem, da bei der Breite der Treppe alle Intercolumnien als Durchgang dienen konnten. Mit vier Frontsäulen würden wir übermässig weite Intercolumnien erhalten. Wir geben auf Tafel VII links unten den auf Grund obiger Darlegung wiederhergestellten Grundriss des im J. 63 zerstörten Tempels. 4. Der ältere Säulenhof. Die Ausdehnung des Tempelhofes zur Zeit der Verschüttung wurde schon oben (S. 270 f.) bezeichnet. Er war aber ursprünglich kleiner. Die Erweiterung geschah im Norden auf Kosten der Strada della Marina. Diese ist am Westende der Basilika breit 8.20, der Fahrdanmi ungefähr 2,80. In diese Strasse springt von Süden der Tempelhof vor um 3,70, so dass nun der Gangsteig ganz ver- schwindet und der Fahrdamm nur noch 1,90 breit ist. Bei der Art, wie am Südrande das Pflaster ganz unregelmässig abbricht, war schon früher klar, dass es sich hier um nachträgliche Veränderung handelte. Jetzt, nach Ausräumung des Tempelhofes, liegen hier, in der Verlängerung der Nordmauer der Basilika, die Fundamente der alten Nordmauer desselben (im Plan Tafel VIII schrafSrt) zu Tage. Damals also hatte die Strada della Marina auch auf dieser Seite ihren Gangsteig, der aber, ganz wie auf der gegenüberlie- genden Seite der Strasse, auf der ganzen Strecke horizontal lief, während der Fahrdamm steil abwärts geht und daher beim Ein- gang des bekannten gewölbten Ganges innerhalb des Thores um DER TEMPEL DER VENUS POMPEIANA 287 fast 5 m. unter dem Gangsteig liegt. An einer Stelle, etwas westlich der Nordwestecke des Tempels, ist noch die Fussbodenmasse des Gangsteiges sichtbar. Die Fundamente der Mauer sind nicht auf der ganzen Strecke freigelegt, sondern nur durch einige Versuchsgra- bungen constatirt worden. Im Osten endete sie mit einem Zie- gelpfosten am Eingang des Hofes. Parallel dieser nördlichen Umfassungsmauer, parallel auch der Bückfront des Tempels, läuft der ältere Stylobat (im Plan punk- tirt) mit seiner Regenrinne, unterbrochen durch die Quaderver- grösserung des Tempels, also älter als diese. Weniger einfach liegt die Sache im Osten. Deutlich ist auch hier der ältere Stylobat mit seiner Kinne, nicht rechtwinklig zu dem nördlichen, sondern parallel der Bückmauer der Basilika. Parallel demselben läuft weiter östlich, 5,95 m. von der Binne, ein zweites Fundament, auf dem, in der nördlichen Hälfte, drei Travertin- schwellen (im Plan angegeben) liegen. Weiter südlich sind mehrere grössere Unterbrechungen kenntlich. Also eine von Thüren und wei- ten Durchgängen durchbrochene Mauer. Wieder weiter östlich läuft in derselben Bichtung. 6,06 von dem Vorderrand der Schwellen entfernt, das Fundament der älteren östlichen Umfassungsmauer. Es reicht nach Norden nicht ganz so weit, wie das vorige, sondern bricht um etwa 1,80 m. früher ab {^). Die beiden letztgenannten Fundamente sind durch Querfun- damente mit einander verbunden. Es war also der Baum zwischen ihnen durch Mauern in verschieden grosse, durch die erwähnten Thüren und Durchgänge aus dem Portikus zugängliche Bäume geteilt. In dem ersten und zweiten von Norden ist der Signinumfussboden erhalten, an der Mauer zwischen dem vierten und fünften zu unterst geringe Beste des Stuckbewurfs und seiner Bemalung : ganz unten weiss, dann schwarz. Die letzte, südlichste dieser Quermauern bildet mit der Um- fassungsmauer eine deutliche Ecke aus ziegelföimigem Kalkstein. Ist dies eine wirkliche Ecke des Baues, und handelt es sich nicht etwa um eine Thür, so erstreckten sich diese auf den Portikus (1) Irrtümlich wird Not. d, sc. 1900 S. 27 gesagt, das Fundament mit den Schwellen sei nicht dem Stylubat und der Umfassungsmauer parallel, sondern rechtwinklig zum Nordstylobat. Auch der Plan S. 28 ist in diesem Punkte nicht richtig. 288 A. MAU geöffneten Räume nicht ganz bis an das Südende desselben, son- dern hörten früher auf. Das Südende des Stylobatfundamentes ist zerstört. Es wäre sehr erwünscht, dass durch Nachgrabung festge- stellt würde, ob in grösserer Tiefe Reste desselben, sowie der Ecke und des gänzlich verschwundenen Südportikus zu finden sind. Die erste, nördlichste Quermauer, über 0,80 stark, erstreckte sich noch um 1,10 über die Ecke nach Osten. Sie verlief in ge- brochener Linie, so dass der Raum südlich von ihr in seinem westlichsten Teil um etwa 1,40 breiter war. Die Ausdehnung (0-W) dieses erweiterten Teiles ist nicht ganz klar, weil seine Ostwand mit ihren beiden Ecken bei der Anlage des jüngeren Portikus zerstört worden ist; es steht nichts der Annahme im Wege, dass die Aussenseite (0) der kurzen Ostwand zusammenfiel mit der Ostseite eben dieses jüngeren Fundaments. Dann entsprach sie genau der Ostseite eines von der nördlichen Umfassungsmauer nach Süden vorspringenden Mauerstückes, dessen Ausdehnung ebenfalls undeutlich ist da sein Ende dem jüngeren Fundament zu nahe kommt; es scheint aber, dass zwischen beiden ein kleiner Zwischen- raum geblieben wäre, wenn man ihn nicht bei der Legung des jüngeren Fundaments ausgefüllt hätte. Dann war also zwischen diesen beiden Vorsprüngen der Eingang in den alten Portikus. Das über den letztgenannten Vorsprung noch nach Osten vorspringende Stück der nördlichen Umfassungsmauer (1,02) ist aus Ziegeln, einem sonst diesem Bau fremden Material, und steht daher im Verdacht, späterer Zusatz zu sein. Ihm entspricht, ebenfalls aus Ziegeln, das von der Nordwestecke der Basilika nach Westen vorspringende Mauerstück. Es scheint, dass auch hier ein Eingang geschaffen war zu einer Art Vorraum, aus dem man einerseits in den Tempelhof, andererseits in den zwischen ihm und der Basilika übrig gebliebenen Raum gelangte. Spuren von Verschluss sind nicht vorhanden. Auf den Resten der Südmauer dieses Vorraumes, zwischen ihm und dem ersten Zimmer der Ostseite, erkennt man die Eindrücke zweier hier einst liegenden Steinplatten (im Plan angegeben) ; die westliche ist grösser; sie messen 1,46 resp. 1,10 X 0,45 und sind 0,50 von einander entfernt. Es sind nicht Schwellen — südwärts von ihnen ist Mauerwerk über dem Niveau des Fussbodens erhal- ten — sondern die Böden zweier Nischen. DER TEMPEL DER VENUS POMPEIANA 289 Auf der Westseite des Hofes ist von dem alten Stylobat nebst Regenrinne nur der nördliche Teil, 20 m., erhalten. Weiterhin ist er zerstört worden, zum Teil bei der modernen Tieferlegung der Südwestecke (S. 272), zum Teil wohl schon früher, bei Legung der Fundamente des jüngeren Stylobats, mit dessen Linie er zusam- mentreffen musste. Auf einer noch kürzeren Strecke ist das westliche Parallelfun- dament erhalten. Es ist vom Rande der Rinne fast 5,95 entfernt, genau die Distanz- zwischen Rinne und Umfassungsmauer auf der Nordseite, fast genau die zwischen der Rinne und der Mauer mit den Thüren auf der Ostseite, wo Messungen an verschiedenen Punkten etwas verschiedene Resultate geben. Hier entsteht nun also die Frage: ist dies das Fundament der Umfassungsmauer oder entspricht es der Mauer mit Thüren und lag die Umfassungs- mauer noch weiter westlich? Allem Anschein nach ist ersteres anzunehmen. Dies Fundament — es liegt an der Nordwestecke frei auf etwa 8 m.— bildet mit dem der alten nördlichen Um- fassungsmauer eine vollkommen deutliche Ecke aus ziemlich grossen ziegeiförmigen Kalksteinen, ohne Fortsetzung nach Westen, die ja notwendig wäre, wenn die westliche Umfassungsmauer weiter nach Westen gelegen, also die Nordmauer sich weiter in dieser Richtung erstreckt hätte. Nun ist zwar ganz sicher, dass diese Ecke nicht beim Bau des Tempelhofes gemacht wurde, sondern einem vor der Planirung des Platzes hier am Abhänge stehenden Gebäude angehört, so wie auch der ganze Rest des fraglichen Fundamentes. Dieses ist mit dem jüngeren Stylobat verbunden durch drei Quermauern, die ursprünglich zweifellos bis an den j-üngeren Stylobat reichten, aber zwischen den beiden Stylobaten bei der Fundamentirung des jüngeren entfernt worden sind. Auch sie gehören jenem älteren Gebäude an; wenigstens zwischen den beiden südlichen dieser Quermauern ist noch jetzt, unterhalb des Niveaus des Tempelhofes, ein Innenraum vorhanden, unzugänglich, aber mit einem oben giebelförmigen Fenster nach Süden; meines Wissens ist er nie erforscht worden. Offenbar sind hier ältere Gebäude zur Fundamentirung der Tempelbauten benutzt worden. Es wäre also an sich nicht unmöglich, dass man an die alte Ecke eine Fortsetzung der Nordmauer nach Westen angesetzt hätte. Aber vermutlich hätte man dann doch die alte Ecke angebrochen und 29(y A. MAU 80 eine festere Verbindung hergestellt, nicht aber das Nene so ohne Bindung an das Alte angelehnt. So müsste also die Fortsez- zung doch irgend eine Spur hinterlassen haben. Es ist mithin wahr- scheinlicher, dass hier weiter nichts folgte, sondern dies die alte Umfassungsmauer war, so dass also auf diesen alten Poi-tikus nur im Osten sich noch weitere Bäume öffneten. War es nicht so, und lag die alte westliche Umfassungsmauer noch weiter westlich, so sie ist beim Bau des jüngeren Portikus spurlos beseitigt worden. Auf dem Stylobat ist an mehreren Stellen eine Mörtelschicht erhalten, in der man deutlich die Spuren einst auf ihr liegender Steinplatten sieht (im Plan angegeben). Sehr deutlich im Osten, wo die Platten ziemlich genau 2,13 lang waren. Ferner auf der West- hälfte der Nordseite ; die Osthälfte liegt noch unter antikem Schutt. Offenbar war die untere Fläche der Platten wenn nicht glatt so doch einigermassen eben gearbeitet. Sie dienten als Unterlage der Säulen. Im Norden, nahe der Westecke, lag. die Unterseite der Platten etwa 5 bis 6 cm. über dem Bande der Binne. Im Osten ist die Mörtel- schicht wohl nicht recht vollständig erhalten ; es scheint aber sicher, dass die Platten hier tiefer lagen, mit ihrer Unterfläche unter dem Bande der Binne. Im Westen sind keine so deutlichen Spu- ren. Aber hier erhebt sich der Stylobat (Incertum) am Nordende um 0,14, nahe dem Südende um fast 0,22 über den Band der Binne ; die dieser zugewandte Fläche ist mit Signinum bekleidet. An den beiden Stellen, wo obige Höhen gemessen wurden, ist die obere Fläche des Signinum vollständig eben: es scheint kaum zweifelhaft, dass hier die Platten lagen. Es steigt also die Niveau- differenz zwischen Platten und Binne von der Südostecke bis zur Südwestecke ; vermutlich beruht sie auf einer Senkung der Binne. Die Rinne, aus Tuff, ist auf der Westseite unterbrochen durch zwei der gewöhnlichen Abklärungsbassins. Das zweite von Norden hat einen Abfluss nach Westen ; an dem ersten kann er auch ge- wesen sein, doch ist hier die betreffende Wand zerstört. Auf der Ostseite ist eines dem zweiten ungefähr gegenüber, sehr zerstört und undeutlich; dem ersten ungefähr gegenüber ist eine zwei- felhafte Spur: es scheint hier ein Stein zu fehlen. Ausserdem liegen ausgemauerte Bassins neben der Binne, in dem offenen Platze. Eines in der Nordwestecke, 0,95 X 1,00, tief 0,75; es ist mit Signinum ausgekleidet und erhielt Zufluss DER TEMPEL DER VENUS POMPEIANA 291 aus der Westrinne, deren nördlichstes Stück (1,70) sich hierher senkt. Ein zweites, nahe der Nordwestecke des Tempels, ist ver- schüttet und nur im ümriss kenntlich. Ebenso ein drittes in der Nordostecke. Ein viertes an der Ostseite, nördlich der grösseren Basis, 1,0X1,07, tief 0,55, mit Signinum ausgekleidet. Diese beiden hatten Znfluss aus der Nordrinne ; Abfluss ist nicht kennt- lich. Diese Bassins dienten wohl, um zu irgend einem Gebrauch frisches Kegenwasser zu sammeln. OestUch vom Tempel, nahe der Südostecke, ist eine Cisternenmündung (im Plan angegeben). Der unbedeckte Platz des Tempelhofes hat einen Fussboden, dessen oberste, etwa 10 cm. starke Schicht — Vesuvlava in Stuck — auf einer 15 bis 20 cm. starken Incertumschicht ruht. Vor dem Tempel (S) liegt der Pussboden frei, im Uebrigen ist er bedeckt mit Lavaschutt, den Abfällen von der Bearbeitung der grossen Lavaquadern des Tempels. Nahe der Siidostecke des unbedeckten Platzes führt in einer von einer dünnen Mauer umgebenen Grube (5,30X1,15) eine Treppe nach Norden abwärts. Am Nordende der Grube gelangt man westlich durch einen 0,85 breiten Durchgang in einen nach Süden steil absteigenden Gang, dessen weiterer Verlauf mit der ganzen Südseite des Platzes zerstöi-t ist. Er führte wohl zu tiefer gelegenen, zum Tempel gehörigen Bäumen, vielleicht zu Grotten, die sich auf den Abhang öffneten, vielleicht zum Unterstock eines früher hier gelegenen Hauses, den man bei Anlage des Tempel- hofes conservirt hatte und etwa als Wohnung des Aedituus benutzte. Denn eine solche musste doch wohl vorhanden sein, ist aber sonst nicht nachweisbar. An der Ostseite stehen, wie im Plan angegeben, die Reste zweier grösseren und einer kleinen Basis. Die erste von Norden ist quadratisch, unten 1,32, dann sich verjüngend, aber weiter nicht erhalten. Sie besteht aus Ziegeln, Incertum und ziegeiför- migen Kalksteinen und war bekleidet mit weissem Stuck; kein Marmor. Zwischen dieser und der Binne steht eine kleine Basis, 0,465 im Quadrat. Sie steht, mit Marmor bekleidet, auf einer Tuffunter- lage. Die Spur einer Leitungsröhre an der Südseite beweist, dass auf ihr eine Brunnenfigur stand. Südlich von diesen steht, unvollständig erhalten, eine Reiter- 292 A. MAU basis, 2,38 X 1,86, massiv aus '' Travertin **, aber, mit Ausnahme des untersten Gliedes, behauen, um mit Marmor verkleidet zu werden. Es war also zweifellos ursprünglich eine einfache Traver- tinbasis, die erst später Marmorbekleidung erhielt. Von dieser ist das unterste Glied erhalten : drei genau der Länge der Schmalseite entsprechende Stücke liegen in der Nähe (Fig. 4). Wir müssen also eine zweite Basis gleicher Dimensionen, vermutlich gegenüber an der Westseite, annehmen. Von einer weiteren Basis, an der Südseite, ist nichts erhalten als die in den Fussboden eingehauene, den Umfang bezeichnende Kille (s. den Plan), und auch von dieser nur der nördlichste Teil, so wenig, dass wir nicht entscheiden können, ob die Basis länglich oder y V z A, FiG. 4. quadratisch war, ob sie eine Beiterstatue oder ein Standbild trug. Die allein erhaltene Nordseite ist 1,32 lang, also genau gleich der Seite der quadratischen Basis an der Ostseite. War die Anordnung hier wie dort, so haben wir etwa 1,80 südlich dieser Linie die Kinne der Südseite anzunehmen. Endlich gehören noch zu dem alten Tempelhofe die Beste des grossen Altars vor dem Tempel, die etwa 3 m. von dem vorspringendsten Teil des erhaltenen Unterbaues deutlich zu er- kennen sind. Um den Incertumkern liegen verschiedene Travertin- fragmente, darunter auch ein unbearbeiteter Block und verschiedene Stücke, die als Treppenstufen gelten können. Bemerkenswert ist ein Stück Gesims mit Eierstab und Zahnschnitt (Fig. 5), ferner ein Eckstück mid noch ein Fragment eines vom Boden ansteigenden und sich verjüngenden Profils. Der mit der Schmalseite gegen den Tempel stehende Altar war etwa 5,0X3,50 m. gross, un- gerechnet die Stufe an seinem Fiiss, deren Platz wir wohl in einer obigen Umfang umziehenden etwa 0,55 breiten Lücke des Fussbo- DRR TEMPEL DER VENUS PCMPEIANA 293 dens zu erkennen haben. An diese Stufe angelehnt, an der vom Tempel abgewandten Seite, standen zwei kleine Basen oder etwas ähnliches, 0,50 X 0,40 m. gross, 1,30 von einander entfernt; erhalten sind nur die in den Fussboden eingehauenen, den Umfang umschreibenden Rillen. Etwas ähnliches war auch von Osten an die Nordostecke der Stufe angelehnt, auch hier nur durch die Rille bezeichnet: Süd- seite 0,65, erhaltener Teil der Ostseite 0,78. Weiter vorwärts, in der Axe des Altars und des Tempels, ist in den Fussboden eine weisse Marmorplatte eingelegt, 0,85 im Quadmt, ohne Standspuren. Auf der Ostseite ist durch den für die Fundamentirung des jüngeren Stylobats gezogenen Graben, im Westen durch die mehr- fach erwähnte Tieferlegung der Südwestecke die Fundamentirung fO 20 ^O j^o ^ Co /) 1. la concezione di loro linee e masse» che mosirano una simmetria rileoante; 2y nella loro composizione dimora un sostenuto piano lineale con poco sporgimento in confronto della loro altezza. DIE DIOSKUREN AUF MONTE CAYALLO UND JUTURNA 321 und da wiederum wo man die Dioskuren einzig und allein sehen konnte, da hätte man die Bosse nur sehr ungenügend gese- hen (0. Worauf beruht es denn, dass nicht etwa jedes bäumende Pferd, aber diese hier, von vorn gesehen, einen so überaus ungeschickten und ungünstigen Eindruck machen ? Es liegt eben daran, dass, wie Canova richtig sah, das Boss von dieser Seite gar nicht gesehen sein will {^) dass es sich vielmehr alle mögliche Mühe giebt, sich in Seitenansicht zu praesentieren. Es dreht nämlich sein ganzes Vordertheil nach seiner guten, d. i. rechten Seite heraus, und nur dadurch war es möglich, dass der Flächenschnitt seiner linken oder inneren Seite nicht weiter ging als bis zur Schulter (^). Ausserdem aber schiebt sich auch die linke Seite der Brust vor, grade so wie in der Begel eine Belieflfigur die am Grunde liegenden Theile vor- schiebt, um die Hauptansicht möglichst vollständig zu gestalten. Aus demselben Orunde hebt sich auch die linke Seite (^), um das 1. Bein über dem rechten sichtbar werden zu lassen, eine Absicht die allerdings durch den Ergänzer (s. S. 318 f.) grossentheils wieder zunichte gemacht ist. Für die Vorderansicht hat das alles nicht etwa nur keine Bedeutung, sondern es wirkt da durchaus störend. (') Nicht unerwähnt bleihen darf, dass bei Fogelbergs Aufstellung die Vorderbeine des Bosses alle beide, oder bei andrer Ergänzung (s. S. 319) wenigstens das vorgestreckte nicht weniger als 70 cm. über die Plinthe, also etwa 50 cm. über das Bein des Dioskuren vorgeragt haben würde, ein son- derbarer Anblick für jeden der von der Seite her dem Eingang genaht wäre. (•) Ein unbewusster Zeuge hierfür ist der Photograph Anderson (n. 2395 der r., 2894 der 1. Dioskur), indem derselbe es gar nicht der Mühe werth gehalten hat, in die Hauptansicht des Mannes die V'orderansicht des Pferdes ganz mithineinzubringen, vielmehr von dem 1. Pferde etwa zwei Drittel, vom andern das r. Vorderbein und ein Theil des Maules abgeschnitten werden. Trotzdem sieht man das was im Text bemerkt wird auch auf diesen Ansichten genügend. Als Hauptansicht der Rosse hat derselbe ausgezeichnete Photo- graph die seitliche (n. 2395 f.) aufgenommen. (*) Das rechte Pferd steht schon gleich mit den Hinterbeinen diagonal auf seiner Fussplatte: die Axe des r. hinteren Unterbeins liegt vorn am Huf nur 12 cm., hinten dagegen 35 cm. von der Fussplattenkante ab. (*) Man sehe nur die schräge, rechts hinaufsteigende Linie, welche den Körper des Pferdes von demjenigen des Pfeilers abgrenzt. 822 E. PETERSEN Durch jenes Herausdrehen des Vordertheiles wird in der Vor- deransicht des rechten Bosses nur die linke, nicht die rechte Seite des Pferdehalses und der Mähne sichtbar, ebenso auch vom Kopfe nur die linke Seite; diese aber sieht man vorn viel weniger gut als die rechte in der Seitenansicht, aus dem Grunde weil das Thier auch den Kopf noch merklich nach seiner rechten Seite hinüberneigt. Zu noch positiverem Beweis dafiir, dass das Pferd von der Seite her gesehen werden wollte, sind Hals und Kopf an ihrer rechten, in jene Ansicht fallenden Seite besser als an der andern ausgeführt, wie man trotz der Verwitterng z. B. an den Palten um das Maul oder oben am Hals genügend sieht. Und auch wer das nicht zu sehen vermöchte, müsste doch wenigstens die Aus- führung der Mähne als nur auf die Seitenansicht berechnet an- erkennen: denn, kurzgeschoren, endet diese nur unten, am Widerrist und oben zwischen den Ohren mit einem Büschel längeren Haares. Nun fällt aber nicht blos dieser letztere Büschel infolge jener Kopfbewegung auf die äussere, die rechte Seite, sondern ebenso auch der untere Schopf; und die geschorene Mähne ist ebenfalls nur auf der rechten Seite durch wechselnd längere und kürzere Einschnitte abgetheilt und als borstiges Haar charakterisiert. Zum TJeberfluss noch eine treffende Bemerkung Canovas über die Stellung der Pfeiler unter den ßosseleibern, die Polgelberg (S. 200) unbilligerweise beiseiteschiebt. Der Pfeiler nämlich ist, nicht zum Vortheil der Stabilität, also wohl aus aesthetisch -künst- lerischen Gründen soweit irgend möglich an die innere, schlechte Seite des Thieres gerückt, soweit dass, wie bereits gesagt wurde, das Kopf- und Pussprofil nicht mehr Platz fand vor der Fläche (0- Daher hat, wer das Pferd von vorn her sieht, ein peinliches Gefühl von Schiefheit und gestörtem Gleichgewicht, ohne dass doch der Pfeiler an diesem Platze dem Blicke mehr verborgen wäre als wenn er weiter zur Seite, richtig unter der Mitte stände. Anders in der Seitenansicht! Denn hier entzieht der Pfeiler sich wirklich dem Blick dadurch dass er soweit wie möglich nach hinten ge- stellt ist. (^) Dies ist nicht etwa blos bei dem r. Pferd (M.-D.) der Fall, sondeni war ebenso bei dem linken. DIE DIOSKUREN ALF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 323 IV. SIND DIE ROSSE ZU VERTAUSCHEN? Die vorbemerkte starke Seitendrehaog des Pferdes mit seinem Vordertheil hat mm aber, in der herkömmlichen und auch in der Pogelbergschen Aufstellung, eben den weiteren üebelstand zm* Folge, dass der Kopf des Thieres sich von der Hand seines Herrn entfernt, mehr noch als die Photographie sehen läsat (*). Dagegen haben Pferdekenner zu verschiedenen Zeiten Einsprache erhoben (-), als gegen Natur und Wahrheit verstossend. Mit vollem Recht; denn die Gewalt des Gebisses über das Maul des Pferdes ist so gross, dass dieses, widerstrebend, wohl den Hals, ja selbst den ganzen Körper dem Führer entziehen und von ihm abwenden kann, dass das Maul aber stets der Hand des Führers zugekehrt bleibt. Deshalb eben machte M. Wagner den oben S. 310 schon er- wähnten Vorschlag, die Rosse ihren Platz tauschen zu lassen, und dieser Vorschlag scheint eine starke Stütze zu finden an einigen Wagner nicht bekannten Sarkophagreliefs. Zunächst eine Sarkophagplatte (beistehend abgebildet) von der via Appia, jetzt im Thermenmuseum (3). Denn hier sehen wir in zwei seitlichen Intercolumnien die Dioskuren zu Fuss ihre Rosse am Zügel nach sich ziehend, der Mitte zu. In fast gleicher Hal- (1) Deshalb eben machte M. Wagner den oben erwähnten Vorschlagr, die Rosse ihren Platz tauschen zu lassen. (') Vor etwa einem Jahre kam ein solcher, mir diese Bemerkung zu machen. Er wusste nicht dass Wagner sie vor langen Jahren schon gemacht hatte, und Wagner erwähnt wohl dass P. Vivenzio schon vor ihm dasselbe ausgesprochen habe, nicht aber dass bereits in Aldrovandis Zeiten man sich über das Verhaltender Rosse Gedanken machte; Statue di Roma, S. 310 f. Vogliono alcuni che $tiano male collocati (gedruckt ist collocate) presso le Statue di quelli due giovani, che son lor presso: percht nel modo che si veggono hora posti pare che della mano e del braccio di coloro si spaven- tano; il che dicono, che non sogliono i feroci cavalli fare. (') L. Mariani e D. Vaglieri, Guida del Museo Nas, Rom. neue Terme DiocL* S. 39 n. 18. Schon Furtwängler verglich die Dioskuren desselben mit den quirinalischen und muss das Reliefbild ähnlich verstanden haben. Dass die letzteren je an einer Wand aber in stumpfem Winkel gestanden, ist von dem hier gewonnenen Ergebniss nicht so sehr verschieden aber nicht annehmbar. Von ähnlichen Sarkophagen scheinen die Fragmente Matz-Duhn, 2708-2710 herzurühren. S. am Schluss. 324 B. PETERSEN tung lind Bewegung trugen sie in den inneren gesenkten Hän- den die Lanzen (die wegen der hohlen Hände auch bei den quirina- lischen vorauszusetzen sind), führten mit den gehobenen äusseren die Bosse und wandten nach diesen die Köpfe um. Die Bosse aber sprengen, vorn hoch sich hebend gleich den quirinalischen, in scheinbar entgegengesetzter Bichtung nach aussen und wenden doch die Köpfe nach den Herren um. Abgesehen also davon, dass die Hand des Dioskuren, unter dem Pferdekopf durch, den Zügel an der Fig. 1. abliegenden Seite des Maules fasst, scheint die Stellung von Mann und Boss genau so wie Wagner sie haben möchte; und dass die Bosse durch langes stark bewegtes Mähnenhaar, die Zwillinge durch Kappe, Chlamys und Schwert von den quirinalischen abweichen fällt dieser Uebereinstimmung gegenüber nicht stark ins Gewicht. Andre Bosseführer in ähnlicher Haltung auf Beliefs sind Myr- midonen auf Achilleussarkophagen, Amazonen an solchen der Pen- thesileia('); und bemerkenswerth ist dass diese Bosseführer wie- derum an den Enden ihren Platz haben, die Amazonen gleich den (*) Achilleussarkophage bei Robert, die ant. Sark. II n. 25 f., vgl. S. 41, wo Robert die Aehnlichkeit mit den Colossen von M. Cavallo hervorhebt; Penthesileiasarkophage ebda n. 92, 95 ff., 102, und einem andern Dioskuren- typus entsprechend 106. DIE DIOSKURKN AUF MONTE CAVALLO UND JÜTURNA 325 Dioskuren nach innen, die Griechen nach aussen gekehrt, die einen wie die andern ebenfalls in scheinbar den Pferden entgegenge- setzter Bewegung. Die Verwandtschaft mit den quirinalischen wird noch durch einen kleinen eigenthümlichen Zug bestätigt, indem die Myrmidonen, auch der 1. Dioskur des Thermensarkophags, den Zügel horizontal, nicht vertical in der Hand halten, ebenso wie er nach der horizontal durchgehenden Höhlung in der erhobenen Hand der quirinalischen gewesen sein muss(^). Die Composition dieser Rosseführer ist also sicherlich mit jener der * Giganti ' verwandt. Da aber bei diesen, wie sogleich zu zeigen sein wird, die Wagnersche Aufstellung unmöglich ist, fragt es sich, ob jene Belief bilder der Sarkophage wirklich so aufzufassen sind, als 'risse ' der Dioskur sein Pferd ' herum '. Ist das in Wirklich- keit bei solcher Energie der Bewegung beider Th eile denkbar? (2) Gar bei solcher Handhaltung, wie die Dioskuren des Sarkophags zeigen ? Dies und die mehrmals schlaff hängenden Zügel der Myrmi- donen lassen vielmehr denken dass die Bosse gar nicht gezwungen, widerwillig den Männern folgen. Also dürfte die Bewegungslinie beider wieder nur durch Flächen- und Baumzwang aus einander- gehend sein statt hinter einanderhergehend. Bei den Amazonen ist das in der That weniger verdunkelt (3). Wirklich stehn ja der einzelne Dioskur und sein Boss auf dem Thermensarkophag ganz ähnlich zu einander wie beide Zwillinge mit Bossen auf der Ta- losvase und den unten verglichenen Denaren, und was über das scheinbare Auseinandergehen dieser zu sagen war, gilt im Grunde auch von jenen. Gehen diese verschiedenen Darstellungen von Bosse führenden Männern und Amazonen also auf gleiche Vorbilder zu- rück, so wird man vermuthen dürfen, dass dies eine wirklich ma- (*) Bei diesen föllt noch die Hebung des (doch auch eingebogenen) zwei- ten und fünften Fingers auf, als ob der durchgehende Zügel einen Zug nach oben gehabt hätte. Daher die wunderliche Auslegung der Mirabilia. Jordan, Top. II, 620 altis bracchiis et replicatis digitis nuntiant ea quae futura erant. (*) Etwas ganz Verschiedenes ist, wenn ein Mann in ähnlicher Stellung sein fortstrebendes Ross hält, z. B. am Parthenon Michaelis, Parthenon West- fries n. 27. Noch ähnlicher den hier besprochenen Typen der Mann vom Xanthischen Fries, Mon, ined, d. Inst. X. Taf. XIV 40, aber auch dieser nicht schreitend sondern stehend. (-') Vgl. auch die ihre Rosse hintersichher ziehenden Dioskuren in den Eckintercolumnien eines Pisaner Sarkophags bei Lasinio, scult. ant. d. c. 9. CI. 22 326 E. PETERSEN lerische nicht zeichnerische Darstellung war, in welcher die Diosku- ren, oder wer sonst, die Bosse aus der Tiefe nach vom zogen. Bei dem Versuch dies plastisch auf die Fläche zu bringen, ergaben sich jene verschiedenen Lösungen, mit auseinander oder gegeneinan- der sich kehrender Bewegung, wo nicht gar beide Bichtungen vereint wurden — dies den Ursprung aus malerischer Vorlage am deut- lichsten verrathend. Danach wäre nun zu beweisen was schon behauptet wurde, dass die quirinalischen Colosse nie so gestanden haben können wie Wagner wollte, und durch die Sarkophagreliefs auf den ersten Blick bestätigt zu werden schien. Es ist oben ausgeführt worden, dass Boss und Mann je eine gute und eine schlechte Seite haben. Bei der gegenwärtigen Ver- bindung von Mann und Boss nun liegen beide schlechte Seiten innen, beide guten aussen: bei jeder beliebigen Aufstellung von Mann und Boss, vom spitzen bis zum gestreckten Winkel, werden also immer beide guten sich dem Beschauer darbieten können. Ver- tauscht man dagegen die Bosse, so wird sowohl innen wie aussen je eine gute und eine schlechte Seite liegen. Jede Ansicht also, von der Aufstellung in gestreckten bis zum rechten, ja bis zum spitzen Winkel, wilrde stets eine gute und eine schlechte Seite zusammen darbieten. Erst wenn man den Mann ganz hemm drehte, so dass seine schlechte, d. h. seine Bückseite gegen die gute Seite des Pferdes lehnte, würde man in einer und derselben Ansicht zu- gleich beide guten Seiten haben. Und so ungefähr wollte Wagner (^) die Figuren gestellt wissen. Aber auch dies ist aus mehr als einem Grunde positiv unmöglich. Erstens nämlich wird jeder, der etwa mit ausgeschnittenen Photographien den Versuch macht, sogleich gewahren, dass durch Gewand und Panzer soviel von dem Pferde verdeckt wird, dass kein Künstler je solche Composition verbro- chen haben könnte. Viel positiver ist aber zweitens, dass bei solcher Aufstellung allerdings die abgeflachte Bückseite des Pferdes ihren Zweck erfüllen würde^ indem sie an eine Wand lehnen könnte ; (*) S. 390: Daher müssen, meiner Meinung nach, diese Pferde, wenn sie mit ihren Führern der Vernunft und Kunst gemäss verbunden werden sollen, mit denselben einen spitzen Winkel bilden. Des Pferdes Kopf müsste sich gegen die Hand des Führers neigen, und der Führer in die hohle oder eingebogene Seite des Pferdes zu stehen kommen. DIE UIOSKUREN AUF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 327 nicht ebenso aber die Abflachung des Mannes, die ja grossentheils gegen die nicht platten sondern runden Formen des Pferdes zu stehen käme, zu noch grösserem Theile aber nichts, d. h. freien Raum hinter sich haben würde. Der Ellbogen wäre ohne Zweck abgeschnitten, und die Schulterflicken müssten anders erklärt wer- den; denn eine Verankerung oben, über die Pferde hin, wäre ja undenkbar. Drittens würde grade bei dieser Parallelstellung von Mann und Boss eben das wieder verloren gehn, um dessenwillen die ganze Vertauschung vorgenommen werden sollte. Denn eben die gleichmässig schräge Haltung des Pferdekopfes und des führenden Armes, diagonal zur Fussplatte, ergiebt, dass die Hand wohl dicht am Maul sein kann, wenn Mann und Boss im spitzen Winkel zu einander stehn, dass aber, je dichter man den Mann ans Pferd heranschiebt, desto weiter wieder die Hand sich vom Maul entfernt. Soweit also wenigstens hat die üeberlieferung recht, dass Mann und Boss zusammengehören, so wie sie zusammengestanden haben, seit wir von ihnen wissen. Ist demnach sowohl Wagners Umstellung als auch Fogelbergs Anordnung, und aus denselben Gründen auch die Aufstellung an den äusseren Ecken (oben S. 310, die vorletzte) eines Gebäudes aus- geschlossen, so bleibt einzig und allein möglich Canovas Vorschlag, der, wie schon gesagt, sich als nächstliegende und natürlichste Con- sequenz des Nachweises ergiebt, dass Bosse wie Männer reliefartig standen. Denn so naturgemäss und gewöhnlich Beliefs an graden Flächen, so abnorm und selten sind solche an in rechtem oder an- derem Winkel gebrochenen Flächen ('). Während bei jeder andern Aufstellung führende Hand und Pferdemaul sich in unnatürlicher Weise von einander entfernten, kommen bei der Canovaschen grade durch die diagonale Richtung beide einander entgegen, so dass hier in der Mitte zwischen bei- den Figuren das Belief die höchste Höhe erreicht. Dass neben an- dern Arten ein Boss zu führen auch diese von der alten Kunst dem (') Grade an den S. 324, Anm. 1 citierteo Achilleussarkophagen, z.B. Ro- bert II n. 25, wo an den Ecken 2.V25a und wieder 25b 2oc, desgleichen 26/26a und 26/26b Rosse führende Jünglinge stehn, und zwar grade die, wie üben ebendaselbst gesagt wurde, den Dioskuren von M. Cavallo so ähnlichen, sind doch nie Mann und Ross durch die Ecke getrennt. 328 E. PETERSEN Leben nachgebildet worden ist, sowohl in ruhigerem als in bewegte- rem Tempo, dafür bedarf es kaum der Beispiele (0. Wenn nun aber an einer wandartigen Fläche aufgestellt, fragt sichs, ob die Dioskuren auf einander zu oder von einander wegbe- wegt gestanden haben. Letzteres würde im Grunde auch bei Fogel- bergs Anordnung herauskommen, die auch daran zum Ueberlluss noch scheitert. Denn so wenig compositionell ein leeres Dreieck zwischen Fig. 2. den Bossen und vom Centrum nach aussen ansteigende Linien, wie sie sich bei der zweiten Form der Gruppe ergeben würden, erträglich wären, so wenig wäre gedanklich das Auseinandergehn der innigen Gemeinschaft der Zwillinge gemäss. Das zu erkennen bedarf es eines raschen Ueberblicks über Dioskurendarstellungen unter jenem besonderen Gesichtspunkt ihrer Gruppierung. (0 Canova S. 251 selbst wies schon auf eine Figur des Parthenonsfrieses hin (Älichaelis, Parth. Westfries 27). DIE DIOSKUREN AUF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 329 V. DARSTELLUNGEN DIVERGIERENDER DIOSKUREN. Als Rundbilder werden wir sie wesentlich dem Beschauer zugekehrt denken, mochten sie als Cultbilder und Hauptfiguren im eigenen Tempel aufgestellt sein, wie in Argos (Paus. IL 22, 5) Fig. 3. oder Athen (Paus. I 18, 1); mochten sie als Nebeufigureri in ana- thematischen Gruppen stehen, z. B. von der Beute des Sieges bei Aigospotamoi (Paus. X 9, 4). So haben auch die capitolinischen Colosse einst wie jetzt nebeneinander gestanden wegen der Kopfwen- dung, die wie häufig, nur dem Bruder gilt, nicht dem auf der andern Seite stehenden Bosse. Ganz ähnlich haben, soweit bis jetzt zu erkennen, die lebens- grossen Dioskuren neben ihren Rossen gestanden, die unlängst neben dem Castortempel beim lacus Juturaae arg zerstückt und unvoll- «330 E. PETERSEN Ständig zum Vorschein gekommen sind ('): nackt, ruhig, jeder sein Koss am Zügel haltend, und den Kopf etwas zur Seite wendend. Es ist ein griechisches Werk aus Inselmarmor, der ersten Hälfte des 5. Jhdts, zeitlich also den erzenen Dioskuren des Hegias, an'e aedem Jovis Tonantis (Plin. w. h, 34, 79) nah. In demselben lacus steht auch noch ein kleiner Altar mit den Dioskuren, die wiederum ähnlich nebeneinander in Vorderansicht stehen, hier in Relief und ohne die Rosse, aber mit Kappen, Sternen, Schwertern und Lanzen. Solches Nebeneinanderstehn in Vorderansicht, mit mehr oder we- niger markierter Wendung gegeneinander, ist im entwickelten Be- lief, von den oben S. 1 ff. behandelten Tarentiner Thontafeln an- gefangen, sehr häufig. Für die lebhaft bewegten quirinaüschen Zwillinge kommen diese Darstellungen der ruhig beinander stehenden nun freilich nur inso- fern in Betracht, als sie es widerrathen, jene auseinandergehend zu denken. Etwas mehr Gewinn können wir uns von bewegteren Typen versprechen, unter denen keiner eher verglichen zu werden bean- sprucht als der in Lokri gefundene {}). Aber wie ? Sind die beiden dort gefundenen Dioskuren, im Anabatenschema von ihren Rossen herabgleitend, um die letzte Strecke neben diesen herzulaufen, sind sie Akroterien vom Dach des Tempels oder Theile einer Giebel- gruppe ? In diesem Falle wären sie einander zugekehrt gewesen, in jenem von einander abgekehrt. Füi* jenes hatte ich mich nach Abwägung aller Umstände entschieden, dies haben Koldewey und Puchstein vorgezogen {}). In diesem einzigen Fall kommt aber aus besonderen Gründen eines und das andere auf dasselbe hinaus. Denn durch den das Ross tragenden Triton wird die Darstellung auf die besondre lokrische Ueberlieferung, vielleicht sogar die Tempelle- gende bezogen : über das Meer, von Sparta her kommen die Zwillinge (») In Notizie 1900 S. 293 kurz erwähnt. («) Vgl. Rom. Mittheil. 1890 S. 201. Taf. IX; Antike Denkmäler I 52. Im Museum in Neapel hat man die wenigen Fragmente des zweiten nach dem ersten ergänzt. (^) Die Griechischen Tempel in Unteritalien und Sicilien S. 8. Sie stützen diese Ansicht auch auf die weibliche Figur (Rom. Mitth. 1890 S. 208). Die Spuren einer Verankerung an ihr scheinen dieser Ansicht günstig. Aber ist denn diese Figur als Mittelakroter componiert ? und wo bleibt das Palmetten- akroter a. a. 0. S. 209 ? DIE DIOSKURKN AUF MONTE CAVALLO UND JÜTURNA 331 SO eben, den Lokrern beizustehn gegen die Krotoniaten, insbeson- dere den Tempel zu schützen nach dem Willen der Tempelgöttin, wenn es, wie wahrscheinlich Persephone war ('). Vor derjenigen Tem- pelfront gefanden, welche dem nahe brandenden Meere abgekehrt war, also an dieser ohne Zweifel aufgestellt, müssen die Zeussöhne, ob einander zugekehrt im Giebel, oder von einander abgekehrt auf den Dachschrägen aufgestellt, immer verstanden werden als zu- sammen vom Meere her gekommen in parallelen Bewegungslinien, die jetzt flächenhafter Darstellung zuliebe in rechten Winkeln ge- brochen werden. Gingen sie auch als Akroterien auseinander, so würde doch dies Auseinandergehen nur scheinbar sein. Schon dess- halb, weil sie ja beide vom Boss abspringen, also nach der Bedeu- tung dieses Schemas {-) alsbald am Ziele anlangen, d. h. beim Tempel, oder in Lokri, oder vielleicht, anschaulich am meisten zur Ueberlieferung passend, auf den beiden Flügeln der lokrischen Schlachtstellung! ia cornibus bei Trogus XX 2. Als Zierrath auf desselben Daches Enden schwebend, durch das Mittelakroter geeint und dem Tempel verbunden, würden sie durch den völligen Einklang der architektonischen Idee mit der heiligen Geschichte, trotz aus- einandergehender Bewegung doch enge zusammengehalten. Was könnte aber bei solcher Aufstellung die Dioskuren von M. Cavallo zusammen gehalten haben ? und wenn die lokrischen Dioskuren gar, wie mir immer noch durch dieselben Gründe empfoh- len zu werden scheint, im Giebel beiderseits gegen die Mitte gekehrt standen, dann fällt auch die äusserliche Analogie dieses Beispiels weg; und andre finden sich, so viel ich sehe, nicht. Eine kaiserliche Münze von Thessalonike wurde früher (3) als seltenes Beispiel divergierender Bewegung der Zwillinge angeführt; aber dieser Typus ist durchaus wappenartig componiert, wie das G^enbild, der zweigesichtige Janus und zwei auseinanderspren- gende Kentauren einer andern Münze derselben Prägestätte (^). Furt wängler (Roscher's Lex. S. 1176) führte auf Münzen der gegen Bom verbündeten Italiker es als ' eine nicht seltene Abart des (») Vgl. Liv. XXIX 18, 16 mit Trogus XX 2/10; Rom. Mitth. 1890 S. 220. (*) ^'^1* Paasan. V, 9 inl xm iaxfftii) dQouto {/nontjduiyTeif S. oben S. 32. («) Combe Mus. Brut. Taf. V. Catalogue, Macedon S. 112, 32. (*) Catalogue S. 112 n. 34. 332 E. PETERSKN Typus der zusammen reitenden Dioskuren an, dass sie beide aus- einander reiten '. So viel ich sehe, ist es wesentlich nur ein in Italia, der Bundeshauptstadt copierter Münztempel (0. den einige Decennien früher ein Münzmeister Serveilius Bufus hatte in Rom prägen lassen und zwar, wie man annimmt, um auf das in der Gens übliche Cognomen Geminus anzuspielen. Der auf Familien- münzen so gewöhnliche Typus der miteinander dahinreitenden Zwil- linge eignete sich natürlich nicht, so specielle Nebenbedeutung zu erhalten : also wählte man einen auffälligen Typus, auffällig durch die Abkehr. Vielleicht können wir aber auch noch den Ursprung dieses Typus nachweisen und den Sinn jener übrigens nur partiellen Ab- kehr erkennen. Man vergleiche die Dioskuren der schönen Talosvase (2) : die Stellung der Bosse und Jünglinge ist im Grossen und Ganzen, von dem zwischen sie gestellten Talos abgesehen, fast dieselbe; erst bei näherem Zusehen gewahrt man dass Polydeukes, um Talos zu fassen, vom Bosse gesprungen ist. Auch also nur scheinbare Diver- genz : Ziel und Vorhaben der Zwillinge ist gemeisam. Nicht anders ist es bei der nahverwandten Vase des Meidias (^). Zwar nicht einen gilt es hier zu fangen, sondern jeder Dioskur entführt sein Mäd- chen; aber dennoch spaltet sich das Bild nicht: zusammen sind die Zwillinge gekommen, gleich ist ihre Absicht: Altar, Götterbild und heiliger Hain sind das gemeinsame Centrum, und die Diver- genz der Wagen ist mehr scheinbar als wirklich. Wagenaxen, Di- phroi, Bäder und staffeiförmige Aufstellung der Bosse sagen uns deutlich, dass die Wagen nicht in entgegengesetzter Bichtung davon fahren, sondern vielmehr parallel (^), grade so wie auf der Peters- burger Vase mit dem Parisui'teil, (Wiener Vorlegeblätter A. XI), die über den Göttinnen haltenden Wagen bekanntermassen nicht von entgegengesetzten Seiten her, sondern desselben Weges ge- (») Drei Varianten bei Bompois, les Types monet. de la guerre soc. Taf. 1. abgebildet. S. Friedländer, Osk. Münzen S. 81, 8; über diese Nach- ahmungen im allgemeinen S. 69 und 72. Babelon, Monn, r^puhl. IL 378. («) Arch. Zeitung 1844 Taf. IV Wiener Vorlegebl, IV Taf. V. (3) Vgl. Gerhard, Akad. Abh. Taf. XIII, Daremberg-Saglio, Dictionn. III S. 251. (*) Gedacht hat das also auch der Maler eines andren Vasenbildes mit diesem Gegenstand, aber er vermochte es noch nicht anzudeuten. DIB DIOSRUREN AUF MONTE CAVALLO UND JÜTURNA 333 kommen zu denken sind. Dass diese gegen einander, die Wagen des Meidias auseinander gekehrt sind, erklärt sich leicht: beim Urtheil ist das Weilen am Platz die Hauptsache, beim Leukippi- denbilde das Entführen und Davonreiten. In einem wie im andern Falle sind aber parallel und senkrecht zur Bildfläche geführte Be- wegungslinien einer bestimmten Stilstufe gemäss zeichnerisch aus- einandergelegt. VI. DIOSKÜREN CONVERGIEREND GEGEN EIN CENTRÜM. Kann durch solche Beispiele einer nur scheinbaren Divergenz der Dioskuren die divergierende Aufstellung der quirinalischen Dioskuren nicht begründet werden, weil bei diesen ein wirkliches und energisches Auseinandergehen sich ergeben würde, so werden nun für die entgegengesetzte Aufstellung um so stärker ins Gewicht fallen die zahlreichen, weitaus die häutigsten Darstellungen über- haupt, welche die unauflösliche Gemeinsamkeit der Zwillinge direkt zum Ausdrucke bringen. Das sind die verschiedenen auf Vasen, Reliefs, Münzen, so oft wiederholten Typen der in gleicher Richtung bewegten, namentlich der reitenden, abgekürzt auch zu den zwei nebeneinander gestellten, gleich gerichteten Köpfen. Ist hier kein bestimmtes Ziel angedeutet, so sollen sie gewiss allgemein als das zur Bettung und Hilfe rasch herbeieilende Paar verstanden werden. Mehr die innige Gemeinschaft und enge Zusammengehörigkeit kam dagegen bei symmetrischer Gegenüberstellung zur Geltung, minder abstrakt noch in so individuellen und lebendigen Darstellungen wie dem spartanischen Relief archaischen Stiles, wo beide, je mit einer Hand, den thyreatischen Siegeskranz fassen (^), als ob sie beide gleichen Anspruch auf diesen Preis hätten; oder gar die hübsche Gruppe der Astragalenspieler auf der Berliner Gemme (-). Ein abstraktes Schema dagegen ist der bekannte Typus spartanischer Reliefs, auch schon in einem archaischen Exemplar (3). Auf den Tarentiner Thontafeln (oben S. I ff.) sehen wir einen ähnlichen Ty- 0) Vgl. oben S. 39. P. Wolters hatte die Güte mich auf die Bleivotive aus dem MenelaTon {Revue archSol. 1897 18) hinzuweisen, als Darstellungen derselben Kränze. (*) Furtwängler, Roschers Lex. Sp. 1172, Ant. Gemmen Taf. 35,3. (3J S. Milchhöfer, Athen. Mitth. II S. 313, 14. 3d4 B. PKTEKSKN pus aus dem andern vorbesprochenen mehr statuarischen der neben- einandei-stehenden hervorgehen. Auch bei diesen letzteren ist ja meistens eine leise Wendung eines zum anderen vorhanden. Aber was bei den ruhig nebeneinander stehenden, mehr gegen den Beschauer als zu einander gekehrten nicht vermisst wird, näm- lich ein Ziel ihrer Bewegung, ein Gegenstand ihrer Sorge und An- wesenheit: nicht vermisst wird, weil es der Beschauer sein kann; auch bei den parallel bewegten nicht dargestellt zu sein braucht, weil noch nicht im Bereich des Auges, das ist bei den gegenein- ander gekehrten schwerer entbehrlich. Hier müssen wir sie am Ziel angelangt denken, und nahe liegt das Verlangen es zu sehen; je energischer die Bewegung der Zwillinge ist, desto mehr. Einer Gruppe wie die quirinalischen Dioskuren, wenn sie nach allem nicht wohl anders als gegeneinander gekehrt zu denken, wie in unserer Abbildung, heischt, schon damit die gewaltsam bewegten nicht aufeinanderprallen, etwas was sie trenne zugleich und verbinde, um zu finden was es etwa gewesen sein könnte, haben wir unsere Um- schau noch etwas fortzusetzen. Von den Tarentiner Tafeln haben wir uns auch einiger solcher zn erinnern, wo die Dioskuren mehr nebeneinander, gegen den Beschauer gekehrt standen, weil sie dennoch ein Objekt zwischen sich hatten wie den Altar in Typus I, oder die Soxaia, ihr eigenes Bild oder ähnliches in 2, 6, 10, 11; Mehr noch gehören hierher die Typen 34-36, wo die Dioskuren im Luftraum gegeneinander reiten, in Wahrheit freilich auch dies wieder zeichnerisch zurecht- gel^te Parallelbewegung auf den unten stehenden Speisetisch hin. Bekannt sind femer die Dioskuren als Begleiter von Sol und Lona in römischen Himmelsbildem (*). Dass diese auf das Giebel- feld des Capitolinia^hen Juppitertempels zurückgehen, wie ver- muthel worden ist(-), wurde zwar durch die von AudoUent und Hülsen (^). ins Licht g^orückte Zeichnung im ürsinianus nicht bestä- t^ darf aber nach Allan als wahrscheinlich gelten, wenn auch (M S- 0- Jaihu. Arch- Behiige S- 79 IL d«ss«n BeieichsangeD kb bei- b«bmhe: a RelWf iB VilU BoT|rb«$e. b in S« Lot>^bzo füori (s. Mmti-Dnba CL ;^>90k c d im VMikmn. e in Perasia. abgebildet a b C bei R. Rocbette, JAw i«^a\ LXXn 1 LXXn A 2 LXXH 2, e Vis<^^nti J/ms. Pie-a^wL IV 18. (') S E. Scbahe, Awb. Zeit. 1572 S, 7. i'^ V^ H&Uens Topc^. Jabivsb. ia Ki^m. Mittb. IS*^ S. 250. DIE DIOSKUREN AUF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 335 frühestens wohl erst von dem zweiten Tempel. Die Idee, den himm- lischen Göttersitz mit den kreisenden Lichtgöttern einzufassen und durch sie eben anschaulich zu machen, geht, so weit unser Wissen reicht, auf Pheidias zurück. Dass derselbe ihnen aber auch schon einmal die Dioskuren beigegeben habe (^), können wir kaum anneh- men. Später aber allerdings werden diese zu Begleitern jener. Dabei erscheinen sie in Typus und Bewegung recht verschieden : sie rei- ten (c) oder sie führen die Rosse am Zügel, entweder rasch wie die quirinalischen, jedoch in gleicher Richtung, (a e), oder sie stehen mehr ruhig neben ihren Rossen wie die capitolinischen und zwar gegeneinander gekehrt (b). Man sieht wie einige Haupttypen be- liebig vertauscht werden ; besser noch, wenn auch einige andre eng verwandte Sarkophagbilder hinzugezogen werden. An dem später zum Grabe eines Cardinais verwendeten Sar- kophag von S. Lorenzo (b) war, unter jenem Himmelsbild, das den Deckel schmückte, der Eheschluss eines römischen Paares darge- stellt. Offenbar denselben Gedanken wollte man ausdrücken, wenn man die beiden Bilder des Deckels und des Kastens in eines zu- sammenzog oder verkürzt nebeneinanderstellte, wie an den Beispie- len, die Albert (2) gesammelt hat. Hier nehmen die Gatten die Mitte des Sarkophages ein, die Dioskuren stehen mit ihren Rossen an den Ecken, auch hier bald (wie n. 201 und 205) mehr im capitolini- schen Typus, bald (wie 202) mehr im quirinalischen, die Rosse hinter sich herziehend. Darin stimmt dieser letzte Sarkophag wieder mit dem schon oben (S. 323 f.) besprochenen Thermensarkophag überein ; mit wel- chem er auch die spiral-canelierten Säulen und Meer- und Erd- gottheit unter den Dioskuren gemein hat, die sicherste Gewähr, dass diese Darstellungsweise aus dem Himmelsbilde sich herleitet. (*) In der Paudorageburt, wie sie andeutungsweise an der Basis der Le- normantschen Parthenoscopie (Michaelis, Parthen. Taf. 15) wiedergegeben ist, werden allerdings die Rosse von einem Jüngling geführt, der mit unsern quirina- lischen Dioskuren die grösste Aehnlichkeit hat. Aber die Dioskuren führen ihre eigenen, nicht fremde Rosse. Jenen Führer des Helioswagens und sein Gegenbild, den zarten Jüngling, welcher auf der Petersburger Vase {C. R. 1860 Taf. II Stephani S. 42 ff.) das Ross Selenes führt, werden wir für Phosphoros nnd Hesperos erklären müssen. («) Le culte de Castor et Pollux en Italie S. 154 ff. n. 170, 200-200- 336 E. PETERSEN In diesen Bildern also nehmen Sterbliche die Stelle der höch- sten Götter ein, und nicht genug, dass sie zwischen die himmli- schen Zwillinge gestellt werden : sie werden auch (n. 205) selbst in dem bekannten Giuppentypus von Ares und Aphrodite dargestellt. Anderswo wiedenim erscheint das Ehepaar, in heroisches Gewand gekleidet, als Achill und Penthesileia, diese sterbend in den Armen des Helden ; oder als Achill und Deidamia, jener von der Gelieb- ten sich scheidend, zu Kampf und Sieg, doch auch zum Tode eilend; und wieder stehen einfassend an den Enden, zwar nicht die Dio- skuren selbst, aber in ihrem Schema Myrmidonen und Amazonen, und eben dieser Typus oder vielmehr seine verschiedenen in Rom heimischen Brechungen schienen sich uns oben S. 320 als aus ei- nem Gemälde herstammend zu erweisen. Ist es da zu kühn sich der eben in Rom der Bewunderung ausgestellten Gemälde zu erinnern, in welchen vielleicht nicht zu- erst ein Maler überhaupt (') aber zum ersten Mal ein Maler ersten Ranges einem Sterblichen die Dioskuren als Begleiter zur Seite gestellt hatte? Im Marsforum hatte Augustus dem Eintretenden zur Linken Alexander auf dem Triumphwagen und die Personifi- cation des Krieges mit auf dem Rücken gefesselten Händen; zur Rechten (2) aber Castorem ei Pollucem cum Victoria ei Alexandra Magno, zwei Bilder des Apelles geweiht. Da standen doch ohne Zweifel die Dioskuren an den Seiten, der von Nike gekränzte Alex- ander in der Mitte, wie in jenen Sarkophagbiidern JMars mit Venus. Alexander wird freilich in dieser Umgebung weniger dem Ares ge- glichen sein als dem Himmelskönig Zeus, dessen Blitz derselbe Apelles seinem berühmten Alexander nsqawoipoqoq in die Hand gegeben hatte. Das mnss uns wohl die, wenn auch römische, Auf- stellung der Dioskuren des Hegias (s. S. 330) vor dem Tempel des Juppiter Tonans lehren, wo wir sie nun nach allem nicht wie (^) Im lakedaemonischen Anathem drC *J&rjyal(oy Pausanias X 9, 4 ist die Reihenfolge der Figuren schwerlich ganz so zu denken, wie der Perieget sie nennt; immer aber scheint die vordere Reihe der Hauptfiguren in zwei Unterabtheilungen zu zerfallen: einerseits Zeus zwischen Apollo, Artemis und Dioskuren; andererseits Poseidon und die Sterblichen. («) Vgl. Plinius n. h. XXXV 27 und 93 mit dem Commentar von E. Seilers. Die daselbst angeführten Gemälde des ehemal. cav. Campana (Man. ined. d. Inst, III 9 f.) können freilich nicht als antik gelten. DIE DIOSRURRN AUF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 337 Jahn meinte (Ol neben der Thür sondern zur Seite aufgestellt zu denken haben, etwa wie die Reiter — man darfauch hier Dioskuren vermuthen — auf den Treppen wangen des pompejanischen Juppiter- tempels am Forum (2). Dem Apelles schon solche Darstellung der Dioskuren, die ich ihre Rosse von hinten nach vorn ziehend, also in starker Verkür- zung dargestellt denke, zuzuschreiben, berechtigt uns ein andres Alexanderbild, in welchem jene Leistung schon überboten wird, die Alexanderschlacht der casa del Fauno. Der Perser, welcher von seinem Ross gesprungen ist, um es dem Oiathres (?), statt des ihm unter dem Leibe erstochenen darzubieten (3), steht zu seinem Rosse ähnlich wie die quirinalischen Dioskuren, nur dass er das Ross nicht hinter sich herzieht wie jene, sondern im Gegenteil zu- rückdrängt, und dass zweitens die ganze Gruppe umgekehrt ist, nicht von vom sondern von hinten gesehen wird: eine bedeutend schwierigere Aufgabe. Dass es nun möglich wäre, nach diesen Analogien für die qui- rinalischen Dioskuren eine Mittelfigur, etwa einen Juppiter oder Kaiser auszudenken soll gewiss nicht geleugnet werden. Dass eine solche Mittelfigur nicht wohl auch reliefartig an eine Mauer ge- lehnt s^in konnte, sagt man sich leicht; aber sie hätte ja z. B. in einer Nische stehen können. Doch es muss genügen, dies zu ei-wähnen, da weiteres kaum dafür beizubringen sein dürfte. Ein Wort genügt auch über eine andere Mittelfigur, welche die Dioskuren oft zwischen sich haben: eine weibliche Gestalt in Cj Archaeol. Beitr. S. 92. oft nachgesproclien. Die Beispiele sind aber nur eben dieser Tempel des Tonans, und die P'of^elbergsche Idee von den qui- rinalischen Colossen. Denn Caligulas Eingriff in den Castort^mpel, bei Suetun Calig. 22, wie Cassius Dio 59, 28, ist auch jetzt noch wenig klar. Eher, scheint mir, konnte man an die eixoyeg Innitov vor den Propyläen der athenischen Akropolis erinnern, die, wie Pausanias I, 22, 4 angiebt, auch für die Söhne Xenophons gehalten wurden, welche ' Dioskuren ' hiessen (vgl. die Anmerkung bei Jahn-Michaelis zur Stelle). (*) S. Mau, Pompeji in Leben und Kunst S. 56 und die Restauration 8. 42, bei der allerdings nicht an Dioskuren gedacht zu sein scheint. (?) Unbegreiflich ist die gewöhnliche Erklärung, die nur die schriftliche Ueberlieferung ins Auge fasst aber nicht von den markanten Zügen des Bildes sich Rechenschaft giebt. Die richtige Erklärung, schon vor mehr als einem halben Jahrhundert ausgesprochen, ist von Welcker, Kl. Sehr. III 472 abge- wiesen worden. 838 K. PETERSEN Vorderansicht, oft idolartig steif dastehend, verschleiert oft, und anch mit Attributen einer Göttin (*). Helena nennt man sie gewiss mit Becht, wenn sie auf spartanischen Reliefs so dargestellt ist, und denselben Namen wird man ihr auch anderswo gegeben haben. Das» sie durch Mondsichel oder Fackel als Nacht- oder Mondgöttin bezeichnet ist, passt durchaus zu der schon hervorgetretenen Be- ziehung der Dioskuren zum Sounenauf- und Untergang, zwischen denen, wie einerseits der Tag, so andererseits die Nacht liegt. Aber auch diese Vorstellung wird ausgeschlossen durch die heftige Be- wegung unserer Dioskuren ; denn fast ausnahmslos (-) sind dieBruder neben Helena, ob reitend oder stehend, in Buhe dargestellt, wie es künstlerisch allein zulässig scheint. VII. DIOSKUREN AM BRÜNNEN (JÜTÜRNa). So bleibt nur noch ein Gedanke, der, irre ich nicht, mehr als jeder andere von verschiedenen Seiten sich empfiehlt. Ein kleines Weihrelief in Neapel, das im J. 1787 durch Guattani Monum. S. 40 bekannt gemacht, von Jahn, Arch. Beitr. S. 92 besprochen wor- den war, zeigt, durch eine Horizontale und zwei Verticale abge- theilt, in drei oberen Feldern, links und rechts, also wiederum an den Ecken, die Dioskuren, im capitolinischen Typus ihre Bosse am Zügel führend, zwischen ihnen im mittleren drei Nymphen im (1) So die spartanischen Reliefs, Athen. Mitth. II S. 383 n. 4 und 201 ff., der Sarkophag Arch. Zeit 1868 S. 39, drei Reliefs in der Earalitis, S. 845 und die Münzen aus denselben Gegenden Kleinasiens, vgl. Imhoof-Bluiner, Monn, grecques S. 345, 110 und Hill Catalogue uf the greek coins ofLyciavL.s.w, Akalissus, S. 40, Ariassus S. XCVIII ; Codrula S. 211, Termessus tnajor S. 270; Verbe S. XCVII; Pednelissus S. 234, l,wo in der Mitte nur die Mondsichel ist, wie auch in Prostanna S. 239 ; ähnlich in Sagalassos S. 240 ff. 20 und 23 zwischen den Altären der Dioskuren eine schlanke Säule. Hiermit vergleichen sich das spartan. Relief a. a. 0. 220 und eines von Tripolis Ath. Mitth. IV 144, 2. Mit dem in nächster Anm. citierten Relief aus Macedonien gehören hierher auch die von Hülsen Rom. Mitth. 1888 S. 315 angeführten aus den Donauländem, in denen Helena und die Schlangen aus den eben angeführten Monumenten herstammen, das Opfer aus den Xenienreliefs, oben S. 24, die capitolinische Trias, Sonne und Mond und die merkwürdigen Liegenden aus den S. 334 f. erörterten Bildern. (*) Ausnahme macht das Relief von Stobi, Rev, arch. 1873 11 S. 40. DIE DIOSRUREN AUF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 339 bekannten Schema, ihre muschelförmigen Geisse vor dem Schoss haltend. In den unteren Feldern steht unter den Diosknren die Weihinschrift; in dem mittleren, unter den Nymphen, ist ein lie- gender Wassergott dargestellt. Diese Zusammenstellung hat der Verfertiger der kleinen Tafel oder sein Auftraggeber natürlich nicht ersonnen; sie giebt sich unmittelbar als Nachbildung einer der Brunnenanlagen, an denen das kaiserliche ßom, nach Ausweis der Nolitia, so reich gewesen sein muss wie wohl nie ein anderer Ort der Welt. Treffend erinnerte schon Jahn, wegen der Verbindung der Dioskuren mit dun Nymphen, an die Juturna, von welcher nicht bloss der Quell beim Castortempel seinen Namen hat, sondern in Som selbst noch ein anderes Wasser, das seitdem im Marsfeld bekannt geworden ist, an dem Juturna mit den Nymphen zusammen ver- ehrt wurde. Die Juturna beim Castortempel ist uns jüngst wieder vor Augen gekommen, wie oben bereits erwähnt worden, und in diesem Zusammenhang noch etwas näher zu erörtern ist. Obgleich Boni's Spüreifer, dem alles Vorhandene verdankt wird, noch weitere Anzeichen älterer Anlagen sucht, wird das Haupt- bild kaum wesentlich verändert werden, und schon jetzt ist zu erkennen, worin die Hauptveränderung der Quellenfassung bestanden hat. Sie liest sich sogar an dem mit zwei fast gleichlautenden Inschrif- ten veraehenen jD^/^a/ ab ('). An seinem jetzigen Platz, wo das Unter- lager desselben etwa 3 M. über dem Boden des Lacus und der Ausmündung der Quelle liegt, kann es wirklich nur eine Brunnen- mündung gewesen sein; und es fehlen ihr nicht die Zeichen, dass man an Seilen die Schöpfgefässe durch sie heraufgezogen hat. Von den zwei Inschriften hat nun aber nur die aussen am Cylinder eingemeisselte den Zusatz puteaL Wie dieser zu der ge- genwärtigen höheren Aufstellung passt, zu der man ein wenig anstieg, so scheint die andere oben auf der wagrechten Fläche um die Mündung eingegrabene, eben weil ohne den Zusatz pufeal, auf eine andre Aufstellung schliessen zu lassen, tiefer, unmittelbar (>) S. Nothic 1900 S. 293 m-barbativs pollio aed • cvr ivtvrnai • SACRVM PVTEAL. Boni hält (ich zweifle, ob mit Recht) das pvteal in der zweiten Inschrift für einen späteren Zusatz, wie auch das fast getilgte REST, am Ende der dritten Zeile. Nach dem Charakter des Ornaments schreibt er das Werk Neronischer Zeit zu. 340 K. PETERSEN Über dem Quell. Auf den Denaren des Albinus (0 ist ja nun das Juturnawasser auch anders gefasst und zu erreichen: die Bosse trinken es aus einem labrum, das an Grösse, wenn wir diese nach den Dioskuren und ihren Bossen, als lebensgrossen, bemessen, und an Form dem von Boni gefundenen puteal sehr ähnlich sieht. Nur ist auf den Münzen der Cylinder dünner, wogegen Fuss und Eopf um so stärker ausladen, eine Verschiedenheit die gewiss nicht verbietet, beide Dinge für identisch zu halten, wenn das sonst sich empfiehlt. Und das scheint der Fall zu sein. Die Münzen werden nämlich um das Jahr 90 y. 0. datiert (^), und es liegt nahe zu denken, dass eine neue Fassung des heiligen Wassers eben Anlass gab, jenen Stempel zu schneiden. BarbatiusPoUio aber, der die wieder aufgefundene Marmorfassung als Aedilis Ourulis geweiht hat, wird von Cicero in seinem letzten Lebensjahr erwähnt in Phil. XIII, 3 : naufragia Caesaris amicorum Barbas Cassios, Barbatios Pol- Hortes (^). Er hätte allerdings damals im J. 43, ein hoher Siebziger sein müssen, wenn er die Quellfassung geweiht haben sollte, die auf einer Münze des Jahres 90 v. C. abgebildet worden ist. Un- möglich scheint das nicht zu sein, und wenn wir annehmen, dass im Anschluss an den nach 117 v. C. begonnenen Neubau des Castortempels auch der Juturnaquell eine zeitgemässe Herrichtung erfuhr, so dünkt es mich sogar sehr wahrscheinlich, das diese und der von Albinus auf seinen Münzen abgebildete, endlich die von Barbatius PoUio geweihte Fassung, alle ein und dasselbe Ding gewesen sind. Denn bevor durch Anlage des jetzt aufgedeckten lacus^ den wir mit dem Tiberianischen Neubau des Eastortempels in Verbindung bringen dürfen, die älteren Verhältnisse des Quells und seiner Umgebung so gründlich verändert wurden, waren die Bedingungen für die Stiftung des PoUio keine anderen als für das Becken das wir auf dem Albinusdenar sehen : dieses bekommt sein Wasser nicht von oben, und jene Marmorfassung war noch kein wirkliches puteal^ stand noch nicht in grösserer Höhe über dem aufquellenden Wasser. (0 Babelon, Monn. ripuhU H, 377, ff. (*) S. Mommsen, Gesch, d. röm. Münzwesens S. 558, n. 173, Babelon a. 0. (3) Cassius Barba, der anderswoher bekannt war, haben die Heraasgeber als eine Person anerkannt; Barbatius PoUio dagegen haben sie durch Inter- punction in zwei getheilt. DIE DIOSKÜREN AUF MONTE CAVALLO UND JUTÜRNA 341 Aber, wird man fragen, kann denn die vorhandene, aas drei Theilen: Fuss, Cylinder, Kopf, bestehende Marmorfassung, die doch kein labrum sondern ein puteal scheint {^), je so bis an den Band mit Wasser gefüllt gewesen sein, wie wir uns das Becken des Albinusdenars, nach der Art wie die Pferde daraus trinken, zu denken haben? Allerdings; denn die jetzige, im Boden des lacus befindliche Ausflussöffnung, kreisrund mit Ziegeln ausgelegt, hat geringeren Durchmesser als die innere Weite des PoUionischen Marmorcylinders. Denken wir uds diesen, was soviel ich sehe, technisch keine Schwierigkeiten bereiten könnte (2), entweder un- mittelbar auf jene Quellöffnung aufgesetzt oder mit noch einem zwischengelegten Gliede, so dass die Höhe der Fassung den höch- sten Stand des aufsteigenden Wassers — er erreicht im lacus, so viel ich gehört, etwa M. 0.75 Höhe — noch um ein Weniges über- ragte, so wäre die bis oben mit Wasser gefüllte Fassung des PoUio mehr ein labrum als ein puteal gewesen. Auch das labrum auf dem Albinusdenar hat nicht etwa von oben herabrinnendes Wasser aufgefangen. Das werden wir zwar allein aus dem Fehlen jeglicher Andeutung auf dem Münzbilde nicht schliessen, wohl aber, wenn wir dazuhalten die mit dem gegenwärtigen Zustande übereinstim- mende Beschreibung des Dionysios : r^g hßdSog fj nagd to tsgöv rrjg ^E^frCag ävaiiicotn Xifivrjv noiovda sfißvd^iov oXiyrjv (3). d. h. das Wasser steigt von unten herauf, und muss also auch jenes labrum von unten herauf gefüllt haben. Beim ersten Castortempel mag also das Wasser noch in einem nicht nel weniger natürlichen lacus, als ihn Dionysios vor dem (>) Man kann nicht wohl annehmen, dass der obere Theil der Brannen- mündung aus einem Becken zurechtgeschnitten sei. (*) Eine Analogie bietet der cantharus der im Paradisus der alten Peters- kirche Htand : die grosse erzene pigna, die damals oben noch offen, von unten zugeleitetem Wasser bis an den Hand gefüllt wurde. Analog sind auch die in Wandgemälden z. B. BulL comun. 1874, XVII mit innen aufquellendem Wasser, dargestellten Krater. (^ Hestia nennt er, weil der Kastortempel noch nicht existiert und auch zu jenem das Jutumawasser gehört haben mag, wie Boni, Notizie 1900 S. 591 annimmt) obgleich die Vestalen eigentlich aus dem Quell derEgeria schöpften. Das Praesens ist offenbar nicht von der Zeit des Dionysios sondern des im Prae- sens erzählten Vorgangs zu verstehn. Zum Ausdruck vgl. Dionysios, I 32 die xQtjyldti V7t6 Ttttg nijQiag ifjßv&ioi im Lupereal. 23 342 £. PETERSEN Sieg am Begillus denkt, stagniert haben. Nach dem Neubau des Metellus wurde der Quell im Boden fest umgrenzt und an be- stinmiter Stelle aufzuquellen genöthigt und hier im Marmor- behälter des PoUio zusammengefasst. Bei diesem werden auch die Marmorstatuen der Dioskuren Aufstellung gefunden haben. Auch sie, die doch wohl nicht in und für Rom gemacht, son- dern als Beute etwa von Tarent nach Rom übergeführt wurden (*), aber natürlich damals noch heil waren, erzählen uns von mehr- fachem Wechsel, den sie erlebt Haben sie zuerst ungebrochen, und die Bosse ohne Stützen auf ihren Füssen gestanden, so sind sie später, von einem Unfall betroffen, zerbrochen, so dass bei einer Bestauration den Leibern die Baumstämme als Stützen untergesetzt werden mussten, und die ergänzten Füsse nur scheinbar auf der Fussplatte standen. Da sie bei der gewaltsamen Zeistönmg des späteren lacus in diesen hineingeworfen worden sind, müssen wir annehmen, dass sie auch in dessen Nähe noch als Reliquien einen Platz bekommen haben. Ob sie aber für diese oder für die frühere Neuaufstellung in der angegebenen Weise ergänzt worden sind, können wir wohl nicht ermitteln. Nur das dürfte ausser Zweifel sein, dass, wie schon 296 von den Ogulniem eine lupa mit den Zwillingen beim lupercal und ficus ruminalis aufgestellt wurde (^), man bald auch die Dioskuren beim Wasser der Juturna nicht missen wollte. Dass sie, und zwar in der stückweise wiederge- fundenen Gruppe, daselbst auch schon im Jahr 90 standen, mögen (1) Die capitolinische Wölfin freilich ist m. E. für Rom, aber nicht in Rom angefertigt worden. (*) Dass die Wölfin, nnd zwar die capitolinische dort schon viel frühe gestanden habe, die Ognlnier nnr die Zwillinge dazu geweiht haben, wie es kürzlich Dieterich Rh. Mns. 1900 S. 205, dargelegt, vor ihm Rayet Mon. de Vart. ant, und Fröhner Medaillons de Vemp, romain S. 288, 2 behauptet hatten, ist nicht blos eine durch nichts empfohlene sondern durch Hehreres widerrathene Vermuthung. Denn erstlich hat eine Wölfin ohne die Zwillinge grade beim ficus ruminalis im Lupercal keinen Sinn; zweitens ist die capi- tolinische Wölfin in den wesentlichen Zügen von dem Typus der alleinigen verschieden ; drittens nöthigt die Wortstellung ad ficum Ruminalem simula- cra infantium conditorum urbis sub uleribus lupae posuerunt sicherlich nicht, die lupa vorherexistierend zu denken ; vielmehr würde Livius dann die beiden Ortsangaben zusammengefasst haben. Er hat nur die Stadtgründer vor der Wölfin nennen wollen. DIB 0I03RUREN AUF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 343 wir auch noch dem Denar des Albinus entnehmen; wenn gleich weder die Bosse noch die Jünglinge genau copiert sind : hinter dem Brunnen oder zu beiden Seiten, natürlich ungeßhr auf gleicher Höhe mit der Marmorfassung werden sie da gestanden haben. Jede Spur dieser früheren Aufstellung musste verschwinden bei der Neuordnung, die wir dem Tiberius zuschreiben dürfen, wie die vorhergehende mit dem Neubau des Metellus zusammenzu- hängen schien. Durch die allgemeine Aufhöhung des Bodens kam jetzt die Quelle so tief zu liegen, dass die alte Marmorfassung da unten unzugänglich und sinnlos gewesen wäre. Man errichtete also jetzt den mit Marmor incrustirten lacus, in dessen Mitte das Inselchen sich zu gleicher Höhe erhob wie der ursprünglich auf allen vier, später nur noch auf drei Seiten liegende gleichfalls marmor- verkleidete Umgang, der gegen den lactis von einem Geländer umgeben gewesen zu sein scheint. Seine gegenwärtige Begrenzung auf den drei freien Seiten durch eine rohe Mauer, auf der rings Beste einer Travertinschwelle liegen, dürfte weit späterer Zeit an- gehören, als vielleicht der ganze lacus schon ausgefüllt war. Auch zu dieser glänzenderen Ausstattung werden die alten restaurierten Dioskureu mit ihren Bossen gehört haben ; und als neuere Zuthat der kleine Altar mit Zeus und Leda auf den Schmalseiten, den Zwillingen, ohne Bosse aber mit Schwertern und Lanzen, mit Kappen und Sternen auf der einen Langseite, und einer Fackel träger in auf der andeiii. Diese Juturna zu nennen hat keinen Anhalt. Es ist auch nicht die gewöhnliche Mondgöttin; eher Helena, die ja in den Kreis der Dargestellten hineingehört. Sie würde hier, durch die Fackel, wie anderswo durch dieselbe oder durch die Mondsichel, als Nacht- oder Mondgöttin bezeichnet, dasselbe bedeuten, was, nach Mommsen, die Mondsichel über den ihre Bosse tränkenden Dioskuren des Albinusdenars bedeutet, nämlich dass es Abend ist, als die Dioskuren an dem Quell ankommen {}). Wo nun die Dioskuren, und wo der Altar in der neuen lacus- Anlage ihren Platz gehabt, das kann nur gerathen werden, da Sparen ihrer Gründung nicht vorhanden sind; aber dem Bathen ist wenig Spielraum gegeben. Unmittelbar neben dem Quell, wie es für die Dioskuren früher möglich schien, konnte es jetzt nicht (*) Dionysias VI, 13, tibqI ^üXtjv otpia»^ to tiXog Xaßovatjg r^g /"«/»7?. Vgl. unt^n S. 346. 34 i E. PETERSEN mehr sein ; wo aber wird man sie passender aufgestellt denken als auf der Insel, mitten im lacif^; und wiederum: welchen andern Zweck kann diese Insel gehabt haben als solche Dinge zu tragen ? So hat man denn auch anfangs den Altar auf die Insel gestellt, womit diese freilich nur zum kleinsten Theil gefüllt wurde : denn sie hat grade auch noch für die Statuen Platz, wenn man die Bosse und Jünglinge an die äusseren Schmalseiten, und dazwi- schen den Altar stellt. Ein solcher erscheint in Tarent zwischen den ohne Bosse stehenden Zwillingen (oben S. 7) (0« anderswo auch zwischen den reitenden oder neben ihren Bossen stehenden {}). Die Marmorfassung des PoUio erhielt jetzt einen andern Platz, etwa drei Meter höher und näher zum Palatin, wo sie nun als wirk- liches puteal diente, aus dem das in der Tiefe dahin geleitete Wasser der Jutuma emporgeholt wurde, vor einer Kapelle mit dem Bilde der Juturna, und mit ihrem Namen am Gebälk {}). Die Darstellung der Dioskuren beim Quell der Juturna am Forum (^) ist also genügend verbürgt ; dieses Wasser wird sogar von Dionysios a 0. ihnen selbst heilig genannt, es trage ihren Namen xQrjvr] xaXovfiärrj ve %wv x^ewv tovtwv xal iegä slg %6de VIII. DER DIOSKUREN BEZUG ZUM WASSER IM ALLGEMEINEN. Sollte jiun wohl das Baden der Dioskuren und ihrer Bosse an diesem Wasser nur ein erst in Bom beliebig aus dem Leben aufgegriffener Zug sein, um die Erscheinung der Dioskuren anschau- te Wegen der Schalen würde er sehr gut auch zu denen passen, die in Typus 20 und 22 (Fig. III) neben ihren Rossen stehen. («) Vgl. Albert, le culte de C. et P., n. 175; Athen. Mitth. II 205 ein Opfertisch (s. oben S. 42, 3). So ebda S. 395 n. 220; IV 144 n. 2. {?) Notixie 1900, S. 292 f. Sollte das Wort puteal, wie S. 339, 1 er- wähnt, wirklich ein späterer Zusatz zu der zweiten Inschrift sein, dann würde auch diese, soweit mit der]oberen gleichlautend, ursprünglich, und nxurputea^ ein bei der Hoherstellung gemachter Zusatz sein. (*) Bei jenem andern Wasser auf dem Campus, der ' aqua Virginea, ' hatte Lutatius Catalus der Jutuma eiyn Tempel erbaut, wo ihr mit den Nymphen geopfert wurde (s. Ephemerit epiqr., I, S. 36, Preller-Jordan, Rom. Mythol. II, 128). Sollte der Sieger von Vercellae bei dieser Jutuma der Dioskuren vergessen haben, die seinen Sieg ebenso wunderbar nach Rom gemeldet hatten wie den am Regillus? Vgl. Florus, I, 38, 20. DIB DIOSKUREN AUF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 345 lieber und lebendiger zu gestalten, mit zufalliger Anlehnung an den Torbandenen Quell? Man darf fragen, ob nicht ein nothwen- digerer Zusammenhang der Dioskuren mit den Quellen in ihrem Wesen begründet war, und ob nicht auch dieser Zug mit der übrigen Sage aus Tarent oder Lokri übertragen sei, und dadurch eben die Ansiedelung der ritterlichen Zwillinge neben der Quelle veranlasst worden sei. Standen doch auch in Lokri ihre Altäre am Flusse Sagra, dv x^r^Xvxäg (also ihn als Quelle ansehend?) diofid- Cov(T$r^ iff'ov ßwuoi JiotXxovQcoVy neqi ovg AoxqoI KqoTUiviäxag ivixTjCav. Als ich in Lykien, wo in kaiserlicher Zeit Dioskuren mit und ohne Helena auch auf Münzen häufig sind, ein drittes Re- lief der Zwillinge, mit Helena in der Mitte, fand (0, zu zweien die schon Schönborn beschrieben hatte, und auch dies dritte bei ähnlichen Naturverhältnissen, wie sie schon Schönborn bei seinen zweien aufgefallen waren (-), nämlich an Stellen, wo die Wasser sich gewaltsamen oder wunderbaren Durchbruch und Ausweg aus eingeschlossenen Thalbecken geschaffen haben, da drängte sich auch schon die Frage auf, ob die Dioskuren zu vor- und durchbre- chendem Wasser und Quellen ursprüngliche, im Mythos begrün- dete Beziehung hätten. Es Hess sich an den Tempel erinnern, wel- chen Byzas (nach Hesychius Milesius 15 in Fragm. hist. gr. N. 19) gegründet hatte; besser an die Quelle üoXvSevxeia beim Heiligthum des Polydeukes in Sparta {^) ; an den Quell des Amykos, dessen un- holden Hüter Polydeukes bezwingen musste, um sich und den Argonauten das Bad zu gewinnen. Bei Levetzova, unfern einem alten Heiligthum der Dioskuren bei Krokeai (^), ist ein Diosku- renrelief heut über dem Laufbrunnen, freilich einem Platz der für Aufbewahrung von antichitä beliebt ist, eingemauert. Unter den vielen Darstellungen altgriechischer Brunnenhäuser, wie sie uns jetzt in Athen, Korinth, Megara wieder anschaulich zu werden beginnen, die hübscheste ist das Bild einer sfg. attischen Hydria 0) Vgl. Reisen im Südwestl. Kleinasien, II, S. 168 f. (3) S. Schönborn bei Ritter, Kleinasien XIX S. 850. («) Albert, le culte de C et P. S. 164, 216: ein Skarabaeus mit dem Bilde des * Kastor ', der Wasser aus einen Brunnen schöpft. (*) Paus. III 21, 4; Curtius, Pelop. II. 267, Athen. Mittheil., II, 1 S. 389, 208. 346 R. PETERSEN im Britischen Museum ('). Hier fliessen die xqovvoI aus Röhren, deren zwei an den Seitenwänden der Säulenhalle die gewöhnliche Form von Löwenköpfen haben ; die zwei mittleren an der Haupt- wand aber tragen je eine Beiterfigur so, dass die Bosse nicht mit den Füssen darauf stehen sondern selber gleichsam auf den Röhren reiten. Walters nannte sie Bellerophon, Wiegand gewiss richtiger Dioskuren. Sollte es ferner zufällig sein, dass die indischen Diosknren, die Asvins deren ürverwandtscliaft mit den griechischen selbst V. Wilamowitz (2) zugiebt, ebenfalls als Wasserspender verehrt wm-den. Oldenberg in seiner knappen Zusammenfassung der Haupt- züge des hilfreichen Wesens der Asvins erwähnt nur, dass sie auch Kühlung schaffen. Aus Myriantheus entnehme ich als vedisch die Vorstellung dass * sie den Brunnen von der Stelle gerückt, den Boden nach oben und die Oeffnung nach unten gekehrt ', infolge dessen die Wasser strömen (3). Der Wechsel von Licht und Dunkel, im täglichen Umschwung stellt sich in den Asvins ähnlich wie in den Dioskuren dar. Solche Lichtnatur der Söhne des lichten Himmelsgotts (wie ihrer Schwes- ter Helena), scheint in ihren weissen Bossen hervor, lang ehe sie Sternen geglichen, in Sternen angeschaut werden und Sterne auf ihren Kappen tragen; sie scheint hervor in ihrem Reiten durch den Himmelsraum, wie sie über Land und Meer zu Hülfe eilen, in Sturm und Kampf, vom Sieg auch rasche Botschaft bringen. Dass die Schlachten, an welche sich solche Sage heftete, um die Sommersonnwende fallen (*), weist auf denslben mythischen Grund. Vielleicht noch bedeutsamer ist, dass die Zwillinge die Kunde noch selbigen Tages bringen, so z. B. in Rom am Abend {^), Abends kommen sie auch bei Phormio in Sparta ins Quartier, um früh am nächsten Morgen wieder zu verschwinden, den Tisch, an wel- (») Abgebildet Ant. Denkm. II Taf 19 mit Text von Th. Wiegand. Pho- tographie beim Institut. Vgl. Walters, Catalogue of vases H n. 329. («) Euripides, Herakles II«, S. 14, 1. (3) Oldenberg, die Religion der Veda S. 215; Myriantheus, die Asvins oder arischen Dioskuren S. 131. («) S. A. Mommsen im Philologus 1856, S. 706. (^) S. oben S. 343 Anm. 1. Schol. des Persius, II, 56: aliquando nocte Penen Macedoniae regem nunciaverunt victum, Florus, I, 28, 14 eodem die. DIE DIOSRURBN AUF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 347 chem sie ihre Mahlzeit gehalten, hinterlassend ('). Dazu der Wechsel ihres Daseins oben am Himmel und unten unter der Erde. So kreisen sie denn in jenen späteren Darstellungen mit Helios und Selene um Erde und Himmel, aber der Quell an welchem sie sich und ihre Bosse von den Mühen der Beise erquicken, dürfte schon früher aus derselben Idee entsprungen sein wie der wun- derschöne See, aus welchem Helios am Morgen aufsteigt (Od. III), den Göttern und Menschen zu leuchten, gelegen da, wo auch Behausung und Beigenplätze der Eos sind; nach Aischylos der purpurne Schwall des gerötheten Meeres und der allnährende See der Aithiopen, wo der allschauende Helios immer seinen göttli- chen Leib und die Müdigkeit seiner Bosse an warmen Strömen weichen Wassers erfrischt. Was die Dichtung hier in unendlicher Ferne mythisch wun- derbarer Umgebung geschehen lässt, das ist, als Thun der ins menschliche Leben eintretenden Dioskuren, in die Sphäre alltägli- chen Daseins hineingestellt, ohne dass doch das Wunderbare gänz- lich abgestreift wäre. Das Labsal aber das die Dioskuren selber nach schwerer Mühe geniessen, oder erst erkämpfen müssen, das theilen sie, Quellen spendend, gnädig auch andern mit. An der Juturna des Forums waren, und sind heute wiederum, die Dioskuren zweimal im Bilde gegenwärtig ; bei der Juturna des Campus Martins (s. S. 344,4) wird uns von ihnen nichts gesagt, was, wie bemerkt, uns wundem mag. Nicht grade mit dieser, näher nicht bekannten, aber mit irgend einer Brunnenanlage im brunnen- reichen Born nun endlich auch unsere quirinalischen Dioskuren einst verbunden zu denken, scheint näher als irgend ein anderer Ge- danke zu liegen: weder die capitolinischen Götter, noch Helena, noch was wir sonst als Ziel und Mittelpunkt zwischen ihnen ge- funden haben, würde so wohl sich eignen, zwischen diese stark (0 Paus., in, 16, 3. Unter den Einwendungen, die v. Wilamowitz gegen die Deutung der Dioskuren aus Naturanschauung macht, ist auch dieser: ' in Indien opfert man den Asrins bei Sonnenaufgang: schOn, in Hellas that man es nicht. * Ich hekenne nicht zu wissen, was zu dieser Behauptung berechtigt. Uebrigens würde das Opfer Abends für jene Ausdeutung der Dioskuren ebenso passend sein wie Morgens. Die natfirliche Zeit der U^ia, wofern der Gast nicht zu Schiff kommt, pflegt doch der Abend zu sein, wo auch Telemach in Sparta anlangt. 348 B. PETERSEN bewegten Colosse gestellt zu werden. Dorch ihre ganze Herrich- tung erschienen sie ja schon als ein architektonisches Dekorations- stück, und yermuthlich ist es eben die Grösse der baulichen An- lage gewesen, die ihnen diese riesigen Verhältnisse geben liess. Der Umriss der so, wie uns nöthig schien, zusammengestellten Fi- guren, ergiebt eine von beiden Seiten her über den Bossen anstei- gende, dann über den Köpfen der Bosse und Männer wagrechte Linie. Es braucht nur an den Treppenaufgang des Senatorenpalastes erinnert zu werden, um zu erkennen, aus welchen Bedingungen sich ergiebt was hier vorausgesetzt wird. Dass die Bedingungen solcher Maskierung grossartiger Treppenanlagen bei den römischen Hügeln sich häufiger finden als anderswo ist bekannt, und dass die Wasser- fülle des alten Boms zu ähnlichen und grossartigeren Anlagen reizte, das braucht kaum gesagt zu werden. In der That haben die Dioskuren von M. Cavallo soweit im- sere Ueberlieferung reicht, fast immer einen Brunnen vor sich ge- habt. Ehe Plus VII die grosse Schale vom Marforio davor stellte, stand schon ein anderes Bassin vor ihnen; und auch schon bevor Sixtus V sie neu aufstellen liess, scheinen sie einen Brunnen vor sich gehabt zu haben. Auf den Stichen und in den Ansichtsplänen ist er schon verschwunden, aber die Mirabüia Romae (Jordan Top. II S. 619, 14) überliefern als thatsächliche Unterlage ihrer prophetischen Ausdeutung den Brunnen wie die Jünglinge mit den Bossen ^ ante caballos femina serpeniibus circumdata sedet Habens concam ante 5^,. . . ut (0« wie es nachher erklärt wird, quicumque ad eam ire voluerit non poteril nisi laveiur in conca illa. Dieses Weib, natürlich auch ein marmornes, ist, wie Michaelis S. 252 gesehen hat, vielleicht noch vorhanden im Palazzo Giusti- niani, aber freilich so stark zerstört, dass das Wesentlichste jetzt fehlt (^). Wir können sie kaum für etwas anderes als eine Hygieia (0 So ist natürlich an zweiter Stelle zu rerbinden, nicht mit Jordan Tor ante se ein Komma sn setzen. (*) Von etwas oberhalb des Schosses vorn, hinten fast vom Sitz anfwärls ist Alles modern oder, wie der Kopf, nicht zugehörig. Unten ist der Fels mit den Füssen nea. Fels auch an der 1. Seite der Figur angestückt. Die Schlange kommt hinten unten am Fels zum Vorschein, zieht sich grad daran empor, legt sich auf dem Felssitz nm die r. Seite der Figur, windet sich über ihr r. Knie hinab, umkreist den Schoss und dann den eigenen Leib überschneidend DIB DIOSRUREN AUF MONTE CAVALLO UND JUTURNA 349 halten, die aus einer Schale die riesige Schlange trinken Hess, welche von hinten her die Sitzende umringelt und mit zwei mäch- tigen Windungen auf ihrem Schosse lag. Einerlei, ob nun diese Schale unter der conca zu verstehen oder noch eine andere (*): es scheint, damit jene Ausdeutung einen Halt habe, nöthig, dass in der conca Wasser geflossen, also die Figur, wovon jetzt an der Oiustinianischen Statue nichts zu sehen, wie so viele andre zu einer Brunnenfigur gemacht war. Damit soll nicht etwa gesagt sein, dass unter der Gestalt der Hygieia hier Juturna dargestellt sei, weil Servius nach Varro 1. 1. V 71 bezeugt Juturna fons est in Italia saluberrima juxta Numicum flumen, cui nomen a iuvando est inditum, und dass diese Statue die ursprünglich zum Dioskurenquell zugehörige Nymphe gewesen sei ; noch weniger freilich dass man bei der mittelalterlichen Auf- stellung sich solcher üeberlieferungen erinnert habe; nur das Be- wusstsein dass die Colosse früher zu einer Brunnenanlage gehört haben, möchte sich in jener Zusammenstellung fortgeerbt haben. Vielleicht ist auch die Nachbarschaft der beiden jetzt capitolini- schen Flussgötter welche im Mittelalter sich nahe bei den Diosku- ren befanden (2), nicht zufällig. — Ein Wort endlich zur kunstgeschichtlichen Frage. Man hat geglaubt, die Inschriften seien im J. 1589 vertauscht worden, und fand ihre Aussage unter dieser Voraussetzung durch die Stilanalyse bestätigt. Hat sich dagegen die Vertauschung als nichtig erwiesen, so fällt natürlich das ganze auf die falsche Annahme errichtete Gebäude zusammen, und die Inschriften verlieren ebensoviel an Werth, als man ihnen zufügen zu können vermeinte. Gewiss sind beginnt sie eine zweite Kreiswindung: über dem r. Knie aber bricht das Antike ab. Zwei Stfitzen, deren Brüche auf der ersten Umkreisung sichtbar sind, haben wohl einer den sich hebenden Kopf des Keptils, der andre die Hand oder die Schale getragen. Die Arbeit ist derb. Eine Demeter mit grosser Schlange neben sich zeigen einige Reliefs ; aber von ihr ist die Haltung dieser Sitzenden erheb- lich Terschieden. (}) Dem lateinischen Ausdruck viel entsprechender wäre eine Muschel, wie sie bekannte Nymphenfiguren, auch in jenem Neapeler Relief (S. 338), vor sich .halten : aber ^die sitzen nicht und sind nicht von Schlangen um- wanden. (t) S. MichaeUs, ROm. Mitth. 1898 S. 254. 850 £. PETERSEN sie den bekannten opus Tisicratis u. s. w. nachgebildet, aber dass sie jenen älteren nicht gleichwerthig sind, ist besonders durch den Fund der zum Hercules Olivarius gehörigen klar geworden, welche dies leider nicht erhaltene Werk als opus Scopae minoris bezeich- net (^). Welcher Praxiteles ist es denn, den die Inschrift des einen quirinalischen Dioskuren nennt? Freistehende Golosse als Originale der zum Wandschmuck bestimmten und componierten quirinalischen Gruppen zu denken geht nicht wohl an, auch abgesehen von der Vermuthung die uns auf ein malerisches Vorbild hinführte. Der geringe Anhalt aber, der sich für den Gedanken finden mochte, dass die vorausgesetz- ten Erzcolosse in Tarent gestanden hätten, schwindet zusammen, seit wir (oben S. 3 flf.) eben in Tarent eine Menge von Dioskuren- typen kennen gelernt haben, darunter aber keinen den quirinali- schen auch nur ähnlichen. Dass in diesen Stilmischung vorliegt kann nicht bestritten werden; denn einerseits erinnert, wie man Furt- wängler zugeben wird, nicht weniges in der Bildung der Jünglinge wie der Bosse an den Parthenon und Pheidias; andrerseits aber sind die Kleinköpfigkeit der Jünglinge, ihr aufgeregtes Aussehn, mit weitgeöifneten Augen, lebhaft athmendem Munde, in welchem die Oberzähne sichtbar werden, der Wurf des Haares, das über der Stirn aufsteigt und zu beiden Seiten zurückfliegt, obgleich die Köpfe von der Körperbewegung abgekehrt sind, lauter Züge aus demjenigen Ideal der Dioskuren, das wiederum Furtwängler in Ro- schers Lex. I, 1175 f. als nach Alexander d. Gr. herausgebildet geschildert hat. Endlich wird man den Saumwellen am Mantel des Dioskuren wohl auch eine gewisse archaistische Neigung zuge- stehen. Sehen wir also zwar nicht von Vorbildern aber von Originalen die copiert wären ab, so kann nur das die Frage sein, wann diese Marmorstatuen gemacht sind. Für diese scheint mir nun eben der stilistische Eklekticismus und die klare, praecise, dabei etwas trockene Ausführung des Nackten an den Männern, an den Pferden besonders der Köpfe für Augusteische Zeit zu sprechen. Viel- leicht ergeben die Panzer, bei denen freilich wohl zu berücksich- tigen ist, dass sie als Nebensachen dastehen, noch positivere Anhalts- (») Vgl. Rom. Mitth. 1896, 99 und 1897, 56; Notizie 1895 S.459. DIE DIOSKÜRBN AUF MONTE CAVALLO UND JUTÜRNA 351 punkte. Hier könnte ein oder der andre Zug, wie der Band der Plätt<5hen, deren weiteres Auseinanderstehen (^), vielleicht für einen späteren Ansatz geltend gemacht werden, und bis in den An- fang des zweiten Jahrhunderts hinabzugehen empfehlen. Doch scheint mir die Entwickelung der Panzerformen noch nicht endgiltig fest- gestellt zu sein. Zusatz. Nachzutragen zu den Tarentiner Thontäfelchen habe ich eines, das ich bei Nervegna in Brindisi sah, vollständig 15 cm. hoch, 12 breit: der Naisk mit drei Akroterien. Die Jünglinge stehn wie in Typus 1 neben dem Altar ; aber auf diesem stehn die beiden Amphoren, wodurch der Altar als ihnen gehörend gesichert ist. Beide Jünglinge, fast Knaben, sind unterwärts mit Himation beklei- det wie in Typus 20 f., beide halten in der gehobenen äusseren Hand eine Stlengis, in der inneren, über dem Altar eine Schale. Beide haben lang auf die Schultern herabfallendes Haar und auf dem Scheitel eine Art Knauf, weder als Kappe noch als Stern füglich zu verstehen. Mit keinem der oben aufgereihten Typen identisch, dürfte dieser als 1* zu bezeichnen sein. E. Petersen. (^) Vgl. die fleissige Studie von t. ICohden in Bonner Studien, besonders S. 7, 11 f. 13. [Zu den oben S. 323 und 335 angezogenen Sarkophagen, gehören auch mehrere von denen die Strzygowski, Orient oder Rom, Kap. II behandelt hat, namentl. Abb. 14 und 20 mit Dioskuren, einmal mehr im capitolinischen, einmal mehr im quirinalischen Typus. Alle diese Sarkophage gehören zur « grie- chischen n Gattung, und wie früher namentlich Matz, Arch. Zeit. 1872 S. 12, dieselben aus dem griechischen Osten gekommen dachte, so auch Strzygowski, der die kleinasiatischen Parallelen nachweist. Es ist ein kleines Stück aus einem grossen, räumlich und zeitlich weit reichenden Zusammenhang, was da berührt ist. Der S. 336 ausgesprochenen Vermuthung steht die östliche Her- kunft jenes Dioskurenmotivs nicht im Wege ; denn ebendaher stammten ge- wiss auch die beiden Gemälde des Apelles.] BRÜCKE ODER NAVALE ? ZU S. 42, 2. Leider etwas zu spät bin ich erst dnrch Dresseis Ausführung in der Zeitschr. für Numism. 1898 S. 32 ff. auf die abweichende Deutung aufmerksam geworden, welche dem S. 42, 2 angeführten Grosserz des Antoninus Plus kürzlich gegeben worden ist. Meine Darlegung am a. 0. wird zwar nicht wesentlich berührt durch diese neue Erklärung ; aber man darf sich die Auslegung des hübsehen Münzbildes nicht verkehrem lassen, wie es durch Hülsen (0 und Drossel a. a. 0. geschehen ist Jener hat die eine Hälfte der Bildes falsch angesehen, und dieser hat, da er nun an einer Disso- nanz beider Bildhälften Anstoss zu nehmen nicht umhin konnte, nicht etwa die erste Hälfte wieder richtig, sondern auch die zweite falsch gestimmt. Immerhin aber danken wir Drossel die zuverläs- sige Abbildung der zwei Medaillons, die in den früheren Abbil- dungen, z. B. bei Cohen und Fröhner befremdliche Verschiedenhei- ten aufwiesen, jetzt aber so übereinstimmend erkannt werden, dass man nur eben noch sich überzeugt, dass die gute Abbildung die s. Z. V. Duhn in Rom. Mitth. 1886 S. 168 von dem einen gegeben hatte, gleich Drossel Taf. II 10, nicht 11 ist. Das nun was man auf diesen Münzbildern bis dahin für eine Tiberbrücke gehalten hat, unter deren einem Bogen ein Schiff sicht- bar wird, das hat Hülsen für ein navale, vswqiov erklärt (2), das er ein wenig unterhalb des sogen. Vestatempels ansetzt auf der jener Abhandlung beigegebenen Tafel. Er fand nämlich den Gedanken an eine Brücke ausgeschlossen dadurch dass diese, und was als ihre Brustwehr zu gelten hätte, nicht zur Insel niederstiege; dass vielmehr die Brücke an beiden Seiten in gleicher Höhe wie ab- geschnitten sei. Hülsen verhehlte sich allerdings nicht, dass es schwer sei, die Insel und das am I. Stromufer gelegene navale in ein so enges Bild zu fassen; aber er meinte, das Arsenal sei so darge- stellt, als ob es am r. Ufer läge und erschiene im Münzbild im Spiegel. Eine künstliche Erklärung, die Drossel mit Recht bean- standete ; aber statt das navale aus dem Münzbild zu beseitigen, beseitigte er vielmehr die Insel, um nun das ganze Bild auf die 1. Flussseite zu verlegen : Baum, Haus und Thurm glaubt er darin von Wald, Bewohnung und Befestigung verstehen zu müssen, die auf der Insel keinen Platz fänden (doch s. seine Anm. 1 S. 35), und den Ort selbst wegen der über dem Kopf des gelagei-ten Flus- gotts sich ballenden Felsmassen nicht als die flache, durchaus (^) In einer Abhandlung: foro Boario e le sue adiacenze nelVantichitd in den dissertas. d, Pontef. Accad. Rom. di archeol. s. II, vol. VI S. 230 ff. (1) Ich discutiere nicht die Berechtienng, ein navale inferius im Ge- gensatz zu einem andern weiter oberhalb gelegenen anzunehmen, obgleich ich keines der zwei Zeugnisse, die nach Beseitigung der Auslegung des Münx- bildes übrig bleiben, zwingend finden kann. E. PETERSEN, BROCKE ODER NAVALE ? 353 nicht felsige Insel, sondern als einen Berg, nämlich als den Aven- tin ansehen zu sollen. Wer durch eine längere Argumentation zu einer, wie es scheint, folgerichtigen Erklärung eines Bildwerks geführt wird, der wird immer gut thun, sich die so gefundene Deutung auch noch einmal an und für sich, auf ihre innerliche Wahrheit und künstlerische Einheit anzusehn. Im vorliegenden Fall handelt es sich um die Ankunft des Heilgottes, der, im Gesandtenschiff bis nah an die Tiberinsel gelangt, nun plötzlich selber wunderbarerweise sich das ihm genehme Cultuslocal auf der Insel wählt, indem er in seiner Schlangengestalt vom Schiffe gradeswegs zur Insel eilt. Und diesen Vorgang denken sich die neuen Erklärer so dargestellt, dass das Schiff bereits in eines der Schiffshäuser eingefahren sei; dass die Schlange sich anschicke das Schiff zu verlassen. Aber nicht das Ziel ihrer Bewegung, die Insel sondern nur der fernere Hintergrund sei dargestellt, neben dem navale noch der Aventin, die beide zu dem Ereigniss gar keine oder höchstens eine ganz äusserliche Beziehung haben. Eine solche Schlussbetrachtung müsste m. £. allein schon von der Irrthümlichkeit der neuen Deutung überzeugt haben. Aber es sei auch um Eingehen ins Einzelne. Was Dressel als Felsmassen ansieht, das ist nur die bekannte Grotte, welche für den in seinem Elemente liegenden Flussgott typisch ist. Der Trajanssäule ist wohl auch unser Stempelschneider, so gut wie der das Marcussäulen- relief entwarf, gefolgt ; auch die einladende Handbewegung des Gottes haben beide jenem Vorbild entnommen.AVer gar auf dem von v. Duhn mit Scharfsinn und Gelehrsamkeit erklärten Relief des Pal. Ronda- nini den Tiber und die Aesculapschlange erkennt, kann an der Dar- stellung der Insel auf den Münzen unmöglich Anstoss nehmen {}), Das Höhenverhältniss dieses Locals mit seinen Bauten zum Schiff und dem Bogenbau, einerlei ob wir ihn als Brücke oder als vavale ansehen, passt zu der Höhe der Insel aber nicht des Aventins. Baum, Haus, richtiger wohl Tempel und Thurm werden als proleptische Andeu- tung des Heiligthums zu verstehen sein, um so mehr wenn man die Richtung der Schlange ins Auge fasst. Also die durch den Ge- danken geforderte Insel nicht zu erkennen liegt keine Nöthigung vor. Aber das navale ? Jener Gedanke mit dem Spiegelbilde hilft nicht. Ein ganzes Münzbild könnte verkehrt gestochen sein, aber ein halbes ? Doch wozu das Spiegelbild ? Der Bogenbau ist ja ebenso- wenig auf dem rechten wie auf dem linken Ufer stehend zu denken, da er augenscheinlich zum Strom, zum Schiff, zur Insel nicht pa- rallel sondern quer sich erstreckt, wie es eben nur für eine Brücke angemessen ist. Nur für eine Brücke hat auch die Brustwehr Sinn. Ja, (M Urasrekehrt mu88 freilich Dressel S. 35, 2 eine neue Erklärung auch des Reliefs verlangen. Was den felsigen Charakter des Flussufers anlangt ^o verweise ich auf das Donauufer an der Trajanssäule Taf. XXVI, Ö4 f. Cich. mit meiner Erklärung, Trajans Dak. Kriege S. 43 f. 354 E. PETERSEN, BRÜCKE ODER NAYALB ? dass ein navale, in welches heimkehrende Schiffe, wie nach Hülsen S. 251 dasjenige des Cato oder auch eben das zum Aesculap ge- schickte einlaufen, um dort landen und löschen zu lassen, nicht un- mittelbar mit den Schiffshäusern am Fluss liegen kann, wie es doch wohl nach der neuen Erklärung der Fall sein müsste, scheint mir selbstverständlich. Und mit welchem Becht verlangt man dass die Brücke sich zur Insel senke? Für die Darstellung, wie ich sie mit den Meisten verstanden habe, kann m. E. keine andre Brücke als der pons Aemilius in Betracht kommen (*). Dieser ist aber sicherlich ohne Ver- bindung mit der Insel gewesen, das lehrt ein Blick vom Ponte Pala- tino auf den Ponte rotto und die Insel. Ganz konnte die Insel nicht im Münzbild aufgenommen werden : der jenseitige Theil musste, zumal bei dem tief genommenen Augenpunkt, hinter der Insel und ihren Ge- bäuden mit dem Baume vei-schwinden, wie im Säulenrelief das rechte Ende der Ti*ajanischen Donaubrücke hinter dem einen Brückenkopf verschwindet (Cich. Taf. LXXII), oder auf der einen Forumsschranke das rechte Ende der Basilica Aemilia hinter dem Feigenbaum. Das diesseitige Ende musste des engen Biidraums wegen abgeschnitten werden, wie ja auch das Navale nicht vollständig sein würde. Wozu auch mehr von der Brücke darstellen, von der im Grunde ein Joch genügte, um das durchfahrende Schiff aufzunehmen ? Von dem eben untier der Brücke zum Vorschein kommenden Schiff ist in diesem Sinne passend die prora dargestellt, wogegen das ins navale einfahrende billigerweise die puppis zeigen wurde. Gott Tiberinus heisst das Schiff, heisst den neuen Gott willkommen, und dass die Schlange das Schiff verlässt in dem Augenblick, wo die Insel insicht kommt, das ist doch weit natürlicher, als dass sie wartet, bis das Schiff (nach Hülsens Meinung) ins navale eingefahren ist. Jene Annahme ist mit dem kurzen Bericht des Livi US- Auszugs XI in Einklang: anguem . . . deportaverunt ; eoque in insulam Tiber is egresso eodem loco aedes Aesculap lo consiiiula est. Diese stützt sich auf Valerius Maximus, der den im Folgenden eingeklammerten Zusatz, I, VIII 2: anguis ... urbi se nostrae advehendum restituit, atque (in ripam Tiberis egressis legalis) in insulam tranavit, nur aus dem Grunde hinzufügt um das selbständige Vorgehn der Schlange in besseres Licht zu rücken. Unser Münzbild, wenn wir es nach Allem auch ferner so verstehen, wie man es früher verstanden hat, wird uns das Becht geben, jenen Zusatz als eine unpassende Einschaltung des Valerius Maximus anzusehn. Als Analogie für die Dioskurenschlangen und ihren Ueber- gang zur neuen Stiftung, wie oben S. 42, wird das Bildchen auch femer gelten dürfen. E. P. (>) Wie dieser im Münzbild nach Hülsens Erkl&mng ror dem Narale unsichtbar sein konnte, begreife ich nicht; man müsste denn das Bild mit pedantischer Geschichtstreue ausgeführt denken. Ob freilich 291 schon das navale existierte ? SITZUNGEN UND ERNENNUNGEN 7. December, zur Feier Yon Winckelmanns Geburtstag: Petersen, über die Dioskuren vou Monte Gavallo (s. oben S. 810). — Amelüno über eine weibliche Gewandstatue des fünften Jahrhunderts (s. oben S. 181 ff.). 21. December: Hülsen, über ein Relieffragment mit Inschrift. — Petersen über den ursprünglichen architektonischen Zusam- menhang der Dioskuren Ton Monte Gavallo. Zum Winckelmannstage wurden ernannt: zu ordentlichen Mii^liedem die Herren: Dragatsis, in Athen Leonardos, » Stais, » Tsündas, » zu Correspondierenden Mitgliedern die Herren: Byzantinos, in Athen Schiff, » WiLSKi, in Milet Zahn, in Berlin G. BoNi, in Rom. INHALT W. Amelüng, Weibliche Gewandstatue des fünften Jahrhun- derts (Taf. III, IV) S. 181-197. f> n Bemerkungen zur Sorrentiner Basis S. 1Ö8-210. E. Caetani-Lovatelli, Di due rilievi gladiatoru S. 97-107. E. LoEWY, Zu Mitteiluftgen oben S. 144 S. 236-236. H. Lucas, Eine unerkannte Midasvase S. 229-284. A. Mau, Litleratur über Pompeji. S. 108-132. » » Der Tempel des Vespasian in Pompeji. S. 183-188. » » Amoren als Oelfabrikanten. S. 188-141. n » Der Tempel der Venus Pompeiana. (Taf. VII- VIII). S. 270-308. P. Orsi, Siculi e Greci in Leontinoi. S. 62-96. G. Patroni, La pretesa Maia, erma del Museo Nationale di Napoli. S. 181-132. E. Petersen, Dioskuren in Tarent (Taf. I-II). S. 3-61. » » Varia: I. Die Marathonische Bronzegruppe des Pheidias. S. 142-151. » » II. Die Ringergruppe der Tribuna. S. 152-160. n » III. Zem oder Alexander mit defn Blitz. S. 160-169. » » IV. Zum Augustusbogen von Rimini. S. 169-171. » » V. Der Sarkophag eines Arztes. S. 171-176. « » Die Dioskuren von Monte Cavallo und Juturna. S. 810-351. » » Brücke oder Navale? Zu S. 42 J. S. 352-854. G. E. Rizzo, Spigolature archeologiche (Tav. V). S. 237-260. » » Faso campano con scena fiiadca (Taf. VI), S. 26 1 -269. M. KosTOWzEW, Pinnirapus iuvenum S. 223-228. B. Sauer, Zur Rekonstruktion der Tyrannenmördergruppe. S. 219-222. E. WoELFFLiN, Die Dioskuren in Therapnae. S. 177-190. K. WuENscH, Zwei unedierte Terrakotten des Herrn Dr. Alphons Stuebel S. 211-218. Sitzungen und Ernennungen. S. 180 und 355. III Koma Fotut. Oao«ii ^ < ü 5 2 < ü < > Cd S ti] o Cd o Cd Cd O X O o o VI Rom» Fotol. Daoeai VASO DI KENTURIPAI vn j ; ; ; ; } ; ; ; y j>r ir dem Fassboden. 8. Qoenchniti 4. Restanrirter Grandriss. Yin ipoUna: Qniiidü dm Hofes. GIOVANNI OBERZINER LE GUERRE DI AUGUSTO CONTRO I POPOLl ALPINi Co« 5 ffTitidi carte geogufiche. -^ In 4** gr. (XU, »59). Legate in teU. — Frincs $0. INDICB inlrv^tii^i^nt: 0]irUlmie ilel lavoro cd ctame dtUc fonü. Utr0 prim^ : Lc gmm contra i SmU%su /ii^rii ietüHJj : Lc |;fjcrf e Ciintiii 1 Lcpaa;!« l Vcaiiöocti, i Cifutintii i i tttouno. ^ T " .tii. — Ia gutsrt dt F« 51Uti LiAra drifi: Li gucrra Rrtica« 4irt !«uiJb«] nngliiaMlt /il(ri} f/uario: Le guerre contro i Ltgiiri dctlc Alpi Marinimc. I^tiflii, — la K^*ru di AiiK^tin aitifin i Li, JJbm ifumht: La gQcm lU Ani^usfo piotra ic Alpl Coiie e Gritk« L« n-. ttie Crnk